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Stress im Hochgebirge

Belastungen im alpinen Gelände

Für den erfolgreichen Einsatz von Soldaten im Gebirge ist eine besondere Ausbildung, alpine Erfahrung und eine spezielle Ausrüstung erforderlich. Ein solcher Einsatz zeichnet sich durch Besonderheiten bei der Führung, der Logistik und der Planung aus und bringt eine Reihe ungewohnter physischer und psychischer Belastungen mit sich.

Die aktuellen Krisengebiete, in denen Soldaten des Österreichischen Bundesheeres im Einsatz stehen, weisen hohe Gebirgsanteile auf. Nicht zuletzt deshalb wird bei allen Infanterieeinheiten des Bundesheeres auch eine Alpinausbildung durchgeführt.

Die meisten Menschen denken bei "Belastungen im alpinen Gelände" an Schneestürme, Kletterpassagen auf vereisten Berggipfeln, Sauerstoffmangel, durchfrorene Nächte in Steilwänden, Steinschläge etc. Mit diesen Widrigkeiten hat primär das Kaderpersonal zu kämpfen, das für Einsätze im hochalpinen Gelände entsprechend ausgebildet ist. Aber auch die Teilnehmer der allgemeinen Truppenalpinausbildung werden - allerdings in abgeschwächter Form - mit Herausforderungen wie großen Höhenunterschieden, unwegsamem Gelände und extrem wechselnden Wetterlagen konfrontiert. Besonders jene Teilnehmer, die über keine Bergerfahrung verfügen, haben oft Extremsituationen und Schreckensbilder aus Filmen und Medienberichten im Kopf, welche Stress und Angst auslösen können - meist bevor die Soldaten überhaupt mit den tatsächlichen alpinen Herausforderungen konfrontiert werden.

Dieser Stress ist grundsätzlich sinnvoll und notwendig, um die zur Bewältigung einer Belastungssituation benötigten physischen Energien (für Kampf oder Flucht) bereitzustellen. Wird der Stress jedoch zu stark, kann er bis zur Denk- und Handlungsunfähigkeit führen. An diesen Erlebniszustand kann sich der Mensch nicht gewöhnen - im Gegenteil: mit zunehmender Häufigkeit empfindet er ihn als immer bedrohlicher und unbeherrschbarer. In der Wissenschaft wird dieses Phänomen als "kumulativer Stress" bezeichnet.

Diese Tatsache ist in der Ausbildung zu berücksichtigen, was aber nicht gegen eine realistische, einsatzbezogene Kursgestaltung spricht. Vielmehr sollten im Zuge einer realistischen Ausbildung - also bereits beim "Trockentraining" im Lehrsaal oder auf dem Truppenübungsplatz - die möglichen Belastungen wirklichkeitsnah aufgezeigt werden. Gleichzeitig müssen zur Stressprävention die Möglichkeiten zur Bewältigung der Erschwernisse im Gebirge vermittelt werden.

Höhenkrankheit

Eine weitere Gefahr im Gebirge stellt die Höhenkrankheit dar, die bereits ab einer Höhe von 2 000 Metern auftreten kann und die zu einer verminderten physischen und kognitiven Leistungsfähigkeit führt. Der geringere Luftdruck verursacht eine reduzierte Sauerstoffsättigung sowie - wegen der zusätzlichen Bildung von roten Blutkörperchen - eine erhöhte Blutdichte. Daraus resultiert - auch ohne körperliche Belastung - eine Erhöhung der Atem- und der Herzfrequenz. Ab einer Höhe von 4 000 Metern kommt es ohne Akklimatisation zu erheblichen Störungen, welche bis zur Bewusstlosigkeit führen können. Dies kann bei Untrainierten dramatische Konsequenzen für die Auftragserfüllung mit sich bringen. Durch präventive Informationen und Unterrichte, durch Training sowie durch angewandte Selbst- und Kameradenhilfe kann das Risiko bzw. können die Auswirkungen entsprechend reduziert werden.

In der Militärluftfahrt stellt die Höhenkrankheit ein beträchtliches Unfallpotenzial dar. Daher vermitteln die Fliegerpsychologen den Piloten dieses Phänomen in Seminaren und mit Hilfe von praktischen Demonstrationen in einer Unterdruckkammer. Es ist immer wieder verblüffend, zu sehen, wie dabei einfache Additionen zu unlösbaren mathematischen Problemen werden oder einfachste Wörter und Zahlen scheinbar zu unlesbaren Hieroglyphen mutieren. Besonders eindrucksvoll ist, dass von den Betroffenen das eigene Leistungsvermögen als unbeeinträchtigt erlebt wird! Als Gegenmaßnahmen werden von der Militärpsychologie Atem- und Stressmanagementtechniken vermittelt, um im Ernstfall bereits beim Auftreten der ersten Symptome reagieren und so die Leistungsfähigkeit erhalten zu können. Solche Techniken können von der Militärpsychologie auch im Rahmen der Alpinausbildung vermittelt werden und erleichtern die Aufrechterhaltung der Konzentrationsfähigkeit und der Einsatzkraft auch in Belastungs- und Überforderungssituationen; außerdem werden die Regenerationsphasen verkürzt.

Alle diese Maßnahmen, die auch zur Unterstützung für die Kommandanten zur Verfügung stehen, können zur Steigerung der Einsatzfähigkeit der Soldaten beitragen sowie die Sicherheit für das Alpinkaderpersonal erhöhen.

Autor: Mag. Christian Czihak

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