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Luftunterstützungsgeschwader

Das Luftunterstützungsgeschwader ist der einzige fliegende Verband des Kommandos Luftunterstützung. Er kann das gesamte taktische Spektrum der Luftunterstützung erfüllen.

Am 1. November 2008 wurden das Fliegerregiment 1 in Langenlebarn in das Luftunterstützungsgeschwader (LuUGschw) transformiert. Insgesamt wurden die österreichischen Luftstreitkräfte den aktuellen nationalen und internationalen Erfordernissen angepasst. Für den Standort Langenlebarn bedeutete dies die Auflösung des Kommandos Luftstreitkräfte (September 2006), die Aufstellung der Flieger- und Fliegerabwehrtruppenschule (Juli 2007) und die Schaffung des Luftunterstützungsgeschwaders. Eine Herausforderung werden für diesen Verband in Zukunft vor allem die internationalen Einsätze sein.

Das Wappen des Luftunterstützungsgeschwaders

Das Abzeichen ist ein gotischer Schild, der im oberen Bereich leicht nach außen gewölbt ist. Im Schildhaupt in weißen Blockbuchstaben der Wölbung folgend steht der Schriftzug "LUFTUNTERSTÜTZUNG", der durch die Farben rot-weiß-rot einerseits und das Bundesheerlogo andererseits begrenzt wird. In der Mitte des Wappenschildes, auf schwarzem Hintergrund ist ein hellgrauer von links einfliegender Adler als Symbol für die Fliegertruppe und die dritte Dimension dargestellt. Drei mittelgraue Streifen, die dem Bundesheerlogo entspringen, symbolisieren "Stärke", "Zielstrebigkeit" und "Dynamik". Im unteren Teil des Abzeichens verbindet ein nach unten ausschwingender gelber Balken, der in schwarzen Buchstaben die Aufschrift "Geschwader" trägt, die, um das gesamte Abzeichen verlaufende, goldgelbe Umrandung. Im Schildfuß wird durch die Abkürzung "NÖ" die Dislokation sämtlicher Teile des Verbandes im Bundesland Niederösterreich symbolisiert.

Entwicklung

Die Aufstellung der "leichten Hubschrauberschulstaffel" 1957 stellte den Ursprung des Luftunterstützungsgeschwaders dar und war zugleich auch der Beginn der Militärluftfahrt in der Zweiten Republik. Damals waren insgesamt vier Luftfahrzeuge für die Ausbildung vorhanden. Von einem "Einsatz" konnte noch nicht gesprochen werden, da das neue Bundesheer gerade erst mit der Aufstellung von Fliegerkräften beschäftigt war. Am 1. April 1958 wurde die Hubschraubergruppe 1 aufgestellt. Ihr Auftrag war die Ausbildung von Hubschrauberpiloten sowie die Erarbeitung von Ausbildungsrichtlinien und Einsatzgrundsätzen. Am 15. Jänner 1966 wurde das aus vier Geschwadern bestehende Fliegerregiment 1 gebildet. Nach nur wenigen Monaten in Langenlebarn erfolgte die Verlegung nach Hörsching. In den folgenden Jahren kam es zu einigen verbandsinternen Umgliederungen und zum Zulauf von weiterem Fluggerät (1969: zwei Short "Skyvan"; 1976: zwölf PC6 und zwölf O58 "Kiowa"). Politik und oberste militärische Führung hatten sehr bald die Vorteile und Möglichkeiten erkannt, Fliegerkräfte für Einsätze heranzuziehen. Während der Ungarnkrise 1956 verdiente sich das Regiment seine ersten Sporen durch Aufklärungsflüge. Auch während der Tschechenkrise 1968 sowie bei Umweltkatastrophen (z. B. Großbrände, Lawinenabgänge, Hochwasser) wurde immer wieder auf das Fluggerät des Fliegerregimentes 1 zurückgegriffen.

1976 kam das Kommando des Fliegerregimentes 1 wieder nach Langenlebarn und sowohl die Fliegerabwehr als auch die Bodenorganisation der Garnison wurden dem Regiment unterstellt. In den folgenden Jahren wurden dem Regiment weitere Fluggeräte zugewiesen (1980: zwölf AB 212, 2003: neun S70 "Black Hawk"). 1995 folgte die nächste Umstrukturierung im Zuge der Heeresgliederung "Neu". Die Staffeln unterstanden nun direkt dem Regimentskommando und das Fliegerhorstbataillon wurde aufgelöst. Darüber hinaus schuf man das Flugplatzkommando Wiener Neustadt. Aus der 2. Staffel entstand mit 1. Juli 2007 die Lehrabteilung Hubschrauber der Flieger- und Fliegerabwehrtruppenschule. Mit selbigem Datum wurden das Kommando, die Stabskompanie und die Funkkompanie des Fliegerfernmeldebataillons dem Fliegerregiment 1 unterstellt. Seit November 2008 hat das Luftunterstützungsgeschwader seine heutige Gliederung.

Auftrag und Gliederung

Die Gliederung des Luftunterstützungsgeschwaders und dessen Einheiten ergibt sich aus deren Aufträgen.

Geschwaderkommando:

Das Geschwaderkommando besteht aus fünf Stabsabteilungen, einer Fachabteilung Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation und einer Gruppe Fliegertechnik. Die Hauptaufgaben des Geschwaderkommandos im Frieden sind

  • die Führung von unterstellten Staffeln und Einheiten in fliegerischer, personeller und materieller Hinsicht,
  • die Koordinierung der Kräfte bei Assistenzeinsätzen,
  • die Führung der Grundwehrdiener- und Wachausbildung und
  • die Führung von Kraftfahrkursen für das gesamte Kommando Luftunterstützung.
Im Einsatz hat das Geschwaderkommando, neben den bereits erwähnten Aufgaben,
  • eine Aviation Task Force (AVNTF) zu bilden und
  • die Führung eines Feldflugplatzes im In- oder Ausland aufzustellen.

Der Aviation Task Force sind weiters Squadron Operation Centres (SQOC) - fliegende Einheiten - unterstellt, die sich aus österreichischen und/oder aus internationalen Fliegerkräften zusammensetzen können. Eine mögliche zusätzliche Teileinheit ist ein Forward Arming and Refueling Point (FARP), der vorgeschobene Versorgungsmaßnahmen (z. B. Betankung und Aufmunitionierung) für die Luftfahrzeuge der AVNTF wahrnimmt.

Stabskompanie:

Die Aufgabe der Stabskompanie ist die Versorgungsdurchführung. Aufgrund ihrer besonderen Gliederung hat sie aber zusätzlich auch flugbetriebliche Aufgaben. Die Stabskompanie besteht neben dem Kommando aus einem Versorgungszug, einem Instandsetzungszug und einem Sanitätszug. Anders als die anderen Stabskompanien des Bundesheeres verfügt sie zusätzlich über einen Luftfahrzeugrettungs- und ABC-Abwehrzug. Weiters ist sie für die Bewirtschaftung des Flugplatzes (Platzlandwirtschaft) verantwortlich. Dem Instandsetzungszug obliegt die Instandhaltung und Instandsetzung sämtlicher auf dem Fliegerhorst Brumowski vorhandenen militärischen Kraftfahrzeuge. Der Versorgungs- und der Sanitätszug sind speziell auf den Flugbetrieb abgestimmt, um diesen optimal zu unterstützen. Der Sanitätszug ist auch für das örtliche Krankenrevier inklusive der Bettenstation zuständig.

Militärflugleitung:

Den Flugbetrieb in der Luft führt die Militärflugleitung mit dem Flugverkehrs- und Kontrolldienst, dem Flugbetriebs- und Abfertigungsdienst und der Wetterberatungsstation durch. Aus der Bezeichnung der einzelnen "Abteilungen" ergeben sich auch die Aufgaben und Aufträge dieser Elemente. Zusätzlich verfügt die Militärflugleitung über eine Wetterbeobachtungsstation auf dem Truppenübungsplatz Allentsteig, die zur Verdichtung der Wetterdaten (z. B. Messung der Wolkenuntergrenze vor Ort, Feststellung der Sichtverhältnisse vor Ort) beiträgt.

Flugplatzkommando Wiener Neustadt:

Das Flugplatzkommando Wiener Neustadt ist als abgetrennte Einheit für den militärischen Flugbetrieb auf dem Flugplatz Wiener Neustadt West verantwortlich. Es handelt sich hier um eine verminderte Stabskompanie und Militärflugleitung. Zusätzlich ist das Flugplatzkommando ein beratendes Organ für zivile Luftfahrzeuge in diesem Flugraum. Im Einsatz ist die Einheit für den Betrieb eines Feldflugplatzes - Army Aviation Operating Base (AAOB) - verantwortlich, wobei nicht zwischen nationalen und internationalen Einsätzen unterschieden wird.

Fliegende Staffeln:

Die fliegenden Staffeln sind

  • die "mittlere Transport-Hubschrauber-Staffel",
  • die "Mehrzweck-Hubschrauber-Staffel" und
  • die "leichte Luft-Transport-Staffel".

Die mittlere Transport-Hubschrauber-Staffel (ausgestattet mit neun S70 "Black Hawk") ist in der Lage, eine verminderte Jägerkompanie in einem Lift - gleichzeitig - zu transportieren. Weiters wurden und werden diese Hubschrauber für Assistenzeinsätze, zur Katastrophenhilfe und zum Transport von Menschen und Material eingesetzt.

Die Mehrzweck-Hubschrauber-Staffel verfügt über die einzigen bewaffneten Hubschrauber des Bundesheeres - elf O58 "Kiowa" mit je einer sechsläufigen Mini-Gun (sechsläufiges, motorgetriebenes Maschinengewehr, System Gatling). Die Staffel wird für Luftraumsicherungsoperationen, für bewaffnete Eskorten von Lufttransporten, zur Feuerunterstützung von Truppen bei Tag und bei Nacht oder für Verbindungsaufgaben eingesetzt. Die leichte Luft-Transport-Staffel, ausgerüstet mit dreizehn PC-6 "Turbo Porter" hat Fallschirmspringer abzusetzen, Löscheinsätze im In- und Ausland zu fliegen, sowie Personal und Material zu transportieren. Die PC-6 dient fallweise auch der Luftaufklärung und zum Verwundetentransport sowie als Schleppmaschine für Luftziele.

Luftaufklärungsstaffel:

Die Luftaufklärungsstaffel ist keine fliegende Staffel. Sie gliedert sich in ein Kommando und drei Einsatzstellen. Die Einsatzstellen sind auf den Militärflugplätzen Langenlebarn, Zeltweg und Hörsching stationiert. Von dort aus erfolgt auch die Auftragserfüllung für militärische und zivile Bedarfsträger. Die Ausstattung der Luftaufklärung erlaubt neben Senkrecht- und Schrägaufnahmen auch Infrarot-Aufnahmen aus der Luft. Die Bilder bzw. Filme dienen sowohl militärischen Zwecken (z. B. Erkennen von Stellungen, Marschbewegungen) als auch zivilen Zwecken (z. B. Feststellen des Schädlingsbefalls von Wäldern oder der Schäden durch Unwetter).

Wach-, Sicherungs- und Ausbildungskompanie:

Die Wach-, Sicherungs- und Ausbildungskompanie stellt dreimal jährlich die Ausbildung in der Basisausbildung 1 (BA1) für alle Grundwehrdiener - rund 250 pro Einrückungstermin - des Luftunterstützungsgeschwaders und der Teile des Kommandos Luftunterstützung sicher. Zudem ist die Kompanie für die Sicherung des Fliegerhorstes Brumowski in Langenlebarn und im Einsatz zusätzlich für die Sicherung von Feldflugplätzen verantwortlich.

Einsätze

Bei Sicherungseinsätzen ganz anderer Art ist das Luftunterstützungsgeschwader in den letzten Jahren vermehrt eingesetzt worden. Dabei handelte es sich stets um die Sicherung des Luftraumes rund um schützenswürdige Objekte bei Großveranstaltungen. Als Beispiele seien folgende Sicherungseinsätze erwähnt:

  • der EU-Lateinamerika-Gipfel;
  • das Weltwirtschaftsforum in Davos (Schweiz);
  • der Staatsbesuch des russischen Präsidenten Vladimir Putin;
  • der Staatsbesuch Papst Benedikts XVI. sowie
  • die Fußball-Europameisterschaft 08.

Das Kommando des LuUGschw führte dabei Staffeln mit bewaffneten O58 "Kiowa" und PC-7 "Turbo Trainer", koordinierte die Luftaufklärung und bewältigte verschiedene Transportaufgaben.

Das Luftunterstützungsgeschwader ist in den vergangenen Jahren, wie auch viele andere Verbände im Bundesheer, stets dem Motto "Schutz und Hilfe" gerecht geworden.

Auch bei Einsätzen im Ausland im Rahmen von UNO, EU und NATO ist das Luftunterstützungsgeschwader ständig gefordert.

Von Mai 2008 bis Juni 2009 waren zwei S70 "Black Hawk" für das österreichische Brigadekommando im Kosovo eingesetzt, seit September 2009 bis heute stehen zwei S70 bei EUFOR "Althea" in Bosnien im Einsatz. Für eine rasche Einsatzbereitschaft sorgen die KIOP/KPE-OrgPläne der fliegenden Staffeln, die eine jederzeitige Auslandsentsendung gewährleisten. Dies konnte vor allem bei den letzten internationalen Übungen wie der "Handwerk" 09, "KOMBATT" 09, "Cold Response" 2010 oder der "European Advance" 2010 unter Beweis gestellt werden.

Darüber hinaus stehen Teile des Luftunterstützungsgeschwaders seit 19 Jahren im Assistenzeinsatz/Grenzraumüberwachungsdienst in Niederösterreich und im Burgenland. So fliegt eine O58 "Eule" (der Name kommt von der zusätzlichen Ausrüstung mit einer Infrarotkamera und einem Suchscheinwerfer) seit Beginn des Assistenzeinsatzes Nacht für Nacht Sucheinsätze entlang der österreichischen Grenze. Im Schnitt konnten 65 illegale Grenzgänger pro Jahr an die Bodentruppen gemeldet werden, die diese abwiesen oder aufgriffen.

Partner

Seit 23. Mai 1981 - also seit fast 30 Jahren - besteht die Partnerschaft des Verbandes mit der Firma Shell Austria. Diese Partnerschaft soll vor allem die persönlichen und die fachlichen Beziehungen zwischen den jeweiligen Führungsebenen (z. B. zwischen den Technikern oder den Tankwagenfahrern) ermöglichen und vertiefen. Einige Heeresangehörige haben auf diesem Wege zur Partnerfirma gewechselt. Zudem sind Mitarbeiter der Firma Shell beim Luftunterstützungsgeschwader als Milizoffiziere beordert. Die Partnerschaft wird von beiden Seiten gepflegt, was sich in einem regen Austausch bei Seminaren, Veranstaltungen und gemeinsamen Feiern widerspiegelt.

2009 wurde eine zusätzliche Partnerschaft mit der Firma Eberspächer geschlossen, die sich ebenfalls äußerst positiv entwickelt hat (z. B. der Gedanken- und Informationsaustausch bei Symposien).

Neben den Partnerschaften existieren die "Freunde des Fliegerregiments 1", die sich dem Luftunterstützungsgeschwader besonders verbunden fühlen. Sinn und Zweck dieses Traditionsvereines ist es, die Militärluftfahrt zu fördern sowie in Not geratene Bedienstete des Verbandes und deren Angehörige zu unterstützen. Die Kameradschaft und Traditionspflege wird dabei besonders hoch gehalten.

Ein weiteres Ziel ist es, die Akzeptanz des Österreichischen Bundesheeres und hier speziell der Luftstreitkräfte in der Bevölkerung zu steigern.

Herausforderungen

Die Aufträge an das Luftunterstützungsgeschwader werden auch in Zukunft nicht an Bedeutung verlieren bzw. nicht weniger werden. Um den hohen Anforderungen, die an Mannschaft und Gerät gestellt sind gerecht werden zu können, kommt es auf den persönlichen Einsatz jedes einzelnen Bediensteten an. Nur das perfekte Zusammenwirken mit einer gründlichen Vorbereitung - beginnend bei der Einsatzausbildung, Wartung und Beratung über die Führungsunterstützung bis hin zu sämtlichen Sicherheitsmaßnahmen am Boden und in der Luft - mit den fliegerischen Einsatzmitteln ermöglicht es, die vielfältigen Aufgaben zu erfüllen. Der Erhalt der Professionalität in allen Bereichen ist notwendig. Das Luftunterstützungsgeschwader wird auch künftig gemäß seinem Wahlspruch "semper et ubique!" immer und überall" agieren.


Autor:Oberleutnant Mag.(FH) Dr. Wilfried Thanner, Jahrgang 1981. Einrückungstermin Oktober 1999, 2004 Ausmusterung als Fernmeldeoffizier zum Fliegerfernmeldebataillon; Verwendung als Zugs- und Kompaniekommandant, seit 2007 S1 im Fliegerregiment 1 und Luftunterstützungsgeschwader; Abschluss Doktoratsstudium Geschichte 2009; Auslandsverwendungen: 2006 NATO Communication Information and System School - Italien und im LOT in Bosnien und Herzegowina, 2009 Instructor am Finnish Centre for International Operations, 2010 Military Personal Officer AUSBATT/UNDOF.

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