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Embedded Journalists in der EURAD 10

Erstmals bei einer Übung des Bundesheeres berichten in die Streitkräfte integrierte Journalisten über einen militärischen Einsatz. Fünf Studentinnen und Studenten der Universitäten Innsbruck und Salzburg waren in die Geschehnisse der Friedenstruppe MFOR (Mainland Force) eingebunden.

"Wir brauchen auf Fakten basierende Reporte - gute oder schlechte. Bevor die Medien von anderen Quellen gespeist werden, müssen unsere Kommandanten im Feld Informationen weitergeben. Denn nur diese können objektiv berichten!" (Donald Rumsfeld, ehemaliger Verteidigungsminister der USA) Medien und Bevölkerung haben ein starkes Informationsbedürfnis. Möglichst objektive Berichterstattung ist die Grundlage einer positiven Meinung der Bevölkerung zu einem Einsatz der eigenen Armee. Ohne den Rückhalt der Bevölkerung im Heimatland und im Einsatzraum ist keine militärische Auseinandersetzung aufrechtzuerhalten oder erfolgreich zu beenden. Je realer und aktueller die Berichterstattung, desto besser ist dies für die Quote. "Reality-TV" auf dem Gefechtsfeld bekommt mit dem Einsatz von "embedded Journalists" (Embeds) eine völlig neue Bedeutung. Das heißt, dass zivile Journalisten mit der eingesetzten Truppe im Einsatz sind und diesen auch mit allen Vor- und Nachteilen selbst miterleben und darüber berichten.

Eine enge Zusammenarbeit mit den Medien ist die einzige Chance für eine Armee, um eine möglichst objektive und positive Berichterstattung sicherzustellen. Eine Einbettung der Embeds in die Informationsoperationen des Einsatzes muss geplant ablaufen. Jeder Soldat trägt mit seinem Verhalten zum Bild der Streitkräfte bei der Bevölkerung in der Heimat bei. Dieses Umstandes muss sich daher jeder einzelne Soldat bewusst sein.

Embedded Journalist (EJ, Embed)

EJs sind Journalisten, die die Truppe im Einsatzraum begleiten. Sie berichten hautnah von den Geschehnissen in der Krisenregion. So entsteht für die Bevölkerung im Heimatland ein authentisches Bild über den Einsatz der Streitkräfte.

Glaubwürdige Berichterstattung Die Anwesenheit von Reportern auf dem Gefechtsfeld und die Möglichkeit der Veröffentlichung beinahe jeder Handlung während eines Einsatzes, haben wesentlichen Einfluss auf das Verhalten eingesetzter Soldaten. Zum einen verspüren Kommandanten noch mehr Druck ihre Truppe kompetent zu führen, und zum anderen wächst für diese die Pflicht zur korrekten Ausführung von Befehlen. Da Berichte und Aufnahmen weitgehend ohne Zensur entstehen, dienen sie aber auch der Dokumentation des eigenen Handelns der Truppe. Streitkräfte wären gut beraten das Mittel der Embeds zu erkennen und zu nutzen. Dafür müssen den Soldaten konkrete Hilfestellungen im Umgang mit den Journalisten (z. B. Verhaltenskodex, Master Messages etc.) gegeben werden.

Die U.S.-Streitkräfte beschreiten seit der Operation "Iraqi Freedom" im Jahr 2001 neue Wege. Sie betrachten die Embeds als Werkzeug der strategischen Einsatzführung, die mit ihren Fotos und Filmaufnahmen authentisch und somit glaubwürdig über Kampfhandlungen berichten. Nicht weniger als 500 Journalisten und Fotografen waren in amerikanische und britische Einheiten während des Irak-Krieges eingegliedert und berichteten rund um die Uhr. Während der Operation "Desert Storm" 1991 sind "nur" 271 Berichte über den Einsatz der U.S. Army erschienen.

Gefahren

Der Umstand, dass nur aktuelle und möglichst authentische Berichterstattung interessant ist, zwingt Journalisten zu irrationalen Methoden. Im schlechtesten Fall bewegen sie sich auf eigene Faust zwischen den Konfliktparteien. Diese Berichterstatter riskieren neben dem eigenen Leben vielleicht auch noch den Erfolg der Einsatzführung einer Operation. Dies spricht daher für eine Eingliederung in den Streitkräften, die sowohl den Schutz der Embeds gewährleisten, als auch deren zweckmäßigen Einsatz am Besten koordinierbar macht.

Aufnahme in die Truppe

Die 4. Panzergrenadierbrigade gliederte als erster Verband des Bundesheeres bei einer Übung Embeds ein. Um allen Beteiligten eine reibungslose Zusammenarbeit zu ermöglichen, nahmen diese bei einem "pre-mission-training" (u. a. Einweisung in das Übungsszenario) teil. Nach administrativen Abläufen wurden die zwei Studentinnen und drei Studenten aus dem Bereich Publizistik durch einen Milizoffizier, der Redakteur einer renommierten österreichischen Tageszeitung ist, in die Grundzüge des Journalismus in Krisenregionen eingewiesen. Für die Übungsphase haben die Embeds jeweils ein fiktives Pressemedium erhalten. Im Stil dieser Zeitung bzw. Radiostation sollten sie das Erlebte berichten.

Im nächsten Schritt erfolgte die Übernahme durch das Press Information Centre (PIC) der Multinational Brigade 4 (MNB4, Übungsgliederung). Vor der Aufteilung der Embeds zu den Bataillonen erhielten diese noch eine allgemeine militärische Ausbildung (siehe Kasten "Ausbildungsschwerpunkte") durch das PIC. Die speziellen Anforderungen des Gefechtsfeldes gefährden natürlich auch dort befindliche Journalisten. Auf mögliche Übungseinlagen sind die Studenten vorbereitet worden.

Nach abgeschlossener Ausbildung wurden die Embeds den Bataillonen (Task Force 18, Aufklärungs- und Artilleriebataillon 4 und Panzerbataillon 14) übergeben. Dort eingesetzt, berichteten sie über Geschehnisse im Verantwortungsbereich ihrer Truppe. Diese Artikel sind auf der EURAD-Homepage "gepostet" worden. Somit hatte jeder Übungsteilnehmer die Möglichkeit, aktuelle und authentische Berichte über den Operationsverlauf der MNB4 zu lesen.

Lession Identified

Die Übung EURAD 10 stellte für die 4. Panzergrenadierbrigade eine gute Möglichkeit dar, sich der Thematik Embeds anzunähern. Aufgrund geringer Erfahrungswerte innerhalb des Bundesheeres sind Methoden und Abläufe der U.S. Army im Umgang mit Journalisten angewandt worden.

Die wesentliche Erkenntnis betrifft die Soldaten selbst. Die Zusammenarbeit mit den Studenten - nur kurz militärisch ausgebildete Zivilsten - hat die Soldaten vor eine neue Situation gestellt. Die Soldaten - ob Kommandant oder gewöhnlicher Schütze - waren es nicht gewohnt, dass ihnen ständig jemand über die Schulter blickt. In diesem Fall sogar jemand mit einer Kamera. Mit dieser Situation müssen Streitkräfte lernen umzugehen und für sich nutzbar zu machen. Journalisten, die "Hand in Hand" mit den Soldaten im Einsatz sind, also deren Eindrücke, Ängste und Erfahrungen teilen, werden auch Teil der Kampfgemeinschaft. Dadurch wirkt die Berichterstattung für die Bevölkerung zu Hause authentisch. Das sich aufbauende Vertrauen zwischen Armee und Presse verbessert die Objektivität und unterstützt letztendlich die Einsatzführung.

Die Streitkräfte können durch die Embeds eine Chance nutzen, die Leistungsfähigkeit und die Professionalität der Truppe im Einsatz darzustellen, und sie können damit auch zu einem besseren Verständnis von Streitkräften beitragen.

Ausbildungsschwerpunkte

  • Ausfassen und Anpassen der Ausrüstung: Kevlarhelm, Schutzmaske, Splitterschutzweste, Gehörschutz;
  • Geräteausbildung: Sicherheitsbestimmungen im Umgang mit Waffen, Sicherheitsbestimmungen bei Gefechtsfahrzeugen und Panzern, Durchführen der ABC-Schutzmaßnahmen, Einweisung in den ABC-Selbsthilfesatz;
  • Gefechtsdienst: Einweisung in die Bewegungsarten, Geländeausnützung (Verhalten auf dem Gefechtsfeld), Verhalten bei Minen, Handgranaten, Steilfeuer, Flachfeuer, ABC-Bedrohung;
  • Erste Hilfe: Anlegen von Verbänden, Abtransport/Lagerung von Verwundeten, lebensrettende Sofortmaßnahmen;
  • Theorie: Militärterminologie und Einweisung in den Verband, Kriegsvölkerrecht.

Regeln für die Medienvertreter in militärischen Einheiten

  • Keine Daten und Aufnahmen über verwundete und gefallene eigene Soldaten. Nur allgemeine Informationen sind möglich. Der Grund liegt darin, dass Angehörige von Gefallenen durch die Streitkräfte über das Ableben eines Familienmitgliedes informiert werden sollen.
  • Medienvertreter müssen sich akkreditieren, um von offiziellen Stellen Informationen zu erhalten, bzw. um als Embedded Journalist anerkannt zu werden.
  • Sie müssen sich jederzeit ausweisen können und müssen von der eingesetzten Truppe unterscheidbar sein, am einfachsten durch die Bekleidung.
  • Sie müssen sich einer Ausbildung unterziehen, die die militärischen Grundfertigkeiten vermittelt, um ihre Sicherheit zu erhöhen und ihre Kompatibilität mit der Truppe, der sie zugeordnet sind, sicherzustellen. Zumindest müssen sie sich auf dem Gefechtsfeld bewegen können.
  • Während einer Kampfhandlung unterstehen die Journalisten dem Militär. Dies gilt vor allem in Bezug auf die Bewegungsfreiheit, um einerseits die Sicherheit der Medienvertreter sicherstellen zu können und andererseits die eigenen Aktionen nicht zu verraten. Dies darf aber keinen Einfluss auf die grundsätzliche Freiheit der Berichterstattung haben.
  • Sie dürfen keine Waffen tragen.
  • Embedded Journalists dürfen sich nicht selbstständig von der Truppe, der sie zugeordnet sind, entfernen.

Informationen, die an die Presse weitergegeben werden können

  • Ungefähre Truppenstärke und deren Bewaffnung/Ausrüstung im Überblick.
  • Ungefähre Anzahl von Ausfällen (auch Kriegsgefangene).
  • Nichtklassifizierte allgemeine Angaben über die Streitkräfte.
  • Informationen über vergangene Aktionen (Name und ungefähre Stärke der Truppe, Datum, Uhrzeit, Ort, Ablauf im Groben und das Ergebnis) und die dabei benutzten Kampfmittel.
  • Informationen bezüglich Wetter und Klima.
  • Allgemeine Informationen über alliierte Streitkräfte.

Informationen, die der Geheimhaltung unterliegen und nicht medial verarbeitet werden dürfen

  • Genaue Angaben eine Truppe betreffend (Stärke, Bezeichnung, Bewaffnung, Ausrüstung und Waffensysteme).
  • Informationen, die geplante oder gerade laufende Aktionen gefährden könnten.
  • Fotos, die dazu beitragen können, die eigene Truppe oder deren Sicherheitsmaßnahmen zu verraten.
  • Rules of Engagement (Regeln für das eigene Handeln).
  • Jegliche Angaben über die Arbeit oder das Ergebnis der Arbeit des militärischen Nachrichtendienstes oder anderer Sondereinsatzkräfte.
  • Informationen über die Effizienz oder den genauen technischen Aufbau von Waffensystemen.
  • Angaben über die Schwachstellen in der militärischen Sicherheits- und Abwehrkette.
  • Allgemeine taktische Angaben, die für die militärische Planungsarbeit verwendet werden.
  • Berichte und Fotos über Kriegsgefangene.

Autor: Hauptmann Mag. (FH) Christian Deutinger, Jahrgang 1979. 1997 eingerückt zur 2. Lehrkompanie Korpskommando II in Salzburg, 1999 bis 2002 Theresianische Militärakademie - Jahrgang "Sachsen-Coburg", Waffengattung Fliegerabwehr (Mistral); nach Ausmusterung Verwendung als stellvertretender Kommandant und Kommandant der leichten Fliegerabwehrlenkwaffenbatterie/Panzerstabsbataillon 4; 2007 bis 2008 Kommandant der Lehrkompanie Freistadt, seit 2008 Abteilungsleiter der Fachabteilung für Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation im Kommando 4. Panzergrenadierbrigade; Auslandseinsätze: 2004 bis 2005 bei AUCON 11/KFOR als Zugskommandant Jägerkompanie, 2008 bei AUCON 18/KFOR als Chief Recce Cell und Military Security Officer/G2 Division der Multinationalen Task Force South, derzeit als Media Analysis Officer bei EUFOR "Althea".

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