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Beobachtertrainingssystem für Steilfeuerwaffen

Die Waffensysteme sind so kompliziert wie nie zuvor, die Kampfführung wird immer komplexer. Das erfordert von den Soldaten und deren Kommandanten besondere Fähigkeiten und Fertigkeiten, die darüber hinaus durch ständiges Üben erhalten werden müssen. Die neue Ausbildungsanlage, das Beobachtertrainingssystem (BTS) hilft, die Ausbildung und Weiterbildung des Beobachtungs- und Feuerleitpersonals der schweren Steilfeuerwaffen schießtechnisch und schießtaktisch zu intensivieren, zu rationalisieren und somit zu optimieren.

BTS ersetzt ALSA 90

Die im Bundesheer eingeführte Artillerie Lehrsaal Anlage 90 (ALSA 90) wird längst nicht mehr erzeugt. Ihre Nutzung war sowohl hinsichtlich der Software als auch der Hardware ausgereizt. Seit deren Installierung 1994 haben sich die Anforderungen für die Ausbildung und Weiterbildung des Beobachtungs- und Feuerleitpersonals massiv verändert. Die Beschaffung der neuen Anlage war auch hinsichtlich der Einführung des UTM-(Universal Transversal Mercatorprojektion-)Koordinaten-Systems sinnvoll.

Ende September 2004 war die Auslieferung von drei BTS für das Österreichische Bundesheer an den Standorten Saalfelden (Jägerschule), Allentsteig (Artilleriebataillon) und Baden (Artillerieschule) abgeschlossen.

Hard- und Software

Die Räume, in denen sich die drei Anlagen befinden, wurden mit einer Klimaanlage ausgestattet, was eine wesentliche Ausbildungserleichterung für die Kursteilnehmer, aber auch für das Ausbildungspersonal bedeutet. Der größte Fortschritt des BTS (hardwaremäßig) gegenüber den alten Schulungsanlagen aber sind seine hochauflösenden DLP-(Digital Light Processing-)Projektoren.

Die DLP-Technologie wurde von Texas Instruments entwickelt und basiert auf der Mikrosystemtechnik, bei der kleine quadratische Mikrospiegel das Licht der Lichtquelle auf die Projektionsfläche reflektieren.

Gegenüber den Röhrenprojektoren oder aber auch der LCD-(Liquid Crystal Display-)Technik wird mit der DLP-Technologie die Qualität des projizierten Bildes verbessert - die Darstellung des Geländes z. B. wirkt noch realistischer.

Die Praxis im Lehrsaal

Das BTS unterstützt: - die Verdichtung des Ausbildungsstandes des Beobachtungs- und Feuerleitpersonals bei optimaler Nutzung der Ausbildungszeit; - die Überprüfung des Ausbildungsstandes des Beobachtungs- und Feuerleitpersonals; - das Vorbereiten und Vorüben geplanter Scharfschießvorhaben; - die Ausarbeitung und Überprüfung von Feuerplanungen im Rahmen der Einsatzvorbereitungen; - die bessere Nutzung der vorhandenen Ausbildungsmunition; - die Schonung von Einsatzgerät.

Das BTS ermöglicht die gleichzeitige Ausbildung von bis zu 15 Teilnehmern. Die Anlage stellt simulierte Ziele dar: - einzeln oder in taktisch richtigen Gruppierungen bis Bataillonsgröße; - mit unterschiedlichen Bewegungsbedingungen; - unter wechselnden Umweltbedingungen (Tag, Nacht, Regen, Nebel); - im Normal-, Thermal- und Restlichtmodus.

Das BTS ermöglicht eine Optimierung und Verbesserung der Ausbildung durch: - die Speicherung sowie das Einspielen von vorbereiteten Szenarien, Lehrbeispielen und Gefechtsausschnitten; - die automatische Speicherung und die Einspielung von früheren Übungen zu jedem beliebigen Zeitpunkt der Ausbildung; - die Verwendung von frei herstellbaren Munitionsmengen-Tabellen (siehe Abbildung 1) und vorbereiteten Zielpunkten sowie durch das Festhalten ermittelter Ziele (z. B. als Zielpunkt).

Weiters ermöglicht das BTS eine Ausbildungsverbesserung im Bereich der Feuertätigkeit - aller im Bundesheer eingeführten Geschützen und Granatwerfer, - in verschiedenen Organisationsformen (Einzelgeschütz, Geschützzug, Batterie, Bataillon), - mit den im Bundesheer eingeführten Munitions- und Zünderarten - insbesondere unter Berücksichtigung der Feuerverteilung.

Geübt werden kann die Ausbildung wie Beispielsweise jene der Beurteilung des Geländes oder der Befehlsgebung vom Beobachtungstruppkommandanten über Zwischenvorgesetzte bis hin zum Bataillonskommandanten .

Die dargestellten Geländebilder haben eine so hohe Auflösung, dass sie bei Betrachtung mit den optischen oder optronischen Beobachtungsmitteln beinahe real wirken.

Die Messgenauigkeit des Übungs-Laserentfernungsmessers entspricht der des im Bundesheer eingeführten leichten Mess- und Beobachtungsgerätes 80.

Bei entsprechender Vorbereitungszeit und Aufbereitung der Daten wäre es einfach, innerhalb kürzester Zeit jedes gewünschte Geländebild aus ganz Österreich für die Ausbildung oder für Übungen verfügbar zu machen.

Geländeaufbereitungsanlage

Zusätzlich zu den drei BTS wurde eine Geländeaufbereitungsanlage angekauft, welche in Baden steht und die Aufbereitung jedes gewünschten Geländes in einfacher Weise ermöglicht.

Die Geländeaufbereitungsanlage arbeitet ausschließlich mit Orthofotos, aufgenommen aus Luftfahrzeugen oder Satelliten. Diese Orthofotos gibt es zurzeit nicht im erforderlichen Ausmaß (ganzes Bundesgebiet). Momentan stehen Fotos der Truppenübungsplätze Allentsteig, Bruckneudorf, Hochfilzen, Seetaler Alpe, Dachstein und Wattener Lizum (in Farbe) zur Verfügung.

Als Orthofoto bezeichnet man ein vollständig entzerrtes Luftbild. Orthofotos sind lagerichtig und weisen über das ganze Bild einen exakt gleichbleibenden Maßstab auf.

Es besteht auch die Möglichkeit, auf der Geländeaufbereitungsanlage Szenarien zu generieren, welche anschließend in das BTS eingespielt werden können. Das bedeutet, dass selbst dann, wenn gerade eine Ausbildung am BTS stattfindet, unabhängig von dieser Szenarien erstellt werden können, die für die nächsten Unterrichtseinheiten zur Verfügung stehen.

Bei der alten Anlage war die maximale Geländegrößendarstellung auf 5 x 5 Kilometer beschränkt. Mit dem BTS ist es möglich, Gelände bis zu 20 x 20 Kilometer aufzubereiten.

Großer Bruder EAFLS

Die Benutzeroberfläche der Anlage wurde auf das EAFLS (Elektronisches Artilleriefeuerleitsystem) abgestimmt und somit ist es möglich, die Daten von Feueranforderungen bzw. Feueraufträgen 1:1 zu übernehmen.

Die Eingabe erfolgt mit der Tastatur oder der Maus und ist sehr benützerfreundlich. Eine Schnittstelle zwischen EAFLS und BTS ist nicht vorgesehen und zum gegenwärtigen Zeitpunkt aus softwaretechnischen Gründen auch nicht möglich.

Eine spätere Implementierung einer international gängigen Schnittstelle HLA (High Level Architecture) wäre möglich und wird angedacht. Diese würde den Zusammenschluss mehrerer Simulatoren, also HLA-fähiger Systeme, ermöglichen z. B. mit dem System ADLER (Artillerie-, Daten-, Lage-, Einsatz- und Rechnerverbund) der Bundeswehr oder auch dem Führungssimulator des Bundesheeres.

Zielartendarstellung

Mit dem BTS können verschiedene Zielarten dargestellt werden. Die Darstellungsgröße der Beobachtungsentfernung wird stufenlos, maßstabsgetreu und automatisch angepasst. Die Darstellung kann einzeln oder in taktisch richtigen Gruppierungen erfolgen und ist eine dem Original entsprechende Abbildung. Zusätzlich können alle Zielarten, die auf der Wiedergabefläche projiziert werden, durch Fähnchen mit den taktischen Symbolen gekennzeichnet werden.

Alle dargestellten Zielarten werden in verschiedenen Handlungszuständen (stehend, feuernd, landend, abfliegend, in Bewegung - angepasst an die Geländeform) dargestellt.

Die Geschwindigkeit der Zieltypen ist ebenfalls frei wählbar und kann sowohl für Erd- als auch Luftfahrzeuge (anlandend/abfliegend) von Wendepunkt zu Wendepunkt verändert werden. Der Geschwindigkeitsbereich für Erdfahrzeuge/Luftfahrzeuge ist von 0 bis 150 Kilometer pro Stunde variabel.

Beobachtungsstelle

Der Beobachtungsbereich einer Beobachtungsstelle ist mit 1 200 Strich fixiert, kann aber bei Bedarf verändert werden (z. B. auf 1 600 Strich). Allerdings ist nur bei 1 200 Strich eine richtige Messung mit den dazu gelieferten Feldstechern möglich, da sich die Distanz zur Leinwand nie ändert.

Die Beobachtung ist mit freiem Auge mit dem im Bundesheer eingeführten und dementsprechend adaptierten Feldstecher und mit einem optronischen Beobachtungsgerät, welches der Genauigkeit des HLEM (Handlaserentfernungsmesser) entspricht, möglich.

Software-Tools

Die Ziellage kann unter Berücksichtigung des UTM-Systems wie in Abbildung 4 gemeldet werden.

Die Beleuchtungsverhältnisse (Tag, Dämmerung, Nacht) können den jeweiligen Vorgaben des Ausbildungspersonals angepasst werden. Speziell bei der Verwendung von Leuchtgranaten ist die Darstellung sehr realistisch, wobei auch Windrichtung und Windgeschwindigkeit dargestellt werden. Das gilt ebenfalls für das Verschießen von Nebelmunition. Bei Dunkelheit ist auch der Detonationsblitz der verschiedenen Munitionsarten sichtbar.

Als ballistische Grundlage wurden die Schießtafeln der im Bundesheer eingeführten Geschütze und Munitionsarten herangezogen. Die Streuwerte sowie die Flugzeit können gemäß der TST (Tabellarische Schießtafel) oder variabel dargestellt werden.

Es ist auch jederzeit möglich, die Details über die Lage des mittleren Treffpunktes sowohl von der Beobachtungsstelle als auch von der Feuerstellung aus einzusehen.

Es kann aus vier Feuerstellungen mit je acht Geschützen gleichzeitig gefeuert werden. Die Eingabe der Geschützstandpunkte kann für jedes einzelne Geschütz entweder durch eine Koordinatenangabe oder einfach per drag and drop mit der Maus erfolgen. Es besteht aber auch die Möglichkeit, eine ganze Batterie per drag and drop aufzustellen, welche dann über eine Standardformation verfügt, die aber wiederum jederzeit veränderbar ist.

Feuerzusammenfassungen auf ein Ziel bzw. Feuerverteilungen auf mehrere Ziele unter Berücksichtigung von Zielrichtung und Zielausdehnung sind ebenfalls möglich. Auch Gegenfeuer auf den eigenen Standpunkt ist darstellbar.

Bei dem BTS gibt es auch die Option "Sichtbarkeit darstellen", welche einfach mit dem Anklicken eines Buttons ausgelöst wird. Anschließend kann mit dem Mauszeiger auf einen beliebigen Punkt in der Karte gesteuert und dieser angeklickt werden. Von dem angeklickten Punkt aus werden dann auf der Karte die sichtbaren bzw. nicht sichtbaren Räume mit einem Radius von fünf Kilometern dargestellt.

Auf dem linken Bildschirm des Operators ist die Darstellung der Karte in verschiedenen Modi möglich. Zur Auswahl stehen das normale Kartenbild oder die Darstellung des Orthofotos.

Leistungsparameter der Hardware

Bestückung des Videoaufbereitungs-PC

- Prozessor Intel Pentium IV, 3.0 GHz; - Motherboard ASUS, LAN, Seriell ATA; - RAM 2 x 512 MB; - Harddisk 120 GB, 8 MB Cache, Seriell ATA; - Grafikkarte 2 synchron. DVI/VGA Ausgänge, 256 MB; - Gehäuse 19"; - DVD-Laufwerk, 16x, 48x; - Laufwerk 3,5" Floppy; - Audioboard Creative Audigy 2 ZS.

Bestückung des Laser Entfernungsmesser-PC

- Prozessor Intel Pentium IV, 3.0 GHz; - Motherboard ASUS, LAN, Seriell ATA; - RAM 2 x 512 MB; - Harddisk 120 GB, 8 MB Cache, Seriell ATA; - Grafikkarte Standard DVI/VGA, 256 MB DDR; - Gehäuse 19"; - DVD-Laufwerk, 16x, 48x; - Laufwerk 3,5" Floppy; - Spezial-Anschlussblende mit Stecker für Laser-Entfernungsmesser-Versorgung.

Bestückung des Geländeaufbereitungs-PC

- Prozessor Intel Pentium IV, 3.0 GHz; - Motherboard ASUS, LAN, Seriell ATA; - RAM 2 x 512 MB; - Harddisk 120 GB, 8 MB Cache, Seriell ATA; - Grafikkarte Standard DVI/VGA, 256 MB DDR; - Gehäuse BigTower; - DVD-Laufwerk, 16x, 48x; - Laufwerk 3,5" Floppy; - CD-Brenner CDR/W 52x, 32x, 52x.

___________________________________ ___________________________________ Autor: Vizeleutnant Roland Koller, Jahrgang 1961. Eingerückt 1978 in Baden zur Artillerieschule; Chargen- und Unteroffiziersgrund- und Fachausbildungen von 1979 bis 1986. Seit 1985 hauptsächlich Dienst im Lehrstab der Artillerieschule. Maßgeblich an den Implementierungen der Artillerielehrsaalanlagen (ALSA) 80 und 90 sowie 1994 an der Softwaregestaltung für die ALSA 90 in England beteiligt. Ab 2000 mit der Neubeschaffung eines Nachfolgesimulators für die ALSA 90 betraut und im Jahr 2004 mit der Installierung des Beobachtertrainingssystems (BTS) beauftragt; derzeit Systembetreuer und Hauptlehrunteroffizier an der Artillerieschule.

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