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Aktuelles Weltgeschehen: Der Terror hört nicht auf

Der jüngste Terroranschlag war mit Sicherheit nicht der letzte. Gewaltbereite islamische Fundamentalisten wollen den Westen, seine Wirtschaft und seine Kultur in die Knie zwingen. Die Terrorhandlungen, die jüngst wieder stattgefunden haben, erschüttern nicht nur die unmittelbar Betroffenen, sondern uns alle. Die brutale Fratze der "neuen Art des Krieges" hat auch dessen Gefährlichkeit anschaulich gemacht. Regeln, wie im konventionellen Krieg, mit dem Schutz der Zivilbevölkerung, der Gefangenen und Verwundeten, werden dabei bewusst negiert. "Die Wehrlosen und Unschuldigen abzuschlachten ist in jeder Kultur das gemeinste aller Verbrechen", urteilte der Journalist Josef Joffe in der "Zeit" darüber.

Terror weltweit

Dabei ist die Anwendung von Terror als Maßnahme für das Durchsetzen von Zielen nicht neu. Seit es unterprivilegierte Gruppen gibt, seitdem gibt es die Versuche, solcherart zum Erfolg zu kommen. Auch von Menschen aus westlichen Ländern, man denke nur an die IRA, die RAF, die ETA oder an andere Revolutionäre, hat man derlei Gewaltanwendung erlebt. Doch zum Unterschied zu den "klassischen" Freiheitskämpfern sind die derzeit terroristisch Tätigen rücksichts- und gnadenlose Gegner, die weltweit agieren: Dhahran, Chobar und Riad (Saudi-Arabien), Aden (Jemen), Nairobi und Mombasa (Kenia), Daressalam (Tansania), New York und Washington (USA), Djerba (Tunesien), Karachi (Pakistan), Bali und Jakarta (Indonesien), Casablanca (Marokko), Istanbul (Türkei), Madrid (Spanien), Beslan (Russland), Kairo, Hurghada, Luxor, Taba und Sharm el-Sheikh (Ägypten), Bagdad, Tikrit, Mossul, Hila, Kerbala und Najaf (Irak), London (UK) usw.

Die Träger dieser Attacken sind überwiegend islamische Extremisten, die zum Kampf gegen den Westen, das Judentum und die "abtrünnigen" Glaubensbrüder aufgerufen haben. Nicht bloß wegen des jüngsten Irak-Krieges oder des Kampfes in Afghanistan. "Die Terroristen haben in der ganzen Welt zugeschlagen. In Ländern, die mit den USA verbündet sind und den Krieg (im Irak, Anm.) unterstützten, und in Ländern, die mit dem Krieg überhaupt nichts zu tun hatten", sagte dazu der britische Außenminister Jack Straw.

Rechtfertigungen für die Akteure?

Man neigt in verschiedenen Kreisen der westlichen Gesellschaft dazu, die islamischen Terroristen und ihre Hintermänner wegen deren Motiven zu rechtfertigen. Doch kein noch so triftiger Grund rechtfertigt ein Massaker an Unschuldigen. Denn die Attentate richten sich fast nie gegen Soldaten und andere staatliche Repräsentanten, sondern beinahe immer nur gegen unbeteiligte Zivilpersonen. In Wahrheit wollen die Akteure nicht Verständigung oder Besänftigung, sondern den "clash of civilizations", um dem islamischen, fundamentalistischen Weltbild nach ihren mittelalterlichen Vorstellungen zum Durchbruch zu verhelfen.

Der Journalist Lawrence Wright hat in seinem Artikel "The Terror Web" (The New Yorker, 26. April 2004) u. a. Hintergründe zu den Anschlägen in Madrid vom 11. März recherchiert. Vordergründig war von den Terroristen angegeben worden, mit diesem Attentat wolle man den Rückzug der spanischen Soldaten aus dem Irak erzwingen. Tatsächlich fand jedoch die Planung für den Anschlag gegen den Zug in der Atocha-Station in Madrid zwei Jahre vor dem 11. September 2001 statt. Damals hat es weder einen Irak-Krieg noch spanische Soldaten im Irak gegeben. Darüber hinaus hat man in Spanien zwei Wochen nach den Attentaten vom 11. März zwölf Kilo Plastiksprengstoff am Gleis des Hochgeschwindigkeitzuges AVE mit falsch angeschlossenem Zünddraht entdeckt. Warum will man mehr als Tausend Menschen in den Tod schicken, wenn Madrid den Abzug der spanischen Truppen aus dem Irak schon beschlossen hatte? Josef Joffe gibt darauf die einzig richtige Antwort: "Weil es nicht um Appeasement, sondern um ‚El Andaluz‘ ging, das 800 Jahre lang in islamischer Hand war - was heute die Reformbewegung im Maghreb nach Kräften zu fördern und eine Brücke zwischen Orient und Okzident zu schlagen versucht."

Immer mehr Europa im Visier

Der Irak ist für die Islamisten heute das Hauptschlachtfeld. Doch nach Ansicht internationaler Experten rückt Europa immer mehr als Aktionsfeld in das Visier. "Europa wird in Zukunft noch viel mehr unter Terror leiden als bisher", meint der Al-Qaida-Experte Professor Rohan Gunaratna im Gespräch mit der Zeitung "Die Presse". "Das Attentat in London wird Extremisten in ganz Europa zu weiteren Anschlägen inspirieren." Der arabische Fernsehsender Al Djaseera veröffentlichte am 5. August eine Videobotschaft von Aiman el-Zawahiri, dem Stellvertreter von Al Qaida-Chef Osama bin Laden. Das, was nun komme, werde die Anschläge in New York und Washington am 11. September 2001 in den Schatten stellen, hieß es darin.

Im Februar 2003 hoben Polizisten in Frankreich, England, Italien und Spanien mehrere Terrorzellen aus, die mit chemischen und biologischen Substanzen experimentiert hätten, darunter dem Nervengift Zyanid. UN-Generalsekretär Kofi Annan warnte bereits im März d. J. vor einem Atom-Terror. Vor allem die "Schmutzige Bombe", herkömmlicher Sprengstoff in Verbindung mit radioaktivem Abfall, bereitet große Sorgen, weil die Mittel zur Herstellung leicht zu erhalten sind. "Sollte es tatsächlich zu nuklearen Anschlägen kommen, dann würde das nicht nur massenhaften Tod und Vernichtung bedeuten, sondern auch die Weltwirtschaft ins Wanken bringen und Millionen Menschen in tiefste Armut stürzen", warnte er. Die EU will nach den Anschlägen in London die Maßnahmen im Kampf gegen den Terror massiv verschärfen. Hoffentlich greifen diese noch rechtzeitig. Denn "der Wahnsinn des Terrors hat Methode und wird weitergehen", meint der international renommierte Terrorexperte Rolf Tophoven.

Autor: Brigadier i.R. Prof. Dr. Horst Mäder

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