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Das Close Protection Team

Der militärische Personenschutz im Kosovo

Mit der Übernahme des Kommandos über die Multinational Task Force South im Kosovo war auch ein entsprechender Personenschutz für den Kommandanten aufzubauen. Das Close Protection Team (CPT) stellt diesen rund um die Uhr sicher.

Die Ausgangslage und die Vorbereitung

Österreich übernahm erstmals im Rahmen eines NATO-Einsatzes die Führung eines brigadestarken Verbandes. Brigadier Mag. Robert Prader wurde am 29. Mai 2008 mit dem Kommando über die Multinational Task Force South (MNTF S) im Kosovo betraut. Mit dieser bedeutenden Funktion und der damit verbundenen Verantwortung stellte sich die Frage nach dem Personenschutz für den Kommandanten, denn gemäß internationaler Norm wird der Kommandant einer Brigade als "schutzwürdiges Gut" angesehen.

Der Auftrag zur Ausarbeitung und Vorbereitung eines entsprechenden Personenschutzes erging an das neu formierte Kommando Militärstreife/Militärpolizei in Wien. Die Agenden des militärischen Personenschutzes sind somit nach zwölf Jahren im Juni 2008 vom Jagdkommando an die Militärpolizei übergegangen. Aufgrund der noch nicht endgültig aufgefüllten Strukturen wurde das Jagdkommando damit beauftragt, die Fehlstellen im Personenschutzelement für die erste Rotation zu besetzen. So wurden der Kommandant/Einsatzleiter des Personenschutzelementes und zwei Personenschützer durch das Jagdkommando gestellt, die restlichen sechs Personen durch das Kommando Militärstreife/Militärpolizei.

Personenschutz im In- und Ausland

Die Durchführung des Personenschutzes für eine ständige Schutzperson im Ausland unterscheidet sich im Wesentlichen kaum von der Arbeit im üblichen Umfeld in Österreich, wo grundsätzlich Schutzpersonen nur temporär als Gäste des Bundesministeriums für Landesverteidigung zu beschützen sind.

Der Einsatz beginnt mit der Erkundung der Örtlichkeiten, Ausarbeitung der Fahrtstrecken und Absprachen mit jenen Stellen, die von dem bevorstehenden Einsatz berührt werden.

Die protokollarische Leitung des Besuchsprogrammes liegt in der Verantwortung der Attachéabteilung im Bundesministerium für Landesverteidigung, im Referat "Militärisches Protokoll". Diese Aufgabe übernimmt im konkreten Fall im Kosovo der militärische Assistent des Kommandanten der Multinational Task Force South. Eine genaue Terminplanung der Abfahrts- und Ankunftszeiten wird mit dem Close Protection Team koordiniert, da jeweils die Fahrt- bzw. Flugzeiten in die Termine eingerechnet werden müssen. Je nach Gefährdungsstufe der Schutzperson variieren Stärke und Ausrüstung der CPT.

Der Besuch beginnt bereits mit der Abholung der Schutzperson am Flughafen oder an Grenzübergängen mit bundesheereigenen Fahrzeugen; dies wird in Österreich mit einer Lotsung durch die Militärstreife durchgeführt.

Im Ausland beginnt jeder Einsatz ebenfalls mit der Abholung der Schutzperson, allerdings werden die Fahrten hier ohne Lotsung durchgeführt. Die Verwendung der Exekutivausstattung (Blaulicht, Folgetonhorn) wird im Anlassfall befohlen oder bei Gefahr im Verzug durch den Kommandanten des CPT vor Ort veranlasst.

Der Kommandant der MNTF S nimmt seine Termine in den meisten Fällen mit Hilfe eines Hubschraubers wahr, wobei ein bis zwei Personenschützer (Close Protectors) in der Maschine mit dabei sind. Der Rest des Teams verlegt mit Kraftfahrzeugen an den Ort des Termins, um möglichst eine zweite Option (Back-Up) mit den Fahrzeugen bei Schlechtwettereinbruch oder technischem Gebrechen des Hubschraubers sicherzustellen. Hier gibt es keine Unterschiede zu einem Einsatz in Österreich.

Bei mehrtägigen Terminen/Veranstaltungen im Inland verbringen ein bis zwei Close Protectors die Nacht im selben Hotel wie die Schutzperson in angrenzenden Zimmern. Hiervon unterscheidet sich der Einsatz im Ausland, da das CPT vom Kommandanten MNTF S räumlich getrennt ist. Dies stellt im HQ MNTF S allerdings kein Problem dar, da das Fieldcamp Prizren als "Sicherer Hafen" beurteilt wurde und der Kommandant sich darin völlig frei und unbewacht bewegen kann.

An Banketten oder Abendveranstaltungen (Oper, Theater, etc.) nehmen immer ein bis zwei Close Protectors in unmittelbarer Nähe der Schutzperson teil.

Der wesentliche Unterschied zum Kosovo ist jedoch, dass in Österreich die Einsätze nur in ziviler Kleidung durchgeführt werden, wogegen das CPT im Einsatzraum grundsätzlich in Uniform unterwegs ist.

Das Personenschutzelement der MNTF S ist rund um die Uhr für den Kommandanten beziehungsweise für den militärischen Assistenten abrufbereit, um jederzeit kurzfristig Ausfahrten und Termine wahrnehmen zu können. Dies ist jedoch eher die Ausnahme, da die Arbeit grundsätzlich nach einem strukturierten Terminplan abläuft. Dennoch ist, zumindest zu Beginn, die ständige Nähe zwischen Schutzperson und Personenschützern für beide Seiten ungewohnt, und bedarf einer gewissen Eingewöhnungsphase. Diese dauert je nach Team und Kommandant einige Wochen.

Die tägliche Routine der Close Protectors im Kosovo

Der normale Tagesablauf des Personenschutzelementes beginnt morgens mit einer kurzen Besprechung zu den Vorhaben des Tages, der Personaleinteilung für die Ausfahrten und die ständige Wartung, Optimierung und Instandhaltung der Kraftfahrzeuge und der persönlichen Ausrüstung.

An den Tagen, an denen keine Ausfahrt angesagt ist, werden größere Arbeiten wie Technischer Dienst oder Scharfschießen eingeplant und durchgeführt. Auch das persönliche Training des Teams erfolgt an solchen Tagen. Dazu kommen Erkundungsfahrten und Routenplanungen für künftige Unternehmungen.

Die Ausrüstung

Zur ständigen Ausrüstung des CPT im Ausland gehören die Pistole P 80 sowie das Sturmgewehr 77 und/oder die Pistole P 90. Im Anlassfall werden Personenschützer auch mit Mehrzweckflinte, Scharfschützengewehr oder Ähnlichem ausgestattet. Verbindung hält das CPT untereinander mit den Teamfunkgeräten, die wahlweise mit einem so genannten "Bodyguardsatz" oder mit einer Induktions-Sprechgarnitur ausgestattet sind.

Ansonsten unterscheidet sich die persönliche Ausrüstung nicht von jener der anderen Soldaten.

Die Anfänge des militärischen Personenschutzes

Der Beginn des Personenschutzes beim Jagdkommando geht auf das Jahr 1996 unter der Führung des derzeitigen Militärkommandanten von Tirol, Generalmajor Mag. Herbert Bauer, zurück. Die Erarbeitung der Grundlagen und die erste Ausbildung fanden unter der Leitung deutscher Feldjäger noch im selben Jahr statt. Der Lehrgang bestand aus zwölf Teilnehmern, aus denen in weiterer Folge die Lehrgruppe Personenschutz beim Jagdkommando gebildet wurde.

Für die folgenden zwölf Jahre wurden durch diese Lehrgruppe unter anfangs hohem persönlichen Einsatz die Grundlagen geschaffen, den militärischen Personenschutz international konkurrenzfähig zu machen. Jährlich wurden ein bis zwei Personenschutz-Kurse mit großer internationaler Beteiligung abgehalten. Diese wurden auch von Angehörigen des Innenministeriums besucht und mit hoher Anerkennung bedacht.

Die Lehrgruppe Personenschutz stellte aber nicht nur das Lehrpersonal, sondern auch das Gros des Einsatzpersonals mit dem Auftrag, die Besuche des Verteidigungsministeriums abzudecken. In den Jahren 1998 bis 2003 wurden jährlich um die 35 bis 40 Einsätze geleistet, wobei als Schutzpersonen neben ausländischen Verteidigungsministern und Generalstabschefs auch internationale Größen wie Dr. Javier Solana, der NATO-Oberbefehlshaber in Europa (SACEUR), NATO-Waffengattungschefs EUROPA und einige mehr von den Personenschützern des Jagdkommandos "betreut" wurden.

Auch Großveranstaltungen fielen in den Verantwortungsbereich des Personenschutzes, wie z. B. Tagungen im Rahmen des österreichischen EU-Vorsitzes, ein NATO-Workshop in Wien und die ISFAT, eine internationale Konferenz zur Terrorismusbekämpfung in Wien.

Der erste Kommandant des CPT im Ausland, Oberleutnant Joachim Meier, zu seinem Einsatz:

"Für mich war und ist die Teilnahme an diesem Einsatz insofern eine Herausforderung, da noch nie eine ständig zugewiesene Schutzperson über diesen langen Zeitraum zu beschützen war. Dazu noch eingebettet in den internationalen Verbund bei KFOR versprach der Einsatz sehr interessant zu werden. In weiten Teilen hat sich dieser erste Eindruck auch bestätigt.

Das Personal, welches aus Personen aus dem Jagdkommando und der Militärpolizei zusammengestellt wurde, arbeitet sehr engagiert und professionell zusammen. Probleme traten bis zum heutigen Tag im Team noch keine auf.

Man kann nur mit Stolz auf die bisher gezeigten Leistungen blicken, die das CPT rund um Brigadier Mag. Robert Prader geleistet hat. Österreich braucht den Vergleich mit anderen Nationen nicht zu scheuen."


Autoren: Oberleutnant Joachim Meier, Jahrgang 1966, rückte am 1. Oktober 1986 zum damaligen Ausbildungszentrum Jagdkampf ein. 1991 Absolvierung des Jagdkommandokurses, danach Ausbildung zum Unteroffizier (letzter Dienstgrad: Offiziersstellvertreter). Wechsel in die A2-Laufbahn und seit 2003 als ziviler Beamter beim Jagdkommando in verschiedenen Funktionen tätig.Personenschutzausbildung 1996 und seit dieser Zeit Angehöriger der Lehrgruppe Personenschutz beim Jagdkommando. Auslandseinsatz: Mai 2008 bis September 2008 als Kommandant Close Protection Team.

Major Mag. (FH) Michael Barthou, Einjährig Freiwilliger Oktober 1994 bei der Ausbildungskompanie/Militärkommando Oberösterreich, Militärakademie von 1999 bis 2002, ausgemustert als Panzeroffizier zur 3. Kompanie/Panzerbataillon 10 als Zugskommandant und stellvertretender Kompaniekommandant; September 2003 Versetzung zum Panzerbataillon 14 als stellvertretender Kompaniekommandant, dann S1&S5; 2007 Versetzung zur 4. Panzergrenadierbrigade als S5 - nach Umgliederung OffzÖA&Komm. Kurse: Informationsoffizier, Internationaler Militärbeobachterkurs, Internationaler PIO-Kurs, Presse-Stabsoffizierskurs an der Akademie für Information und Kommunikation. Auslandseinsätze: Dezember 2004 bis Juli 2005 LOT EUFOR/Bosnien, aktuell: Mai 2008 bis November 2008 KFOR als Chief Public Affairs Office/MNTF S.

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