Bundesheer Bundesheer Hoheitszeichen

Bundesheer auf Twitter

Aus der Truppe: Kampfmittelräumer im Kosovo

Kampfmittelräumer sind in Gebieten wie dem Kosovo unabdingbar geworden. Welche Armee will denn ihre Soldaten im Einsatz verlieren - schon gar nicht auf­grund von scharfen Relikten, die sich in den Jahren des Krieges im Einsatzgebiet angesammelt haben.

Einer der Kampfmittelräumzüge ist innerhalb der Stabskompanie der Task Force Dulje im CAMP CASA­BLANCA stationiert. Dieses deutsch-österreichisch-schweizerische Element wird logistisch durch die Stabskompanie versorgt, untersteht aber führungsmäßig der übergeordneten Multinational Brigade SOUTH WEST (MNB SW) und wird unmittelbar durch die Explosive Ordnance Disposal Coordination Cell (EOD CC) der MNB geführt.

Die personelle Stärke des Zuges umfasst mit dem Zugskommandanten elf Soldaten mit unterschiedlichen Qualifikationen. Vier Mann sind als Minensucher ausgebildet, d. h. sie suchen Un­exploded Ord­nances (UXOs) und legen sie unter der Aufsicht des Kampf­mit­telbeseitigers frei; eine Manipulation an den UXOs ist ihnen aber untersagt. Der Rest des Zuges hat die Qualifikation für die Kampfmittelbesei­tigung (KMB, engl. EOD) inklusive der Beseitigung von unkonventionellen Spreng- und Brandmitteln (engl. IEDD, improvised explosives device disposal).

Die Ausrüstung für dieses breite Spektrum an Aufgaben ist dementsprechend umfangreich. Für die Suche nach UXOs (Minen sind nur ein Teil davon) werden verschiedene Arten von Metalldetektoren sowie Tiefensonden verwendet. Für die Manipulation an den gefundenen UXOs (zur Herstellung der Transportsicherheit) werden Haken- und Leinensätze, Schießbolzengewehre vom Kaliber 12,7 mm und 20 mm verwendet. Der Spreng­aus­rüs­tungssatz Zug mit einem Schneidladungssatz "Katana" sowie ein Fernlenkmani­pulator speziell für IEDD-Vorfälle kommen ebenfalls zum Einsatz.

Die persönliche Schutzausrüstung umfasst Sucheranzüge mit antiperso­nen­minensicheren Schuhen sowie dem schwe­ren Schutzanzug EOD 8.

Aufgrund der Vorgaben durch die MNB SW wurde ein "Alpha"-Team mit einer Abmarschbereitschaft innerhalb von 30 Minuten sowie ein "Bravo"-Team mit 60 Minuten Abmarschbereitschaft gebildet. Jedes Team setzte sich im Regelfall aus drei Soldaten zusammen, einem Minensucher und zwei Soldaten mit einer KMB-Berechtigung. Beide Teams sind mit LKW "Pinz­gauer" 718 als Trägerfahrzeuge ausgerüstet. Der "Pinzgauer" ist gegenüber Flachfeuer und Minen nicht gehärtet, aber durch seine kompakte Bauweise und extreme Gelände­gän­gigkeit bestens für die Stra­ßen­verhältnisse im Kosovo geeignet. Beide Fahrzeuge sind identisch ausgerüstet. Im Regelfall werden durch das "Bravo"-Team vorangekündigte Aufträge, wie zum Beispiel die "Clearence von Hub­schrau­berlande­plät­zen" erledigt, während sich das "Alpha"-Team für Alar­mie­run­gen bereithält.

Aufgabenbereiche

Der Kampfmittelräumzug hat drei Hauptaufgaben:
  • Clearence von Flächen/Minensuche für durch KFOR genützte Flächen,
  • Beseitigung von UXOs bei Bedrohungen von KFOR-Soldaten und
  • IEDD.

IEDD-Fälle sind zwar selten, aber im­mer mit einem hohen Aufwand an Personal, Material und Zeit verbunden. Durch den schweren Schutzanzug EOD 8 wird zwar die Wirkung von Spreng- und Kampfmitteln herabgesetzt, das Arbeiten im schweren Schutzanzug ist in Abhängigkeit zur Um­ge­bungs­tem­pe­ra­tur aber höch­s­tens 30 Minuten möglich. Danach hat sich die Körpertemperatur des Trägers so weit erhöht, dass es zu Konzen­trationstörungen kommt.

Die Clearence von Flächen und/oder die Minensuche ist bei Erfüllung der friedensmäßigen Räumnorm mit einer Fehlersicherheit von zirka 99,6 Prozent sehr zeit- und personalaufwändig. Diese Räumgenauigkeit muss eingehalten werden. Es ist beinahe unmöglich, bei solch einer Vorgabe ein Zeitkalkül zu erstellen, da der Räumvorgang durch sehr viele Faktoren beeinflußt wird. Mit den verwendeten Metalldetektoren werden geringste Metallmengen im Boden angezeigt. Das Fundsignal gibt keine Aussage, ob es sich bei der Metallmenge im Boden um den Metallanteil einer Schützenmine oder um Zivilisationsmüll handelt. Somit muss der Bereich des lokalisierten Objektes mit hilfe der Minensuchnadel überprüft werden. Durch die Erfahrung und das Gehör des Minensuchers wird das Signal bestätigt oder als Störung interpretiert.

Die Detektoren werden auch gerne bei Hausdurchsuchungen für die Suche nach versteckten Waffen im Garten oder im Strohhaufen verwendet. Natürlich wird auch hier nicht waffenspezifisches Metall angezeigt, sondern nur das Vor­handensein von Metall. Sind zu viele Störquellen vorhanden, ist der Einsatz von Detektoren zwecklos.

Die Masse der Aufträge umfasste die Räumung von UXOs. Speziell durch starke Regenfälle oder Erdbewegungsar­beiten treten diese immer wieder auch auf regelmäßig benutzten Wegen auf. Für das Beseitigen von UXOs gibt es drei Möglichkeiten: Die einfachste ist, dass das vorgefundene Objekt Transportsicherheit aufweist und daher einfach entfernt werden kann. Etwas aufwändiger ist die Entsorgung des Objektes in High Order, d. h., das Objekt wird einfach weggesprengt. Diese Möglichkeit ist nur selten anwendbar, da nahezu immer die Gefahr von Kolla­teralschäden vorliegt. Daher kommt im Regelfall ein so genanntes Low Order-Verfahren zum Einsatz. Bei diesem Verfahren wird durch verschiedenste Techniken die volle Sprengwirkung des Objektes verhindert.

Der Einsatz des Kampfmittelräumzuges ist gefährlich. Noch gefährlicher, um nicht zu sagen verantwortungslos wäre es jedoch, den Soldaten solch eine Einsatzunterstützung nicht zukommen zu lassen.

Major dhmtD Mag. Johann Grass

Eigentümer und Herausgeber: Bundesministerium für Landesverteidigung | Roßauer Lände 1, 1090 Wien
Impressum | Kontakt | Datenschutz | Barrierefreiheit

Hinweisgeberstelle