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Der Trachenberger Kriegsplan

Von 1813 bis 1815 führten unsere Vorfahren den alles entscheidenden Feldzug gegen Napoleon zur Neuordnung Europas. Damals versuchten europäische Staaten ihre Nationalismen zu überwinden und schlossen sich mit einem gemeinsamen Ziel zusammen - die Vorherrschaft Napoleons zu brechen.

Heuer jährt sich das militärische Großereignis, das als Völkerschlacht bei Leipzig in der Geschichtsschreibung seinen Niederschlag findet, zum 200. Mal. Diese Schlacht bildete den Wendepunkt im Abwehrkampf gegen Napoleon. Österreichische, preußische, russische, schwedische und britische Truppen kämpften vom 16. bis 19. Oktober 1813 gegen die Franzosen und die Kontingente der übrig gebliebenen Rheinbundstaaten, Polen und Italiener. Mehr als 500 000 Soldaten rangen um den Sieg, den schließlich die zahlenmäßig überlegenen Österreicher, Preußen, Russen, Schweden und Briten erringen konnten. Dies konnte auch das militärische Genie Napoleons nicht verhindern. An die 50 000 gefallene Soldaten und weitere tausende Verwundete gaben Zeugnis dieses unbarmherzig schweren Ringens um den Sieg. Bis ins 20. Jahrhundert galt diese Schlacht, im Hinblick auf die Anzahl der Kämpfer, als die größte Landschlacht auf einem geografisch so eng begrenzten Raum.1)

Keine Anerkennung der Rolle Österreichs

Die tatsächliche Rolle Österreichs wurde in der historischen Aufbereitung nach dem Sieg über Napoleon im nunmehr einsetzenden deutschen Einigungsprozess bewusst heruntergespielt, manchmal sogar absichtlich falsch interpretiert bzw. ideologisiert. Selbst noch in der Zeit des Kalten Krieges wurden die Völkerschlachtereignisse oft nur im Hinblick auf die deutsch-russische Waffenbrüderschaft untersucht und interpretiert.2) "... Wenn man die heutigen deutschen Geschichtsbücher über die Zeit der Befreiungskriege liest, sollte man meinen, Preußen hätte im damaligen Kampfe gegen Napoleon eigentlich alles allein gemacht, und es sei mehr eine Gnade von seiner Seite gewesen, auch Österreich an dem Unternehmen einen Teil zu gönnen ..." schrieb der Historiker Joseph Alexander Freiherr von Helfert schon im Jahr 1867.3) Auch der Militärhistoriker und Generalstabsoffizier Generalmajor a. D. Oskar Regele kam 1957 zu dem Ergebnis, dass eine entsprechende militärhistorische Würdigung der österreichischen Armee, insbesondere ihrer Führungsorgane, in der Gesamtbeurteilung kaum stattfindet.4) Aus den zitierten Publikationen lässt sich erkennen, dass Autoren je nach politischem Kalkül und Zeitgeist die Ereignisse um die Völkerschlacht bei Leipzig tendenziös interpretiert bzw. abgeändert haben.

"Heute herrscht wohl nirgend mehr ein Zweifel, wer als der eigentliche Ueberwinder Napoleons anzusehen ist: nicht Schwarzenberg, dem Oberfeldherrn, sondern Gneisenau, dem Generalstabschef der kleinsten der Verbündeten Armeen, verdanken wir den glücklichen Verlauf des Feldzuges von 1813 und die Vernichtung der Französischen Vorherrschaft." Mit diesem Satz eröffnete der deutsche Historiker und Hochschullehrer aus Gießen Gustav Roloff (1866 bis 1952) seine Abhandlung aus dem Jahr 1892 über "Die Entstehung des Operationsplans für den Herbstfeldzug von 1813". 5) Kritisch äußerte sich dazu der nicht unumstrittene, deutsche, historisch-politische Schriftsteller der Weimarer Republik, Werner Hegemann: "Sogar die Tatsache, dass keineswegs etwa der Preuße Blücher oder der Sachse Gneisenau den Plan der Leipziger Völkerschlacht entworfen hat, wird von den preußischen und reichsdeutschen Geschichtsschreibern fleißig verschwiegen. Nur wenige Menschen dürfen erfahren, dass die Leipziger Entscheidungsschlacht nach dem Plan des österreichischen Generalstabschefs Radetzky gewonnen wurde". 6) Österreich hatte sich als Voraussetzung für seinen Beitritt zur Koalition bzw. Allianz die Führung der verbündeten Armeen vorbehalten. Dies hatte zur Folge, dass Österreich das Oberkommando stellte und somit für die Operationsplanung, deren Verlauf und die sich daraus ergebende Kräfteverteilung verantwortlich zeichnete.7) Um die Rolle und die Leistungen Österreichs und seiner ausführenden Offiziere erfassen zu können, muss man neben der Darstellung der Feldzugsereignisse auch noch das politische Umfeld, die unterschiedlichen politischen Ausrichtungen und Planungen - in einer sehr kompliziert zusammenarbeitenden Allianz - und nicht zuletzt den inneren Zustand der einzelnen Armeen mitberücksichtigen. Gerade dort lagen aber oft die Schwierigkeiten, mit denen der nominelle Oberbefehlshaber Karl Philipp Fürst Schwarzenberg und sein Generalstabschef Graf Radetzky ständig zu kämpfen hatten.8) Das Ende der Erfolge Napoleons wurde nicht nur durch eine zahlenmäßige Überlegenheit der Koalitions-heere erreicht, sondern auch weil sich endlich eine der napoleonischen Kriegskunst äquivalente bzw. leistungsfähigere Taktik auszuwirken begann. Das wesentlichste Merkmal der österreichischen Kriegführung in der Zeit zwischen 1809 und 1815 ist eine deutlich feststellbare und tiefgreifende Wandlung im operativen Denken und Entschließen. Ähnliche Entwicklungen treffen wir vor allem auch beim preußischen und versuchsweise nachahmend beim russischen und schwedischen Heerwesen. Die lange Dauer des Krieges gegen Napoleon und seine Verbündeten hatte nicht nur einschneidende Strukturveränderungen im organisatorischen Bereich der Armeen erzwungen, sondern auch zu sehr engen persönlichen Kontakten der Generalstabsoffiziere der Koalition geführt.9)

Radetzkys Feldzugsidee

Heute ist es der Geschichtsforschung bekannt, dass die österreichischen militärischen Planungen bereits einige Zeit vor dem endgültigen Entschluss des Wiener Hofes, sich an einem Feldzug gegen Napoleon zu beteiligen, einsetzten. Schon ab 181110) beschäftigte sich der österreichische Generalstab mit entsprechenden militärischen Planungen für eine Auseinandersetzung mit Frankreich und dessen Verbündeten im Rheinbund.

Im März 1813 arbeitete Radetzky - seit 21. August 1809 Chef des General- quartiermeisterstabes - einen eigenen Operationsplan aus, der ein gemeinsames Vorgehen mit Preußen und Russland vorsah.11) Er beinhaltete in erster Linie die Idee, einerseits den Gegner von seinen rückwärtigen Verbindungen abzuschneiden und andererseits durch einen gemeinsamen, konzentrierten, großen zangenförmigen Angriff die Streitkräfte Napoleons im Norden von denen im Süden Deutschlands zu trennen. Der Stoß der österreichischen Streitkräfte sollte vom Donautal aus zur Neutralisierung Bayerns in Richtung Bodensee erfolgen, die Preußen und Russen hätten mit ihren Verbänden die Linie zwischen Erfurt und Bamberg zu gewinnen. Bei Gelingen dieser Vorstöße hätte man eine gute Ausgangsbasis, um gemeinsam entlang der Operationslinie Frankfurt a. M. - Mainz vorgehen zu können. Gelänge ein durchdringender Angriff der russisch-preußischen Armee bis zur Linie Erfurt - Bamberg nicht, so wäre ein Erfolg Napoleons durch die Bedrohung der österreichischen Verbände an seiner Flanke und im Rücken kaum möglich. Ein nun folgendes konzentrisches Zusammenwirken aller alliierten Armeen würde sich für Napoleon schließlich verhängnisvoll auswirken. Dieser Plan Radetzkys beinhaltete bereits die Grundidee, die im Kern jene Absicht für alle späteren Planungen beinhaltete, nämlich mit mehreren Armeen zugleich zu operieren, Napoleons Truppen stets in Bewegung zu halten, zu ermatten und schließlich mit zahlenmäßig überlegenen Kräften einzukesseln. Das erforderte von den verbündeten Armeen, bei jedem ernsten Vorstoß Napoleons geschickt auszuweichen, um ja nicht vorzeitig einzeln angegriffen und geschlagen zu werden.12) Dieser Operationsplan Radetzkys stieß jedoch bei Kaiser Franz I. zu Gunsten der ab Mai zur Sicherung des österreichischen Staatsgebietes in Böhmen vorgenommenen Konzentrierung von starken österreichischen Streitkräften auf Ablehnung. Man befürchtete nämlich, dass Napoleon im Falle des Kriegsausbruches von seinem sächsischen Operationsraum aus über Prag in Richtung Wien angreifen könnte.13) Mit 8. Mai 1813 wurde Fürst Schwarzenberg mit kaiserlichem Handbillet zum kommandierenden General der in Böhmen aufzustellenden Armee ernannt. Radetzky erhielt eine neue Verwendung als sein Chef des Generalstabes.14) Die nun veränderten Vorgaben berücksichtigend, legte Radetzky, der in der Zwischenzeit mehrere Denkschriften planerischer und operativer Inhalte verfasst hatte, am 10. Mai dem Fürsten Schwarzenberg einen ersten modifizierten Operationsplan vor.15) Die gemeinsame politische Voraussetzung für das Betreiben der operativen Planungen war die am 20. Juni 1813 zu Reichenbach geheim geschlossene Konvention, die zunächst noch zwischen Preußen, Russland, Schweden und England vereinbart wurde und der am 27. Juni dann schließlich auch Österreich beitrat.16) Immer noch geistern Berichte über die Urheberschaft des schwedischen Kronprinzen Bernadotte betreffend den Feldzugsplan der Alliierten durch einschlägige Literatur und das Internet. Aber auch der damalige preußische Oberst von dem Knesebeck, Generaladjutant bei Friedrich Wilhelm III., beanspruchte das Verdienst für sich, die wichtigsten Maßnahmen im Plan verfasst zu haben.

"Aber weder Knesebeck noch Bernadotte dürfen als Schöpfer des Trachenberger Operationsplanes gelten: das sei allein (der russische) General Toll [Anm: nicht zu verwechseln mit General Barclay de Tolly], der die in Trachenberg ausgesprochenen Gedanken schon früher gehegt und auch den Preußischen und Oesterreichischen Generalen vorgetragen habe. …"17) Im Jahre 1859 wurden in der "Geschichte der Nordarmee im Jahre 1813" wiederum ganz andere Erkenntnisse publiziert. Vom österreichischen Ideenanspruch wurde darin überhaupt nichts erwähnt, sondern man folgte im Wesentlichen Knesebecks Erzählungen. "Nicht (der Russe) Toll, nicht der (schwedische) Kronprinz (Bernadotte), sondern der (Preuße) Knesebeck sei der Haupturheber des Feldzugplanes, der in Trachenberg endgültig fixirt wurde".18) Sicher ist zweifelsfrei, dass sämtliche hier genannten Offiziere operative Überlegungen hatten, die in der einen oder anderen Weise in der Trachenberger Konferenz vom 11. und 12. Juli vorgeschlagen, abgehandelt, integriert, aber auch verworfen wurden. Dies ändert nichts am Verdienst Radetzkys und dessen Urheberschaft der operativen Grundidee, "... dass keine der verbündeten Armeen einzeln und in keiner Weise sich gegen eine ihr überlegene Macht in ein Hauptgefecht einlasse, um den Hauptzweck in den gemeinschaftlichen Operationen nicht zu verfehlen, nämlich den Hauptschlag mit Sicherheit zu führen …".19) Diese Grundidee hatte Radetzky, wie bereits abgehandelt, schon drei Monate vor dem Kriegseintritt Österreichs auf Seiten der Alliierten bzw. zwei Monate vor der endgültigen Festlegung des gemeinsamen Vorgehens. Radetzkys Beurteilungen nahmen auf das überlegene Feldherrngenie Napoleons Bedacht und forderten für die alles entscheidende Schlacht ein Maximum an Kraft und zahlenmäßiger Überlegenheit, um den Sieg sicherzustellen. Diese gewisse Vorsicht im Plan war sicherlich von der noch nicht erreichten Qualität der Feldverwendungsfähigkeit eines Großteiles der zu rasch aufgestellten und zu unvollkommen ausgerüsteten alliierten Streitkräfte getragen. So betrug der Ist-Stand bei den Verbündeten Anfang Oktober 427 000 Soldaten und 1 680 Feldgeschütze anstatt gemäß dem Organisationsplan-Soll 775 000 Soldaten mit 1 800 Feldgeschützen.20) Über all seine Gedanken und Bedenken unterhielt sich Radetzky nach seiner Ankunft in Prag bei seinem Besuch am 28. Juni mit dem schwer verwundeten preußischen General Scharnhorst kurz vor dessen Tod. Im Rahmen dieser Diskussion bestärkte ihn Scharnhorst: "Bleiben Sie dabei, Sie haben Recht und lassen Sie sich nicht irre machen."21) Bei den abschließenden geheimen Beratungen am 11. und 12. Juli 1813 auf dem Schloss des Fürsten von Hatzfeld-Trachenberg (heute der polnische Ort ¯migród, 47 km nördlich von Wroc³aw, ehemals Breslau), an denen außer den Österreichern und Preußen Zar Alexander I. mit Fürst Wolkonskij sowie Bernadotte mit Graf Löwenhielm teilnahmen, mussten nun sämtliche Vorstellungen der operativ planenden Generalstabsoffiziere der alliierten Armeen unter einen Hut gebracht werden. Anzumerken ist, dass in der österreichischen Delegation keine Offiziere aus Schwarzenbergs Stab anwesend waren. Ausgangslage war dennoch jene operative Idee, welche Radetzky mit dem russischen General Carl Friedrich Graf von Toll zuvor schon am 3. Juni in Gitschin (Jièín), einer Kleinstadt etwa 60 km nordöstlich von Prag, diskutiert und vereinbart hatte und die grundsätzlich Radetzkys Erstentwürfe beinhaltete.22) Ein weiterer, in einzelnen Punkten modifizierter, von Radetzky ausgearbeiteter Operationsentwurf wurde am 7. Juli in Lieben (Líbeò; heute ein Teil von Prag) an Feldmarschall Schwarzenberg übergeben, der ihn dann am 12. Juli Kaiser Franz I. unterbreiten ließ. Hauptinhalte waren, wie in den Entwürfen zuvor, Offensive und Zermürbungstaktik. Das bedeutete: Offensive gegen die Minderzahl, Defensive gegen die Übermacht! Mit dieser Anlage beabsichtigte man so zu operieren, dass Napoleon mit seiner Hauptarmee zu keinem Zeitpunkt zu einem konzentrischen Masseneinsatz gegen eine der drei alliierten Hauptarmeen gelangen hätte können, einer Vorgehensweise, mit der er selbst bisher sämtliche Erfolge erzielt hatte.

Radetzky entwickelte die kriegsentscheidende operative Methode für den Erfolg des Herbstfeldzuges, ja in weiterer Folge des gesamten Krieges, der das Ende der napoleonischen Herrschaft herbeiführte. Seine operative Idee zielte darauf ab, gleichzeitig von Böhmen, Schlesien und Brandenburg aus gegen die in Sachsen versammelte Armee Napoleons offensiv zu werden, dessen vorgeschobene und vereinzelt unter seinen Unterfeldherrn kämpfenden Heeresteile getrennt zu stellen, zu schlagen und auf Dauer auszuschalten. Gleichzeitig wollte Radetzky eine ständige Bedrohung der wichtigen Verbindungslinien nach Frankreich sowie der logistischen Basen aufrechterhalten. Die jeweils bedrohte alliierte Armee musste einem wuchtigen Angriffsstoß von Napoleons persönlich geführter an Zahlen überlegener Hauptarmee jedoch stets rechtzeitig ausweichen. Sollte Napoleon sich nach solchen "Luftstößen" dann einem anderen Gegner zuwenden, hatte man sofort von der Defensive wieder auf die Offensive umzustellen. Nun wollte Radetzky, dass die gerade neu orientierten Gegner wiederum verfolgt und ständig bedroht wurden. Das Operieren der Koalitionsarmeen von der äußeren Linie aus, welches taktische Nachteile mit sich brachte, wurde zu Gunsten eines zermürbenden "Katz- und Mausspieles" bewusst in Kauf genommen. Diese Vorgehensweise sollte von den Alliierten so lange betrieben werden, bis nach einem Kesseltreiben eine Entscheidungsschlacht mit konzentrisch aufmarschierten, zahlenmäßig weit überlegenen Armeen erfolgversprechend angenommen werden konnte.23) Diese in der Anlage vorsichtige Vor- und Zurück-Taktik stieß bei den meisten Generälen der Alliierten ständig auf Kritik und Widerspruch. Besonders tat sich Zar Alexander I. durch sein eigenwilliges Eingreifen in die Befehlsgebung immer wieder hervor. Wo der Plan nicht eingehalten wurde, mussten die Verbündeten prompt Rückschläge hinnehmen. Wo hingegen der Plan eine konsequente Anwendung fand, erlitten die Franzosen starke Verluste und büßten auch oft die Initiative ein. Radetzkys strategische Ansichten haben sich dann schließlich im Verlauf des Krieges bis zur Eroberung von Paris 1814 zur Gänze durchgesetzt.

Selbst als das Trachenberger Protokoll über diesen Kriegsrat mit 16. Juli Österreich mitgeteilt wurde, änderte das österreichische Hauptquartier seinen Operationsplan nicht. Es hatte ja den Oberbefehl über alle Armeen. Lediglich einige unwesentliche Punkte wurden von Radetzky im Nachhinein noch geringfügig angepasst und am 19. Juli nach Genehmigung durch Kaiser Franz I. an die Verbündeten nach Schlesien übermittelt.24) Generalstabsoberst Theodor Franz Graf Latour überbrachte dem Zaren Alexander I. Radetzkys Operationsplan nach Trachenberg. Trotz ursprünglicher Bedenken stimmten alle Verbündeten dem österreichischen Kriegsplan zu, um sicherzugehen, dass Österreich nicht im letzten Augenblick die Allianz gegen Napoleon noch verlassen könnte. Mit dem Abschluss der Verhandlungen war nun die gemeinsame operative Vorgehensweise entsprechend der österreichischen Planungsleitlinie endgültig festgelegt.25) Napoleon gelang es kurz nach der Endausfertigung des geheimen Operationsplanes, diesen in seine Hände zu bekommen. Angeblich hätte der sächsische Kriegsminister gegen Bezahlung eines Bestechungsgeldes von 250 Napoleondor den Plan zu Gesicht bekommen.

Ob es Napoleon aber ernst war, als er hierbei geringschätzend sagte: "Sie werden gewiss Fehler begehen, die Verbündeten, und dann werden wir über sie herfallen und sie vernichten…"26) blieb bis heute ungeklärt.

Das Dokument - Der Trachenberger Kriegsplan

Friedrich Jakob Heller von Hellwald veröffentlichte kurz nach dem Tod von Feldmarschall Graf Radetzky im Jahre 1858 eine Abschrift von dessen operativem Konzept, das mit der geläufigen Bezeichnung als "Trachenberger Kriegsplan"27) in die Militärgeschichte einging. Im Archiv für Nachlässe von Militärpersonen verwahrt das Salzburger Wehrgeschichtliche Museum ein handschriftliches Originalexemplar dieses einzigartigen historischen Planungsdokumentes.28) Da es nicht mit den damals üblichen Unterschriftsklauseln versehen ist, muss es sich um ein Entwurfs- bzw. Arbeitsexemplar handeln. Für den Militärhistoriker bietet es jedoch noch zusätzliche Inhalte, die zwar im Dokument niedergeschrieben, jedoch aus unterschiedlichen Beweggründen ausgebessert bzw. durchgestrichen wurden. Das Dokument umfasst insgesamt acht Seiten auf vier Doppelbögen und ist sehr übersichtlich und klar in der damals üblichen Kanzleischrift abgefasst. Der Operationsplanentwurf dürfte einer Schreibkraft diktiert worden sein.

Er wurde der damaligen Kanzleiordnung gemäß verfasst und entspricht der Veröffentlichung Heller von Hellwalds. Das Aktenstück lautet: "Der Entwurf eines speziellen - bei Heller: eines allgemeinen - Operationsplanes der alliirten Armee, muß sich a) auf die Vergleichung der wechselseitigen Streitkräfte, b) auf die muthmaßliche Operation des Feindes, und c) auf eine generelle Betrachtung der Operationen gesammter gegen Frankreich kämpfender Mächte gründen. …"29) Gleich zu Beginn werden die einzelnen Truppenstärken Napoleons und seiner Verbündeten sowie die Raumordnung für diese aufgeführt. Diesen Beurteilungen folgt eine Darstellung der Kräfte, die den Alliierten zum Zeitpunkt des Entstehens des Planes zur Verfügung standen, samt deren Dislozierungen. Es zeigt sich zum Zeitpunkt ca. drei Monate vor Feldzugsbeginn noch ein Verhältnis von 450 000 Soldaten auf Napoleons Seite gegenüber nur 405 000 Kämpfern auf Seiten der Koalitionsmächte. Allerdings sind hier sämtliche verfügbare Truppen gemeint, also auch die zahlreichen Festungs-, Logistik- und Besatzungstruppen. Ebenso sind die Gruppierungen von Truppen zur Verteidigung Österreichs gegen die Bedrohungen aus dem bayerischen, italienischen und dalmatinischen Raum zahlenmäßig mit berücksichtigt. Bis zur Eröffnung der Feindseligkeiten sollten die Alliierten in ganz Europa noch gewaltig auf 2 268 277 Mann Gesamtstärke anwachsen. Denen konnte Napoleon mit seinen Verbündeten nur 1 500 000 Soldaten entgegenstellen. Schließlich standen sich auf den Schlachtfeldern des deutschen Hauptkriegsschauplatzes in effektiver Gefechtsstärke 427 000 Mann Alliierte und 285 000 Mann auf Seiten Napoleons kampfbereit gegenüber.30) Interessant ist, dass eine abschließende Beurteilung Radetzkys, nämlich der Ausschluss von zusätzlichen Verstärkungen für den französischen Kaiser innerhalb der verbleibenden Frist des Waffenstillstandes, im gegenständlichen Dokument durchgestrichen wurde. War er sich nicht sicher, oder wollte Radetzky die zukünftigen Verbündeten, aber vor allem auch die eigenen Vorgesetzten, indirekt weiterhin zu mehr Rüstungsanstrengungen anhalten? Dafür spräche auch, dass unter dem Strich das Kräfteverhältnis, wie oben angeführt, in diesem Operationsentwurf zu Gunsten Napoleons und seiner Verbündeten ausfällt. Sicherlich ist diese Handlungsweise von Radetzky vor dem Hintergrund der intensiven Bemühungen um die Aufstellung und Mobilisierung der österreichischen Streitkräfte zu sehen. Das Duo Schwarzenberg - Radetzky musste aufgrund der finanziellen Not - 1811 gab es in Wien einen Börsenkrach mit 20 Prozent Abwertung - ständig schwer um die Erreichung der Rüstungsziele und Truppenaufstellungen gegen Widrigkeiten in der Bürokratie und der Verwaltung ringen.31) In weiterer Folge geht der Plan auf die operativen Möglichkeiten und vermutlichen Absichten des französischen Kaisers detaillierter ein. So beurteilte Radetzky, dass Napoleon seine Hauptarmee an der Elbe beisammen halten werde, um nach Ablauf des Waffenstillstandes rasch einen alles entscheidenden Schlag zu führen. Die übrigen auf dem deutschen Kriegsschauplatz verteilten Truppen Napoleons sollten sich defensiv verhalten und möglichst viele Truppen der Alliierten zu binden versuchen. Radetzky meinte, dass Napoleon nur in einem schnellen, deutlichen Erfolg gegen eine der drei großen Armeegruppierungen der Koalitionsmächte sich eine Auflösung der Allianz versprach. Da die größte Armee - noch zusätzlich mit russisch-preußischen Truppen verstärkt - die österreichische in Böhmen war und diese auch die rechte Flanke der französischen bedrohte, nahm er an, dass die wahrscheinlichste Variante eine Offensive Napoleons gegen Böhmen sein werde. Unterstützt wurde diese Beurteilung durch die österreichische Bedrohung der französischen Armee und deren Verbindungen mit dem Rhein der ganzen Länge nach. Auch hätte diese Vorgehensweise Napoleons für alle anderen möglichen Kriegsschauplätze in Deutschland, Polen, Italien und Dalmatien - gut aufeinander abgestimmt - mehrere strategische Auswirkungen und viele Vorteile gehabt.32) Diesen Beurteilungen Radetzkys folgend, sollten die inzwischen verstärkten österreichischen Kontingente sich solange defensiv, das eigene Gelände zum Vorteil ausnützend verhalten, bis die beiden anderen Großarmeen - die russisch-preußische Schlesische Armee und die schwedisch-russisch-preußische Nordarmee - durch eine kräftige Offensive eine Teilung von Napoleons Hauptarmee erzwungen hätten. Durch diese Teilung der feindlichen Streitkräfte und deren ständige Bedrohungen, unter gleichzeitiger Vermeidung einer Schlacht, müsste man laufend Napoleons Truppen in Bewegung halten, abnützen und demoralisieren. Erst wenn sich die Gelegenheit einer Einschließung Napoleons durch alle drei überlegenen Armeen der Verbündeten ergeben sollte, war der "Hauptschlag mit Sicherheit zu führen".33) Dem Operationsplan Radetzkys lassen sich aber noch weitere Möglichkeiten, wie Napoleon in diesem Feldzug vorgehen könnte, entnehmen. Wenn der französische Kaiser sich zuerst die Nordarmee unter Bernadotte vornehmen sollte, dann hätte dieser dem Hauptschlag defensiv zu begegnen. Die österreichische (Böhmische Armee) und die russisch-preußische Armee (Schlesische Armee) hätten dann unverzüglich offensiv vorzurücken und die Einkreisung zu beginnen. Auch ein Erstschlag Napoleons gegen die russisch-preußische, sprich Schlesische Armee, hat Radetzky als Variante beurteilt. Die gleiche Taktik sei nun anzuwenden: Defensive der Schlesischen Armee und Offensive der beiden anderen Armeen.34) Ein defensives Verhalten Napoleons wurde im Operationsplan zwar berücksichtigt, aber dem Charakter Napoleons entsprechend als sehr unwahrscheinlich beurteilt. In diesem Fall hätte die Böhmische Armee so lange defensiv manövriert, bis die Nord- und Schlesische Armee für die Vernichtungsschlacht zugegen gewesen wären.35) Im Arbeitsdokument finden sich insgesamt acht Passagen, die durchgestrichen wurden, aber dennoch gut lesbar sind. Vier davon fielen einer gänzlichen Streichung im Vergleich zum definitiven Operationsplan zum Opfer. Zwei Streichungen beinhalten verschiedene Erwägungen im Rahmen von Übergängen über die Elbe und die daraus folgenden taktischen Maßnahmen, eine andere wiederum, eine inhaltliche Weglassung, um Wiederholungen zu vermeiden. Schließlich beinhaltet der Text einer Durchstreichung die bereits oben erwähnte Beurteilung, dass es Napoleon innerhalb der Zeit des Waffenstillstandes vermutlich nicht mehr möglich sein würde, noch zusätzliche Verstärkungen generieren zu können. Bei den übrigen vier Durchstreichungen geht es in erster Linie um Verbesserungen und Konkretisierungen bei Textformulierungen und taktischen Maßnahmen im Operationsplan zu Gunsten der Endausführungen für das Dokument in Reinschrift.36) Einige Gedanken der gestrichenen Textbausteine finden sich aber wieder in den zusätzlichen Instruktionen, die der Kurieroffizier Oberst des Generalquartiermeisterstabes Graf Latour schriftlich, gemeinsam mit Radetzkys Operationsplan, ins russisch-preußische Hauptquartier mitbekam: "… Der Herr Oberst sind bestimmt, Sr. Majestät dem Kaiser aller Reußen den Operationsplan der österreichischen Armee in Böhmen zu überbringen und sich mit denjenigen in das Detail desselben einzulassen, an welche Sie von Allerhöchst Sr. Majestät angewiesen werden. Da dieser Operationsplan alle mutmaßlichen Chancen in sich faßt, so erübrigt nur, mit denselben dasjenige noch zu berühren, was als Detail hierauf Bezug nimmt. …"37)

Napoleons Planungen

Wie bereits erwähnt, hatte Napoleon in den Kriegsplan Einsicht bekommen, ihn zunächst jedoch noch nicht ernst genommen. Er baute vermutlich darauf, dass wie schon so oft Zerwürfnisse unter den Alliierten ihm strategische Vorteile brächten, die seine zahlenmäßige Unterlegenheit aufwiegen würden. Aber auch dagegen hatten Schwarzenberg und Radetzky Vorsorge getroffen, indem sie alle drei Armeen jeweils mit Truppen verschiedener Staaten zusammenstellten. Dies bewirkte in der Tat, dass die meisten Zerwürfnisse, wenn nicht vermieden, so doch leichter behoben werden konnten.38) Napoleon hatte zu Beginn des Herbstfeldzuges dennoch zwei Vorteile gegenüber den alliierten Armeen. Er konnte auf der inneren Linie operieren und mit seiner Person das Prinzip der Einheit der Führung als Vorteil für sich zur Geltung bringen. Er konzentrierte seine Kräfte um Dresden und trachtete, von dort aus jeweils mit seiner Hauptarmee die drei alliierten Armeen einzeln rasch zu fassen und zu schlagen. Napoleons operative Überlegungen sind bei Friedrich Schulze publiziert als "Notiz über den allgemeinen Stand meiner Angelegenheiten", datiert mit 30. August 1813.39) Aufgrund der Vorgehensweise der Verbündeten gemäß dem Trachenberger Kriegsplan gelang es Napoleon jedoch nicht, im Verlauf des Feldzuges seine beiden Vorteile zur Geltung zu bringen. So gelang weder die Eroberung Berlins durch Marschall Charles Nicolas Oudinot mit drei Korps und die damit beabsichtigte Zersplitterung der Alliierten, noch war die Offensive unter seiner persönlichen Leitung gegen die Schlesische Armee Blüchers erfolgreich. Einzig zu Beginn des Feldzuges gelang ihm in Dresden noch einmal ein Erfolg, der jedoch unmittelbar durch die Niederlage bei Kulm schon wieder egalisiert wurde. Von da an waren Napoleon und seine Truppen stets der Initiative der Koalitionsarmeen ausgeliefert, und sein Operationsraum wurde immer mehr eingeengt.40) Letzte Versuche Napoleons im Oktober die Schlesische Armee bei Wittenberg doch noch einzeln zu schlagen, scheiterten an derem geschickten ausweichenden taktischen Handeln. Schließlich musste Napoleon in den Ebenen bei Leipzig die Aufstellung zur bevorstehenden alles entscheidenden Schlacht ab dem 14. Oktober 1813 einnehmen.41)

Schwarzenberg und Radetzky, die Bezwinger Napoleons

"Dem Fürsten Karl von Schwarzenberg, dem Führer der am 18. OKT 1813 auf den Ebenen von Leipzig für Europas Freiheit kämpfenden Scharen ..." steht auf der Vorderseite des dem Feldherrn gewidmeten Denkmals, welches in der Pragerstraße im heutigen Stadtteil Meusdorf in Leipzig 1838 von seiner Familie errichtet wurde.42) Trotz seiner Tätigkeiten im Rahmen des operativen Führens und Leitens des "gemeinsamen Generalstabes" der verbündeten Armeen kommt ihm in der militärwissenschaftlichen Forschung und Aufarbeitung des Feldzuges 1813 nicht der Platz zu, der ihm eigentlich zustehen sollte.43) Viele der deutschen Historiker - Gustav Roloff, Friedrich Otto Löffler, Franz Carl Endres, Oskar von Lettow-Vorbeck, Herbert Blank, Johannes Reinwaldt, Gerhard Ritter, Rudolph Friederich etc. - beurteilten die österreichische Führung als nicht besonders erfolgreich. Sie sehen vielmehr im Duo Blücher-Gneisenau die Väter des Sieges. Blücher wurde durch "eine schwerfällige oberste Führung" gelähmt und stets behindert. Bei Radetzkys Operationsplan erkennt man sofort "den gänzlichen Mangel an Initiative". Natürlich kommt bei solcher Kritik auch der Oberbefehlshaber Schwarzenberg nicht gut davon.44) Der große Kriegsgelehrte Carl von Clausewitz erkennt in Schwarzenbergs Führung kaum positive Elemente. Das Armeehauptquartier gilt für ihn als "ein unentschlossenes, zaghaftes Kommando, wie es das Schwarzenbergsche notorisch war."45) Auch mit dem Feldzugsplan war Clausewitz überhaupt nicht einverstanden.

Die österreichische, aber inzwischen auch die neuere internationale Geschichtsforschung sieht die Bewertung der Rolle des Armeehauptquartiers und dessen Entscheidungsträger aus einem anderen Blickwinkel. Tatsache ist, dass Blücher, Barclay, Wellington und sogar der noch rechtzeitig eingreifende Kronprinz von Schweden, Bernadotte, unter der militärischen Leitung Schwarzenberg-Radetzkys agierten. Beide österreichischen Generäle hatten die schwierige Aufgabe, alle österreichischen Armeen auf zwei Kriegsschauplätzen zu führen und die alliierte Heeresleitung zu kommandieren, wobei der herausforderndste Part war, die anderen Heerführer im Griff zu behalten.

Am Siege waren also - wie immer nach Erfolgen - viele Staatsmänner und Feldherren beteiligt, ihre Namen füllen die Geschichtsbücher und unzählige Literatur in aller Herren Länder. Heute wird aber auch der Anteil und die Rolle Österreichs wiederum mehr auf der Sachebene diskutiert.46) Dabei kommen dem Führungsduo Schwarzenberg-Radetzky, inzwischen aufgrund des aktuellen Forschungsstandes sowie der erschlossenen Quellenlage, nun auch die entsprechenden Würdigungen zu.

Endnoten

1) Zu Verlustzahlen siehe bei Smith Digby: 1813 Leipzig. Napoleon and the Battle of the Nations, London 2001, S. 298. Dieser gibt an, dass bei Leipzig zwischen 40 000 und 50 000 Soldaten in der Schlacht gefallen sind. Die Gesamtzahl an Verlusten - Gefallene, Verwundete und an Krankheiten gestorbene Soldaten - wird mit 120 000 angegeben. Siehe auch Fischer Rolf: Bildatlas - Große Schlachten, Köln 2012, S. 160 f. Zur historischen Interpretation siehe bei Thamer Hans-Ulrich: Vom Ereignis zum Gegenstand historischer Deutung - Geschichte und Mythos der Völkerschlacht, in: Die Völkerschlacht bei Leipzig. Europas Kampf gegen Napoleon, München 2013, S. 113 ff.

2) Besonders deutlich bei Michalewicz Georg: Zur Methodik der patriotischen Erziehung. Ein Leitfaden für den Unterrichtsgruppenleiter zur Behandlung der Befreiungskriege 1812/13 im Unterricht, Berlin 1956, bes.S. 118 - 133; vgl. auch Fesser Gerd: 1813 - Die Völkerschlacht bei Leipzig, Jena-Quedlinburg 2013, S. 103.

3) Helfert Joseph Alexander Freiherr von: Kaiser Franz und die europäischen Befreiungskriege gegen Napoleon I., in: Oesterreichische Geschichte für das Volk, Bd. XVII, Wien 1867, S. 84 f. Im Jahr 1901 fühlten sich die Österreicher noch immer um ihre Verdienste bei der Völkerschlacht geprellt. Siehe Teuber Oscar: Unter dem Doppeladler. Ein österreichisches Lesebuch für Volk und Heer, Wien 1901, S. 120 ff.

4) Regele Oskar: Feldmarschall Radetzky. Leben - Leistung - Erbe, Wien-München 1957, S. 105 ff.

5) Roloff Gustav: Die Entstehung des Operationsplanes für den Herbstfeldzug von 1813, in: Militär-Wochenblatt, 77. Jahrgang, Nr. 58, Bd. 2, Berlin 1892, Sp. 1563; vgl. auch Graf Gerhard: Die Völkerschlacht bei Leipzig in zeitgenössischen Berichten - zu einem Lesebuch zusammengestellt und erläutert, Berlin-Leipzig 1991, S. 86 ff.

6) Hegemann Werner: Entlarvte Geschichte, Leipzig 1933, S. 201.

7) Bericht 33 vom 7.8.1813, in: StA(Haus-, Hof- und Staatsarchiv, Wien) 1813/Dtld/8/Fz 14 conob. 260; auch bei Kerchnawe Hugo und Veltzé Alois: Feldmarschall Karl Fürst zu Schwarzenberg der Führer der Verbündeten in den Befreiungskriegen - Eine Biographie, Wien-Leipzig 1913, S. 148 f; vgl. auch Sked Alan: Radetzky. Imperial Victor and Military Genius, London-New York 2011, S. 37 f.

8) " Zu sagen, was man hiesigerseits tun wird, ist sehr schwer; - denn wir kommen wie immer nicht aus dem Kriegsrate heraus. Schwarzenberg ist ein verständiger Mann, hat aber nicht die Meinung der Monarchen und den Glauben für sich; daher ewige Kontroversen, die russischen Generale gehorchen nicht, der Kaiser befiehlt zuweilen mit; - Toll, Wolkonsky, Jomini und Diebitsch pfuschen auch mit drein; - so kommen widersprechende Befehle auf Befehle; und niemand weiß wer Koch oder Kellner ist." Brief des preußischen Generaladjutanten Karl Friedrich Freiherr von dem Knesebeck vom 8. September 1813 "über die Verwirrung im Hauptquartier" deutlich ausgedrückt in: Die Befreiung 1813-1814-1815. Urkunden - Berichte - Briefe mit geschichtlichen Verbindungen, hrsg. von: Klein Tim, Ebenhausen bei München 1913, S. 281.

9) Peball Kurt: Zum Kriegsbild der österreichischen Armee und seiner geschichtlichen Bedeutung in den Kriegen gegen die Französische Revolution und Napoleon I. in den Jahren von 1792 bis 1815, in: Napoleon I. und das Militärwesen seiner Zeit, hrsg. von: Groote Wolfgang von und Müller Klaus-Jürgen, Freiburg i. B. 1968, S. 129 - 175, bes. S. 153 ff.

10) Heller von Hellwald Friedrich Jakob: Betrachtungen über einen künftigen Krieg des Hauses Oesterreich, und Festsetzung eines zweckmäßigen Vertheidigungssystems an seinen westlichen und nordöstlichen Grenzen. Wien 1811, in: Denkschriften militärisch-politischen Inhalts aus dem handschriftlichen Nachlaß des k.k. österreichischen Feldmarschalls Grafen Radetzky, Stuttgart-Augsburg 1858, S. 47 ff.

11) Heller von Hellwald: Ueber jene Mittel und Wege, welche den kombinirten Armeen zu Gebot stehen, um die Macht des Feindes zu brechen. Im März 1813, in: Denkschriften militärisch-politischen Inhalts, wie Anm. 10, S. 90 ff.

12) Ebenda bei Heller von Hellwald: wie Anm. 11, S. 91; vgl. auch bei Thamer: Der Frühjahrsfeldzug von 1813 und der Aufmarsch der Armeen, in: Die Völkerschlacht bei Leipzig. Europas Kampf gegen Napoleon, wie Anm. 1, S. 39 f.

13) Peball: Zum Kriegsbild der österreichischen Armee und seiner geschichtlichen Bedeutung in den Kriegen gegen die Französische Revolution und Napoleon I. in den Jahren von 1792 bis 1815, wie Anm. 9, S. 157.

14) Kriegsarchiv Wien (KA), Alte Feldakten (AFA)1813/Deutschland - Hauptarmee (Dtld-HA)/V/1; vgl. auch KA, AFA 1813/Hofkriegsrat-Deutschland (HKR)/Ref. Bl. G/Nr. 2209; auch Gavenda Anton Freiherrn von und de Vuko et Branko Franz: Feldmarschall Graf Radetzky, sein Leben und seine Thaten. Nach den zuverlässigen Quellen bearbeitet, Prag 1858, S. 61. Zum provisorischen Chef des Generalquartiermeisterstabes wurde für das Jahr 1813 und für 1814 als einstweiliger Chef General Franz Xaver Richter von Binnenthal (1759 bis 1840) ernannt; vgl. Regele: Feldmarschall Radetzky, wie Anm. 4, S. 104 f.

15) Heller von Hellwald: Memoire über den Zweck der Operationen und deren muthmaßlichen Gang, so wie die anzuwendenden Mittel. (Dem Fürsten Schwarzenberg überreicht.), in: Denkschriften militärisch-politischen Inhalts, wie Anm. 10, S. 101 ff.; siehe auch KA, AFA 1813/Dtld-HA/V/11.

16) Veltzé Alois: Die Politik Metternichs, in: 1813 - 1815. Österreich in den Befreiungskriegen, Bd. 1, Wien, Leipzig 1911, S. 115 f.; vgl. auch Peball: Zum Kriegsbild der österreichischen Armee, wie Anm. 9, S. 156; siehe auch Müchler Günter: Ein Kriegseintrittsbillett, in: Achtzehnhundertdreizehn - Napoleon, Metternich und das weltgeschichtliche Duell von Dresden, Darmstadt 2012, S. 186 ff., bes. S. 190 f.

17) Roloff: Die Entstehung des Operationsplanes für den Herbstfeldzug von 1813, wie Anm. 5, Sp. 1564 - 1565. Vgl. auch Bernhardi Theodor von: Der Herbst-Feldzug 1813, in: Denkwürdigkeiten aus dem Leben des kaiserl. Russ. Generals von der Infanterie Carl Friedrich Grafen von Toll, 3. Bd., Leipzig 1857, S. 49 ff. Zur Rolle und dem Betragen des schwedischen Kronprinzen Bernadotte besonders dargestellt bei Rehtwisch Theodor: Trachenberg, in: 1812 - 1815. Geschichte der Freiheitskriege, Bd. 2, Leipzig 19102, S. 157 ff.; vgl. auch bei Scherr Johannes: Blücher. Seine Zeit und sein Leben, Bd. 3, Buch IX - XII, Leipzig 1865, S. 123 f.

18) Der Waffenstillstand und der Trachenberger Operations-Plan, in: Geschichte der Nordarmee im Jahre 1813, Beiheft zum Militär-Wochenblatt für 1859; redigirt von der historischen Abtheilung des Generalstabes, Berlin 1859, S. 57 ff.

19) Heller von Hellwald Friedrich Jakob: Der k.k. österreichische Feldmarschall Graf Radetzky. Eine biographische Skizze nach den eigenen Dictaten und der Correspondenz des Feldmarschalls von einem österreichischen Veteranen, Stuttgart, Augsburg 1858, S. 161 - 162. Zu den einzelnen Forderungen und Vorschlägen, die den Feldzugsplan betreffen siehe Roloff: Die Entstehung des Operationsplanes für den Herbstfeldzug von 1813, wie Anm. 5, Sp. 1566 ff.

20) Anfang Oktober 1813 betrug das Ist der alliierten Armeen nach den Quellen des Staatsarchivs/Kriegsarchivs einen Gefechtsstand von: 426 425 Mann Fußtruppen und Kavallerie, bearbeitet von Kerchnawe Hugo: Kavallerieverwendung, Aufklärung und Armeeführung bei der Hauptarmee in den entscheidenden Tagen vor Leipzig - 2. bis 14. Oktober 1813, Wien 1904, S. 245 f.

21) Thun-Hohenstein Franz Graf: Erinnerungen aus dem Leben des FM. Grafen Radetzky. Eine Selbstbiographie, in: Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs, hrsg. von der Direction des k.k. Kriegs-Archivs, Neue Folge, 1. Bd., Wien 1887, S. 74.

22) Regele: Feldmarschall Radetzky, wie Anm. 4, S. 124 f; vgl. auch Sked: Radetzky. Imperial Victor and Military Genius, wie Anm. 7, S. 41 f.

23) KA, AFA 1813/Dtld-HA/VII/38, 80; siehe auch Delbrück Hans: Scharnhorst, Gneisenau, Clausewitz, in: Geschichte der Kriegskunst, 4. Buch, Berlin 1920, S. 526 f.

24) Roloff: Die Entstehung des Operationsplanes für den Herbstfeldzug von 1813, wie Anm. 5, Sp. 1615 ff; siehe auch zu Inhalten des Protokolls zu Trachenberg bei Rehtwisch: Trachenberg, wie Anm. 17, S. 160 f.; vgl. auch Plischnack Alfred: Gott erhalte! Wendepunkt 1809 - Österreichs Sieg über Napoleon. Augenzeugen berichten die wahre Geschichte von 1805 bis 1815, Wien 2009, S. 243 f.

25) Veltzé: Die Politik Metternichs, in: 1813 - 1815. Österreich in den Befreiungskriegen, wie Anm. 16, S. 144 ff. Auch bei Heller von Hellwald: Der k.k. österreichische Feldmarschall Graf Radetzky, wie Anm. 19, S. 157 - 166; vgl. auch Thun-Hohenstein: Erinnerungen aus dem Leben des FM. Grafen Radetzky, wie Anm. 21, S. 73.

26) Schneidawind Franz Joseph Adolph: Feldmarschall Graf Radetzky, sein kriegerisches Leben und seine Feldzüge vom Jahre 1784 - 1850, Augsburg 1851, S. 272, sieht den sächsischen General von Gersdorff als Planbeschaffer für Napoleon. Vgl. jedoch Veltzé: Die Politik Metternichs, in: 1813 - 1815. Österreich in den Befreiungskriegen, wie Anm. 16, S. 150; ebenfalls bei Rehtwisch: 1812 - 1815. Geschichte der Freiheitskriege, Bd. 2, wie Anm. 17, S. 180. Im Gegensatz dazu sieht man noch eine strikte Geheimhaltung bei Müller-Bohn Hermann, hrsg. von Kittel Paul: Die deutschen Befreiungskriege - Deutschlands Geschichte von 1806 - 1815, Bd. 2, Berlin 1901, S. 570 f.

27) Originaldokument im KA, AFA 1813/Dtld-HA/VII/38, 80; zu den Begrifflichkeiten siehe bei Sked: Radetzky. Imperial Victor and Military Genius, wie Anm. 7, S. 40 ff. bes. Anm. 41; vgl. auch Plischnack: Gott erhalte! Wendepunkt 1809 - Österreichs Sieg über Napoleon. Augenzeugen berichten die wahre Geschichte von 1805 bis 1815, wie Anm. 24, S. 244.

28) Salzburger Wehrgeschichtliches Museum (SWGM)/Archiv für Nachlässe von Militärpersonen (ANM)1813/Sammlung Zobel, S. 1 - 8.

29) Ebenda: SWGM/ANM 1813/Sammlung Zobel, S. 1; Heller von Hellwald: Der k.k. österreichische Feldmarschall Graf Radetzky, wie Anm. 19, S. 157.

30) SWGM/ANM 1813/Sammlung Zobel, S. 1 f; zu den Truppenstärkeangaben siehe bei Kerchnawe: Kavallerieverwendung, Aufklärung und Armeeführung bei der Hauptarmee in den entscheidenden Tagen vor Leipzig - 2. bis 14. Oktober 1813, wie Anm. 20, S. 243 f.

31) "… Außer den hier angeführten Streitkräften, ist es nicht wohl glaublich, noch wahrscheinlich, daß bis zum Ablaufe des Waffenstillstandes bedeutende Verstärkungen bei der Armee (Napoleons) in Deutschland eintreffen sollten. …" SWGM/ANM 1813/Sammlung Zobel, S. 1 - 2; vgl. auch bei Wlaschütz Wilhelm: Befreiungskrieg 1813 und 1814. Einzeldarstellungen der entscheidenden Kriegsereignisse, II. Bd., Österreichs entscheidendes Machtaufgebot 1813, in: Kriege unter der Regierung des Kaisers Franz, hrsg. vom k. und k. Kriegsarchiv, Wien 1913, S. 47 ff.

32) Ausgezeichnet beschrieben bei Veltzé: Die Politik Metternichs, in: 1813 - 1815. Österreich in den Befreiungskriegen, wie Anm. 16, S. 144 ff.

33) SWGM/ANM 1813/Sammlung Zobel, S. 4; vgl. auch Peball: Zum Kriegsbild der österreichischen Armee, wie Anm. 9, S. 158 f, bes. auch S. 173.

34) Ebenda: SWGM/ANM 1813/Sammlung Zobel, S. 3 und 4; vgl. auch Heller von Hellwald: Der k.k. österreichische Feldmarschall Graf Radetzky, wie Anm. 19, S. 161.

35) Veltzé: Die Politik Metternichs, in: 1813 - 1815. Österreich in den Befreiungskriegen, wie Anm. 16, S. 147.

36) SWGM/ANM 1813/Sammlung Zobel, S. 1 - 8.

37) Siehe bei Veltzé: Die Politik Metternichs, in: 1813 - 1815. Österreich in den Befreiungskriegen, wie Anm. 16, S. 147 f.

38) Fiedler Siegfried: Kriegswesen und Kriegführung im Zeitalter der Revolutionskriege, in: Heerwesen der Neuzeit, hrsg. von Ortenburg Georg, Abt. III, 2. Bd. Koblenz 1988, S. 256 f.

39) Schulze Friedrich: Napoleons Briefe, Leipzig 1912, S. 338 f; vgl. auch Yorck von Wartenburg Maximilian Graf: Napoleon als Feldherr, 2. Teil, Berlin 19044, S. 262 ff.

40) Thamer: Der Frühjahrsfeldzug von 1813 und der Aufmarsch der Armeen, in: Die Völkerschlacht bei Leipzig. Europas Kampf gegen Napoleon, wie Anm. 1, S. 46 f.; vgl. auch Fesser: 1813 - Die Völkerschlacht bei Leipzig, wie Anm. 2, S. 55 ff.

41) Wencker-Wildberg Friedrich (Hrsg.): Der Feldzug in Sachsen, in: Napoleon. Die Memoiren seines Lebens, Bd. 13, Wien, Hamburg, Zürich 1920, S. 278 f.; vgl. auch Horsetzky Adolf von: Der Krieg vom Jahre 1813, VI. Abschnitt, in: Kriegsgeschichtliche Übersicht der wichtigsten Feldzüge seit 1792, Wien 1914, S. 246 f.; auch bei Yorck, wie Anm. 39, S. 294 f.

42) Münch Reinhard: Marksteine und Denkmale der Völkerschlacht in und um Leipzig, Leipzig 1995, S. 44 f; siehe auch bei Preil Arndt: Leipzig 1813, in: Österreichs Schlachtfelder, Bd. 3, Graz 1993, S. 104.

43) Heller von Hellwald: Der k.k. österreichische Feldmarschall Graf Radetzky, wie Anm. 19, S. 167 ff.; vgl. auch kritisch dazu Glaise von Horstenau Edmund: Die Tage von Dresden 1813, in: 1813 - 1815. Österreich in den Befreiungskriegen, hrsg. von: Veltzé Alois unter der Leitung von Woinowich Emil von, Bd. 2, Wien, Leipzig 1911, S.42 f.

44) Roloff Gustav: Die Entstehung des Operationsplanes für den Herbstfeldzug von 1813, wie Anm. 5; Löffler Friedrich Otto: Strategie, Leipzig 1910; Endres Franz Carl: Große Feldherrn, Bd. 2, Leipzig, Berlin 1919; Lettow-Vorbeck Oskar von: Geschichte der Befreiungskriege, Napoleons Untergang 1815, Berlin 1904; Blank Herbert: Soldaten. Preussisches Führertum von Waterloo bis Ypern - Idee, Geschichte und Gestalt des Offiziers, Stalling 1932; Reinwaldt Johannes: Von Hannibal bis Hindenburg - Heerführer der Weltgeschichte, Leipzig 1930; Ritter Gerhard: Staatskunst und Kriegshandwerk. Das Problem des "Militarismus" in Deutschland, Bd. 1, Die altpreußische Tradition (1740 - 1890), München 19653; Friederich Rudolph: Geschichte des Herbstfeldzuges 1813, Bd. 1 - 3, Berlin 1903 f.; vgl. auch bes. bei Pflugk-Harttung Julius von: 1813 - 1815. Illustrierte Geschichte der Befreiungskriege. Ein Jubiläumswerk zur Erinnerung an die große Zeit vor 100 Jahren, Stuttgart, Berlin, Leipzig 1913, S. 167 f.; besonders gut kritisch ausgewertet bei Regele: Napoleons Sturz und seine Bezwinger, in: Feldmarschall Radetzky. Leben - Leistung - Erbe, wie Anm. 4, S. 189 f.

45) Siehe Clausewitz Carl von: Vom Kriege. Hinterlassenes Werk des Generals Carl von Clausewitz, Erstauflage Berlin 1832 - 1834, Neuauflage München 200021, 8. Buch, 3. Teil, S. 724.

46) Peball: Zum Kriegsbild der österreichischen Armee und seiner geschichtlichen Bedeutung in den Kriegen gegen die Französische Revolution und Napoleon I. in den Jahren von 1792 bis 1815, wie Anm. 9, S. 129 - 162 mit Beilagen I - IV (S. 163 - 175) sowie den Beitrag zur Diskussion S. 176 - 182.


Autor: Oberst dhmtD Dr. Kurt A. Mitterer. 1955 in Innsbruck geboren, studierte er an der Universität Salzburg und ist promovierter Historiker und Geograf. Er ist seit 1992 als Offizier im höheren militärtechnischen Dienst, seit 2006 im Streitkräfteführungskommando tätig. Von ihm erschienen zahlreiche Publikationen mit historischen und militärwissenschaftlichen Inhalten in einschlägigen Fachzeitschriften, Festschriften und wissenschaftlichen Reihenpublikationen. Durch sein im Herbst 1999 im Milizverlag erschienenes Buch "Salzburg anno 1800 - Die vergessene Schlacht auf den Walser Feldern" wurde ein militärisches Großereignis der Napoleonischen Epoche in Salzburg der Vergessenheit entrissen. Seit 2003 führt er das Salzburger Wehrgeschichtliche Museum.

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