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Negativer Stress macht krank

Stress ist eine natürliche Reaktion des Organismus. Ist der Mensch jedoch längere Zeit hindurch einem Übermaß an Stressauslösern ausgesetzt, ohne diesen Stress bewältigen zu können, wird er krank.

Stress ist eine natürliche Alarmreaktion des Organismus auf schädigende Umweltreize bzw. Gefahren (so genannte "Stressoren" oder Stressfaktoren). Diese Reaktion war ursprünglich notwendig, um dem Menschen das Überleben zu sichern, indem sich der Körper entweder auf einen Kampf einstellte oder auf eine Flucht. Auch heute noch werden vom Organismus zahlreiche verschiedene äußere Reize als Stress auslösende Gefahren interpretiert, denen jedoch aufgrund ihrer Beschaffenheit bzw. der heutigen Lebensart weder mit Kampf noch mit Flucht begegnet werden kann. Wird dies zum Dauerzustand, führt der solcherart nicht adäquat verarbeitete Stress zu ernsten gesundheitlichen Schäden.

Allerdings wird nicht jede Art von Stress gleich empfunden. Einfach ausgedrückt unterscheidet man zwischen dem positiven, produktiven Stress (dem so genannten Eustress) und dem negativen, destruktiven Stress (dem so genannten Dystress). Während der Eustress eine durchaus anregende, leistungsfördernde Wirkung besitzt und gesundheitlich nicht als bedenklich gilt, führt der Dystress beim Betroffenen meist zum Gefühl, den Auslösern hilflos ausgeliefert bzw. chronisch überfordert zu sein. Dieser Stress macht auf Dauer krank.

Die Entwicklungsphasen

1. Phase: Alarmreaktion

Der Organismus reagiert auf einen einwirkenden Reiz, wie zum Beispiel Hitze, Kälte, Staub, Licht, Geruch oder Lärm, mit der Anregung von wichtigen Drüsen zur vermehrten Ausschüttung ihrer Wirkstoffe.

2. Phase: Widerstand

Insbesondere die Nebennierenrinde steigert ihre Cortisonproduktion (Stresshormon), und das Nebennierenmark schüttet mehr Adrenalin aus. Gleichzeitig steigen der Blutdruck und der Blutzuckerspiegel, um die für den bevorstehenden Kampf oder die zu erwartende Fluchtreaktion notwendige Energie verfügbar zu haben. Außerdem wird die Muskulatur vermehrt durchblutet, die Bildung von Magensäure gesteigert, und das Herz erhöht seine Pumpleistung (das so genannte "Herzjagen").

3. Phase: Erschöpfung

Dauert der Einfluss dieser "Stressoren" über längere Zeit an (die individuelle Stressresistenz ist hier höchst unterschiedlich) können krankhafte Organveränderungen die Folge sein. Dies sind vor allem Geschwüre im Magen-Darm-Trakt, Gefäßerkrankungen etc., die mit körperlichen und seelischen Versagenszuständen verknüpft sind.

Stressfaktoren - Stressauslöser

Bei Frauen ist meist die Doppelbelastung durch die Erwerbstätigkeit parallel zur Arbeit im Haushalt und zur Kindererziehung ein wesentlicher Stressfaktor, bei Männern sind es eher berufliche Positionen, welche die eigenen Fähigkeiten übersteigen. Ebenso können unqualifizierte Vorgesetzte, die ihre Untergebenen mit unerfüllbaren Aufträgen überfordern, die Ursache für die körperliche, geistige und seelische Über(be)lastung sein.

Die kontinuierliche Steigerung der Arbeitsleistung - insbesondere im Zusammenhang mit Reformen und Organisationsänderungen, die darauf abzielen, mit weniger Mitarbeitern mehr Produktivität zu erreichen - gilt heute als wirtschaftliches Erfordernis. Dabei wird aber meist keine Rücksicht darauf genommen, dass Arbeitnehmer nicht genormt sind und daher auch nicht unter allen Bedingungen und zu jeder Zeit die gleiche Arbeitsleistung erbringen können. Dieses Missverhältnis zwischen dem individuellen Leistungsvermögen und der ständig steigenden Leistungsanforderung ist jedoch ein in höchstem Maß gesundheitsschädigender Stressfaktor! Weitere Stressoren am Arbeitsplatz sind z. B. Termindruck, Konkurrenzdruck, fehlende Anerkennung, geringe Aufstiegsmöglichkeiten, unklare und/oder mangelhafte Zielvorgaben im Arbeitsablauf und Angst vor Misserfolg. Ein gutes Betriebsklima sowie eine entsprechende arbeitsmedizinische Betreuung sind unentbehrliche Voraussetzungen, um Gesundheitsschädigungen, die durch solche Stressoren hervorgerufen werden, hintanzuhalten.

Symptome

Bereits geraume Zeit vor dem Eintreten der krankhaften Organveränderungen führt unbewältigter Stress zu deutlichen Symptomen wie Nervosität, Konzentrationsschwierigkeiten, Gedächtnisproblemen, allgemeine Gereiztheit und Unruhe, Schweißausbrüchen und Schlafstörungen. Ein- und Durchschlafstörungen sind Warnsignale der körperlichen und seelischen Verspannungen, die durch unbewältigte Probleme wie Stress ausgelöst werden. Werden hier keine entsprechenden Gegenmaßnahmen gesetzt, kann das bis zum gefürchteten burn-out-Syndrom führen.

Vorbeugung und Gegenmaßnahmen

Zur Aufrechterhaltung des körperlichen und seelischen Wohlbefindens ist es unerlässlich, mit Stress richtig umzugehen. Die Abschottung gegenüber den Stress erzeugenden Reizen des täglichen Lebens (Lärm, Hitze, Kälte, Vorgesetzte) ist oft nicht möglich. Man sollte jedoch danach trachten, die Vielzahl an schädigenden Einwirkungen abzuschwächen.

Negativer Stress muss nicht zwangsläufig krank machen, wenn auf eine Phase größter körperlicher und/oder geistiger Anspannung auch eine Zeit tiefgehender Erholung folgt. Dies medikamentös erzwingen zu wollen, wäre jedoch sinnlos!

Jeder sollte außerdem danach streben, seine inneren Abwehrkräfte zu stärken, sich körperlich abzuhärten und seine Belastbarkeit (Stressresistenz) zu erhöhen. Unterstützt wird dies zum Beispiel durch Entspannungstechniken (wie autogenes Training, Yoga und andere Meditationstechniken), durch Atem-, Konzentrations- und Bewegungsübungen (wie Tai Chi), vor allem jedoch durch die regelmäßige körperliche Betätigung. Ausdauersportarten (Laufen, Radfahren, Reiten, Schwimmen, Schilanglaufen, Nordic-Walking) sind hervorragend geeignet, um das Stresshormon Cortison abzubauen. Auch eine Freizeitgestaltung, die einen Ausgleich zur beruflichen Tätigkeit bildet, löst Verspannungen an Leib und Seele. So wäre für Menschen, die beruflich im Büro tätig sind, eine Freizeitbeschäftigung im Garten oder als Hobbyheimwerker eine Alternative, während handwerklich Berufstätige sich beispielsweise als Hobbyschriftsteller versuchen könnten.

Schon eine vernünftige Lebensführung mit ausreichendem Schlaf und körperlicher Betätigung sowie Enthaltsamkeit bei Nikotin und sparsamem Umgang mit Alkohol fördert das körperliche Wohlbefinden und schützt vor Stressschäden.

___________________________________ ___________________________________ Autor: Oberstarzt Medizinalrat Dr. Peter Heinz Hutzler, MAS, MBA, Jahrgang 1948. Medizinstudium und Promotion an der Universität Wien. Niedergelassen als Arzt für Allgemeinmedizin in Thaya, Niederösterreich. Buchautor und Autor verschiedenster Veröffentlichungen in militärischen und zivilen medizinischen Fachzeitschriften sowie Preisträger zahlreicher Bewerbe für Medizin-Journalismus. 1993 Bestellung zum ärztlichen Leiter des Krankenreviers B3 am Truppenübungsplatz Allentsteig. 1996 Erwerb des Diploms zum "Akademisch geprüften Krankenhausmanager" an der Wirtschaftsuniversität in Wien. 2002 Verleihung des akademischen Grades "Master of Advanced Studies (MAS, Hospital Management)" und 2006 des "Master of Business Administration" (MBA) durch die Wirtschaftsuniversität Wien.

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