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"Verbandsübung Jägerbataillon Niederösterreich 2011"

Das Jägerbataillon Niederösterreich (JgBNÖ) übte im Oktober 2011 im Großraum Tulln den Lufttransport von Soldaten sowie den Kampf im urbanen Gelände. "Black Hawk"-Hubschrauber unterstützten die Task Force bei der Festnahme einer terroristischen Gruppierung. Hauptaufgabe des Jägerbataillons war die Sicherung des Objektes und des Umfeldes sowie des Abtransportes der festgenommenen Terroristen.

Vorbereitungen

Die Vorbereitungen zur Übung begannen im Juni 2011. Im Zuge der Erkundungen entschieden wir uns als Einsatzort für die Ortschaft Hasendorf, das rund 20 Kilometer Luftlinie vom Fliegerhorst Brumowski entfernt liegt und somit für Luftfahrzeuge rasch erreichbar ist. Es war ein unschätzbarer Vorteil, dass ein persönlicher Kontakt zu allen wichtigen Ansprechpartnern (Jägerschaft, Besitzer des Objektes, Ackereigentümer usw.) besteht und die notwendigen Absprachen sehr einfach durchgeführt werden konnten.

Im Zuge der anfänglichen Grobplanung wurden Ziele definiert, die danach in Teilziele gegliedert und somit messbar gemacht wurden. Schnell war klar, dass den Bereichen "Sicheres Auf- und Absitzen im Lufttransport" sowie "Housesearching" (gem. DVBH zur Erprobung "Schutz - Aufgaben und Techniken") die Schwergewichte zukommen mussten. Die Entscheidung, Sondereinsatzkräfte für den Zugriff in die Task Force einzugliedern, fiel ebenfalls leicht. Die notwendigen Absprachen mit dem verantwortlichen Kommandanten erfolgen. Die Terminfestlegung für den Einsatz richtete sich in erster Linie nach der Jahreszeit. Aufgrund des typischen Wetters im Oktober konnte - nach Rücksprache mit den Ortsbewohnern (vor allem Bauern) - in Erfahrung gebracht werden, dass rund um den Vollmond die Wahrscheinlichkeit, dass Nebel die Anlandung der Hubschrauber verhindern könnte, am geringsten ist. Im Juni erfolgte dann vor Ort die Absprache mit dem Ausbilder Lufttransport, wobei die Landezonen festgelegt wurden. Eine erste Einweisung in das Gelände sowie in die Lage an Teile des Stabes erfolgt im Juli.

Kurz vor dem Einsatz fand noch eine Begehung des gesamten Einsatzraumes mit dem Leiter der Stabsarbeit sowie dem S3 statt. Etwa eine Woche vor dem Einsatz wurde der Plan der Durchführung mit konkreten, zeitlichen Anhalten erstellt. Diese, der Realität entsprechenden Anhalte, stellten in weiterer Folge das unverzichtbare Grundgerüst für die Koordination der eingesetzten Kräfte mit der Öffentlichkeitsarbeit dar. Am erste Tag der Übung begann die Ausbildung. Trainiert wurde in erster Linie die Zusammenarbeit mit den "Black Hawks" sowohl in taktischer als auch sicherheitstechnischer Hinsicht. Nach einer Einweisung in die Handhabung des Funkgerätes TFF-41, einer Wiederholung der Grundsätze des Funksprechverkehrs sowie Waffen- und Schießdienst endete der erste Tag. Am nächsten Tag lief der Einsatz in allen Bereichen wie geplant ab und die Soldaten konnten ihre Leistungsfähigkeit und ihren Leistungswillen darstellen. Natürlich wurde die Möglichkeit, mit dem "Black Hawk" zu fliegen, als zentrale Motivation für die freiwillige Meldung zu dieser Übung genannt. Die Soldaten beeindruckten mit taktischem Know-how, Zielgerichtetheit sowie tadelloser Disziplin. Die Zusammenarbeit mit den Berufssoldaten der Militärpolizei (MP) war bestens, was auch von der anderen Seite - vom Kommandanten der MP-Teile - bestätigt wurde.

Übungslage

Im Jahr 2005 zerfiel der im Jahr 1918 durch einen Zusammenschluss mehrerer heterogener Regionen entstandene Staat Buntland nach kurzen gewaltsamen internen Auseinandersetzungen in die drei selbstständigen, international anerkannten Staaten Gelbland (Norden), Rotland (im Süden) und Orangeland (in der Mitte). In Orangeland gab es von Anfang an ethnische Konflikte zwischen Rubiern und Luteolern. Diese eskalierten im Jahr 2008 zu einem Bürgerkrieg, als die Rubier, unterstützt durch die Regierung von Rotland versuchten, die Luteoler aus dem Staatsgebiet zu vertreiben und Orangeland "ethnisch zu säubern". Nachdem die rubischen Truppen in Orangeland eine der luteolischen Enklaven eingenommen und dort ein Massaker an der Zivilbevölkerung angerichtet hatten, beschloss der Sicherheitsrat der Organisation der Vereinten Nationen (UNO), Truppen nach Orangeland zu entsenden, um in einer ersten Phase Frieden zu schaffen und diesen in einer zweiten Phase zu sichern.

Die friedenserhaltenden Kräfte der UNO in Orangeland bestehen aus einem Korps mit Hauptquartier in St. Pölten, die sich in zwei multinationale Divisionen (MND-S und MND-N) gliedern. Beide Divisionen führen militärischen Raumschutz durch. Aufgrund der großen Ausdehnung des zu schützenden Gebietes hält die MND-S in Langenlebarn ein unmittelbar geführtes luftbewegliches Bataillon als schnelle Eingreiftruppe (Rapid Reaction Force) zur besonderen Verfügung bereit - das "Blue Eagle" Battalion (BEBn). Das BEBn wird alarmiert und erhält den Auftrag, ein Spezialeinsatz-kommando bei der Festnahme einer aus drei Mitgliedern bestehenden subversiven rubischen Zelle in einem verlassenen Gehöft südlich der Ortschaft Hasendorf zu unterstützen.

Ausbildung

Die Milizübung des JgBNÖ im nächsten Jahr wird zwei wesentliche Ausbildungsschwerpunkte haben. Einerseits das Schießprogramm-Neu und als zweite Komponente den "Kampf im urbanen Umfeld".

Da es im laufenden Jahr bereits einen sehr gut besuchten freiwilligen Milizübungstag mit Vorträgen über das Thema "Kampf im urbanen Umfeld" im Bataillonsrahmen gegeben hat, war noch ein praktischer Einsatz zu diesem Thema für das Jahr 2011 geplant.

Die Grundidee der heurigen Ausbildung war der Einsatz zur Unterstützung von Spezialeinsatzkräften bei der Festnahme einer terroristischen Gruppierung in einem Gebäude. Um die Professionalisierung des JgBNÖ noch in einem weiteren Teilbereich zu steigern, wurde die Übung mit einer Lufttransportausbildung (LTrspA) gekoppelt und so das Heranführen der Kräfte im Luftweg trainiert.

Die Übung war ausbildungstechnisch in zwei große Teile gegliedert. Einerseits die LTrspA, andererseits das taktisch richtige Verhalten beim Anmarsch und beim Zugriff der Soldaten am Objekt. Der erste Teil wurde am ersten Übungstag am Fliegerhorst Brumowski Langenlebarn umgesetzt. Hier wurde das Bataillon durch externe Kräfte unterstützt.

Ausbildungsschwerpunkt war das Auf- und Absitzen von einem S-70 "Black Hawk" Transporthubschrauber, das Verhalten als Einweiser und als Kommandant. Die Theorie wurde in einem Unterricht am Vormittag vermittelt, am Nachmittag wurden mehrere Verladepakete gebildet und das praktische Verhalten am Luftfahrzeug inklusive eines kurzen Rundfluges durchgeführt.

Der zweite Tag war als taktische Übung angesetzt, wobei eine "Task Force" aus rund 70 Soldaten des JgBNÖ plus einer Gruppe Spezialeinsatzkräfte in den Einsatzraum flogen, um eine Terrorzelle in einem Gehöft festzunehmen.

Für diese Phase wurde ein Team unter der Leitung des S3 und Ausbildungsverantwortlichen aus der taktischen Übung ausgenommen. Diese "Evaluierer" waren auf die einzelnen Elemente der Task Force aufgeteilt (Scharfschützen, äußere Sicherung, innere Sicherung, Task Force Kommando).

Die Aufgabe der Evaluierungsteamswar es, den Ausbildungsstand zu dokumentieren, und in den Bereichen Führungsverfahren, Verbindung, taktisches Verhalten, Auftragserfüllung und Professionalität zu bewerten. Die Ergebnisse dieser Auswertung sollen als Basis für die Ausbildungsplanung im Vorfeld und während der nächsten Milizübung 2012 verwendet werden.

Eine weitere Aufgabe war, die unmittelbare Rückmeldung an die eingeteilten Kommandanten zu ermöglichen. Dazu gab es zwei geplante Übungsunterbrechungen, vor und nach dem Zugriff der Spezialeinsatzkräfte.

Aus Sicht der Ausbildungsverantwortlichen ist die Übung als sehr positiv eingestuft worden. Die gewonnen Erkenntnisse werden in die Planung 2012 eingearbeitet. Als Ausbildungsbedarf wurde der Umgang mit dem Funksystem "Konrad" erkannt. Hier sind Mängel in der Handhabung vom Gerät und im Funkverkehr vorhanden.

Die Motivation der Milizsoldaten und ihre positive Einstellung waren in jeder Phase der Übung zu spüren. Die gestellten Anforderungen wurden sowohl von den taktisch Führenden als auch von jedem einzelnen Soldaten erfüllt.

Mit der Erweiterung der Fähigkeit als luftbeweglicher Verband eingesetzt zu werden hat das Jägerbataillon Niederösterreich einen weiteren Schritt zur Professionalisierung gesetzt.

Öffentlichkeitsarbeit Ein wichtiges Anliegen des Jägerbataillons Niederösterreich ist es, das Verständnis der Bevölkerung für die Landesverteidigung und speziell für das Milizsystem zu stärken. Daher wurde entschieden, dessen Aktivitäten auch breit zu kommunizieren und sowohl Vertreter von Medien als auch der Regionalpolitik zu einem Besuchertag im Rahmen der Übung einzuladen.

Neben Gemeinderatsmitgliedern der betroffenen Ortschaften besuchten auch zahlreiche Redakteure von Print- und Onlinemedien das Event. Die Besucher hatten die Möglichkeit, sowohl die Luftlandung als auch den Zugriff aus nächster Nähe zu beobachten. Die einzelnen Phasen der Übung wurden durch den stellvertretenden Task Force Kommandanten kommentiert.

Parallel dazu dokumentierte die Heeresbild- und Filmstelle die gesamte Übung mit zwei Kamerateams und drei Fotografen. Ein Kamerateam wurde direkt in die Task Force eingegliedert. Das dabei entstandene Material war bereits wenige Tage nach der Übung auf der Homepage des Bundesheeres verfügbar.

Die Reaktionen auf diese getroffenen Kommunikationsmaßnahmen bestätigten dem Bataillon, einen wertvollen Beitrag zur Steigerung der Transparenz und des Verständnisses des Auftrages geleistet zu haben.


Autoren:

Mjr Martin Zeimel, Einrückung im Oktober 1985 nach Götzendorf zum Landwehrstammregiment 34. Ausbildung als sJäger. Zunächst Landwehrbataillon 343 dann Jägerbataillon 10 und jetzt Jägerbataillon NÖ. 10 Jahre KpKdt und jetzt S3 im Stab JgBNÖ.

Hptm Joachim Krammer, geb. 1972. Einjährig Freiwilliger als Artillerist 1993/1994, danach Verwendung als Geschützführer (Korpsartilleriebataillon 11). Ab 1999 Infanterist im Jägerbataillon 38,bis 2006 im Jägerbataillon Steiermark und seit 2008 im JgBNÖ, beordert als S3.

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