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Dreier Kaiser treuer Diener - Prinz Eugen von Savoyen

Wenige Feldherren erreichten eine solche Popularität wie Prinz Eugen von Savoyen. Seine Siege auf den Schlachtfeldern sowie sein diplomatisches Geschick ermöglichten dem Haus Habsburg den Aufstieg zu einer Kontinentalmacht.

Prinz Eugen Franz von Savoyen-Carignan (1663 bis 1736), Sohn des französischen hochadeligen Eugéne Maurice Graf von Soissons und einer Italienerin, Olympia Mancini, Nichte des allmächtigen französischen Ministers Kardinal Mazarin, drückte wie kein anderer dem "Zeitalter der Türkenkriege" seinen Stempel auf. Seine von ihm in Auftrag gegebenen Bauten und Sammlungen sind heute noch wichtiger Bestandteil der österreichischen Museen und der Nationalbibliothek. Selbst lange nach seinem Tod blieb Eugen stets in Schulbüchern und in der Kunst präsent - z. B. die Reiterstatue auf dem Heldenplatz in Wien. Das Bundesheer der Zwischenkriegszeit benannte eine Einheit nach Prinz Eugen von Savoyen.

Zahlreiche Legenden und Gerüchte rank(t)en sich um den Prinzen mit der hochadeligen italienischen und französischen Verwandtschaft. Manche halten sich bis heute - gehegt von patriotischen Gedichten und Geschichten über den "Edlen Ritter". Dazu kommt das Lied "Prinz Eugen, der edle Ritter"; es wird heute noch als Marsch gespielt.

Kindheit in Frankreich

Eugens Kindheit verlief ziemlich trostlos im Frankreich des Sonnen-königs Ludwig XIV. Sein Vater Eugéne-Maurice Graf von Soissons diente dem König als Offizier, seine Mutter machte sich als zeitweilige Mätresse des Herrschers und Lebedame am Hof in Versailles einen Namen. 1680 wurde sie in einen Skandal verwickelt und musste nach Holland fliehen. Der Junge wuchs unter der Obhut seiner Großmutter in einem Stadtpalais auf. Er sollte auf den geistlichen Stand vorbereitet werden und bekam bereits als Kind mehrere Abteien verliehen. Doch Prinz Eugen wollte wie sein Vater und sein Bruder Julius Soldat werden. König Ludwig wies die Bitte des Prinzen in einer Audienz schroff ab. Ein Verhalten, das er im Nachhinein bitter bereute.

Flucht und Aufstieg

Daraufhin entschloss sich Prinz Eugen zur Flucht aus Frankreich. Wie sein in einem Rückzugsgefechtgegen die vorrückenden Osmanenbei Petronell gefallener BruderJulius wollte er in die Armee desHabsburgerkaisers Leopold I. eintreten. Über Köln floh der junge Hochadelige mit einem Schwiegersohn des französischen Königs Richtung Österreich. Während der Schwiegersohn aus Köln reuevoll nach Paris zurückkehrte, reiste Prinz Eugen von Savoyen nach Passau zu Kaiser Leopold, der ihm zwar nicht das Regiment seines verstorbenen Bruders überantwortete, jedoch dem Flüchtling erlaubte in die kaiserliche Armee einzutreten.

In der Entsatzschlacht von Wien 1683 verdiente sich der junge Adelige seine ersten Sporen und kletterte in erstaunlicher Schnelligkeit die militärische Stufenleiter empor. Er nahm an den meisten Gefechten gegen die Türken teil, wobei Prinz Eugen schwer verwundet wurde. Ein Grund seines schnellen Aufstiegs bildete auch die Protektion seiner italienischen Verwandtschaft (Herzöge von Savoyen), wie auch des Markgrafen Louis von Baden ("Türkenlouis") aber auch des Beichtvaters des Kaisers, des Kapuziners Marco d´Aviano. Nach dem Entsatz von Wien 1683 gelang es der kaiserlichen Generalität, die Osmanen weit nach Osten und Südosten zurückzudrängen. Doch auch gegen Frankreich musste Eugen von Savoyen ins Feld ziehen.

Erfolge gegen das Osmanische Reich

Durch eine Empfehlung übertrug der Kaiser dem Prinzen (seit 1693 Feldmarschall) den Oberbefehl über die kaiserlichen Streitkräfte in Ungarn. Mit einer reorganisierten Armee konnte Eugen - wie einst Raimondo Graf von Montecuccoli bei Mogersdorf (siehe TD 5/2010) - die Armee des Sultans bei Zenta 1697 bei einem Flussübergang attackieren und trug einen Sieg davon. Die Stadt Sarajewo fiel in österreichische Hand. Im folgenden "Frieden von Karlowitz" - eine Ortschaft in der Vojvodina in Serbien - bewies 1699 der Feldherr auch sein Geschick als Diplomat. Mit diesem Sieg bei Zenta - einer Stadt in Serbien- konnte sich der einst als hässlich und klein verspottete Flüchtling aus Frankreich etablieren. Der schon greise Kaiser Leopold I. ließ ihm zahlreiche Ehrungen zuteilwerden. Er wurde auch Mitglied des "Geheimen Rates". Der Feldherr selbst begann seinen Ruhm (und Reichtum) offen durch große Bauprojekte zur Schau zu stellen.

Im Krieg gegen Frankreich Im Jahre 1700 starb in Madrid der Habsburger König Karl kinderlos. Nachfolger sollte Philipp V. von Anjou werden, was jedoch aufgrund des riesigen spanischen Überseebesitzes in Nord- und Südamerika bei den beiden Seemächten Großbritannien und den Niederlanden Besorgnis hervorrief. Das Haus Habsburg wollte einen Sohn Kaiser Leopolds, nämlich Karl - der spätere Kaiser Karl VI., dessen Regierungsantritt sich heuer zum 300. Mal jährt -, als Regent in Spanien einsetzen ("Spanischer Erbfolgekrieg"). Als Oberbefehlshaber der kaiserlichen Truppen in Italien nahm Prinz Eugen den Kampf gegen Frankreich auf und erfochte zahlreiche Siege gegen die französische Armee (Carpi, Chiara, Cremona). Ein entscheidender Sieg gelang jedoch nicht.

Frankreichs Diplomaten blieben nicht untätig und zogen Bayern und die aufständischen Ungarn ("Kuruzzen") auf die Seite des Sonnenkönigs. Diesen Schritt ihres Kurfürsten büßte das bayerische Volk bitter, als kaiserliche Truppen das Land eroberten und einen verzweifelten Aufstand der Landbevölkerung brutal niederwarfen. Eugen selbst war konfrontiert mit der heillos veralteten und langsamen Heeresverwaltung.

1703 gelang es Eugen die Stelle des Präsidenten des Hofkriegsrates zu erlangen, womit er den höchsten militärischen Rang mit dem eines "Ministers" vereinigen konnte. Mit seinen Verbündeten England und den Niederlanden gelang es dem Feldherrn mit seinem kongenialen Freund dem britischen Feldherrn Marlborough die Franzosen bei Höchstädt an der Donau 1704, 1708 bei Oudenaarde und 1709 bei Malplaquet zu schlagen. Die Stadt Lille fiel in die Hände der Verbündeten. Auch in Italien drängte Eugen die Franzosen wieder zurück. Ein Frieden mit dem Sonnenkönig scheiterte aufgrund von überzogenen Forderungen der Verbündeten.

1705 folgte Joseph I. seinem Vater auf den Kaiserthron. Der neue Kaiser genehmigte seinem Feldherrn große Freiheiten, doch nach nur sechs Regierungsjahren folgte ihm sein jüngerer Bruder Karl, der Eugen gegenüber viel reservierter erschien.

Den belastenden Krieg mit Frankreich ließ auch der neue Kaiser weiterführen, doch kamen ihm wegen der von England und den Niederlanden gefürchteten Übermacht des Hauses Habsburg auf dem Kontinent (spanische Könige und römisch-deutsche Kaiser) die Verbündeten abhanden.

1714 musste in Rastatt und Utrecht Frieden geschlossen werden. Wieder erwies sich Eugen von Savoyen als guter Verhandler und Diplomat, der dem Haus Habsburg einen stattlichen Teil des spanischen Erbes sicherte (in Norditalien und die spanischen Niederlande).

Der Aufstieg zu ewigem Ruhm

Ab dem Jahr 1716 kam es zu einem erneuten Konflikt mit dem Osmanischen Reich. Wieder blieben die kaiserlichen Streitkräfte gegen die Truppen des Sultans siegreich. Nach dem Sieg von Peterwardein - ein Ortsteil von Novi Sad in Serbien und durch die Varadin-Brücke mit ihr verbunden - begann Prinz Eugen die Belagerung Belgrads, die er schließlich unter Zuhilfenahme einer Pontonbrücke angriff. Am 22. August 1717 befand sich die Stadt in kaiserlicher Hand. In dem folgenden Frieden von Passarowitz - einer Stadt in Serbien - gelangte das Reich zu seiner größten Ausdehnung (Banat - liegt heute im Dreiländereck Rumänien, Ungarn, Serbien; Teile der Walachei und Serbiens). Jetzt stand Prinz Eugen am Zenit seiner Karriere.Auch das Lied "Prinz Eugen, der edle Ritter" wurde ungemein populär.

Der langsame Abschied von der Macht

Prinz Eugens Ruhm hatte jedoch seine Schattenseiten. Das Verhältnis zu seinem kaiserlichen Herrn blieb distanziert, er musste trotz seiner hohen Stellung (Hofkriegsratspräsident und Vorsitzender des "Geheimen Rates", 1716 bis 1724 Statthalter der Niederlande) mit zahlreichen Intrigen bei Hof kämpfen. Eugens warnende Stimme gegenüber Karl VI., der mit völkerrechtlichen Verträgen und der "Pragmatischen Sanktion" das Erbe für seine Tochter Maria Theresia zu sichern suchte, blieb ungehört. Auch der aufstrebende Militärstaat Brandenburg-Preußen unter dem Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I. erregte sein Missfallen, ohne gegen den Verbündeten etwas unternehmen zu können.

Mit zunehmendem Alter versiegte auch das Feldherrntalent Eugens - er konnte den "Polnischen Erbfolgekrieg" nicht zugunsten des Hauses Habsburg entscheiden. Der preußische Kronprinz Friedrich, der den Prinzen Eugen verehrte, sah sich vom Feldherrn Prinz Eugen schwer enttäuscht. Selbst der Kaiser schloss hinter dem Rücken seines Feldherrn Frieden.

Eine Lungenentzündung bereitete am 21. April 1736 dem Leben des "Edlen Ritters" ein jähes Ende. Unter großer Anteilnahme der Wiener Bevölkerung und des Militärs trug man den einstigen Flüchtling im Stephansdom ("Kreuzkapelle") zu Grabe.

Nach dem Tode Eugens schien auch für Österreich eine neue Zeit zu beginnen. Die Kriege des Kaisers gegen die Türken gingen zu Ungunsten Österreichs aus. Angeblich soll Karl VI. den Ausspruch getätigt haben, "dass nach dem Tode Eugens alles Glück zu Ende gegangen sei".

Das Erbe Prinz Eugens

Trotz der einstigen Siege gegen Türken und Franzosen stand Österreichs Heer nach dem Tode Eugens von Savoyen alles andere als gut da. Dies zeigte sich zuerst im Kampf gegen die Osmanen, dann aber nach dem Tod Karls im "Österreichischen Erbfolgekrieg" ab 1740, wo Maria Theresias Heerscharen anfangs gegen den modernen Militärstaat Preußen und seine Verbündeten verheerende Niederlagen einstecken mussten, bis Leopold Graf Daun seine berühmte Heeresreform durchführte.

Die Schlösser und Gebäude des "Edlen Ritters" veräußerte seine Erbin und Nichte Victoria zum Großteil an das Kaiserhaus. Heute prägen die Bauten noch immer das Stadtbild von Wien. Im Stadtpalais in der Himmelpfortgassebefindet sich bis dato ein Teil des Finanzministeriums, im Oberen Belvedere wie auch in Schloß Hof im Marchfeld sind Museen und Ausstellungsräume. Teile seiner kostbaren Bibliothek sind im Besitz der Österreichischen Nationalbibliothek, viele Kunstwerke in den staatlichen Sammlungen. Das was von seiner Korrespondenz übrig blieb - seine Privatsekretäre haben nach seinem Tode vieles vernichtet - findet man in den großen Archiven Wiens (Haus-, Hof- und Staatsarchiv und im Kriegsarchiv); das Heeresgeschichtliche Museum bewahrt noch einige persönliche Gegenstände auf. Der Ausmusterungsjahrgang 1968 der Theresianischen Militärakademie trägt seinen Namen.

Auf einen Blick

Prinz Eugen von Savoyen kann als klassisches Beispiel eines Angehörigen des europäischen Hochadels gesehen werden, der sein Glück an einem anderen Hof suchen musste. Es gelang ihm sich hier rasch zu integrieren und aufzusteigen. Solche Beispiele gibt es einige in Österreich bis zum Ende der Monarchie. In Prinz Eugen von Savoyen fügten sich Feldherrngeschick und politisches Können zusammen, eine Kombination von Gaben, die auch Napoleon und Friedrich den Großen auszeichneten.


Autor: Mag. Martin Prieschl, Jahrgang 1976. 2004 Wehrdienst im Panzergrenadierbataillon 13, Angehöriger des Milizbataillons Ober- österreich. Studium der Rechtswissenschaft und Geschichte an der Universität Salzburg. 2003 Abschluss in Geschichte mit Auszeichnung; 2003/2004 Auszeichnung des Bundesministeriums für Unterricht und Kunst für die besten Studierenden; Ausbildung zum Archivar am Institut für Österreichische Geschichtsforschung und der Fachhochschule Potsdam (Archiv, Bibliothekswesen, Dokumentation); Dissertation an der Universität Wien. Neben zahlreichen Publikationen u. a. Tätigkeiten im Verlagswesen; Hospitant im Kriegsarchiv, im Haus-, Hof- und Staatsarchiv und im Parlamentsarchiv sowie als Koordinator und Mitgestalter der Ausstellung "Liberale Politik in Österreich" (Parlament, 2006). Seit 2007 Archivbeauftragter der Evangelischen Kirche A und HB sowie Archivar der Diözesen Niederösterreich und Salzburg-Tirol; seit 2009 Geschäftsführer der Firma Archivtechnik & Systeme.

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