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Neustruktuierung der Englisch Sprachausbildung

Die Vermittlung militärischer Fachsprachen ist integraler Bestandteil der Sprachausbildung im Österreichischen Bundesheer. Nachdem die Schulung von zivilen Sprachlehrkräften in militärischen Kompetenzen nicht den gewünschten Erfolg brachte, werden nunmehr heereseigene Sprachtrainer (SpraTr) im "Team Teaching" zur Unterstützung der zivilen Sprachlehrkräfte eingesetzt.

Ausgangssituation

Mit der zunehmenden internationalen Ausrichtung der Streitkräfte ergeben sich für das Österreichische Bundesheer (ÖBH) zwei wesentliche Herausforderungen:

  • einerseits die breit angelegte und intensive Ausbildung sowie Vertiefung der Englischkenntnisse aller Berufssoldaten, insbesondere die fachsprachliche Ausbildung,
  • andererseits die Förderung der Mehrsprachigkeit im Offizierskorps zur Bewältigung der Aufgaben im internationalen Bereich.

Mit dem neuen Anforderungskatalog Sprachwesen hat das Bundesministerium für Landesverteidigung und Sport (BMLVS) auf diese Situation reagiert. Als Voraussetzung für umfassende Fremdsprachenkenntnisse ist das Beherrschen der Amtssprache Deutsch - für den Großteil des Kaders ist das auch die Muttersprache - auf hohem Niveau unerlässlich. Ausgehend von diesem Musskriterium erfahren die Führungs- und Arbeitssprachen Englisch und Französisch besondere Beachtung. Das bedeutet, dass funktionale Englischkenntnisse (Leistungsstufe 2 gemäß STANAG 6001; Standardisierungsabkommen der NATO-Staaten) bzw. Leistungsstufe B alter Diktion) für alle Unteroffiziere ab der Qualifizierungsstufe 3 obligatorisch sind. Professionelle Englischkenntnisse (Leistungsstufe 3 bzw. früher Leistungsstufe C) sind als Zulassungskriterium für alle Offizierslehrgänge ab dem Stabslehrgang 1 (StbLG1) in einer Übergangsfrist bis zum Jahr 2013 aufwärts festgelegt. Dies bedeutet für Offiziere eine Anhebung des Zulassungskriteriums Englisch um eine Leistungsstufe in ihren Laufbahnkursen.

Hinsichtlich der Förderung der Mehr- sprachigkeit der Offiziere wurde festgelegt, dass diese von Beginn der Offiziersausbildung in einer zweiten Fremdsprache bzw. mittels Förderung vorhandener Drittsprachenkenntnisse erreicht werden soll, so dass spätestens mit der Qualifizierungsstufe 4 eine zweite Fremdsprache auf dem Niveau der Leistungsstufe 2 beherrscht wird.

Zur praktischen Umsetzung dieses Anforderungskataloges wurden die neuen Durchführungsbestimmungen für die Sprachausbildung mit Jahresbeginn 2010 in Kraft gesetzt.

Die Sprachausbildung wird in drei Bereiche eingeteilt, und zwar

  • in die zentrale Sprachausbildung am Sprachinstitut des Bundesheeres,
  • in die dezentrale Sprachausbildung bei der Truppe und bei den Dienststellen sowie
  • in die militärischen Lehrgänge an der Heeresunteroffiziersakademie (HUAk), der Militärakademie (MilAk), der Landesverteidigungsakademie (LVAk) und in den Truppen- und Fachschulen integrierte Sprachausbildung.
    Die dezentrale Sprachausbildung hat hierbei folgende Ziele:

  • die Sicherstellung des Erreichens der Zulassungsvoraussetzungen für die Unteroffiziersausbildung in den Sprachen Englisch und Deutsch und
  • den Erhalt bereits erreichter Sprach kompetenzen ab Leistungsstufe 2.

Aus Gründen der Zweckmäßigkeit, Wirtschaftlichkeit und Sparsamkeit können aber auch Sprachausbildungs- und Sprachfortbildungsmaßnahmen in anderen Sprachen dezentral durchgeführt werden. Der Zweck der dezentralen Sprachausbildung ist es, eine möglichst kostengünstige und effiziente Sprachausbildung und Sprachfortbildung sicherzustellen. Im Rahmen einer solchen dezentralen Sprachausbildung und Sprachfortbildung kommt dem SIB die Genehmigungs-, Steuerungs- und Überwachungskompetenz zu. Die Truppenkörper und Dienststellen haben die Planungs- und Durchführungskompetenz, während den Kommanden der oberen Führung und den großen Verbänden die Koordinierungs- und Überwachungsaufgaben obliegen. Das SIB ist außerdem für die Fachaufsicht über alle Sprachausbildungsmaßnahmen, ausgenommen über jene an den Fachhochschulstudiengängen "Militärische Führung", verantwortlich.

Warum Sprachtrainer Englisch?

Bisher stützte sich die dezentrale Sprachausbildung ausschließlich auf zivile Gastlehrkräfte. Da diese meist über keine militärische Fachkompetenz verfügten, war die fachsprachliche Ausbildung nur in Ansätzen möglich. Die Gastlehrkräfte wurden in Fortbildungsseminaren am SIB in Fachterminologie und militärischen Grundlagen vorbereitet. Die Reaktionen der Gastlehrkräfte waren auf diese Maßnahme sehr positiv, jedoch konnte nur ein vergleichsweise geringer Prozentsatz des zivilen Lehrpersonales erreicht werden. Es stellte sich zudem bei Fachaufsichten immer öfters heraus, dass die Vermittlung von Fachterminologie in zu geringem Ausmaß erfolgte.

Aufgrund dieser Umstände wurden durch das SIB mittels eines Institutsbefehls die Abläufe und Regelungen neu zusammengefasst und der Truppe zur Verfügung gestellt. Vorausschauend begann man am SIB bereits 2008 in Zusammenarbeit mit dem Streitkräfteführungskommando (SKFüKdo) interne Sprachtrainer Englisch für die fachsprachliche Ausbildung zu schulen. Dabei ist allerdings zu beachten, dass ein Sprachtrainer keine Sprachlehrkraft ersetzen kann, sondern für die Vermittlung der fachsprachlichen Terminologie bei der Sprachausbildung als Experte und Ausbildungsgehilfe fungiert. Ziel ist die Integration der fachsprachlichen Ausbildung in die Sprachkurse in Form von Team Teaching. Zur leichteren Integration dieser Inhalte wurden vom Sprachinstitute Richtlinien zur Detaildurchführung von Sprachkursen und Förderseminaren in Englisch verfügt. Dies betrifft die Neuerstellung der Grobziele für die Sprachkursteile 1B, 2A und 2B, wo auch klare Inhalte und Zeitanhalte der fachsprachlichen Ausbildung verfügt wurden.

Sprachkursteil 1B Im Sprachkursteil 1B sind 20 Unterrichtseinheiten (UE) à 50 Minuten fachsprachliche Ausbildung vorgesehen, die nachstehende Inhalte umfassen soll:

  • Phonetic Alphabet,
  • Military Ranks and Postings (Company Level),
  • How to Report,
  • Barracks (Kasernenrundgang),
  • Daily Routine,
  • Military Time & Data Time Groups (DTG),
  • Presenting Yourself as a Soldier,
  • Uniform and Equipment,
  • Voice Procedures (Basics),
  • Formal Drill (Basics).

Hierbei kommt es vor allem darauf an, fachsprachliches Vokabular regelmäßig im Grammatikteil und im kommunikativen Teil des Sprach- unterrichts zu integrieren. Beispielsweise könnte die Beschreibung eines Kasernenrundganges auch in der past tense erfolgen, um diese Form praktisch zu üben.

Sprachkursteil 2A Im Sprachkursteil 2A umfasst der fachsprachliche Ansatz bereits 25 UE mit folgenden Bereichen:

  • Phonetic Alphabet,
  • Daily Routines,
  • Barracks (Kasernenrundgang),
  • Vehicles,
  • Weapon Handling,
  • Battalion: Organization and Postings,
  • Military Tasks and Orders,
  • Military Time & DTG,
  • Uniform and Equipment,
  • Terrain Orientation Basics,
  • Formal Drill,
  • Field Training,
  • Reports,
  • Voice Procedures,
  • Exercises and Peace Support Operation (PSO),
  • Formal Drill.

Sprachkursteil 2B Im Sprachkursteil 2B sind 30 UE mit folgenden Inhalten vorgesehen:

  • Battalion: Organization and Postings,
  • Branches,
  • Uniform and Equipment,
  • Daily Routines,
  • Barracks (Kasernenrundgang),
  • PSO,
  • Military Time & DTG,
  • Formal Drill,
  • First Aid and Medical Evacuation (MEDEVAC),
  • Voice Procedures,
  • Military Tasks and Operation Orders,
  • Military Briefing & Reports,
  • Exercises and PSO.

Generell kommt es vor allem darauf an, die fachspezifischen Elemente praktisch anzuwenden. Der "formal drill” wird daher nicht im Lehrsaal, sondern auf dem "parade ground” durchzuführen sein. Andererseits sollen während des fachsprachlichen Trainings auch die allgemeinen sprachlichen Fertigkeiten nicht zu kurz kommen. Dies ist ein weiterer Grund, warum Team Teaching für die fachsprachliche Ausbildung so wichtig ist.

Aus diesen Ausführungen wird ersichtlich, dass durch die Verbände und deren vorgesetzte Kommanden eine Koordinierung der Sprachausbildung zu leisten ist, weshalb die Zuteilung von Sprachtrainern zu den Sprachkursteilen bereits in der Jahresplanung erfolgen muss, solange das Soll von zwei Sprachtrainern Englisch je Verband oder Dienststelle ähnlicher Größenordnung noch nicht gewährleistet ist. Sobald Sprachtrainer und Sprachkurs feststehen und der Sprachkurs beantragt und in weiterer Folge genehmigt ist, kommt es darauf an, dass Sprachtrainer und zivile Lehrkräfte die gemeinsamen Unterrichtsstunden absprechen, planen und vorbereiten, sodass beide Seiten vorbereitet in das Team Teaching gehen. In der Tabelle sind Abläufe und Verantwortlichkeiten aufgelistet und in einen zeitlichen Bezugsrahmen gestellt. Diese Tabelle ist eine Checkliste und Richtlinie, von der nur in begründeten Ausnahmefällen abgegangen werden sollte.

Natürlich ist es auch notwendig, Nachbereitungen durchzuführen und den Sprachtrainern den hierfür nötigen Zeitbedarf und eventuell notwendige Dienstreisen bereits im Vorfeld einzuräumen. Hierfür gilt als Anhalt, dass je Unterrichtseinheit insgesamt etwa das eineinhalbfache der Unterrichtseinheit an Vor- und Nachbereitungszeit einzukalkulieren ist.

Wer eignet sich als Sprachtrainer Englisch?

Grundvoraussetzung, für den Sprachtrainer Englisch ist der Nachweis der Qualifikation gemäß eines aktuellen Englisch-Sprachleistungsprofiles (Englisch-SLP) 3/3/3/2+ oder besser. Die Ausbildung zum Sprachtrainer Englisch erfolgt derzeit in zwei Modulen in der Dauer von je einer Woche am SIB. Ziel des ersten Moduls ist die Vermittlung jener militärfachsprachlichen und fachsprachendidaktischen Kenntnisse, die die Trainer befähigen, im Zuge der Englisch-Sprachausbildung fachlich-militärische Unterstützung zu leisten. Diese Personen müssen über ein breites militärisches Wissen verfügen. Zielgruppe für Sprachtrainer sind daher die Berufs- oder Milizoffiziere bzw. -unteroffiziere. Darüber hinaus sollten sie über Truppen- und Auslandseinsatzerfahrung verfügen. Werden für dieses Ziel im Modul 1 die Grundlagen vermittelt, so erfolgt im Modul 2 eine erste Festigungsphase mit "Übungstruppe". Zur Erhaltung und Festigung der Kenntnisse und Fertigkeiten muss dann alle zwei Jahre eine Fortbildung absolviert werden.

Die Sprachtrainer Englisch werden nicht nur bei Sprachkursen benötigt, sie sind auch bei der sprachlichen Einsatzvorbereitung, bei Schulungen von KIOP/KPE-Kräften, bei Förderseminaren und fremdsprachlichen Kaderfortbildung notwendig. Dieses breite Spektrum an Einsatzmöglichkeiten bedeutet einerseits vielseitige Herausforderungen für die Sprachtrainer andererseits aber auch eine hohe Belastung der derzeit rund 30 ausgebildeten Sprachtrainer.

Der Vorteil für die Verbände ist, dass sie "ihre" Sprachtrainer auch im eigenen Bereich für die Durchführung von Kaderfortbildungen heranziehen können und so Fachexpertise unmittelbar im Verband verfügbar haben. Weiters erhalten die Sprachtrainer Übungsmaterial im Rahmen der Ausbildungs- und Fortbildungsmodule, das auch für die eigene Kaderfortbildung verwendet werden kann.

Erste Ergebnisse

Die ersten Erfahrungen des Einsatzes der Sprachtrainer zeigen die Richtigkeit des eingeschlagenen Weges. Es wird aber weiter am Engagement der Sprachtrainer, der Verbände und nicht zuletzt an der Unterstützungsleistung und Fachaufsicht des SIB liegen, dass diesem neuen Weg in der fachsprachlichen Ausbildung auch der notwendige Erfolg beschieden sein wird. Die Sprachtrainer Englisch sind ein wesentliches Element in der einsatzorientierten Sprachausbildung und für eine effiziente Sprachausbildung dringend erforderlich.


Autor: Oberst dhmfD Mag. Dr. Wolfgang Zecha, MSc, Jahrgang 1958. 1979 Theresianische Militärakademie, Jahrgang Laudon, 1982 Zugs- und Kompaniekommandant/Panzerstabsbataillon 9, 1985 Kommandant Stabskompanie & S4/Fliegerabwehrschule, 1988 bis 1993 nebenberufliches Studium Geschichte und Pädagogik, 1998 Doktorat, 1994 bis 2001 Hauptlehroffizier Methodik und Didaktik/Wehrpädagogikausbildung/LVAk, Ausbildung zum Trainer Führungsverhalten; seit 2001 Leiter Referat Prüfungswesen im SIB, 2004 MSc Civic Education.

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