Bundesheer Bundesheer Hoheitszeichen

Bundesheer auf Twitter

AUCON1/MINURCAT mit Hilfe der "Dritten" erfolgreich im Tschad

Die bisher größte eigenständige Militärmission der Europäischen Union im Tschad und in der Zentralafrikanischen Republik wurde am 15. März 2009 durch die UN-Mission MINURCAT abgelöst. Die 3. Panzergrenadierbrigade führte die Formierung und Einsatzvorbereitung des ersten Kontingentes für diese Mission durch.

Am 14. März 2009 endete um Mitternacht die bisher größte eigenständige Militärmission der Europäischen Union im Tschad und in der Zentralafrikanischen Republik. Ziel der Mission, die aufgrund der UN-Resolution 1778 vom 25. September 2007 ins Leben gerufen worden war, war die Verbesserung der Sicherheitslage in einem mehr als 250 000 Quadratkilometer umfassenden Einsatzraum im Grenzgebiet des Tschad zur krisengeschüttelten Region Darfur im Westen des Sudan sowie im Norden der Zentralafrikanischen Republik. Das Österreichische Bundesheer beteiligte sich ab Jänner 2008 mit einem 160 Soldaten umfassenden Kontingent, dessen Kern eine Task Group von Spezialeinsatzkräften war. Die Krisenintervention war von Beginn an als UN-Mission konzipiert, überforderte aber vorerst in zeitlicher und kräftemäßiger Hinsicht die Truppenstellungskapazität der UNO. Aus diesem Grund erklärte sich die Europäische Union bereit, für ein Jahr ab der Ersteinsatzfähigkeit eine Überbrückungsmission mit einer maximalen Einsatzstärke von 3 700 Soldaten zu stellen. Diese wurde nach mehreren Verzögerungen am 15. März 2008 erreicht.

Die Mission hatte ernste Herausforderungen zu meistern. Während der Entsendung der Vorauskräfte im Jänner erfolgte ein aus dem Sudan gestarteter Rebellenangriff bis nach N’Djamena, der Hauptstadt des Tschad. Entgegen mancher medialen und auch politischen Schwarzmalerei hat EUFOR Tschad/RCA ihre Aufgaben hervorragend gemeistert und erntete dafür vor allem von den zahlreich im Einsatzraum tätigen humanitären Organisationen und von der ortsansässigen Bevölkerung große Anerkennung.

Transportkompanie statt Spezialeinsatzkräften

Während der Einsatzführung von EUFOR planten die Vereinten Nationen die Nachfolgemission. Am 24. September 2008 wurde mit der UN-Resolution 1834 beschlossen, EUFOR durch eine 5 200 UN-Soldaten, eine zivile UN-Komponente, UN-Militärbeobachter und UN-Polizeikräfte umfassende Nachfolgemission - MINURCAT (Mission Nations Unies dans la République Central Afrique et Tchad, Mission der Vereinten Nationen in Zentralafrika und im Tschad) - abzulösen. Neben Frankreich, das etwa die Hälfte des bisherigen EUFOR-Kontingentes gestellt hatte, erklärten sich unter anderem auch Albanien, Finnland, Ghana, Griechenland, Irland, Kroatien, Malawi, Nepal, Polen, Russland und Togo bereit, an der Nachfolgemission teilzunehmen. Am 17. Februar 2009 fiel in Österreich die politische Entscheidung zur Fortsetzung des Engagements des Österreichischen Bundesheeres im Tschad bis vorerst Ende 2009. Da UN-Kontingente üblicherweise keine Spezialeinsatzkräfte einsetzen, wurde der österreichische Beitrag neu beurteilt und mit der UNO abgestimmt. Die Auswahl aus mehreren Optionen fiel auf eine maximal 130 Soldaten umfassende Transportkompanie, die weiterhin aus dem Feldlager in Abeché operiert. Als Transportmittel werden Steyr 12M18-LKW eingesetzt. Die Sicherungskräfte sind mit einsatzerprobten Puch G "Sandviper" und ATF "Dingo" ausgerüstet.

Die Aufgabe der Kompanie ist der Transport von Verbrauchsgütern zu den einzelnen Bataillons- und Kompaniestützpunkten im Einsatzraum, die bis zu zwei Tagesreisen vom Basislager in Abeché entfernt sind. Neben den großen Transportentfernungen gilt es zusätzliche Herausforderungen wie die fehlende zivile Infrastruktur, brütende Hitze bis zu 50 Grad Celsius, unwegsame Straßen, eingeschränkte Befahrbarkeit durch lokale Überschwemmungen während der Regenzeit und die rasch wechselnde Sicherheitslage zu bewältigen.

Formierung und Einsatzvorbereitung

Nach der personellen und materiellen Aufstellung durch die Kommanden der oberen Führung, betraute das Streitkräfteführungskommando die 3. Panzergrenadierbrigade mit der Formierung und Einsatzvorbereitung des ersten Kontingentes MINURCAT. Auf der Ebene des Brigadekommandos wurde ein Formierungsstab gebildet, der die Planung der personellen und materiellen Zusammenführung und der Koordinierung des Ausbildungsablaufes mit dem Zentrum für Einsatzvorbereitung, dem Kommando Einsatzunterstützung, der Heeresversorgungsschule, der Fernmeldetruppenschule und weiteren Dienststellen wahrzunehmen hatte. Da die Transportkompanie aus zehn verschiedenen Organisationselementen besteht, die unterschiedlichen Vorbereitungsbedarf hatten, gestaltete sich die Ausbildungsplanung der acht Wochen dauernden Einsatzvorbereitung auch dementsprechend komplex. Nach Prüfung der freien Kapazitäten wurde das Panzerbataillon 33 mit der Ausbildungsdurchführung beauftragt. Als Aufstellungsort diente die Garnison Zwölfaxing.

Schwergewichte der Einsatzvorbereitung:

In einem zweiwöchigen Basiskurs, den alle Kontingentsangehörigen zu durchlaufen hatten, wurden vor allem einsatzraumspezifische Informationen vermittelt. Zu den Ausbildungszielen zählten zum Beispiel der Inhalt des UN-Mandates, die Einsatzbefugnisse, eine kulturelle "Sensibilisierung" für den Einsatzraum, das Verhalten gegenüber Kindersoldaten, Hygienebestimmungen, Informationen über Fauna und Flora im Einsatzraum, Verhalten in kritischen Situationen, Sprachtraining/Notvokabular in Französisch und Arabisch, Mine-Awareness-Training und eine Auffrischung in Erster Hilfe. In der spezialisierten Einsatzvorbereitung wurden die funktionsspezifischen Kenntnisse und Fertigkeiten vermittelt. Unter anderem wurde die Handhabung der im Einsatzraum verwendeten Kommunikationsmittel geübt, Regelungen für das Transportwesen und die Ladungssicherheit, die Bedeckung und den Schutz von Konvois ausgebildet sowie eine umfassende Schießfortbildung und eine spezialisierte Fahrausbildung unter wüstenähnlichen Bedingungen durchgeführt. Die vertiefende Fahrausbildung fand in einer aufgelassenen Sandgrube statt, wo sehr realitätsnah die Bewältigung von Steigungen, das Fahren auf losem Untergrund, Bergetechniken und die Verwendung von Sandblechen, das Furten von Gewässern sowie das Fahren bei Nacht ohne Fahrzeuglicht unter Verwendung der Nachtsichtmittel trainiert werden konnte. Die Schießausbildung mit allen Handfeuerwaffen und den im Einsatzraum zur Verfügung stehenden Bordwaffen erfolgte im Rahmen einer Schießverlegung auf den Truppenübungsplatz Allentsteig.

Die Soldaten des Instandsetzungselementes und des Sanitätselementes vertieften während dieser Zeit ihre Kenntnisse in typenspezifischen Schulungen an der Heeresversorgungsschule und in den für den Einsatzraum relevanten medizinischen Fähigkeiten an der Sanitätsschule bzw. beim Kommando Einsatzunterstützung.

Integrationstraining "Konvoiübung":

Den Höhepunkt und den Abschluss der Einsatzvorbereitung bildete für die Transportkompanie eine dreitägige Integrationsübung. Durch eine Ausbildungskompanie des Panzerbataillons 33 wurde den Soldaten der Transportkompanie ein möglichst realitätsnahes Szenario des Einsatzraumes geboten. Die Situationen reichten vom Verhalten gegenüber bettelnden Kindern, dem Verhalten bei technischen Gebrechen, bei Unfällen mit der Zivilbevölkerung, bei Einschränkung der Bewegungsfreiheit über Verhandlungen mit lokalen Führern bis zum Verhalten bei Kontakt mit Straßenräubern, militärischen und paramilitärischen Gruppierungen und Ähnlichem. Auch das Ver- und Entladen von Versorgungsgütern, das Aufklären und Sichern von Marschrouten, die Eskorte von zivilen Transporten und die Zusammenarbeit mit Sanitätshubschraubern wurden geübt. Die Konvoiübung fand im südöstlichen Niederösterreich statt und nutzte die Übungsflächen der Garnisonen Zwölfaxing, Götzendorf und Bruckneudorf sowie öffentliche Verkehrsflächen. Als Einstimmung auf Langstreckentransporte im Tschad war auch eine Nächtigung im Gelände ohne Infrastruktur angeordnet, die vom Kontingent ebenso souverän bewältigt wurde wie die anderen Aufgaben.

Auf einen Blick

Die österreichische Transportkompanie ist seit Anfang Mai 2009 im Einsatz und hat sich bisher bestens bewährt. Von der 3. Panzergrenadierbrigade verlangte die Formierung und Einsatzvorbereitung von AUCON1/MINURCAT viel Koordinierungs- und auch Improvisationsvermögen. Dank vieler eigener Soldaten mit Einsatzerfahrung im Tschad und Unterstützung durch externe Dienststellen konnte eine fordernde und realitätsnahe Einsatzvorbereitung erfolgen. Erschwerend dabei waren die sehr eingeschränkte Vorschriftenlage hinsichtlich spezieller Einsatzaufgaben, manche materiellen Engpässe und der Zeitdruck bei der Planung der Formierung. Dennoch erhielt das Kontingent eine gediegene und umfassende Einsatzvorbereitung als Grundlage für eine erfolgreiche und unfallfreie Auftragserfüllung in dieser anspruchsvollen Mission.


Autor: Oberst Franz Langthaler, Jahrgang 1960. Berufsoffiziersausbildung an der Theresianischen Militärakademie; ausgemustert 1984 zum Panzerartilleriebataillon 3 in Allentsteig. Dort als 1. Offizier, Batteriekommandant einer Panzerhaubitzenbatterie, S 3 im Bataillonskommando, S 4 und stellvertretender Bataillonskommandant und sechs Jahre als Bataillonskommandant tätig. Auslandseinsätze 1993 bei UNFICYP als Kompaniekommandant, 1998 bei der European Community Monitoring Mission in Ex-Jugoslawien als EU-Militärbeobachter, 2002 als Bataillonskommandant von KFOR 6 im Kosovo und 2008 als Leiter CIMIC im Hauptquartier EUFOR in Abeché im Tschad. Seit 2005 stellvertretender Kommandant der 3. Panzergrenadierbrigade.

Eigentümer und Herausgeber: Bundesministerium für Landesverteidigung | Roßauer Lände 1, 1090 Wien
Impressum | Kontakt | Datenschutz | Barrierefreiheit

Hinweisgeberstelle