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Bombenjob Kampfmittelbeseitiger (I)

Ausbildung im Österreichischen Bundesheer

An der Heeresversorgungsschule wird seit 1979 das Munitionsfachpersonal geschult. Ständige Anpassungen der Ausbildungsthemen, besonders für die Auslandseinsätze, sind an der Tagesordnung. Durch terroristische Aktivitäten und die sich dadurch öffnenden neuen Einsatzszenarien mussten nicht nur die Ausbildung sondern auch das zu verwendende Gerät für die geänderten Gegebenheiten adaptiert werden.

Auftrag und Ausbildung

Das Schulungszentrum für Munitionstechnik ist ein Teil der Lehrabteilung "Technischer Dienst" an der Heeresversorgungsschule. Die dort tätigen Lehrer sind für die Aus-, Fort- und Weiterbildung aller für den Umgang mit Munition vorgesehenen Personen im Österreichischen Bundesheer verantwortlich.

Theorie und Praxis gehen im Schulungszentrum Hand in Hand. Der theoretische Teil wird stets durch den Gebrauch von Munitionsmodellen visuell unterstützt. Die praktische Ausbildung wird in Form eines Lehrpfades (ein Ausbildungsgelände, wo der auszubildende Kampfmittelbeseitiger nationale und internationale Munition in einem einsatzähnlichen Zustand vorfindet. Das Ausbildungsziel dabei ist, die Munition mit einer Sprengsimulation fiktiv zu vernichten) am Sprengbrandplatz und durch Übungen im Gelände interessant und abwechslungsreich gestaltet.

Die Theorie besteht aus Unterrichten und Präsentationen, dem Zeigen von Schnittmodellen sowie der Ausgabe und Bearbeitung von Munitionsdatenblättern.

Die Praxis beinhaltet das Einschätzen von Gefahren bei der Beseitigung von Blindgängern sowie die Sprengausbildung am Objekt, bei der verschiedene Beseitigungsverfahren erlernt werden.

Die Übungen umfassen die Zusammenführung von einzelnen Ausbildungsabläufen, wie die Gerätebedienung unter einsatznahen Bedingungen sowie die Entscheidungsfindung unter Stress. Darüber hinaus festigen die Übungen den Zusammenhalt der Teams.

Chronologie

Die Ausbildungslehrgänge im Fachbereich Munitionstechnik wurden vor 1984 in Wien durchgeführt. Für die Praxisblöcke wurden die Ressourcen der Heeresmunitionsanstalten Stadl Paura und Großmittel genützt.

Der theoretische und der praktische Teil der Ausbildung beim Umgang mit Munition umfassten - die Fertigung, - das Verpacken, - den Transport, - die Lagerung, - die Prüfung und Bereitstellung, - die Instandhaltung und Instandsetzung, - die Laborierung und Untersuchung sowie - das Vernichten von Munition.

1984 wurde das Schulungszentrums Munitionstechnik gegründet und die gesamte munitionstechnische Ausbildung nach Großmittel verlegt.

Ausbildungsstätte Großmittel

Die Vorteile liegen auf der Hand: - Kein täglicher dienstlicher Pendelverkehr zwischen Wien und Großmittel.

- Ein direkter Zugang zum Sprengbrandplatz ohne längeren Anmarschweg.

- Die Nutzung der örtlichen Gegebenheiten der Heeresmunitionsanstalt Großmittel.

- Die Nähe zur Prüf- und Versuchsanstalt für Waffen und Munition des Amtes für Rüstung und Wehrtechnik.

Weiters werden auf dem Areal durch das Schulungszentrum zusätzlich ein externer Lehrsaal, ein Gebäude mit Schauraum und ein Lagergebäude sinnvoll genutzt.

Das Kursangebot

Das Kursangebot ist erst seit der Ausgliederung nach Großmittel (siehe Chronologie) auf die jeweiligen Bedürfnisse der Truppe erweitert und abgestimmt worden. Fachkurse gab es früher lediglich für die Personengruppen Munitionsunteroffizier, Technischer Unteroffizier und Munitionsfacharbeiter.

Zusätzlich wurden noch ein Erweiterungskurs für Blindgängersprengbefugte und eine so genannte Grundausbildung C (siehe Tabelle links) für die Fachrichtung Munitionstechnik angeboten.

Anfang der neunziger Jahre wurde das Kursangebot neuerlich evaluiert und neuen Herausforderungen angepasst.

So musste zu Beginn des Jahres 1994 erstmals ein Kampfmittelbeseitigungsteam für den UN-Einsatz am Golan ausgebildet werden. Neue Auslandsmissionen wurden mit Soldaten aus Österreich beschickt, und Lenkflugkörper gegen Panzer und Luftfahrzeuge wurden im Bundesheer eingeführt. Das alles forderte die Ausbildung in der Heimat.

Seit der Neuordnung werden folgende Kurse und Seminare abgehalten: - internationale Ausbildungsseminare für Kampfmittelbeseitiger; - Fortbildungsseminare für Munitionsunteroffiziere und Kampfmittelbeseitiger, - Kurse für den munitionsspezifischen Brandschutz; - Einsatzvorbereitungen für UNDOF, KFOR, KIOP und auch kurzfristige Entsendungen; - Kurse für Sicherheitspersonal der Truppenübungsplätze; - Spezialausbildungen; - USBV-Kurse (Die Bezeichnung USVB - Unkonventionelle Spreng- und Brandvorrichtungen - wird international unter der Abkürzung IEDD - Improvised Explosive Device Disposal - verwendet. IEDD bedeutet, Spezialisten zur Entschärfung oder Vernichtung von IED bzw. USBV einzusetzen. USBV bzw. IED sind Bezeichnungen für Autobomben, Briefbomben - z. B. der Briefbombenserie von Franz Fuchs - Rohrbomben und Paketbomben); - munitionstechnische Ausbildungen für die Pioniertruppe.

Im Winter 2005 fand das erste internationale Fortbildungsseminar für Kampfmittelbeseitigungspersonal beim Schulungszentrum für Munitionstechnik in Großmittel statt.

Ausbildungsnachweise

Mit einer positiven Absolvierung eines Kampfmittelbeseitigungskurses der Gruppe A (siehe Tabelle links) wird der begehrte Berechtigungsausweis für den Kampfmittelbeseitiger von der kursführenden Dienststelle ausgestellt. Der Inhaber des Ausweises ist verpflichtet, im Fünfjahresrhythmus ab Ausstellungsdatum Fortbildungskurse zu absolvieren.

Seit Einführung des Berechtigungsausweises heißt der Blindgängersprengbefugte nun Kampfmittelbeseitiger. Dies weist auf seine nunmehr umfassendere Tätigkeit hin.

Verwendungsabzeichen

Bei positiver Absolvierung des Kurses für Beseitigung von Kampfmitteln der Gruppe B wird das Verwendungsabzeichen in Metall in der Ausführung Silber an den Kampfmittelbeseitiger verliehen.

Bei positiver Absolvierung des Kampfmittelbeseitigungskurses der Gruppe C wird das Verwendungsabzeichen Kampfmittelbeseitiger in Metall verliehen.

Das Verwendungsabzeichen in Gold kann an jene Kampfmittelbeseitiger verliehen werden, die entweder 100 beglaubigte Blindgängersprengungen durchgeführt haben oder die erweiterte Kampfmittelsprengbefugnis, das sind die Kurse E1, E2, E 3, positiv absolvieren.

(wird fortgesetzt) ___________________________________ __________________________________ Autor: Vizeleutnant Josef Scherz, Jahrgang 1964. 1983 beim Landwehrstammregiment 37 in Wiener Neustadt eingerückt, Ausbildung zum Artilleristen. 1986 Auslandseinsatz bei UNDOF/AUSBATT, 1990 bei UNFICYP. 1997 Ausbildung zum Kampfmittelbeseitiger und Munitionsunteroffizier; 1999 bis 2004 Dienst beim Jagdkommando. 1999 bis 2000 bei KFOR als Teamleader eines EOD-Teams, 2003 bei AUCON/EUFOR FYROM als stellvertretender Teamleader eines EOD-Teams. Seit 2004 Lehrunteroffizier für Munitionstechnik im Schulungszentrum Munitionstechnik der Heeresversorgungsschule.

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