Bundesheer Bundesheer Hoheitszeichen

Bundesheer auf Twitter

Psychologie: Alkoholprävention bei der Truppe

In Österreich ist es traurige Realität, dass rund fünf Prozent der erwachsenen Österreicher alkoholabhängig sind. Weitere 13 Prozent trinken in einem Ausmaß, dass die Gesundheit dadurch Schaden nimmt. Pro Tag entsteht Österreichs Betrieben ein alkoholbedingter Schaden von rund drei Millionen Euro durch Fehlzeiten, Arbeitsfehler, Arbeitsunfälle und so weiter. Jede sechste Kündigung erfolgt wegen Alkoholmissbrauchs.

Diese Fakten lassen aufhorchen. Bedenklich erscheint aber auch, dass sich diese Angaben auf alle Österreicher gleichermaßen beziehen. Das bedeutet im selben Zug, dass eine ähnliche Verteilung im Österreichischen Bundesheer anzunehmen ist. Schenkt man manchen Stammtischgesprächen Glauben, könnte man davon ausgehen, dass gerade im Bundesheer die Zahlen noch viel höher seien. Wird die Situation jedoch genauer betrachtet, ist davon auszugehen, dass der gewöhnliche Soldat sich nicht wesentlich von der restlichen österreichischen Bevölkerung unterscheidet. Grund genug Gegenmaßnahmen zu setzen, die über das im Dienst verordnete Alkoholverbot hinausgehen.

Viele Menschen stehen gegenüber zusätzlichen Anstrengungen skeptisch gegenüber und äußern starke Zweifel daran. So befürchten viele Bedienstete, dass das Durchführen von Alkoholpräventionsmaßnahmen einem Eingeständnis gleichkäme, ein Alkoholproblem im jeweiligen Organisationselement zu haben. Weiters erweckt das Wort "Alkoholprävention" bei vielen Kameraden Misstrauen, weil sie glauben, Alkoholprävention würde einem gänzlichen Verzicht auf das Genussmittel Alkohol gleichkommen. In diesem Zusammenhang ist es aber als Alkoholsuchtprävention zu verstehen. So bedeutet Alkoholprävention hier Suchtvorbeugung und nicht das Verteufeln von verantwortungsvollem Alkoholgenuss.

Das Thema Alkoholabhängigkeit löst Unsicherheit aus, weil es den Soldaten und deren Angehörigen teilweise an Wissen darüber fehlt. Viele sind sich einerseits unsicher, was denn überhaupt "normaler Alkoholkonsum" ist und wo "problematischer Alkoholkonsum" beginnt. Andererseits wissen viele Soldaten auch nicht wie sie mit Kameraden umgehen sollen, von denen vermutet wird, sie würden zu viel Alkohol trinken.

Im Österreichischen Bundesheer gibt es ein Beispiel für wirkungsvolle Alkoholprävention, das die 4. Panzergrenadierbrigade umgesetzt hat.

Im Jahr 2010 hat das Aufklärungs- und Artilleriebataillon 4 (AAB4) als Musterverband ein Alkoholpräventionsprogramm erprobt, evaluiert und implementiert. In weiterer Folge haben die anderen Bataillone der 4. Panzergrenadierbrigade dieses Programm an ihre Bedürfnisse angepasst und übernommen. Diese umfassen alle einen sogenannten Stufenplan, bei dem mit zunehmender Unterstützung, mit zunehmender Öffentlichkeit und mit zunehmendem Druck bereits frühzeitig auf den betroffenen Soldaten eingewirkt wird. Dies setzt einiges an Wissen über die Wirkweisen und Gefahren des Alkohols bzw. normalen oder problematischen Alkoholkonsum voraus, um im Anlassfall zielgerichtet handeln zu können. Diese Themen werden in Kaderfortbildungen durch ressortinterne wie -externe Experten, z. B. vom Anton-Proksch-Institut, behandelt.

Vom normalen über den problematischen Alkoholkonsum bis hin zur Alkoholabhängigkeit vergeht mitunter eine lange Zeit. Ein schleichender Prozess geht vonstatten, während dessen sich beim Betroffenen zumeist aus undiszipliniertem Trinken Sucht entwickelt. Dies wird mitunter noch durch das Arbeitsumfeld gefördert, indem die Kameraden lange wegschauen und nicht mit dem Betroffenen sprechen. In der Fachsprache bezeichnet man das als Co-Abhängigkeit, was den Leidensweg des Betroffenen deutlich hinauszögert. Daher wird in diesem Programm besonderer Wert darauf gelegt, dass Kameraden und Kommandanten Betroffene möglichst direkt auf ihr Verhalten ansprechen und frühzeitig Unterstützungsangebote gesetzt werden. Darüber hinaus wird im Rahmen der gesetzlichen Möglichkeiten auch Druck auf den Betroffenen ausgeübt, um sein Verhalten zu beeinflussen, da es für Abhängige sehr schwer ist von selbst das Trinkverhalten zu ändern.

Die gerade angeführten Möglichkeiten einer Einflussnahme, verfolgen ausschließlich das Ziel, Alkoholabhängigkeit und Alkoholmissbrauch einzudämmen, also wertvollen Mitarbeitern wieder ein erfülltes Leben zu ermöglichen.

Der genussvolle und der verantwortungsvolle Umgang mit Alkohol soll dadurch jedoch keines Falls beschnitten werden.

Oberleutnant Mag. Alexander Birner

Eigentümer und Herausgeber: Bundesministerium für Landesverteidigung | Roßauer Lände 1, 1090 Wien
Impressum | Kontakt | Datenschutz | Barrierefreiheit

Hinweisgeberstelle