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Die Völkerschlacht bei Leipzig

Im Herbst 1813 erreichten die gegen Napoleon gerichteten Befreiungskriege mit der Völkerschlacht vor den Toren Leipzigs ihren Höhepunkt. Vom 16. bis 19. Oktober fügten die zahlenmäßig überlegenen verbündeten Heere der Österreicher, Preußen, Russen und Schweden dem französischen Heer eine entscheidende Niederlage zu und brachen damit die Vorherrschaft Napoleons in Europa. Mit rund 500 000 beteiligten Soldaten aus mehr als einem Dutzend Nationen ging die Völkerschlacht bei Leipzig als die größte Feldschlacht der Weltgeschichte bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts in die Geschichtsbücher ein.

Vorgeschichte

Nach der Niederlage Napoleons im Russlandfeldzug schloss der Befehlshaber des preußischen Hilfskorps, General Ludwig Graf Yorck von Wartenburg, in der Konvention von Tauroggen (heute: Tauragė, Litauen) vom 30. Dezember 1812 eigenmächtig - ohne Zustimmung des preußischen Königs - einen Waffenstillstand mit dem russischen General Johann von Diebitsch und scherte damit aus der Koalition mit Frankreich aus. Außenminister Clemens Wenzel Metternich wies daraufhin den Befehlshaber des österreichischen Hilfskorps, Feldmarschall Karl Philipp Fürst Schwarzenberg, an, es ihm gleichzutun, woraufhin dieser am 30. Jänner 1813 ebenfalls ein Waffenstillstandsabkommen mit Russland unterzeichnete. Dem Ende Februar 1813 zu Kalisch (heute: Kalisz, Polen; ca. 100 km nordöstlich von Breslau) geschlossenen preußisch-russischen Bündnis schloss sich Österreich im Gegensatz zu Großbritannien und Schweden aber nicht an. Metternich bot den Verbündeten und Napoleon stattdessen eine Friedensvermittlung an, doch gingen beide nicht auf dessen Vorschlag ein. König Friedrich Wilhelm III. von Preußen erklärte Frankreich am 16. März 1813 den Krieg, woraufhin Napoleon eine neue Armee, die vorwiegend aus flüchtig ausgebildeten Rekruten bestand, aufbaute und einen Frühjahrsfeldzug begann.

Frühjahrsfeldzug 1813

Die von Eugène de Beauharnais geführten, numerisch überlegenen, französischen Verbände verwickelten die preußisch-russischen Truppen im Gefecht bei Möckern nahe Magdeburg am 5. April 1813 in drei Vorpostengefechte, die allerdings mit einem Sieg der Verbündeten endeten. Der von Napoleon damit verfolgte strategische Zweck war allerdings erfüllt - die Truppen von Generalleutnant Ludwig Graf zu Sayn-Wittgenstein konnten sich vorerst nicht mit jenen Blüchers (Gebhard von Blücher, Fürst von Wahlstatt) vereinigen.

Ende April rückte Napoleon mit der Hauptarmee Richtung Leipzig vor und ließ diese nach der Vereinigung mit den Truppen Beauharnais’ bei Merseburg und Weißenfels die Saale überschreiten. Bei Großgörschen und Bautzen blieben die Franzosen - etwa 145 000 Mann - im Mai 1813 siegreich, doch waren die Verluste v. a. in letzterer Schlacht mit ca. 20 000 Mann sehr hoch, so dass Napoleons Kräfte nicht mehr ausreichten, um sich gleich wieder einer neuen Schlacht zu stellen. Er akzeptierte daher nun doch Metternichs Vorschlag und willigte in einen Waffenstillstand mit Russland und Preußen (von Pläswitz/Poischwitz, 4. Juni 1813; heute zu Grimma/Sachsen, an der Mulde) ein. Napoleon bezeichnete dies später als einen entscheidenden Fehler, da dieser es den Verbündeten ermöglichte, neue Kräfte zu sammeln und - dank der finanziellen Unterstützung Englands - aufzurüsten. Am 26. August traf sich Metternich mit Napoleon in Dresden, doch zeigten sich hier bereits größere Meinungsunterschiede. Ein wenige Tage später einberufener Friedenskongress in Prag verlief ebenfalls ohne Ergebnis, da Napoleon nicht bereit war, auf die Forderungen der Verbündeten - die Liquidierung des Herzogtums Warschau, die Rückgabe polnischen Gebietes und Danzigs an Preußen sowie der Illyrischen Provinzen (Dalmatien, Kroatien südlich der Save, Istrien, Triest, Görz, Krain und der westliche Teil Kärntens) an die Habsburger und die Auflösung des Rheinbundes - einzugehen. Pa-rallel dazu liefen auch Koalitionsverhandlungen zwischen den Verbündeten und Österreich. Nachdem Mitte August die bereits einmal verlängerte Waffenstillstandsfrist abgelaufen war, brach Österreich die Verhandlungen ab und trat der Koalition bei.

Zunächst galt es, einen Kriegsplan, den Schwarzenbergs Stabschef Josef Wenzel Graf Radetzky entworfen hatte und der eine offensive Begegnung eines zu erwartenden Angriffes Frankreichs auf Österreich bei gleichzeitiger defensiver Strategie der anderen Verbündeten vorsah, mit dem im Juli beschlossenen russisch-preußisch-schwedischen Trachenberg-Plan, der von drei Armeen in Norddeutschland, Schlesien und Böhmen ausging, die alle offensiv gegen den Gegner vorzugehen hatten, abzustimmen. Der daraufhin entwickelte so genannte Reichenbacher Operationsplan stellte einen Kompromiss dar.

Aus den Koalitionstruppen wurden drei Armeen gebildet. Die Böhmische oder Hauptarmee unter dem Befehl des Fürsten Schwarzenberg bestand aus 127 000 Österreichern, zu denen noch 82 000 Russen und 45 000 Preußen kamen. Die Schlesische Armee unter Blücher bestand aus 66 000 Russen sowie 38 000 Preußen, die in Brandenburg stehende Nordarmee unter Jean-Baptiste Bernadotte, als schwedischer Kronprinz Karl Johann, aus 73 000 Preußen, 29 000 Russen sowie 23 000 Schweden - insgesamt rund 483 000 Mann. Dazu kam noch das Korps des Generalleutnants Ludwig Georg Thedel von Wallmoden-Gimborn mit 27 000 Mann in Mecklenburg.

Diesen standen nun 427 000 Franzosen, davon 40 000 Mann Kavallerie, gegenüber: Napoleon mit 174 000 Mann im Raum Zittau-Görlitz-Pirna, die Bober-Armee unter Maréchal Michel Ney mit 130 000 Mann an der Katzbach, die Berlin-Armee unter Maréchal Nicolas Charles Oudinot mit 70 000 Mann im Raum Luckau-Dahme, ein Zwischenkorps unter General Jean Baptiste Girard mit 15 000 Mann im Raum Magdeburg-Wittenberg und das XIII. Korps unter Maréchal Louis Nicolas Davout mit 38 000 Mann an der Unterelbe. Trotz der zahlenmäßigen Überlegenheit der Verbündeten hatte Napoleon zwei wesentliche Vorteile: Einerseits konnte er auf der inneren Linie operieren und versuchen, die drei feindlichen Armeen einzeln anzugreifen und zu schlagen, andererseits übte er eine straffe einheitliche Befehlsgewalt über seine Truppen aus. Bei den Verbündeten waren die Kommandoverhältnisse nicht eindeutig geregelt. Feldmarschall Schwarzenberg war zwar formell der Oberbefehlshaber aller drei Armeen, doch gab es vonseiten der Preußen und Russen ständige Einmischungen und ein gewisses Kompetenzgerangel.

Herbstfeldzug 1813

Napoleon gelang es jedoch in der Folge nicht, die genannten Vorteile zu nutzen. Sein Versuch, mit der Hauptarmee von seiner zentralen Stellung im Raum Dresden-Görlitz aus den geplanten Vernichtungsschlag gegen die Verbündeten auszuführen, scheiterte an den raschen Ausweich- und Rückzugsbewegungen der Truppen der Verbündeten sowie am gleichzeitigen Vorgehen der beiden anderen Armeen gegen jene der französischen Marschälle. Dies führte dazu, dass die französischen Truppen durch die Strapazen des ständigen Hin- und Hermarschierens bald völlig erschöpft waren.

In den ersten drei Wochen des Herbstfeldzuges wurde an drei Fronten gleichzeitig gekämpft, wodurch die Gesamtlage unübersichtlich war.

Die in Richtung Berlin vorstoßenden Truppen der Franzosen unter Oudinot wurden am 23. August bei Großbeeren von Preußen geschlagen, wodurch die Bedrohung für die preußische Hauptstadt vorerst abgewendet werden konnte. An der Katzbach besiegte die Schlesische Armee am 26. die französischen Truppen unter Mac Donald, die preußische Landwehr am 27. jene unter Girard bei Hagelberg.

Unterdessen war die alliierte Hauptarmee unter Schwarzenberg am 20. August in Sachsen eingerückt. Da in Leipzig keine französischen Truppen standen und Dresden nur von schwachen Kräften gesichert war, beschloss man, nach Dresden vorzurücken. Doch der Vormarsch ging zu langsam und zu zögerlich vonstatten, so dass Napoleon seine Truppen von Bautzen aus heranführen konnte und es zu einem direkten Zusammentreffen der beiden Hauptarmeen kam. Napoleon gelang es, die beiden Flügel der gegnerischen Armee zu zerschlagen. 10 000 Soldaten der Verbündeten wurden getötet oder verwundet, 15 000 gerieten in Kriegsgefangenschaft. Das Korps Vandamme (General Dominique Vandamme) sollte nun über Pirna vorstoßen, um den Verbündeten den Rückzugsweg abzuschneiden, doch wurde es von russischen und preußischen Truppen bei Kulm und Nollendorf am 29. und 30. August fast vollständig aufgerieben. Dadurch wurde die Hauptarmee der Verbündeten aus einer kritischen Lage befreit.

Nach der Absetzung Oudinots und der Übertragung des Oberbefehls an Maréchal Ney ging die Berlin-Armee wieder in die Offensive. Bei einem erneuten Angriff auf die preußische Hauptstadt wurde diese allerdings am 6. September von den preußischen Korps unter General der Infanterie Bogislav Graf Tauentzien (von Wittenberg) und Generalleutnant Friedrich Wilhelm Freiherr von Bülow (Graf von Dennewitz) in der Schlacht bei Dennewitz vernichtend geschlagen und musste sich nach Torgau zurückziehen.

In den vergangenen Schlachten hatten die Franzosen deutlich höhere Verluste erlitten als die Armeen der Verbündeten. Die im Hinterland der französischen Armee operierenden Streifkorps der Verbündeten störten die Versorgung der Franzosen mit Lebensmitteln und Munition erheblich. Die Hauptarmee unter Schwarzenberg verhielt sich den ganzen September über passiv; der geplante Vormarsch auf Sachsen wurde immer wieder verschoben. Schwarzenberg wartete auf neue Direktiven aus Wien, was zu der zynischen Bemerkung seitens der Bündnispartner Anlass gab, dass den Habsburgern die dynastischen Interessen wichtiger seien als die gemeinsamen Kriegspläne.

Blücher und sein Stabschef Generalmajor August von Gneisenau, die mit den Plänen Schwarzenbergs die Schlesische Armee betreffend nicht einverstanden waren, ergriffen daraufhin die Initiative. Die Schlesische Armee marschierte von Bautzen nach Nordwesten bis in die Gegend von Wittenberg und überschritt am 3. Oktober bei Wartenburg die Elbe. Dort traf ein Korps unter Yorck auf einen französischen Truppenverband, der dort Stellung bezogen hatte, und eroberte diese nach heftigem Kampf. Napoleon beabsichtigte nun, die Schlesische Armee bei Bad Düben zu fassen, doch wich diese geschickt aus, indem sie die Mulde nach Westen überschritt. Am 11. Oktober stand sie bei Halle. Die Nordarmee, die ihr gefolgt war, befand sich nördlich davon. Damit standen nun etwa 155 000 Mann an der linken Flanke der französischen Truppen, die Dessau und Wittenberg erreicht hatten. Der Schlag gegen Blücher war also ins Leere gegangen.

Der Vormarsch der Hauptarmee über den Kamm des Erzgebirges in Richtung Leipzig, der allerdings nur sehr langsam vonstatten ging und sich fast zwei Wochen hinzog, wurde dadurch wesentlich erleichtert. Napoleon hatte Schwarzenberg zwar etwa 45 000 Mann unter Maréchal Joachim Murat, König von Neapel, entgegengeschickt, der diesen aufhalten sollte, was allerdings nicht gelang. Während die Hauptarmee der Verbündeten über Chemnitz auf Altenburg vorrückte, wurde Murat bis in die Gegend von Leipzig zurückgedrängt. Am 12. Oktober stellte eine Kavalleriestreife die Verbindung zur Schlesischen Armee her.

Die Völkerschlacht bei Leipzig

Am 14. Oktober traf Napoleon in Leipzig ein. Er hatte bereits realisiert, dass er keine Chance hatte, eine der drei gegnerischen Armeen, die sich nun konzentrisch in Bewegung setzten, einzeln zu schlagen, und hatte sich daher entschlossen, all seine Kräfte um Leipzig zu konzentrieren, um das Wagnis einer großen Entscheidungsschlacht einzugehen. Die numerische Überlegenheit der Verbündeten war zu diesem Zeitpunkt bereits erdrückend. Napoleon hatte innerhalb eines Monats 100 000 Mann und über 200 Geschütze verloren, während auf Seiten der Verbündeten Verluste von maximal 85 000 Mann zu verzeichnen waren. Die Verluste Letzterer wurden jedoch durch russische Verstärkungen sowie die Zuführung frischer Kräfte durch die Polnische Reservearmee unter General Levin August von Bennigsen, die vorgerückt war und Dresden eingeschlossen hatte, mehr als wettgemacht.

Noch einmal ließ Napoleon nun allerdings seine operativen Fähigkeiten aufblitzen, indem er allen rechts der Mulde stehenden französischen Truppen den raschen Übergang über den Fluss und den Vormarsch auf Leipzig befahl, was von den Soldaten eine ungeheure Marschleistung erforderte. Einzige Ausnahme bildete das Korps von Maréchal Laurent de Gouvion Saint-Cyr, das mit der Verteidigung Dresdens fortfahren sollte - diese Entscheidung sollte sich allerdings später als großer Fehler herausstellen. Weiters ließ der Kaiser der Franzosen die Infanterie in zwei Gliedern statt wie bisher in drei Aufstellung nehmen, um so den Eindruck zu erwecken, dass die Front eines Bataillons wesentlich breiter sei.

Bei den Verbündeten traten nun allerdings deutliche Schwierigkeiten bei der Durchführung der gemeinsamen Operationsplanung zutage, die sich unter anderem aus den getrennten Aufmarschgebieten ergaben. So war eine eindeutige Bestimmung des Standortes der verbündeten Schlesischen und der Nordarmee ebenso wenig möglich wie jene der Stellungen der Franzosen, vor allem der Hauptarmee Napoleons, die im Raum Wurzen-Eilenburg-Taucha, nordöstlich von Leipzig, angenommen wurde. Die mangelnde Kenntnis war aber nicht nur auf Koordinationsprobleme in der Planung und Kriegführung der Alliierten zurückzuführen, sondern auch auf die geografische Beschaffenheit des Geländes um Leipzig, das die viertägigen Kampfhandlungen in eine Reihe von Einzelgefechten zerfallen ließ.

Aufmarsch und erste Gefechte

Das Schlachtfeld war durch die vier Flüsse Elster, Luppe, Pleiße und Parthe mit ihren Tälern, zwischen denen sich sanft ansteigende Höhenzüge erstreckten, getrennt. Entlang der Elster und der Pleiße waren riesige Aulandschaften entstanden, die von Flussarmen, Gräben, Dämmen und sumpfigen Wiesen, aber auch von Waldungen geprägt waren. Kleine Flüsse und Sümpfe im Überschwemmungsgebiet südlich von Leipzig erschwerten militärische Operationen. Sie ermöglichten ein Agieren nur für kleinere Verbände und boten allenfalls für die Verteidiger Vorteile. Alles in allem also ein Gelände, das den Absichten Napoleons entgegenkam. Zudem hatten tagelange Regenfälle das Terrain noch unzugänglicher gemacht.

Schwarzenbergs Plan sah vor, den Gegner nicht durch einen konzentrischen Angriff zu vernichten, sondern ihn durch einen Halbkreis in dessen Rücken von seinen rückwärtigen Verbindungen nach Westen abzuschneiden. Die russischen Generäle allerdings, die den defensiven Charakter dieses Planes zugunsten einer offensiven Kriegführung ablehnten, beeinflussten Zar Alexander, den allgemeinen Angriff auf die französischen Stellungen bei Leipzig zu fordern.

Um sich einen genaueren Überblick über die feindlichen Stellungen zu verschaffen, erteilte Schwarzenberg dem russischen Armeekorps unter Wittgenstein und dem II. preußischen Korps Kleist den Befehl, Stärke und Stellungen des Feindes sowie dessen mögliche Verteidigungsstellungen südlich von Leipzig zu erkunden. Die Truppen Murats - etwa 42 000 Mann mit 156 Geschützen - befanden sich zu jenem Zeitpunkt auf dem Höhenzug zwischen Markkleeberg und Liebertwolkwitz am südlichen Stadtrand von Leipzig. Bei Liebertwolkwitz kam es am 14. Oktober schließlich zum größten Reitergefecht der gesamten Schlacht. Zunächst kämpften 7 300 Reiter der Verbündeten gegen 8 500 französische und polnische Kavalleristen. Doch schließlich wurden immer mehr Truppen - auch Infanterie und Artillerie - in die Kampfhandlungen verwickelt, so dass sich deren Zahl schließlich auf 40 000 summierte. Die Franzosen hatten den so genannten Galgenberg als höchste Erhebung des Höhenzuges zu ihrem Beobachtungspunkt und zu einer Artilleriestellung ausgebaut und dahinter ihre Kavallerie aufgestellt. Nachdem diese unter Führung jener Dragoner, die sich schon im Krieg gegen Spanien ausgezeichnet hatten, überraschend zum Angriff übergegangen waren, konnten sie erst nach heftigen Kämpfen mit Unterstützung der österreichischen und preußischen Kavallerie bis über den Galgenberg zurückgeworfen werden. Österreichische Truppen unter Johann Graf Klenau eroberten inzwischen Liebertwolkwitz, mussten es aber in der folgenden Nacht wieder räumen. Kosaken und berittene preußische Landwehr kämpften am südlichen Flügel gegen polnische Verbände der französischen Armee. Abgesehen von den hohen Verlusten auf beiden Seiten blieb der Erkenntnisgewinn ein eher bescheidener: Schwarzenberg wusste nun, dass es sich bei den gegnerischen Kräften nicht um die Hauptarmee, sondern nur um die Truppen Murats handelte und die Entscheidungsschlacht bei Leipzig zu erwarten war.

Der folgende Tag war von weiteren Truppenbewegungen rund um Leipzig geprägt. Napoleon, in der Annahme, dass die Schlesische Armee aus Richtung Weißenfels angreifen würde, beabsichtigte, bereits am frühen Vormittag des 16. Oktober die von Süden vorrückende gegnerische Hauptarmee südlich von Leipzig anzugreifen, um so eine frühe Entscheidung zu erzwingen. Er wollte den rechten Flügel des Gegners unter Einsatz starker Kavallerieverbände umgehen, um die zentrale Front der Verbündeten zu schwächen und dessen Reserven zu verbrauchen und um die Hauptarmee zu vernichten, noch ehe die beiden anderen Armeen Schwarzenberg zu Hilfe kommen konnten. Zu diesem Zweck konzentrierte Napoleon seine Truppen - ca. 138 000 Mann - zwischen Pleiße und Parthe im Südosten. Im Norden sollten 43 000 Mann unter Ney und im Westen bei Lindenau das Korps Bertrand mit weiteren 10 000 Soldaten aufgestellt werden. Maréchal Auguste Frédéric de Marmont wurde mit der Sicherung gegen die Schlesische Armee Blüchers beauftragt, allerdings unter der falschen Prämisse, dass sich diese bei Weißenfels befände. Bei günstiger Entwicklung der Lage konnte Marmont noch zur Verstärkung der Hauptarmee nach Süden vorstoßen.

Der von Schwarzenberg entworfene und von Generalmajor Friedrich Freiherr von Langenau ausgearbeitete Operationsplan sah nun einen Zangenangriff der Verbündeten im Süden, Westen und Norden vor. Um eventuelle gegnerische Durchbruchsversuche nach Westen zu verhindern, wurde die Armeeabteilung unter Ignácz Gyulai nach Lindenau beordert. Die russischen Generalstabsoffiziere erkannten jedoch die Problematik der weit auseinandergezogenen Angriffsstellungen sowie die bei der Überwindung des sumpfigen Geländes im Westen Leipzigs entstehenden Schwierigkeiten, die eine Verbindung der Truppen unmöglich gemacht hätten, und überzeugten den Zaren erneut, eine Änderung auch dieses zweiten Planes einzufordern. Die russischen Truppen wurden schließlich auf das rechte Pleißeufer beordert, so dass ein dritter Operationsplan entworfen werden musste.

Die Kämpfe am 16. Oktober 1813

Am 16. Oktober befand sich bereits der Großteil der Napoleonischen Truppen bei Leipzig, während die Verbündeten noch auf starke, im Anmarsch befindliche Kräfte warteten, u. a. die Nordarmee, die 1. (österreichische) Armeeabteilung unter Feldzeugmeister Hieronymus von Colloredo-Mansfeld, die 2. leichte (österreichische) Division unter Ferdinand Graf von Bubna und Littitz und die Polnische Reservearmee unter General Bennigsen. Dennoch waren die Verbündeten zahlenmäßig überlegen. Sie verfügten zu Beginn der Kampfhandlungen über 206 000 Mann mit 918 Geschützen, Napoleon hingegen nur über 191 000 Mann mit 690 Geschützen.

Im Laufe des Tages entwickelten sich zwei voneinander unabhängige und räumlich getrennte Schlachten im Südosten mit dem Zentrum um Wachau, im Nordwesten beim Dorf Möckern sowie kleinere Gefechte bei Connewitz, Dölitz und Lindenau. Leipzig blieb an diesem Tag vom unmittelbaren Kampfgeschehen noch ausgenommen.

Betrachtet man die Geländeverhältnisse, die Stärkeverteilung und die Einsatzmöglichkeiten der Truppen genauer, so waren die Aussichten Napoleons auf einen Erfolg besonders an der Süd(ost)front gut. Er hatte dort ein deutliches numerisches Übergewicht (138 000 zu 72 000 Mann), die Angriffskolonnen der Preußen, Russen und Österreicher waren weit auseinandergerissen und bunt durcheinander gewürfelt.

Zunächst aber hatten die Verbündeten die Initiative an sich gezogen; die russisch-preußischen Truppen unter Prinz Eugen von Württemberg hatten trotz zahlenmäßiger Unterlegenheit zunächst Wachau genommen, wurden dann aber von französischen Verbänden unter heftigem Artilleriebeschuss zu erbitterten Kämpfen um diese Stellung gezwungen, wobei die Verbündeten hier nicht weniger als vier Fünftel ihrer Truppen verloren. Wachau wechselte dreimal den Besitzer und blieb schließlich im Besitz der Franzosen. Auch Liebertwolkwitz und der Kolmberg gingen nach der Einnahme durch Klenau und Alexander Michailowitsch Gortschakow wieder verloren. Nachdem auch die Operationen bei Connewitz und Dölitz im Sumpf der Pleißeniederung gescheitert waren, kam der Angriff der Verbündeten gegen 1100 Uhr zum Stehen. Doch Napoleon, der in Leipzig bereits die Siegesglocken hatte läuten lassen, nützte diese große Chance, die für ihn in den Mittagsstunden bestand, nicht, weil er auf die Truppen Neys, die zur Verstärkung Marmonts an der Nordfront abkommandiert waren, wartete und ihm die nötigen Reserven fehlten. Vom Wachtberg bei Güldengossa (östlich Markkleeberg) aus konnten Zar Alexander und seine Heerführer den Verlauf der Ereignisse beobachten. Die Gefährlichkeit der Situation erkennend, wurden unverzüglich die Reserven zur Unterstützung herbeigerufen. Erst am frühen Nachmittag gab Napoleon den Befehl zum Angriff. 8 000 Mann Kavallerie sollten das Zentrum der Verbündeten bei Wachau durchbrechen. Die Reiter drangen bis zum Wachtberg vor, konnten aber durch die russische Infanterie und die zu Hilfe eilende verbündete Kavallerie abgewehrt werden. Ein Angriff der französischen Infanterie, das Korps Lauriston, auf Güldengossa, scheiterte ebenfalls an der heftigen Gegenwehr der russisch-preußischen Truppen des Prinzen von Württemberg. Napoleon konnte nun keine frischen Kräfte mehr zuführen, da diese bei Möckern im Norden gebunden waren. Die Nacht beendete die Kämpfe. Der Angriff der Verbündeten war gescheitert, deren Verluste an Toten und Verwundeten beliefen sich auf etwa 20 000 Mann.

Gyulais Angriff mit etwa 20 000 Mann auf Lindenau war inzwischen zu zögerlich erfolgt und von Bertrand abgewehrt worden.

Während die Kämpfe im Süden keine Entscheidung gebracht hatten, war das Vorgehen der Schlesischen Armee unter Blücher erfolgreicher. Gemäß dem dritten Operationsplan Schwarzenbergs sollte diese nach Leipzig vorstoßen. Da die Nordarmee unter Bernadotte aufgrund des unklaren Standortes der Hauptarmee Napoleons sich aber erst am folgenden Tag mit der Schlesischen Armee vereinigen sollte, musste Blücher alleine handeln und griff daher mit nur zwei Korps (Yorck, Langeron) das VI. französische Korps Marmonts beim Dorf Möckern, das durch seine Lage einer natürlichen Festung gleichkam, an. Die Schlacht wogte hin und her, ehe Yorck nach mehreren missglückten Angriffen unter Verlust von 7 000 Mann das Dorf erstürmen und die Franzosen vertreiben konnte. Mit dem Sieg Yorcks bei Möckern war es gelungen, die französische Stellung im Norden Leipzigs zu durchbrechen und damit gleichsam eine Vorentscheidung in der Völkerschlacht herbeizuführen. Die in Möckern gebundenen französischen Kräfte fehlten Napoleon bei seinem Durchbruchsversuch im Süden, die heranrückenden Reservearmeen hatten es nun in der Hand, die Entscheidung in der Schlacht herbeizuführen. Doch hatten die Verbündeten am ersten Tag der Kämpfe einen hohen Preis gezahlt: 38 000 Tote und Verwundete sowie 2 000 Gefangene waren zu beklagen. Von 45 preußischen Bataillonen blieben nur noch 21 übrig. Auf Seiten der Franzosen beliefen sich die Verluste an Toten und Verwundeten auf 23 000 sowie auf 2 500 Gefangene. Ney meldete von seinem Standort Ausfälle um die 50 Prozent.

Der 17. Oktober, ein Sonntag, verlief großteils ruhig und brachte den erschöpften Truppen auf beiden Seiten eine dringend notwendige Atempause. Nur im Norden ließ Blücher durch die Korps Langeron und Osten-Sacken Eutritzsch und Gohlis einnehmen und drang bis knapp vor Leipzig vor.

Die Kämpfe am 18. Oktober 1813

Bei einem Kriegsrat der Verbündeten im Dorf Sestewitz (südöstlich von Markkleeberg) wurde beschlossen, am frühen Morgen des 18. einen Generalangriff einzuleiten, nachdem Schwarzenberg das Angebot Napoleons zu einem Waffenstillstand, das dieser ihm durch den bei Connewitz gefangenen General Maximilian Graf von Merveldt überbringen hatte lassen, abgelehnt hatte.

Inzwischen waren auch die von den Verbündeten erwarteten Verstärkungen eingetroffen, insgesamt 62 000 Mann. Schwarzenberg verfügte damit zu jenem Zeitpunkt einschließlich der Nordarmee über 295 000 Mann mit 1 460 Geschützen. Napoleon hingegen konnte nur mehr auf knappe 160 000 Mann mit 630 Geschützen zurückgreifen. Dennoch schien der Kaiser der Franzosen bereit, den Kampf fortzusetzen, und zog seine Truppen zu diesem Zweck näher an Leipzig heran. Er ließ sie südlich bis östlich der Stadt in einem Halbkreis aufstellen: Der rechte Flügel unter Murat stand an der Pleiße, an der Linie Connewitz-Dölitz-Probstheida. Dahinter befand sich die Alte Garde, und bei ihr war Napoleon. Im Zentrum hatte Maréchal Étienne Jacques Joseph Mac Donald auf der Linie Zuckelhausen-Holzhausen-Mölkau Aufstellung genommen. Der linke Flügel unter Ney reichte von Paunsdorf und Schönefeld bis zur Parthe. Zur Täuschung der Verbündeten verblieben kleine Truppenteile in der alten Stellung bei Wachau und Liebertwolkwitz. Gleichzeitig traf er aber bereits Vorkehrungen für den Rückzug, indem er die Junge Garde unter Maréchal Edouard Adolphe Mortier und das IV. Korps von Maréchal Henri Gratien Bertrand nach Westen marschieren ließ, um den einzig möglichen Rückzugsweg zwischen Lindenau und Weißenfels zu sichern.

Die Verbündeten waren mit sechs Kolonnen bei Leipzig aufmarschiert:

  • Die I. Kolonne unter Hessen-Homburg mit 50 000 Österreichern (1. und 2. Armeeabteilung, Divisionen Bianchi, Weißenwolf und Nostitz) sollte von Markkleeberg aus vorrücken.
  • Die II. Kolonne unter General Michael Andreas Barclay de Tolly mit 50 000 Russen (Korps Gortschakow, Württemberg und Pahlen) und Preußen (Korps Kleist) sollte zwischen Güldengossa und Liebertwolkwitz Stellung beziehen und von dort das französische Zentrum in Probstheida angreifen. Hier befanden sich auch die russische sowie die preußische Garde, Zar Alexander, König Friedrich Wilhelm III. und der Oberbefehlshaber Schwarzenberg.
  • Die III. Kolonne unter Bennigsen mit 65 000 Russen/Polen (Reservearmee), Österreichern (Korps Klenau, Division Bubna) und Preußen (Brigade Zieten) sowie Kosaken sollte in Richtung Zuckelhausen und Holzhausen vorstoßen.
  • Die IV. Kolonne unter Bernadotte mit 85 000 Mann (Korps Bülow, Wintzingerode, Langeron, Saint Priest) bewegte sich von Mockau-Taucha auf Paunsdorf und Schönefeld zu.
  • Die V. Kolonne unter Blücher mit 25 000 Russen (Korps Osten-Sacken) und Preußen (Korps Yorck) sollte von Gohlis rechts der Parthe in Richtung der Halleschen Vorstadt von Leipzig marschieren.
  • Die VI. Kolonne unter Feldmarschallleutnant Ignácz Gyulai (Graf von Maros-Németh und Nádaska) mit 20 000 Österreichern (3. Armeeabteilung, Division Liechtenstein, Streifkorps Thielmann und Mensdorff) stand bei Kleinzschocher südlich von Lindenau und sollte die Rückzugsstraße der Franzosen blockieren.

Ungedeckte Zwischenräume wie zwei Tage zuvor gab es nun nicht mehr, so dass ein Durchbruch der Franzosen mit großen Infanterie- und Kavalleriemassen kaum mehr möglich war. Die Verbündeten hatten erneut die Initiative an sich gerissen, um 0700 Uhr morgens erfolgte der Angriffsbefehl. Generalmajor Gneisenau, Blüchers Stabschef, schrieb am Morgen des 18. Oktober an seine Frau: "Ich schreibe Dir am Morgen einer Schlacht, wie sie in der Weltgeschichte kaum gefochten ist. Wir haben den französischen Kaiser ganz umstellt. Diese Schlacht wird über das Schicksal von Europa entscheiden." Die I. Kolonne fand Wachau von den Franzosen geräumt vor und konnte nach schwachem Widerstand die Dörfer Dölitz, Dösen und Lößnig sowie die Schäferei Meusdorf einnehmen. In einem heftigen Gegenangriff der Jungen Garde unter Oudinot und einer Abteilung Alte Garde wurden Dölitz und Dösen aber zurückerobert. Napoleon gelang es in der Folge, durch den Einsatz seiner Garde die strategisch wichtige Linie Connewitz-Probstheida zu sichern, während die Verbündeten nach mehreren wechselvollen Kämpfen erst am späten Nachmittag Dösen, Dölitz und Lößnig wieder in ihren Besitz bringen konnten. Die Probleme an diesem Frontabschnitt veranlassten Schwarzenberg, das russische Korps Rajewski (General Nikolai Rajewski) zur Unterstützung der dort kämpfenden Truppen eben dorthin zu beordern. Zusätzlich befahl er der 3. Armeeabteilung unter Gyulai von Lindenau abzuziehen, eine folgenschwere Entscheidung, die den Franzosen einen Rückzugsweg eröffnete.

Die II. Kolonne gelangte über das geräumte Liebertwolkwitz rasch bis vor Probstheida, die Schlüsselstellung Napoleons. An den Seiten des von einer massiven Lehmmauer umgebenen Dorfes waren zahlreiche Batterien aufgestellt, hinter dem Dorf standen starke Infanterie- und Kavallerieeinheiten unter dem persönlichen Befehl Napoleons. Die auf einem übereilten Befehl Zar Alexanders beruhenden Sturmversuche unter Barclay de Tolly und Eugen von Württemberg scheiterten nach blutigen Kämpfen. Die auf einer nahe gelegenen Erhöhung, die später als Monarchenhügel bezeichnet wurde, stehenden preußischen und russischen Garden mussten untätig zusehen, wie ihre Kameraden vor Probstheida aufgerieben wurden.

Der III. und zahlenmäßig stärksten Kolonne gelang es, nach einer gewaltigen Marschleistung die gesamte nordöstliche Stellung der Verbündeten zwischen Liebertwolkwitz und Paunsdorf zu sichern und die Verbindung zur heranrückenden Schlesischen und Nordarmee herzustellen. Die Linie Zuckelhausen-Holzhausen, vom vorgeschobenen französischen Zentrum unter Mac Donald gehalten, wurde durchbrochen, die beiden Dörfer besetzt. Danach eroberten russische Ulanen und Husaren in einem überraschenden Vorstoß den strategisch wichtigen Steinberg und ließen dort starke österreichische Artillerie sowie zwei russische Batterien aufstellen, die den sich nach Stötteritz zurückziehenden, bereits stark dezimierten Franzosen weitere empfindliche Verluste zufügten. Die Division Bubna hatte zwischenzeitlich Paunsdorf erobert, das nach wechselvollen Kämpfen aber wieder verloren ging, vor allem, da die Nordarmee nicht rechtzeitig einlangte.

Die Nordarmee, die sich nur langsam von Taucha aus in Richtung Leipzig bewegte, griff zunächst kaum in das Kampfgeschehen ein. Erst um 1400 Uhr erschienen die Vorhuten unter Generalleutnant Bülow auf dem Kriegsschauplatz. Bülow selbst leitete nun den Angriff auf das hart umkämpfte Paunsdorf. Die englische Raketenbatterie der Nordarmee unterstützte die Kämpfe. Dem folgenden Sturmangriff preußischer und österreichischer Infanterie mussten Franzosen und Sachsen weichen. Nach den Kämpfen kam es zwischen 1500 und 1600 Uhr zum Seitenwechsel von etwa 3 000 bis 4 000 Sachsen zu den Verbündeten.

Nach dem Eintreffen weiterer Kräfte der Nordarmee befahl Bennigsen den Angriff auf Mölkau und Zweinaundorf, die von den Franzosen aufgegeben werden mussten.

Damit hatte die III. Kolonne einen entscheidenden Einbruch in die französische Stellung erzielt. Die Hauptstellung der Franzosen bei Probstheida und die Rückzugslinie nach Leipzig waren nun unmittelbar bedroht.

Die IV. Kolonne wurde vom Kronprinzen von Schweden befehligt. Da dieser aber nur sehr zögerlich agierte, riss Blücher, der ihm seine Korps Langeron und Saint Priest unterstellt hatte, die Initiative an sich und gab Langeron den Befehl zur Erstürmung der zweiten Schlüsselstellung bei Schönefeld. Nachdem die beiden Korps durch einen Angriff auf Mockau den Flussübergang über die Parthe erzwungen hatten, erfolgte gegen 1400 Uhr der Angriff auf das von Marmont verteidigte Schönefeld. Nach wechselvollen blutigen Kämpfen mit hohen Verlusten auf beiden Seiten musste sich Marmont nach der Eroberung Paunsdorfs durch die Verbündeten sowie des Seitenwechsels der Sachsen mit den Resten seiner Division gegen 1700 Uhr zurückziehen. Maréchal Ney, der sich der strategischen Bedeutung Schönefelds bewusst war, setzte nun seine letzten Reserven, die Regimenter der Division Ricard - ca. 7 000 Mann mit 40 Geschützen - mit dem Befehl ein, das Dorf wieder zu erobern. Nachdem Langeron aufgrund von Munitionsmangel zunächst hatte weichen müssen, stieß er mit artilleristischer Unterstützung der Schweden erneut vor und eroberte das Dorf gegen 1800 Uhr. Damit war der linke Flügel der französischen Armee bis vor die Stadtmauern von Leipzig zurückgedrängt worden, wenn auch unter hohen Verlusten vor allem des Korps Langeron mit 3 710 Mann.

Die V. Kolonne mit zwei Korps sollte zunächst das Vorwerk Pfaffendorf und schließlich Leipzig selbst angreifen, scheiterte jedoch beim Angriff auf die Stadt.

Die VI. Kolonne war nur an geringen Kampfhandlungen beteiligt, die allerdings ungünstig für die Verbündeten endeten, da General Henri-Gatien Bertrand den Österreichern Kleinzschocher entreißen konnte und dabei zahlreiche Gefangene machte. Der Befehl Schwarzenbergs, die 3. Armeeabteilung abzuziehen, erwies sich, wie bereits erwähnt, ebenfalls als nachteilig, da dadurch die Blockade des Rückzugsweges nicht mehr gewährleistet war.

Ab dem späten Nachmittag des 18. Oktober begannen die Franzosen bereits mit Vorbereitungen zu ihrem Rückzug, wobei die französischen Elitetruppen sich als Erste durch Leipzig in Richtung Lindenau zurückzogen. Die Situation in der Stadt Leipzig selbst wurde ebenfalls immer prekärer, wie ein Augenzeuge berichtete: "Wie blutig der Tag draußen auf den Feldern war, zeigte die zu allen Toren einströmende Masse der Verwundeten, die sich mitunter auf herzzerreißendste Weise fortschleppten, teils hinkend, teils geführt, teils getragen in die Stadt gebracht wurden … Alle suchten in den Spitälern ein Unterkommen; da es indes bei der immer zunehmenden Menge Verwundeter bald an Raum zu ihrer Unterbrin­g­ung gebrach, … so fand man noch nach fünf Tagen unverbundene, fast verhungerte, halbver­faulte - aber noch atmende - Kadaver auf dem Schlachtfelde und in den Straßen." Am Abend war Napoleon von der Pleiße bis zur Parthe und weiter bis zur Elster von den Armeen der Verbündeten umgeben, auch wenn er die Hauptstellung Connewitz-Probstheida-Stötteritz hatte halten können. Die Grande Armée hatte einen zähen Abwehrkampf geliefert, doch einem neuerlichen Angriff der Verbündeten am folgenden Tag würde sie nicht mehr standhalten können. Trotz zahlreicher Organisations- und Kommunikationsprobleme hatten die Verbündeten also letztendlich den Sieg davongetragen.

Gegen 2000 Uhr begab sich Napoleon nach Leipzig, um im Hôtel de Prusse gemeinsam mit seinem Generalstabschef Maréchal Louis-Alexandre Berthier den Rückzug seiner Armee zu organisieren. Unbemerkt von den Verbündeten ließ er die Dörfer Probstheida, Connewitz und Stötteritz räumen und seine Truppen in westlicher Richtung abziehen. Um den Abzug der Grande Armée zu sichern, hatte er 30 000 Mann - vorwiegend Polen, Italiener, Westfalen und Hessen unter dem Oberbefehl der Marschälle Mac Donald, Marmont und Poniatowski - in der Stadt zurückgelassen mit dem Auftrag, die Stadt noch 24 Stunden zu halten. Um noch mehr Zeit für einen geordneten Rückzug zu gewinnen, hatte der Kaiser den Leipziger Rat beauftragt, mit den Verbündeten Verhandlungen über einen Waffenstillstand von mindestens drei Tagen aufzunehmen. Das Oberkommando der Verbündeten sicherte den entsandten Parlamentären jedoch nur die größtmögliche Verschonung Leipzigs zu.

Da der Rückzug über eine einzige Straße erfolgte, hätte es Schwarzenberg in der Hand gehabt, mit energischem Vorgehen von Norden und Süden her die französischen Truppen endgültig aufzureiben. Stattdessen ordnete er jedoch an, konzentrisch gegen Leipzig vorzurücken und die Stadt zu stürmen.

Gegen 0900 Uhr verließ Napoleon mit seinem Gefolge die Stadt, erst gegen 1000 Uhr begann der Sturm der Verbündeten. Zu dem Zeitpunkt hatten übereifrige Angehörige eines französischen Sprengkommandos die Elsterbrücke gesprengt, auf der sich noch abziehende Truppen befanden, und so ihren eigenen Kameraden einen wichtigen Fluchtweg abgesperrt. Unter den Opfern befand sich auch der polnische General Josef Poniatowski. Da der enge Raum nur den Einsatz begrenzter Kräfte erlaubte, kämpften de facto nur drei Armeekorps, die russischen Korps Sacken und Langeron im Norden, das preußische Korps Bülow im Osten und Truppen von Bennigsen im Süden. Erst gegen 1200 Uhr gelang der Einbruch in die Stadt, eine halbe Stunde später hatten die Verbündeten bereits den inneren Verteidigungsring erreicht. Während bis 1300 Uhr noch vereinzelt gekämpft wurde, zogen die siegreichen Monarchen bereits auf dem Marktplatz zur Siegesfeier ein. Der sächsische König, der bis zuletzt auf Seiten Napoleons verblieben war, wurde als Gefangener nach Berlin gebracht.

Folgen

Über die Zahl der Verluste finden sich in der Literatur stark voneinander abweichende Angaben: Die Verbündeten zählten laut mehrfachen Angaben ca. 52 000 Mann und 2 000 Offiziere an Toten und Verwundeten, die Franzosen rund 38 000 Mann; 30 000 Franzosen gerieten in Gefangenschaft, darunter 36 Generäle, 5 000 waren übergelaufen. Frank Bauer schreibt gar von 68 000 verwundeten oder toten Franzosen und 37 000 Gefangenen. Viele der verwundeten Soldaten auf beiden Seiten starben in den folgenden Tagen aufgrund ihrer Verletzungen, der fehlenden ärztlichen Versorgung und der katastrophalen hygienischen Verhältnisse. Eine Typhus-Epidemie raffte weitere Verwundete und Bewohner der Stadt Leipzig dahin.

Napoleon trieb seine verbliebenen Truppen in Eilmärschen nach Westen über Weißenfels, Erfurt, Eisenach, Fulda und Frankfurt am Main in Richtung Rhein. Als er am 2. November bei Mainz den Rhein überschritt, verfügte er nur mehr über knapp 60 000 Mann. Eine Verfolgung durch die Verbündeten erfolgte erst mit Verspätung und verschaffte Napoleon den nötigen Vorsprung.

Die Niederlage bei Leipzig bedeutete zwar noch nicht das endgültige Ende der Napoleonischen Herrschaft, doch war seine Macht in Deutschland praktisch kaum mehr existent; der Rheinbund löste sich auf.


Autorin: OR Mag. Dr. Claudia Reichl-Ham, MAS. Jahrgang 1968, Studium der Geschichte und Übersetzerausbildung sowie Doktoratsstudium an der Universität Wien, Ausbildungslehrgang des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung (MAS); seit 1996 am Heeresgeschichtlichen Museum als Leiterin des Hauptreferates Publikationswesen/Bibliothek, seit 2008 stv. Abteilungsleiterin der Forschungsabteilung; Mitglied des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung, Generalsekretärin der österreichischen Militärhistorikerkommission (CAHM), Mitglied des Comité de Bibliographie der Internationalen Militärhistorikerkommission (CIHM).

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