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"Halten um jeden Preis" (II)

Die ersten Stunden auf den Golan-Höhen, 6. Oktober 1973

Die ersten Stunden auf den Golan-Höhen, 6. Oktober 1973 Die gediegene Vorbereitung der Verteidigungsstellungen im Zusammenwirken mit der Überlegenheit der "Centurion"-Kampfpanzer gegenüber den syrischen Panzern verhinderte ein rasches Zusammenbrechen der israelischen Verteidigungslinien. Die Entscheidung über Sieg oder Niederlage brachten jedoch die ausgezeichneten Schießleistungen der jungen israelischen Panzerbesatzungen und der Mut und das Engagement einzelner Soldaten.

6. Oktober, 1420 Uhr, Kampfabschnitt Nord, PzB74

Inzwischen sind die Syrer an der Panzersperre angelangt und versuchen, ihren Weg über die "Purpurlinie" zu erzwingen. Aber die "Centurion" des Panzerbataillons 74 stehen bereits in ihren Feuerstellungen auf den Rampen und nehmen auf weite Entfernung die syrischen Panzer - mit verheerender Wirkung - unter Feuer. Der Bataillonskommandant befiehlt, als erstes die Pionierpanzer zu bekämpfen, um das Überschreiten des Panzergrabens so lange wie möglich zu verzögern. Unteroffizier Doron Gelber befindet sich mit seinem Panzer in einer Stellung auf dem Tel Hermonit. Er schießt nacheinander drei Brückenlegepanzer in Brand. Alle anderen "Centurion" schießen eben­falls, aber auf Dauer können die wenigen israelischen Panzer die anrollenden syrischen Kräfte nicht aufhalten.

Der erste Panzernahkampf findet im Verantwortungsbereich von Oberst Nof­sche statt, jedoch nicht mit Syrern. Ein marokkanisches Panzerbataillon ist der erste arabische Verband, der unmittelbaren Kontakt mit der israelischen Verteidigung bekommt. Der marokkanische Hauptmann Ahmad Ashan führt den ersten Panzer und feuert auf einige Öltanks auf dem Tel Shaeta, als er einen "Cen­turion" entdeckt. Ashan schießt sofort, trifft, und sieht zwei Mann der israelischen Besatzung aus dem brennenden Panzer ausbooten.

Leutnant Avner Kimovicz schießt Sekunden später auf Ashans Panzer, der ebenfalls in Flammen aufgeht. Hinter den Marokkanern drückt jedoch bereits ein ganzes syrisches Panzerbataillon nach. Die Situation auf dem Tel Shaeta wird immer kritischer. Sollte hier ein Durchbruch erfolgen, dann stünde der Weg zur wichtigen Ost-West-Verbindung, der Dan-Straße, frei!

Hauptmann Landau, der mit seiner schwachen Kompanie, mit nur sieben "Centurion", diesen Bereich halten soll, sieht sich unter schwerem Druck. Er nimmt über Funk mit Oberst Nofsche Verbindung auf und meldet seine Beob­achtungen.

Oberst Nofsche befiehlt seinem Stellvertreter, Major Nissim, den gefährdeten Sektor zu übernehmen und mit der Kompanie Shaham schnellstens zu verstärken. Major Nissim fährt sofort los und unterstützt die im schweren Nahkampf stehenden Panzer des Leutnant Kimovicz. Er erkennt auch, dass der gefährdete Durchbruchsektor nicht der Hügel selbst ist, sondern eine Fläche weiter südlich, von welcher der nördliche Hang des Tel Her­monit bedroht wird.

Major Nissim befiehlt Hauptmann Shaham, diese Gefahrenzone mit einer Kompanie zu verteidigen, und einem Zug unter Leutnant Sela, den nach wie vor im Kampf stehenden Zug des Leutnant Kimovicz zu unterstützen. Dieser hatte jedoch die Krise bereits bewältigt, und etwa die Hälfte der marokkanischen Panzer liegt brennend auf dem Gefechtsfeld. Das parallel dazu angreifende syrische Bataillon wird kurz vor der Dan-Straße abgewehrt, nachdem Leutnant Sela einige der Panzer abgeschossen hatte. Der syrische Kommandant gruppiert daraufhin seine Kräfte neu und versucht, Major Nissims Panzer im Süden zu umgehen, um dort an die wichtige Verbindungsstraße zu gelangen. Das syrische Bataillon gerät dabei zwischen die Panzer von Hauptmann Shaham und Leutnant Sela. Major Nissim befiehlt beiden Offizieren, diesen Durchbruch unter allen Umständen zu verhindern. Die israelischen Besatzungen schwenken ihre Türme und nehmen das Bataillon so lange unter Feuer, bis der syrische Kommandant seine Kräfte zurückzieht. Zahlreiche syrische Pionierfahrzeuge und Panzer bleiben auf dem Gefechtsfeld zurück. Aber auch die Kompanie Shaham verliert bei diesem Gefecht zwei Panzer.

Das bereits dezimierte Bataillon des Oberst Nofsche ist für einen zu breiten Verteidigungsbereich verantwortlich. Er fordert deshalb bei der Brigade die taktische Reserve zur Verstärkung an, um die anrollende zweite Welle des syrischen Angriffes aufzufangen. Bereits nach kurzer Zeit trifft Hauptmann Rosenwig mit seiner "Centurion"-Kompanie ein und nimmt sofort den Kampf auf. Damit ist die im Nordsektor verfügbare Reserve bereits knapp 40 Minuten nach Beginn des syrischen Angriffes ausgespielt.

Der nächste syrische Schachzug hat beinahe Erfolg. Unter dem Schutz von starkem Artilleriefeuer landen vier Transporthubschrauber auf dem 1 256 m hohen Berg Bintel westlich von Kuneitra, und syrische Kommandokräfte stürmen die dort befindliche israelische Elektroniküberwachungsstation. Die Verteidiger wehren sich mit Handgranaten und Handfeuerwaffen im Nahkampf, und sie halten die Angreifer tatsächlich in Schach, bis ein Zug "Centurion" unter Hauptmann Sarig die syrischen Soldaten zurückschlägt.

Kaum war die erste Krise gebannt, beginnt sich die nächste, die schwerste dieses Tages, in einem anderen Abschnitt abzuzeichnen ...

6. Oktober, 1430 Uhr, Kampfabschnitt Süd, PzB53

Beinahe zeitgleich mit den schweren Kämpfen im Nordsektor bahnt sich ein ähnlich heftiger Kampf im Süden an.

Eine "Centurion"-Kompanie rückt an die Front vor, um eine anrollende Pan­zer­kolonne T-54 der syrischen Mechanisierten Brigade 121 abzufangen. Der Kom­paniekommandant lässt während der Fahrt seine Panzer in Kette auffahren, um die anrollenden Panzer auf breiter Front unter Feuer nehmen zu können. Als die israelischen Panzer weiter vorfahren, geraten sie unter schweres syrisches Artilleriefeuer. Die in unmittelbarer Nähe liegenden Einschläge deuten darauf hin, dass die syrischen Beob­achtungsoffiziere mit den Angriffsspitzen mitfahren und das Feuer aus der Bewegung leiten. Die "Cen­­turion" ziehen weiter auseinander. Etwa einhundert syrische Panzer stehen ganzen zehn "Centurion" gegenüber.

Die israelischen Panzerbesatzungen eröffnen das Feuer auf die weitest mögliche Entfernung, und kurze Zeit später stehen bereits zahlreiche T-54 in Flammen. Bisher hatte die Kompanie keine Verluste zu beklagen, aber 60 weitere syrische Panzer drücken vehement gegen die israelischen Stellungen.

Etwas weiter nördlich fährt Leutnant Eiland mit seinem Panzerzug an der Verbindungsstraße nach Kuneitra auf, als er etwa 4 000 Meter entfernt syrische Brückenlegepanzer sichtet. Zu seinem Erstaunen trifft sein Bordschütze den ersten Panzer auf diese Entfernung mit dem ersten Schuss!

Seine "Centurion" beziehen nun Stellung auf einem Rücken, der das Tal beherrscht.

15 syrische Panzer und BMP-1 greifen diese Stellung an, begleitet von syrischer Infanterie, ausgestattet mit RPG. Als erstes wird ein M-113 getroffen. Der daneben stehende Panzer eröffnet sofort das Feuer mit dem Turm-MG, und der Panzerkommandant wirft Handgranaten gegen die anstürmenden Panzernahkämpfer. Um besser beobachten zu können, stehen die israelischen Kommandanten in den offenen Luken ihrer Panzer. Das kommt einigen jedoch teuer zu stehen. So wird Unteroffizier Nimrud von einem Scharfschützen tödlich getroffen. Trotzdem agieren die Panzerbesatzungen weiterhin unter der Prämisse "Beobachtung und Wirkung gehen vor Deckung".

In der Zwischenzeit ist es bereits 1500 Uhr.

Die Syrer haben sich bis zum Panzerhindernis vorgekämpft und versuchen, sich ihren Weg durch die noch haltenden israelischen Gefechtsvorposten freizukämpfen. Auf breiter Front stehen die "Centurion" und tun ihr Möglichstes, um die syrische Angriffsmaschinerie so lange abzuwehren, bis die erhoffte Verstärkung eintrifft. Das Gefecht entwickelt sich auf beiden Seiten zu einem Wettlauf um die Zeit.

Aus seiner Stellung an der Straße nach Kudne muss der Kommandant des syrischen Spitzenbataillons, Major Kab­lan, mit ansehen, wie seine Minenräumpanzer, einer nach dem anderen, abgeschossen werden. Von hinten drängen die angreifenden Fahrzeuge nach, und es bildet sich bereits ein Stau. Dieser Stillstand der Angriffskräfte bietet natürlich eine Vielzahl von Zielen für die angreifenden israelischen Piloten, die sich unaufhörlich mit ihren Jägern in die Feuerwand der syrischen Fliegerabwehr stürzen. Major Kablan muss tatenlos zusehen, wie sich die Kolonnen auflösen und vergeblich versuchen, dieser Todesfalle zu entkommen.

In das herrschende Chaos hinein ergeht an Major Kablan der Befehl des syrischen Brigadekommandanten, seine Panzer zu sammeln, weiter vorzustoßen und den westlichen Hang, auf dem die "Centurion" stehen, zu stürmen. Der Major steigt in den nächsten T-55 und fährt durch das Minenfeld. Mehrere Panzer folgen ihm, einige davon werden von explodierenden Minen gestoppt. Kablan kommt durch. Mitten im Minenfeld sieht er seine beschädigten Brückenlegepan­zer im Panzergraben stecken. Als Kablan seine noch intakten Brückenlegepanzer durch die Minen­gasse nachziehen will, erhält sein eigener Panzer einen Volltreffer. Benommen, aber unverletzt, bootet der Major aus seinem brennenden Panzer aus und will zum nächsten laufen. Aber auch dieser erhält einen Treffer und geht in Flammen auf.

Nun stoßen die syrischen Panzer durch die Bresche, Brückenleger werden einfach in den Panzergraben gefahren und legen die Stahlträger aus, um den folgenden Panzern über den Graben zu helfen. Die "Centurion" feuern aus ihren überhöhten Stellungen, werden aber langsam von der Masse der anstürmenden Feindkräfte zurückgedrängt.

Die syrische Angriffswelle hat die Sperren an der Enge von Kudne durch­brochen und rollt nun nach Westen, ihren nächsten Zwischenzielen entgegen.

Es scheint, als ob dieses Gefecht be­reits eine Ewigkeit dauert, dennoch ist seit dem ersten Schuss kaum eine Stunde vergangen. Während dieser kurzen Zeit haben die Syrer aus über 1 300 Rohren mehr als 1 500 Tonnen Granaten auf die israelischen Beobachtungsbunker, Gefechtsstände, Zufahrtsstraßen und Trup­penansammlungen verschossen. Der Höllenlärm macht die Verteidiger taub und mü­de. Die gewaltige Feuerwalze nimmt kein Ende. Die syrische Artillerie scheint über unbegrenzte Mengen an Munition zu verfügen ...

Zur selben Zeit, als Oberst Nof­sche im Nordabschnitt den syrischen Panzerangriff noch aufhalten kann, entwickelt sich im Süden eine der schlimmsten Krisen dieses Tages.

Das Panzerbataillon 53 des Oberstleutnant Oded Eres sichert den etwa 20 Kilometer breiten Kampfabschnitt Süd, von Kuneitra bis zur Rafid-Kreuzung. Die Schlüsselräume in diesem Abschnitt sind die Bereiche um Hushniya und um Rafid sowie die Tapline-Straße. Wichtige Ost-West- Verbindungen in diesem Abschnitt sind die Straße von Rafid über El Al zum Tiberias-See, die Verbindung von Kudne über Hushniya zur Arik-Brücke sowie die in Richtung Südost-Nordwest verlaufende Straße von Juhader nach Nafakh. Weiters befinden sich im Südabschnitt noch einige taktisch wichtige Erhebungen, insbesondere der 1 072 m hohe Beni Rasan südlich von Kuneitra, der Tel Hemed (858 m) und schließlich der südlichste, der Tel Phares (929 m) an der Rafid-Kreuzung. An der Grenze zu Syrien liegen zahlreiche Beobachtungsbun­ker, die seit dem Angriffsbeginn schwerstem Artilleriefeuer ausgesetzt und deshalb zum Teil bereits unbesetzt sind.

Unter diesen Aspekten scheint die Aufgabe für Oberstleutnant Eres und sein Bataillon beinahe unlösbar zu sein. Oberst Ben-Schoham, Kommandant der Panzerbrigade 188, hatte ihm die kritische Lage ohne jegliche Beschönigung dargestellt: "Sollte das Panzerbataillon 53 den Südabschnitt nicht halten können, dann steht den syrischen Panzern der Zugang zu den Jordan­brücken bzw. zum Tiberias-See frei, verbunden mit der daraus resultierenden größten Gefährdung für den Norden Israels." Für Eres war damit die Aufgabe klar. Die Parole an seine blutjungen Panzerbesatzungen lautete daher: "Halten um jeden Preis; dazu ist alles einzusetzen, auch das Leben selbst! Zeigt nun, was Ihr gelernt habt!" Oberstleutnant Eres hatte sein Bataillon erst zwei Wochen vorher übernommen, aber er kennt das Gelände ausgezeichnet. Um sein weit auseinandergezogenes Bataillon so gut als möglich führen zu können, bezieht er seinen Gefechtsstand auf dem Tel Juhader, von dem aus die Rafid-Kreuzung und die Tapline-Straße gut zu überblicken sind.

Der nördliche Sektor ist der Panzerkompanie Akavia zugewiesen, die je einen Zug hinter den Beobachtungsstellungen 109 und 110 südlich von Kuneitra (an der Hauptverbin­dungs­linie Damaskus-Kuneitra) sowie hinter den Bunkern 111 und 113 (nördlich von Rafid) positioniert.

Südlich davon bezieht die Panzerkompanie Roni mit ihren Panzerzügen hinter den Beobachtungsstellungen 114, 115 und 116 Stellung.

Der stellvertretende Bataillonskom­mandant, Major Askarov, führt die Ba­tail­lonsreserve, der die Panzerkom­panie Urieli zugeteilt ist.

Der syrische Angriff konzentriert sich erstmals auf den Bunker 111 in der Enge von Kudne. Diese Enge ist das vorrangige Angriffsziel der syrischen Kräfte, weil deren Öffnung die Voraussetzung für den weiteren Vorstoß nach Hushniya bzw. an die Tapline-Straße bildet, um danach entweder nach Westen oder Norden rasch in die Tiefe des israelischen Verteidigungssystems zu stoßen.

Hauptmann Akavia führt seine Reserve sofort zu dem am Bunker 111 kämpfenden Panzerzug. Seinen wenigen "Centurion" stehen mindestens 60 syrische Panzer gegenüber. Er nimmt den Feuerkampf auf, fordert aber gleichzeitig sofortige Unterstützung durch das Bataillon an, um den bevorstehenden Durchbruch verhindern zu können.

Oberstleutnant Eres handelt sofort. Er setzt Major Askarov mit einem Zug in Richtung Bunker 111 in Marsch, hält jedoch Hauptmann Urieli mit zwei Pan­zerzügen weiterhin in Reserve.

Hauptmann Akavia, dessen Panzer die Syrer bereits auf etwa 2 000 m mit Feuer eindecken, gerät unter starkes Artilleriefeuer. Akavias ausgezeichnete Stellungswahl vermied jedoch bisher jegliche Verluste.

Der Kommandant der syrischen Angriffskräfte umgeht daraufhin den Bunker 111 mit etwa 20 seiner Panzer und trifft dabei auf die heranrollende Verstärkung von Major Askarov, der sofort seine Panzer in Kette auffahren lässt und aus der Bewegung ins Gefecht tritt. Einige der T-55 werden vernichtet. Ein israelischer Panzer bekommt einen Volltreffer ab, zwei weitere "Centurion" werden beschädigt, kämpfen jedoch weiter.

Hauptmann Akavia sucht nun eine bessere Feuerstellung, um nach Süden wirken zu können. Während sein Panzer einen Hang hinauffährt, erhält er einen Treffer, und der Hauptmann fällt. Der Kampf um die Bunkerstellung 111 tobt nun auf kurze Entfernung. Syrische Infanterie und die Außenverteidigung des Bunkers sind bereits in den Nahkampf mit Handgranaten und Maschinenpistolen verwickelt. Der Panzer von Unteroffizier Mizrahi geht in Flammen auf, ein anderer, unter Sergeant Chabari, setzt sich trotz heftigen Feuers daneben und hilft Mizrahis Besatzung auszubooten, wird aber dabei ebenfalls getroffen - Chabari fällt tot in den Turm. Major Askarov sieht drei seiner Panzer ausfallen, stürmt nach vorne und beschäftigt die Syrer so lange, bis die Besatzungen in Sicherheit sind.

Für kurze Zeit scheint der Druck auf den südlichen Kampfabschnitt nachzulassen und Oberstleutnant Eres atmet erleichtert auf. Mittlerweile ist es etwa 1530 Uhr. Eine knappe halbe Stunde war vergangen ...

Aber die Pause ist nur von kurzer Dauer. Unvermittelt lässt die syrische Führung erneut angreifen, um bis zum Einbruch der Dunkelheit in die Tiefe des israelischen Territoriums durchzubrechen. Die israelische Führung ist vollauf damit beschäftigt, alle taktisch-operativen Entschlüsse umzusetzen, die notwendig sind, den syrischen Großangriff abzuwehren.

6. Oktober, 1545 Uhr

Brigadegeneral Raffael "Raful" Ei­tan, der Kommandierende General auf den Go­lan-­Höhen, trifft inzwischen in seinem Befehlsstand in Nafakh ein. Die ihm vorgetragene Lage ist zwar schlimm, aber der erfahrene Soldat behält die Nerven. Sein erster Befehl regelt die Verantwortung auf dem Ge­fechtsfeld neu:

"Die Panzerbrigade 7 (Oberst Ben-Gal) verteidigt den Nordabschnitt vom Hermon im Norden bis Kuneitra und bekommt das Panzerbataillon 74 unterstellt." "Die Panzerbrigade 188 (Oberst Ben-Schoham) wird verstärkt durch das verminderte Panzerbataillon 82 (von der Panzerbrigade 7, vermindert um eine Kompanie, die Oberst Ben-Gal als Reserve behält) und übernimmt den Südabschnitt von Kuneitra bis Rafid bzw. deckt den Sektor bis zum Rokad-Fluss mit Spähtrupps ab." Der Auftrag an beide Brigaden ist klar und eindeutig: "Halten und Zeit gewinnen - um jeden Preis!", denn sollten die Syrer weiter durchbrechen, könnten sie ungehindert bis zum Mittelmeer fahren.

Auf den restlichen 60 bis 70 "Cen­turion"-Panzern, die um 1600 Uhr noch kampffähig sind, lastet nun Israels letzte Chance, den syrischen Großangriff so lange abzuwehren, bis die heiß ersehnten weiteren Reserven eintreffen, die frü­hestens in den Morgenstunden des 7. Oktober zu erwarten sind.


Autor: Lieutenant Colonel David Eshel (retd) wurde 1928 in Dresden geboren und emigrierte 1939 nach Palästina. Nach dem Zweiten Weltkrieg war er 1948 einer der Begründer des israelischen Panzerkorps und diente 26 Jahre bei den israelischen Streitkräften. Nach seiner militärischen Ausbildung in Saumur (Frankreich) war er in verschiedensten Kommando- und Stabsfunktionen tätig, kämpfte in allen arabisch-israelischen Kriegen bis 1967 und war zuletzt Taktiklehrer im "Command and Staff College". Er studierte Geschichte an der Universität in Tel Aviv und war zwölf Jahre lang Herausgeber einer israelisch-deutschen Zeitschrift. Er arbeitet derzeit als freier Journalist und Analytiker in Sicherheitsfragen für mehrere europäische und amerikanische Militärpublikationen.

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