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Bundesheer wieder im Hochwassereinsatz

Im März dieses Jahres standen erneut große Teile Niederösterreichs unter Wasser; diesmal vor allem die Orte entlang der March. Und wieder haben Soldaten des Österreichischen Bundesheeres Schutz und Hilfe geleistet - am Boden, im Wasser, aber auch aus der Luft. Dass diese Überschwemmungskatastrophe nicht noch dramatischer verlief, ist - wie sich mittlerweile heraus gestellt hat - auch den Hubschrauberbesatzungen und ihren "Black Hawk" zu verdanken.

Aufgrund der großen Schneemengen des vergangenen Winters und der im März rasch einsetzenden Schneeschmelze, verbunden mit weiteren Regenfällen, kam es im Zeitraum von Mitte März bis Ende April in weiten Teilen Europas wieder zu ausgedehnten Überschwemmungen. Bereits zum dritten Mal seit dem "Jahrhunderthochwasser" von August 2002 erreichten die Pegelstände der Flüsse, vor allem der Oder in Deutschland und in Tschechien sowie der Donau in Bulgarien und Rumänien neue Rekordmarken. Dadurch entstanden zum dritten Mal in vier Jahren ein "Jahrhunderthochwasser". Auch in Niederösterreich traten der Kamp, die Thaya und die March über die Ufer und überschwemmten weite Gebiete, wobei die Hochwassermarken der "Jahrhundertflut" von 2002 meist deutlich übertroffen wurden.

Das Österreichische Bundesheer half mit insgesamt rund 7 400 Soldaten, die im Bundesland Niederösterreich Tausende Manntage an Hilfe leisteten. Auftrag war die Durchführung von Sicherungs- und Aufräumungsarbeiten. Zum Einsatz kamen unter anderem Soldaten des ABC-Abwehrzuges des Militärkommandos Niederösterreich aus St. Pölten, des Panzerbataillons 10 aus Spratzern, des Panzergrenadierbataillons 9 aus Horn und Weitra, des Panzerabwehrbataillons 1 aus Wiener Neustadt, des Aufklärungsbataillons 3 aus Mistelbach, des Panzerartilleriebataillons 3 aus Allentsteig, des Panzerartilleriebataillons 9 aus Baden, des Jägerbataillons 12 aus Amstetten, des Pionierbataillons 3 aus Melk und des Truppenübungsplatzes Allentsteig. An Fahrzeugen und Gerät waren rund 85 Räderfahrzeuge, acht Bagger, drei Bergepanzer, das neue Faltstraßengerät und mehrere Boote eingesetzt.

Die Luftstreitkräfte waren mit bis zu zehn Hubschraubern gleichzeitig und mit insgesamt rund 200 Soldaten des Fliegerregiments 1 aus Langenlebarn im Einsatz. In 306 Flugstunden wurden 1 108 Personen und 4 620 Tonnen Material transportiert wurden; die eingesetzten Hubschrauber absolvierten dabei 5 455 Starts und Landungen.

Die Dämme brechen

Die Haupteinsatzgebiete waren zuerst im Waldviertel entlang der Thaya, wo die Soldaten am 30. und 31. März gemeinsam mit den örtlichen Einsatzkräften unter anderem in Raabs, in Waidhofen/Thaya, in Liebnitzmühle und in Eibenstein Sandsackbarrieren errichteten, sowie in Zwettl, wo der Kamp über die Ufer zu treten drohte. Anfang April mussten die Einsätze auf die Orte Stillfried, Grub, Drösing, Angern, Sierndorf, Zwerndorf, Dürnkrut, Mannersdorf und Jedenspeigen ausgedehnt werden. Am Morgen des 3. April kam es bei Jedenspeigen im Bezirk Gänserndorf zu einem Dammbruch, infolge dessen die March innerhalb kürzester Zeit weite Teile der Ortschaft Dürnkrut überflutete. Die Soldaten des Bundesheeres unterstützten die lokalen Einsatzkräfte unmittelbar durch den Einsatz von schwerem Gerät (Bergepanzer) bei der Errichtung eines Schutzwalles um die Ortschaft.

Größter Assistenzeinsatz der Luftstreitkräfte

Darüber hinaus starteten die österreichischen Luftstreitkräfte noch am selben Tag ihren bisher größten Assistenzeinsatz mit dem umfangreichsten Materialtransport, der je in Österreich mit Transporthubschraubern des Bundesheeres zur Bewältigung einer Katastrophe durchgeführt wurde: Im Zeitraum 4. und 5. April befanden sich fünf S-70 "Black Hawk", zwei AB.212, zwei AB.206 "Jet Ranger" und eine "Alouette" III gleichzeitig im Einsatz. Vordringlichste Maßnahmen waren die Stabilisierung des Damms im Raum Drösing sowie die Abdichtung des Dammbruchs im Raum Dürnkrut/Jedenspeigen. Die Einsatzkräfte konzentrierten sich daher darauf, die geschwächten Dämme zu verstärken bzw. den Dammbruch durch Panzerigel und Einbringen von Füllmaterial (Sandsäcke, Steine) notdürftig zu schließen. Dies war aufgrund der Lage vor Ort nur mit Hubschraubern zu bewältigen, welche die Panzerigel und das Material teilweise im 1½-Minuten-Takt in großen Säcken (Big Packs) zum Damm transportierten und dort absetzten bzw. abwarfen. Je nach verwendetem Material betrug das Gewicht der Big Packs rund 1 000 Kilogramm.

Am 10. April stellte das Fliegerregiment 1 aus Langenlebarn auch eine Assistenzkompanie in der Stärke von 131 Soldaten zur Unterstützung der Einsatzkräfte im Hochwassergebiet. Sie löste die erschöpften Soldaten der Assistenzkompanie des Panzergrenadierbataillons 9 ab.

Dass die Überschwemmungskatastrophe nicht noch weit schlimmere Ausmaße angenommen hat, ist, wie sich mittlerweile herausstellte, zu einem wesentlichen Teil den Hubschrauberbesatzungen des Bundesheeres zu verdanken.

Der Wasserspiegel sinkt

Während andernorts noch gegen die durchbrechenden Wassermassen gekämpft wurde, begannen im Bezirk Waidhofen/Thaya die Soldaten aus Allentsteig bereits am 3. April mit der Beseitigung der Hochwasserschäden.

An der March begann sich die Situation erst im Laufe des 7. April - aufgrund der sinkenden Pegelstände sowie des aufopfernden Einsatzes der Bundesheersoldaten, der zivilen Einsatzkräfte und der freiwilligen Helfer - langsam zu stabilisieren. Am 8. April waren die Dammbrüche bei Stillfried und Jedenspeigen weitgehend geschlossen. Ab dem 10. April konnte bereits ein größerer Teil der Soldaten im Raum Dürnkrut zu den Aufräumungsarbeiten übergehen. In Drösing konnten die Ausbesserungsarbeiten an den Dämmen am 13. März weitgehend abgeschlossen werden. Allerdings war noch eine rund 80 Meter breite Lücke bei Mannersdorf zu schließen. Nach den "Black Hawk"-Transporthubschraubern kamen dazu auch die neuen Faltstraßengeräte zum Einsatz, von denen das Bundesheer acht Stück beschafft hat. Mit ihrer Hilfe konnte die aufgeweichte Dammkrone für die schweren Transportfahrzeuge befahrbar gemacht und die Bruchstelle bis zum 14. April mit rund 1 300 Kubikmetern Schüttmaterial (rund 90 LKW-Fuhren) geschlossen werden. Währenddessen wurden in Dürnkrut und Mannersdorf, die von den Wassermassen am schwersten getroffen waren, die Aufräumungsarbeiten noch bis zum 19. April fortgesetzt.

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Lessons learned

Die österreichischen Luftstreitkräfte konnten mit diesem bisher größten Assistenzeinsatz wieder wirksame Hilfe leisten. Den enormen Umfang dieses Einsatzes beweist auch die Tatsache, dass mit einer Tagestransportleistung der "Black Hawk" von rund 950 Tonnen am 4. April bzw. von rund 850 Tonnen am 5. April bereits am ersten Einsatztag die gesamte Jahrestransportleistung in Assistenzeinsätzen des Vorjahres von knapp 640 Tonnen deutlich übertroffen wurde! Die erfolgreiche und unfallfreie Bewältigung der schwierigen Aufgaben unter großem Zeitdruck beweist erneut die Professionalität und die Leistungsbereitschaft der Angehörigen der österreichischen Luftstreitkräfte. Dieser Einsatz hat aber auch aufgezeigt, dass man mit der derzeitigen Anzahl von nur neun "Black Hawk" vor allem bei länger andauernden, intensiven Einsätzen aufgrund der verfügbaren Flugstunden und der Wartungsintervalle sowie der Personalsituation bei Piloten und Technikern an Grenzen stößt.

___________________________________ __________________________________ Autoren: ADir Rudolf Thumfarth, ADir Ing. Gerald A. Simperl

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