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Focus: Das Jägerbataillon Oberösterreich - die Miliz lebt

Als ehemaliger Kommandant des Jägerbataillons 16 wurde ich im Jahr 2005 mit der Aufgabe betraut, das neue Jägerbataillon Oberösterreich, das überwiegend aus den Soldaten der aufgelösten Jägerbataillone 14 und 16 gebildet wurde, zu formieren.

Nach einer Phase der Orientierungslosigkeit aufgrund der nicht absehbaren Entwicklung der Miliz (Mob-Verantwortlichkeit, Aufhebung der Übungspflicht für "Nichtkaderfunktionen", Auftrag) und einer mehrjährigen Übungspause übte das Jägerbataillon Oberösterreich erstmals 2006. Zu diesem Zeitpunkt waren viele Kameraden bereits lange nicht mehr einberufen worden und von der neuen Verpflichtung überrascht. Dies umso mehr, als man sie wenige Jahre zuvor mit einem Schreiben aufforderte, ihre Ausrüstungsgegenstände abzugeben, und in die Reserve versetzte.

Dennoch ist es mit den vorhandenen Mitteln und durch den Willen zum Erfolg gelungen, diese erste Übung, sowohl aus eigener Kraft als auch mit der tatkräftigen Unterstützung von Fachausbildern des Jägerbataillons 15 in Freistadt durchzuführen. Die neue Zusammensetzung der ausrückenden Truppe, die nun nur mehr aus Kadersoldaten bestand, stellte jedoch eine große Herausforderung für jeden einzelnen Teilnehmer dar. Kommandanten aller Ebenen, konnten plötzlich nicht mehr ihre Führungsaufgaben üben, sondern sind in die Rolle von "Schützen" versetzt worden. Ausgebildete Stabsoffiziere wurden in Ermangelung von Kraftfahrern für Transportaufgaben eingesetzt.

Trotz der neuen Situation, hat sich gezeigt, dass die grundsätzliche Führungsfähigkeit hergestellt werden konnte und viele Kameraden mit großem Eifer ihre Fertigkeiten weiter verbessert haben. Der Beweis dafür konnte wärend der Übung HANDWERK 09 erbracht werden, bei dem unser Bataillon mit seinem Einsatzwillen, seiner Disziplin und seinem Können nicht nur die mitübende Truppe sondern auch Überprüfende und Beobachter außergewöhnlich positiv überraschte.

Herausforderungen für das Bataillon und die Miliz Um die durch Politikerentscheid nicht mehr übungspflichtigen Mannschaften zu ersetzen, muss dem Bataillon für den Zeitraum der Milizübungen eine gefechtsbereite Fülltruppe zur Verfügung gestellt werden. Wir benötigen einsatzbereite Soldaten, um den Gruppen- und Zugskommandanten das Führen "ihrer" Mannschaft zu ermöglichen. Kurzfristig haben unsere Soldaten Tätigkeiten übernommen, die nicht zu ihren eigentlichen Aufgaben zählen, weil Not am Mann ist. Langfristig gesehen, ist diese Situation jedoch für keinen Kadersoldaten motivierend.

Wesentlich erscheint mir, die Entstehung einer "Zwei-Klassen-Armee" zu verhindern. Die Ausstattung der Milizverbände mit der neuen Uniform und dem Kampfanzug ist dafür unbedingt erforderlich. Auch die Verfügbarkeit des orgplanmäßigen Gerätes muss durch Schaffung eines "Übungspools" gewährleistet werden.

Vorrangige Aufgabe für die Zukunft wird es sein, ausreichend Nachwuchs für Kaderfunktionen zu bekommen. Das Aussetzen der Übungspflicht durch den damaligen Verteidigungsminister Platter kann sich möglicherweise als Todesstoß für die Miliz herausstellen. Aufgrund welcher Anreize soll ein junger Mann freiwillig eine Verpflichtung von 30, 60 oder 150 Übungstagen eingehen? Früher, als jeder übungspflichtig war, stellten einige Tage Übungsvorbereitung und Kurse in den Jahren zwischen den Truppenübungen, keine sonderliche Mehrbelastung dar. Jetzt geht es aber um "Alles oder Nichts". Die derzeitigen Maßnahmen, Nachwuchs für Milizkader zu gewinnen, erweisen sich aus meiner Sicht weitgehend als wirkungslos.

Die Frage, die in letzter Zeit immer häufiger an die Milizbataillone herangetragen wird, lautet: Wo gehören die Milizbataillone hin - zu den Brigaden oder wie bisher zu den Militärkommanden? Das kann erst nach einer eingehenden Beurteilung der Lage beantwortet werden. Die Einbindung bei Übungen in einen großen Verband, hat sich bei der HANDWERK 09 sicherlich bewährt, ist aber als alleiniges Kriterium zur Beantwortung dieser Frage nicht ausreichend. Es müssen vorher noch andere Faktoren wie Aufgaben und Aufträge der Milizbataillone, Mobilmachung, Übungssystematik usw. beurteilt werden.

Eines steht jedenfalls fest, die Miliz lebt und kann auch in Zukunft ein wichtiger Bestandteil des Bundesheeres sein, vorausgesetzt der politische Wille ist vorhanden.

Autor: Oberst Mag. Dr. Johannes Kainzbauer, Kommandant des Jägerbataillons Oberösterreich

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