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Die Deutsche Marine (II)

1956 - 2006: von der Zerstörerflottille zur Einsatzflottille

Zwischen 1956 und 1990 konzentrierte sich die Deutsche Marine primär auf die Landes- und Bündnisverteidigung im Rahmen der NATO. 1990 kamen Krisenbewältigung und Konfliktverhinderung hinzu. Das Einsatzspektrum reicht nun von der Überwachung von Seegebieten über die Durchsetzung von Embargomaßnahmen bis zur maritimen Unterstützung von Heeres- oder Luftwaffen-Kontingenten im Kriseneinsatz.

Was für eine Marine sollte das Nachkriegsdeutschland überhaupt haben? Das im Frühjahr 1949 von der amerikanischen Besatzungsmacht in Bremerhaven eingerichtete Naval Historical Team untersuchte den Streitkräftebedarf für eine in das westliche Verteidigungsbündnis eingebundene Marine der Bundesrepublik Deutschland. Der für die See- und die Gesamtstreitkräfte ermittelte Bedarf wurde im Oktober 1950 in der so genannten Himmenroder Denkschrift niedergelegt.

Der später vom Deutschen Bundestag gebilligte Umfang der Marine sah für die künftigen Zerstörerflottille (als Kernstück der Deutschen Marine) - 12 Zerstörer, - 6 Geleitboote (Fregatten) und - 6 Torpedofangboote (U-Jagdboote, Korvetten) vor. Die Entscheidung über den Aufbau der Marine war zwar mit dem Parlamentsbeschluss gefallen, es gab jedoch keine baureifen Entwürfe für die neu zu beschaffenden Einheiten.

Unbeschadet dessen wurde am 1. April 1958 das Kommando der Zerstörer in Bremerhaven aufgestellt, dem zunächst nur fünf alte Minensucher unterstanden: "Brummer", "Bremse", "Biene", "Hummel" und "Wespe". Sie wurden zum Schulgeschwader zusammengefasst.

Die Zerstörerflottille

Bis zum April 1960 lieferten die USA als Übergangshilfe sechs aus dem Zweiten Weltkrieg stammende Zerstörer der "Fletcher"-Klasse (Klasse 119). Die Zerstörer Z1 bis Z3 bildeten in Flensburg das 1. Zerstörergeschwader und die Zerstörer Z4 bis Z6 in Kiel das 3. Zerstörergeschwader. Im Jahr 1961, rund drei Jahre nach seiner Indienststellung, verlegte das Kommando seinen Stab von der Weser an die Ostsee, nach Eckernförde.

Während dessen entwickelten und bauten deutsche Werften unter Führung der Hamburger Stülcken-Werft die Geleitboote der "Köln"-Klasse (Klasse 120). Obwohl die Planungsgrundlagen zum Teil aus der Kriegszeit stammten, wiesen diese Fregatten bemerkenswerte technische Neuerungen auf, z. B. einen kombinierten Diesel-Gasantrieb. Zwischen 1961 und 1964 wurden insgesamt sechs Einheiten in Dienst gestellt. Sie bildeten das 2. Geleitgeschwader in Wilhelmshaven.

Von ursprünglich zwölf geplanten Zerstörern gingen nur vier in die Auftragsbücher der Industrie ein. Die Zerstörer der "Hamburg"-Klasse (Klasse 101), ebenfalls bei Stülcken entwickelt und gebaut, konnte die Flotte ab 1964 in Dienst stellen. Sie wurden zum 2. Zerstörergeschwader mit Heimatstützpunkt in Wilhelmshaven zusammengefasst.

Mit der Indienststellung von fünf Torpedofangbooten - später U-Jagdboote - der "Thetis"-Klasse (Klasse 420), die als Kern des Flottendienstgeschwaders zusammen mit den Messbooten der Marine in Flensburg beheimatet waren, wurde die Aufbauphase der "Zerstörerflottille", wie der Verband da bereits offiziell hieß, 1968 abgeschlossen. 1971 verlegte der Flottillenstab nach Kiel.

Die Versenkung des israelischen Zerstörers "Eilath" 1967 durch einen Flugkörper rückte das sich wandelnde Bedrohungsszenario schlagartig auch ins öffentliche Bewusstsein. Die immer leistungsfähigeren Seekriegsmittel machten eine Nachrüstung unumgänglich, sowohl bei den Waffen als auch bei den Sensoren. Ein Eigenschutz gegen hochmoderne Flugkörpersysteme war den Schiffen mit ihren Rohrwaffen und Feuerleitanlagen bislang nur bedingt möglich gewesen. Begrenzt war mittlerweile auch die Möglichkeit, moderne U-Boote zu orten.

Anfang der siebziger Jahre stellte die Marine drei in den USA gebaute Zerstörer der "Lütjens"-Klasse (Klasse 103) in Dienst. Sie wurden in Kiel als neues 1. Zerstörergeschwader stationiert, nachdem man die noch verbleibenden Zerstörer der "Fletcher"-Klasse im 3. Zerstörergeschwader zusammengefasst hatte. Die neuen Zerstörer waren mit rechnergestützten Führungs- und Waffeneinsatzsystemen ausgerüstet und verfügten über eine weitreichende Bewaffnung zur Abwehr von Flugzeugen und U-Booten. Mit ihnen hielt eine zukunftsweisende taktische Einsatzführung (auf Basis der Link 11-Datenübertragung) Einzug in die Marine.

Mitte der siebziger Jahre erfolgte eine Umrüstung der "Hamburg"-Zerstörer. Anstelle des achteren 100-mm-Geschützturmes (C-Turm) erhielten sie Startvorrichtungen für den Seezielbekämpfungslenkflugkörper "Exocet" MM-38. Später wurden diese Einheiten auch mit dem bereits auf den Schnellbooten bewährten Radar- Führungs- und Waffenleitsystem PALIS ausgestattet, um mit diesen Schiffen (über die Link 11-Datenübertragung) ebenfalls Lagebildinformationen austauschen zu können.

Bereits zu Beginn der siebziger Jahre nahm man die Planungsarbeiten für eine Nachfolgegeneration der "Köln"-Klasse in Angriff. 1977 ging der Auftrag für den Bau von sechs Fregatten der "Bremen"-Klasse (Klasse 122) an die Bremer Vulkan-Werft als Generalunternehmer. Zwei Jahre später wurde der Kontrakt um zwei weitere Schiffe desselben Typs erweitert. Die Flotte konnte diese Einheiten (sukzessive) ab 1982 in Dienst stellen. Mit Einführung einer optimierten Unterwasserortungstechnik, von modernsten Flugkörpern und vor allem von bordgestützten Hubschraubern gewann die Marine erneut Anschluss an den Standard der atlantischen Seestreitkräfte. Die neuen, in Wilhelmshaven stationierten acht Fregatten der "Bremen"-Klasse bildeten das 2. und das 4. Fregattengeschwader und waren von ihrer Indienststellung an das Rückgrat der deutschen U-Jagd-Flotte. (Seit 2006 sind sie im 4. Fregattengeschwader zusammengefasst) Typstützpunkt Wilhelmshaven

Das Schwergewicht der Zerstörerflottille hatte sich zusehends in den Nordseebereich verlagert. Zu Beginn der achtziger Jahre waren - außer den U-Jagdbooten der "Thetis"-Klasse und den drei Zerstörern der "Lütjens"-Klasse - alle Einheiten in Wilhelmshaven stationiert. Daher verlegte die Zerstörerflottille ihren Stab im Oktober 1982 von Kiel nach Wilhelmshaven. Die "Vierte Einfahrt", wie der größte deutsche Marinestützpunkt in der Stadt an der Jade in Anlehnung an seine Ursprünge gern genannt wird, war - so besehen - damals bereits auf dem Weg zum Typstützpunkt der Zerstörerflottille.

Mit der Außerdienststellung der U-Jagdboote der "Thetis"-Klasse Ende 1992, der letzten drei Zerstörer der "Hamburg"-Klasse Ende 1994 sowie des letzten Zerstörers der "Lütjens"-Klasse Ende 2003 veränderte die Zerstörerflottille im Zuge einer grundlegenden Modernisierung erneut ihr Gesicht.

Heute prägen, neben den Fregatten der "Bremen"-Klasse, die beiden neuen Fregattenklassen, 123 und 124 (Typschiffe "Brandenburg" und "Sachsen"), das Bild im Stützpunkt. Mit einer Länge von 143 m, einer Breite von 17,5 m und einer Tonnage von rund 5 800 ts sind die Einheiten der "Sachsen"-Klasse ("Sachsen", "Hessen" und "Hamburg") die größten Kampfschiffe der Deutschen Marine.

Abgerundet wird dieser Eindruck durch die Einheiten des Trossgeschwaders. Hier ragt, allen voran, der Einsatzgruppenversorger "Berlin" (Klasse 702) schon aufgrund seiner Größe - im wahrsten Sinne des Wortes - heraus: 174 m Länge, 24,0 m Breite und eine Einsatzverdrängung von 18 637 ts.

Zwischen 1956 und 1990 konzentrierte sich die Zerstörerflottille der Deutschen Marine primär auf ihren Beitrag zur Landes- und Bündnisverteidigung im Rahmen der NATO-Pläne. Demnach hatte sie im Zusammenwirken mit den anderen Seestreitkräften des nordatlantischen Bündnisses - die eigenen Küsten, - die vorgelagerten Seegebiete sowie - alle für den Handel wichtigen Seewege zu schützen und in diesen Operationsräumen Flagge zu zeigen.

Das neue Einsatzspektrum

1990 kamen Beiträge zur Krisenbewältigung und Konfliktverhinderung hinzu - insbesondere unter Führung der NATO und versehen mit einem Mandat der Vereinten Nationen oder beispielsweise der OSZE. Das Einsatzspektrum reicht dabei von der Überwachung von Seegebieten über die Durchsetzung von Embargomaßnahmen bis hin zur maritimen Unterstützung von Heeres- oder Luftwaffenkontingenten im Kriseneinsatz - so genannten Joint Operations.

Abgeleitet von der Landes- und Bündnisverteidigung, der Krisenreaktion und der erforderlichen Kooperation ergaben sich eine Reihe übergreifender wie operativer Aufgaben. Dazu zählt Flottillenadmiral Hans Jochen Witthauer, Kommandeur der Zerstörerflottille, "Führung, Nachrichtengewinnung und Aufklärung, Seeraumüberwachung, Sicherung von Seeverbindungen, Embargomaßnahmen, Evakuierungen, Unterstützung für andere Teilstreitkräfte an Land und Aufgaben zur Unterstützung friedensfördernder Maßnahmen". Dies alles setze die Fähigkeit voraus, betont der Admiral weiter, "weiträumig und ungebunden, national wie multinational operieren zu können".

Dieses (politisch induzierte) neue Einsatzspektrum führt zu einer signifikanten Schwerpunktverlagerung für die Marine im Allgemeinen und die Zerstörerflottille im Besonderen - nämlich von einer Escort Navy, bei der Geleitschutzaufgaben auf hoher See und Operationen aus dem eigenen Küstenvorfeld heraus im Vordergrund standen, hin zu einer weltweit ausgerichteten Expeditionary Navy.

Bei möglichen Einsätzen dieser Art wird die Flottille kaum vor den eigenen, sondern vor weit entfernten, nicht im Detail bekannten Küsten operieren. Die dortige Bedrohung dürfte - konventionelle U-Boote, - kleine, aber kampfstarke Überwasserstreitkräfte, - Minen sowie - Flugzeuge und Flugkörper umfassen. Das bedeutet: Die Reaktionsfähigkeit gegenüber Bedrohungen aus der Luft, sowie überlegene Fähigkeiten zur Unter- und Überwasserseekriegführung, aber auch zum Erhalt der Operationsfreiheit bei Mineneinsatz sind überlebenswichtig.

Darüber hinaus wird die Feuerunterstützung von See an Land zunehmend an Gewicht gewinnen. Mit ihr können der Zugang zum Einsatzgebiet von See aus ermöglicht und Operationen an Land - insbesondere im frühen Stadium bei noch nicht ausreichend verfügbarer Feuerkraft angelandeter Kontingente - sinnvoll unterstützt werden. Fähigkeiten, für die vor allem die vier geplanten Fregatten der Klasse 125 prädestiniert sein werden, die voraussichtlich ab 2012 die vier ältesten Einheiten der "Bremen"-Klasse ablösen dürften.

Für die Deutsche Marine bedeuten diese Erfordernisse unter dem Strich aber auch, dass ihre Fähigkeiten nur dann künftigen Anforderungen entsprechen, wenn sie interoperabel sind und sich in einen multinationalen Netzwerkverbund eingliedern lassen. Dies ist nicht allein eine Frage von technischer Vernetzung und robuster Führungsunterstützung, es betrifft ebenso gemeinsame Abläufe und Verfahren sowie die dazu notwendige Ausbildung und Übung.

Nach der "Wende"

Die nach 1989 eingetretenen Veränderungen machten sich auch für die Marine bemerkbar. Die Vereinigung Deutschlands, die Auflösung des Warschauer Paktes und der Zerfall der Sowjetunion und damit der Wegfall der Bedrohung aus dem Osten führte zu einer Neuausrichtung der Bundesmarine. Neben dem unverändert bestehenden Auftrag der Landesverteidigung zusammen mit den Bündnispartnern in der NATO kommen auch Aufgaben der Teilnahme bei friedenserhaltenden oder friedensschaffenden Einsätzen im Rahmen der UNO, der NATO, der Europäischen Union und anderer Organisationen hinzu. Die Teilnahme der Deutschen Marine an solchen Operationen machte eine Veränderung der Flotte erforderlich. Die Fähigkeiten der Seeraumüberwachung und der Durchsetzung von Embargomaßnahmen wie z. B. am Horn von Afrika wurden verbessert, die Fähigkeit zur Seekriegführung in der Ostsee und den Ostseezugängen wurde reduziert. Diese Aufgabe übernahmen vermehrt neue NATO-Bündnispartner, z. B. Polen. Der Personalstand wurde von 27 000 Mann auf etwa 23 000 Mann verringert.

Der Schutz Deutschlands

Der Schutz Deutschlands ist künftig weniger im Zuge einer Verteidigung gegen einen groß angelegten militärischen Angriff als vielmehr in der Wahrung der Souveränität und der Abwehr möglicher asymmetrischer und besonders terroristischer Angriffe auf deutsches Staatsgebiet sicherzustellen. Die Deutsche Marine kann hier mit spezifischen Fähigkeiten und einer abgestuften Optionsvielfalt aufwarten, über die sonst kein zweiter Organisationsbereich und auch kein anderes Ressort verfügt. Sofern die rechtlichen Grundlagen dazu geschaffen werden, wäre auch die Durchführung seehoheitlicher Aufgaben möglich - vor allem im Sinne einer nationalen Homeland Defence und der Terrorismusabwehr. (Jürgen Mannhardt, Kapitän zur See, Referatsleiter Operative Grundsatzangelegenheiten der Marine im Bundesministerium der Verteidigung, Bonn, Deutschland) Krisenreaktionskräfte

Für Krisenoperationen stellt die Marine zwei Einsatzkontingente, als Einsatzgruppen bezeichnet, bereit. Jede Einsatzgruppe umfasst - 3 Fregatten, - 3 Korvetten (im Bau bzw. im Zulauf), - 2 Unterseeboote, - 3 Minenabwehreinheiten, - 1 Flottendienstboot, - 2 Tender, - 3 Seeaufklärer und - 6 Bordhubschrauber.

Diese Krisenreaktionskräfte der Marine werden jeweils aus den Einheiten der Flottillen zu Einsatzgruppen zusammengestellt. Hieraus ergeben sich für den Bestand der zukünftigen Flotte als Zielvorstellung (Stand 2005) - 50 bereits vorhandene Einheiten, - 13 bewilligte bzw. bereits im Bau befindliche Einheiten und - 22 geplante Einheiten.

Nicht berücksichtigt sind dabei Ausbildungs- und andere Unterstützungseinheiten, die dem Marineamt oder dem Marineunterstützungskommando unterstehen.

Die Neuausrichtung

Die Grundlage zur Neuausrichtung der deutschen Streitkräfte - und damit auch der Marine - wurden mit den "Verteidigungspolitischen Richtlinien" (VPR, 23. Mai 2003) und der "Weisung zur Weiterentwicklung der Streitkräfte" (WWS, 1. März 2004) gelegt. In der Arbeitsgruppe "Zukunft der Marine" wurde eine neue, einsatzorientierte Flottenstruktur entwickelt. Sie sieht in ihrem Kern die Bildung zweier Einsatzflottillen vor, die, wie die Marineflieger, auch weiterhin direkt dem Flottenkommando in Glücksburg unterstellt sind.

Einsatzflottille 1

In der Einsatzflottille 1 sind die Einheiten der bisherigen Flottillen der Minenstreitkräfte, der Schnellboote sowie der U-Boote zusammengeführt. Die alten Flottillenstrukturen wurden aufgelöst, ihre Kompetenzen in der neuen Flottille gebündelt. Dieser Einsatzflottille wurden auch die Marineschutzkräfte (MSK) und die Spezialisierten Einsatzkräfte Marine (SEK Marine) zugeordnet. Ebenfalls neu aufgestellt und den MSK zugeteilt werden die "Feldnachrichtenkräfte" der Marine. Sie sollen - bei entsprechenden Einsätzen - Informationen für die eigene Operationsführung gewinnen.

Einsatzflottille 2

Deutlich homogener ist die Grundlage der Einsatzflottille 2 (siehe Grafik oben), die am 27. Juni 2006 im Rahmen einer feierlichen Musterung in Dienst gestellt wird. Sie geht aus der Zerstörerflottille hervor und wird in ihrer neuen Organisationsstruktur die Elemente der Zerstörerflottille beibehalten, auch künftig aufgabengerecht strukturiert sein und überdies ein hohes Innovationspotenzial besitzen.

Die Hauptaufgabe der Einsatzflottille 2 wird darin bestehen, die Eingreif-, Stabilisierungs- und Unterstützungskräfte in der Einsatzvorbereitung, -durchführung und -nachbereitung sowohl in Deutschland als auch in den Einsatzgebieten umfassend wie effizient auszubilden und zu unterstützen. Zur Durchsetzung dieses Anspruchs wurde ein Fähigkeitsprofil mit folgenden Eckpunkten definiert: - die Wirksamkeit der Schiffe im Einsatz; - die Überlebensfähigkeit und der Schutz (gegenüber Luft- und asymmetrischer Bedrohung); - die Führungsfähigkeit (Grundvoraussetzung für jeden Einsatz); - die materielle und personelle Durchhaltefähigkeit (Stichwort: Personalergänzung); - eine umfassende Unterstützung der Einheiten durch die Admiralstabsabteilungen, die die gesamte Bandbreite der Anforderungen (in Ausbildung und Einsatz) abbildet; - die Beitragsmöglichkeit zur Nachrichtengewinnung und Aufklärung auf taktisch-operativer Ebene; - die adaptionsfähige Struktur hinsichtlich Auftrag und Anforderung.

Flottillenstruktur

Der Flottillenstab ist nach einem Zweisäulenmodell aufgebaut, in dem die Bereiche Personal/Logistik und Operation den Kern bilden. Neu hinzu kommt die Abteilung Einsätze. Der Marinesanitätsdienst wird bei der Einsatzflottille durch den Leiter Sanitätsdienst mit einer eigenen, relativ großen Abteilung wahrgenommen. Elemente wie Controlling oder Militärpfarrer wurden weitgehend unverändert übernommen.

Die Einheiten der Flottille haben bereits ihre neue Struktur eingenommen. Dazu wurden die Fregatten der Klasse 122 im neu aufgestellten 4. Fregattengeschwader zusammengefasst, während die Fregatten der Klassen 123 und 124 ab sofort das 2. Fregattengeschwader bilden. Wie bislang werden die Trosseinheiten weiterhin im Trossgeschwader geführt.

Die Geschwaderkommandeure sollen künftig nicht mehr als operative Verbandsführer in See eingesetzt werden. Vielmehr werden sie neben der truppendienstlichen Führung ihrer Schiffe und der (klassenspezifisch aufgeteilten) Personalergänzung für die fachlichen, typspezifischen Aufgaben ihres Geschwaders - auf der Regimentsebene - zuständig sein. Die Aufgabe "Führung im Einsatz/in See" übernimmt ein Einsatzstab. Damit soll nicht zuletzt die sofortige Verfügbarkeit von qualifiziertem Personal für bestimmte Einsätze sichergestellt werden und zwar einschließlich der Commander Task Group-Ebene (CTG-Ebene). Im Bereich des Sanitätsdienstes entsteht derzeit eine Schiffsarztgruppe zur Sicherstellung der Durchhaltefähigkeit.

Mit Einrichtung der Personalergänzung kommt auf die Marine eine zusätzliche, gänzlich neue Aufgabe zu. Den Vorgaben der Planungsweisung folgend, soll sie zur Reduzierung der individuellen Einsatzbelastung der Schiffsbesatzungen führen. In ihrer Zielstruktur wird die Personalergänzung der Einsatzflottille 2 insgesamt 424 Dienstposten (vom Fregattenkapitän bis zum Maat) umfassen. Den Fregattengeschwadern werden damit künftig jeweils - zusätzlich zu den Besatzungen ihrer Schiffe - bis zu 180 Soldaten unterstellt. Materiell werden die Geschwader durch den A4L-Bereich des Flottillenstabes bereedert (betreut und versorgt, ähnlich wie Handels- oder Passagierschiffe durch ihre Schifffahrtslinien).

Verzahnung der Einsatzflottillen

Zu den weiteren Eckpfeilern der neuen Marinestruktur gehört eine thematische Verzahnung der beiden Einsatzflottillen. Neben den sich daraus ergebenden Synergien soll dies eine parallele Weiterentwicklung sicherstellen. Die Grundlage hierfür bilden die in beiden Flotillien ident strukturierten Abteilungen "Taktik/Einsatzverfahren/Ausbildung".

Um das gewünschte synchrone Zusammenwirken beider Einsatzflottillen zu erreichen und um die Aufgaben bei begrenzten Ressourcen bestmöglich zu lösen, ist für bestimmte Kernbereiche jeweils eine der Einsatzflottillen federführend. (Man nennt das ein Lead/Monitoring-Konzept). Darüber hinaus sind einige andere Elemente nur in jeweils einer der beiden Einsatzflottillen abgebildet.

So übernimmt die Einsatzflottille 1 beispielsweise die Lead-Funktion in den Bereichen - Minenkriegführung, - Überwasserseekriegführung, - Unterwasserseekriegführung und - Operativer Schutz, Force Protection.

Dagegen obliegt der Einsatzflottille 2 die Federführung für die Bereiche - Grundsatz, Führungsinformationssysteme, Vernetzte Operationsführung (NetOpFü), - Flugabwehr, Elektronischer Kampf, - Nautik und - ABC-Abwehr.

Ausschließlich in der Einsatzflottille 2 abgebildet werden die Aufgaben - Seeversorgung und - funktionale Integration Bordhubschrauber.

Die letztgenannten Teile sind flottillenübergreifend tätig.

(wird fortgesetzt) ___________________________________ __________________________________ Autor: Fregattenkapitän d. R. Jürgen R. Draxler M. A., Deutschland. Der Autor ist Stabsoffizier der Reserve, Magister der Wirtschafts- und Sozialgeschichte, Journalist und beim Deutschen Bundestag als Parlamentskorrespondent akkreditiert.

Da TRUPPENDIENST auch in Deutschland gerne gelesen wird, sei der Deutschen Marine, insbesondere dem Presse- und Informationszentrum Marine, Außenstelle Wilhelmshaven, sowie der Zerstörerflottille auch auf diesem Wege für ihr Entgegenkommen beim Zustandekommen dieses Beitrages herzlich gedankt.

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