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Naher Osten - vor der Explosion?

Die Vorgänge im Nahen Osten sollten alle Politiker alarmieren. Im Irak provozieren Islamisten einen Bürgerkrieg und zielen damit auf eine Aufteilung des destabilisierten Landes ab: Schiiten, Sunniten und Kurden sollen durch Bombenanschläge auf ihre Heiligtümer zur Zerschlagung der Einheit des Irak gebracht werden. Wird dies der nächste Anschlag auf eine Religionsstätte zustande bringen, oder ist es ohnehin schon jetzt so weit?

Kurdistan als Initialzünder

Wenn der Irak zerfällt, treten "Kurdistan" mit allen damit verbundenen Problemen sowie ein schiitischer "Gottesstaat" nach dem iranischen Muster auf den Plan. Die Kurden werden von ihren Ressourcen - den Ölquellen um Kirkuk - niemals ablassen, denn diese sind die Grundlage ihrer für sie unverzichtbaren Autonomie. Die irakische Bevölkerungsmehrheit der Schiiten wird die Ölquellen im Süden des Landes für sich in Anspruch nehmen. Was bleibt den Sunniten dann noch?

Ein selbstständiges "Kurdistan" - das allein könnte die Türkei auf den Plan rufen. Vor allem wegen der ostanatolischen Kurdengebiete und deren "Selbstständigkeitsbestrebungen" sowie wegen des Erdölgebietes in der irakisch-kurdischen Autonomieregion. Es ist kaum anzunehmen, dass Ankara im Fall eines Sezessionskrieges im Irak tatenlos zusehen wird.

Wie die Kurden in den anderen Gebieten ihrer Volksstämme - Syrien, Iran, Aserbaidschan - handeln werden, ist völlig offen. Doch ein Befreiungsschlag gegen die jahrzehntelange Unterdrückung ihrer Menschen in den Diktaturen - angesichts der Möglichkeit eines gemeinsamen Kurdenstaates - ist wahrscheinlich.

Ein "atomarer" Iran

Der Iran scheint nach den derzeitigen Meldungen und Beobachtungen nicht von seinem eigenständigen Atomprogramm abzubringen zu sein. Fast jeder Sicherheitsanalytiker rechnet mit einem atomaren Waffenprogramm Teherans. Zu viele Indizien sprechen dafür.

Es dürfte nur noch eine Frage der Zeit sein, wann Teheran die "Bombe" einsatzbereit hat. Sind es nur wenige Monate oder noch zwei bzw. vier Jahre bis dahin? Auch das Trägerbauprogramm wird intensiv mit nordkoreanischer Hilfe weiterentwickelt. "Shahab"-3 und -4, mit einer Reichweite von 1 800 bzw. 2 000 Kilometern, sind einsatzbereit. Das melden die westlichen Nachrichtendienste und das wird auch vom Iran nicht bestritten. "Shahab"-5, mit einer Reichweite von etwa 5 000 Kilometern, womit Mitteleuropa erreicht werden kann, wird Teheran in Kürze zur Verfügung stehen.

Somit liegt Israel innerhalb der Reichweite iranischer Raketen. Man weiß, dass alle diese Trägersysteme atomwaffenfähig sind. Wen verwundert es da noch, dass Israel alarmiert ist und von der größten Gefahr für seine Existenz seit der Staatsgründung spricht?

Israel im Visier

Die Verbalattacken des iranischen Präsidenten Achmadineschad gegen Israel, mögen sie auch den unterschiedlichsten innenpolitischen Zwecken dienen, werden von Israel und den USA sehr ernst genommen. Iranische Hasstiraden gegen den "Juden-Staat" hat es schon unter dem Revolutionsführer Khomeini gegeben. Und sie werden bis heute fortgesetzt. Auch die Forderung nach der Inbesitznahme von Al Kuds (Jerusalem) - mit seinen muslimischen Heiligtümern - für den Islam ist bis heute evident. So setzen die USA und die Europäische Union setzen alle friedlichen Mittel ein, um Teheran zum Einlenken in der Atomfrage zu bewegen. Russland scheint derzeit politisch mitzugehen, will aber eine Lösung "ohne Sanktionen". Das bedeutet, dass eine angestrebte Resolution des UN-Sicherheitsrates als letztes friedliches Mittel nur dann zustande kommt, wenn es für Teheran keine Auswirkungen gibt.

Dass die Rolle Russlands als Partner Teherans beim Bau der iranischen Nuklearanlagen von Bedeutung ist, darf nicht übersehen werden. China spielt sein eigenes Spiel als großer Vertragspartner im Ölgeschäft mit Teheran. Mit der EU-Troika (Frankreich, Großbritannien und Deutschland) will das Mullah-Regime, nachdem es immer wieder Verhandlungen "zum Hohn" werden ließ, nicht mehr konferieren.

Das letzte Mittel?

Israel will nach Aussagen seiner Politiker alles, zuletzt auch militärische Mittel, einsetzen, um die atomare Bewaffnung des Iran zu verhindern.

Anders als dies im Irak 1981 der Fall war, hat aber Teheran nicht nur zwei, sondern etwa 12 bis 18 bekannte und wahrscheinlich auch weitere unbekannte Atomanlagen errichtet. Dabei sind die wesentlichsten unterirdisch angelegt und mit modernen Fliegerabwehrsystemen gesichert. Dazu kommt noch, dass bereits in diesem Jahr der Reaktor im iranischen Buschehr in Betrieb gehen wird. Sollte eine Zerstörung dieses Kraftwerkes nach seiner Arbeitsaufnahme erfolgen, droht eine atomare Katastrophe, die zumindest mit der von Tschernobyl gleichwertig sein würde. Das alles ist ein apokalyptisches Szenarium, von dem auch Europa nicht unberührt bleiben würde.

Autor: Brigadier i. R. Prof. Dr. Horst Mäder

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