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Fokus: Fliegerabwehr - quo vadis?

Der Schutz der Souveränität des österreichischen Luftraumes wird mit Masse durch den Verband Luftraumüberwachung (LRÜ) wahrgenommen. Die beiden Fliegerabwehrbataillone (FlAB) leisten dazu einen wesentlichen Beitrag zur Abwehr von Angriffen aus der Luft.

Eine Analyse der Sicherheitslage in Europa zeigt, dass militärische Konflikte zwischen europäischen Staaten nicht zu erwarten sind. Auch ist eine militärische Bedrohung Europas von außen, wie dies während des Kalten Krieges der Fall war, in naher Zukunft unwahrscheinlich. Eine Änderung dieser Situation ist gegenwärtig mit langen Vorwarnzeiten verbunden. Regionale, militärische Konflikte an der Peripherie Europas sind in den nächsten Jahren möglich. Eine erhebliche Gefährdung geht von der asymmetrischen Bedrohung aus. Die Wahrscheinlichkeit von terroristischen Anschlägen ist gegeben, und Vorwarnzeiten sind praktisch nicht vorhanden.

Stand noch bis Mitte der 80er Jahre für die Fliegerabwehr (FlA) das Bekämpfen der meist tief fliegenden Waffenträger im Vordergrund, sind es heute meist die Waffen selbst, welche bekämpft werden müssen. Dies resultiert aus der Tatsache, dass einerseits der Gegner versucht, das Eindringen des Waffenträgers in die Dispositive der FlA zu vermeiden, und andererseits der flächendeckende Einsatz der FlA aufgrund der geringen Anzahl von Waffensystemen und deren Reichweiten derart ineffizient ist, dass sich diese in Objektnähe konzentrieren muss, wo der Waffenträger sich im Endanflug für die Waffenauslösung befindet.

Die Bedrohungssysteme sind komplexer, und die Spezifikation auf mehrere Bereiche hat zugenommen. Zusätzlich wird die Beschaffung und Anwendung von Wirkmitteln im Luftraum durch nichtmilitärische Akteure einfacher (Verfügbarkeit) und erschwinglicher (Kosten). Die Bedrohung aus der Luft zeigt sich damit zunehmend in allen möglichen Einsatzszenarien, in unterschiedlicher Ausprägung und Intensität. Dies sind die neuen Herausforderungen an die Luftstreitkräfte.

Als Folgerung dieser Herausforderungen wird es in Zukunft nötig sein, von Einzelsystemen zu einem neuen Gesamtsystem als integralen Bestandteil der Sicherheit im österreichischen Luftraum überzugehen. Sowohl die Anforderung zur erfolgreichen Bekämpfung des Gegners und der unterschiedlich zu schützenden Objekte (statisch, mobil, klein, massiv, flächig, mechanisiert usw.) als auch die physikalischen Gegebenheiten der Waffen und deren Reichweiten verlangen ein vertikal und horizontal vernetztes Gesamtsystem von Sensoren und einem Waffenmix im vollen Umfang.

Folglich muss dieses Gesamtsystem über Wirkfähigkeiten in allen Lagen verfügen, um Kampfflugzeuge zu ergänzen/zu unterstützen und Objekte, Räume und Truppenverbände zu schützen. Dabei muss die volle Ausprägung der Gefechtsleistung unverändert bei der Abwehr militärischer Gewalt, also zur Verteidigung, zum Tragen kommen. Die österreichischen Luftstreitkräfte mit dem Luftraumüberwachungssystem "Goldhaube" und der Entwicklung und Einführung der TEZ (Taktische Einsatzzentrale) bei der FlA sind die ersten Schritte für eine Vernetzung der Wirkmittel der Luftstreitkräfte und werden im Rahmen des IADS (Integrated Air Defence System) weiterentwickelt (siehe auch Focus Kdt FlAB3, TD 2/2012, Seite 151).

Um einerseits eine Redundanz zu den luftgestützten Wirkmitteln zu erlangen und andererseits das Schwergewicht der Kampfflugzeuge für den Bereich außerhalb der Reichweite der FlA (3 000 Meter) zu ermöglichen, müssten der FlA Wirkmittel für den mittleren Bereich (30 bis 50 Kilometer) zur Verfügung gestellt werden. Durch die derzeitige räumliche Trennung der luftgestützten und bodengestützten Luftverteidigung (3 000 Meter über Grund) ist kein operativer Luftverteidigungsverbund (IADS) in den Streitkräften vorhanden, die Handlungsfreiheit eingeschränkt und die Aufgaben durch die luftgestützten Wirkmittel der Streitkräfte kaum zu bewältigen.

Also nicht nur "quo vadis" - Fliegerabwehr, sondern "quo vadis" - Schutz des Luftraumes über Österreich?

Um die Sicherheit im österrei- chischen Luftraum permanent, bei Tag und Nacht und bei jedem Wetter in allen Lagen sicherzustellen, brauchen die österreichischen Luftstreitkräfte ein integriertes Luftverteidigungssystem (IADS), welches alle verfügbaren Sensoren zu einem zentralen Lagebild fusioniert und die Bekämpfung den Wirkmitteln der Luftstreitkräfte zuweisen kann.

Die Fliegerabwehr ist bereit und in der Lage, diesen Weg zu gehen!

Oberst Edwin Pekovsek MSD

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