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Katastropheneinsatz in OÖ

Vorbereitung, Ausbildung, Personalaufbringung

Um bei Katastrophen rasch und effektiv helfen zu können, müssen die oberösterreichischen Pionierkräfte bereits im Vorfeld regelmäßig und strukturiert üben. Weil Pionierfachkräfte aber nicht nur in den wenigen Pionierteileinheiten des Bundeslandes zu finden sind, ist die Evidenzhaltung des Fachpersonals durch das Militärkommando von zentraler Bedeutung.

"Nur wiederholtes, praktisches Üben und Auffrischen von einsatzwichtigen Handgriffen kann zu einem entsprechenden kompetenten Einsatz bei Katastrophen führen." (Autor) Der Katastropheneinsatz des Bundesheeres ist im Wehrgesetz 2001 § 2 Abs. 1 lit. c festgeschrieben.

Ein derartiger Einsatz erfolgt bei Katastrophenfällen, also bei Elementarereignissen und Unglücksfällen außergewöhnlichen Umfanges, wenn die gesetzliche zivile Gewalt die Mitwirkung des Bundesheeres in Anspruch nimmt. Das heißt, erst wenn eine Behörde die Probleme ohne Mitwirkung des Heeres nicht lösen kann (z. B. durch Einsatz der Feuerwehr und sonstigen Hilfskräfte), kommt es auf Antrag der Behörde zu einem Assistenzeinsatz von Soldaten.

Meist ist zum Zeitpunkt, an dem die zivile Einsatzleitung erkennt, dass zusätzliche Hilfe notwendig ist, die Lage bereits eskaliert. So verstreicht in der Praxis oftmals wertvolle Zeit, bis die Soldaten zum Einsatz gerufen werden. Großflächige Katastrophen, wie Hochwasser oder Sturm und die daraus entstandenen kritischen Situationen, führen zu einer Flut von Assistenzanforderungen an das Bundesheer. Diese zu meistern, bedarf es geschulten, erfahrenen Personals mit jeweils einsatzrelevantem Know-how.

Die Anforderungen der zivilen Behörden zur Assistenzleistung des Bundesheeres laufen beim Militärkommando des von der Katastrophe etc. betroffenen Bundeslandes ein. Bei positiver Erledigung des Antrags durch den Stab des Militärkommandos erfolgen erste interne Maßnahmen (z. B. Beurteilung der Lage, benötigtes Personal, …). Spätestens dann sind entsprechende Spezialisten gefragt, die einen Überblick über die Schadenslage herstellen und Lösungsmöglichkeiten anbieten können.

Das Einrichten von Gefechtsständen, das Herstellen der Arbeitsbereitschaft und die rasche Bearbeitung der eingehenden Assistenzanforderungen sind Notwendigkeiten, die in bereits vorbereiteten Befehlen geregelt sind. Diese Abläufe werden im Rahmen der Offiziers- und Unteroffiziersausbildung gelehrt und stellen daher keine unüberwindbaren Schwierigkeiten dar. Entscheidend ist jedoch der tatsächliche Einsatz vor Ort!

Um ein aktuelles Lagebild zu erhalten, muss unverzüglich die Erkundung durch ein Fachpersonal (Pionierkader, ehemaliges Pionierkader) erfolgen. Dabei geht es in erster Linie um die kompetente Einschätzung des Leistungsvermögens der einzusetzenden Truppe und um die Beurteilung der Gefahr für die einzusetzenden Kräfte im Einsatzraum.

Hat man z. B. bei einem Hochwasser als Erkundungstrupp nach Umfahren verschiedenster überschwemmter Geländeteile den Einsatzort erreicht, trifft man meist auf eine Situation, die auch durch die Feuerwehr noch nicht gelöst werden konnte. Schlechte Sicht und ein Bach, der zu einem reißenden Strom geworden ist, eine Brücke, die durch angeschwemmte Bäume einzustürzen droht, ein vom Wasser eingeschlossenes Haus, in dem sich noch Menschen befinden und Einsatzkräfte, die nach einer Rettungsmöglichkeit für die gefährdeten Personen suchen - solche und ähnliche Szenarien sind am Erkundungsort häufig.

Vor Ort befindliche Medienberichterstatter erwarten nun vom Bundesheer, kompetent zu helfen, wenn bzw. weil andere dies nicht mehr können. Schon deshalb muss jeder Soldat, der an den Krisenort entsandt wird, eine besondere Qualifikation vorweisen.

Behördenvertreter, Spezialisten der Brückenbauabteilung, der Feuerwehren, der Wildbachverbauung sind fallweise schon vor Ort, und in diesem Kreis muss der Erkundungstrupp des Bundesheeres seine Fachkenntnisse einbringen (Mitreden, ohne sich zu blamieren, ist in dieser Situation zu wenig). Es gilt, Informationen zu erhalten und diese mit eigenen Ergebnissen durch Detailerkundungen und Messungen zu ergänzen.

Der Kommandant des Erkundungstrupps sollte Möglichkeiten zur Problemlösung vorschlagen und dabei bereits das Risiko für die Mannschaft und das Gerät abschätzen können.

Ein qualifizierter Katastropheneinsatz ist also nicht - wie landläufig oft angenommen wird - "Schlamm aus Häusern schaufeln" oder "Sandsäcke füllen"! Darüber hinaus ist zur Schaffung eines aktuellen Lagebildes erfahrenes Personal vor Ort unverzichtbar. Wie und wo findet man nun diese erfahrenen Offiziere und Unteroffiziere? Man blickt in die Namensverzeichnisse der Pionierbataillone, der Pionierkompanien, der selbstständigen Pionierzüge oder in das einer ABC-Abwehrkompanie, sofern solche im Bundesland sind, und schon glaubt man, über genügend und das richtige Personal zu verfügen. So könnte man annehmen, aber dem ist nicht immer so! Denn es kommt nicht nur auf den Arbeitsplatz im Fachbereich an, sondern auf die Person selbst. Die Reformen der letzten Jahre haben die Anzahl der Pioniere vermindert und damit auch die Kapazitäten der Pioniertruppe.

In ganz Oberösterreich blieben z. B. von zwei Pionierkompanien und einem Baupionier- und Katastropheneinsatzzug nach der Reform ÖBH2010 nur mehr zwei Baupionier- und Katastropheneinsatzzüge (BauPi/KatEZg) übrig. Diese beiden BauPi/KatEZg sind in der Realität jedoch nur ein Pionierzug.

Einsatzpersonal

Der aus dem real vorhandenen Personal der beiden Baupionier- und Katastropheneinsatzzüge zusammengefasste Zug ist im Einsatzfall die einzige strukturierte Pionierteileinheit in Oberösterreich. An Kader stehen diesem einen Zug vier Pionierunteroffiziere (zwei Zugskommandanten und deren zwei Stellvertreter) zur Verfügung.

Seit 2009 werden für diesen Zug jeweils 27 Rekruten drei Mal im Jahr so einberufen, dass zumindest mannschaftsmäßig ein voller Baupionier- und Katastropheneinsatzzug über das gesamte Jahr für Einsatzzwecke zur Verfügung steht.

Im Falle einer Alarmierung muss dieser Zug unverzüglich in den Einsatzraum abrücken, gleichzeitig sollten aber genügend Erkundungskommandos mit Pionierkader ausgeschickt werden. Deshalb ist es erforderlich, auch auf das ehemalige, noch in Oberösterreich befindliche Pionierkader zurückzugreifen. Die Anzahl von Profis, die man für einen qualifizierten Katastropheneinsatz ohne Bedenken heranziehen kann, ist aber begrenzt.

Diese Profis sind wie bereits erwähnt nicht nur in der Pionier- und ABC-Truppe zu finden, denn viele erfahrene Bedienstete sind im Laufe der Zeit auf andere Arbeitsplätze eingeteilt worden. Dieser Umstand macht eine "Quersuche" erforderlich. So findet man z. B. manchen Zugskommandanten, der noch beim Hochwasser 2002 als Pionierunteroffizier Brücken gebaut hat, nun als Angehörigen des Truppenübungsplatzkommandos oder der Heeresunteroffiziersakademie wieder.

Mag sein, dass sich der betreffende Offizier oder Unteroffizier nicht mehr auf dem neuesten Stand der Technik fühlt oder das Fahren auf dem Wasser schon seit einiger Zeit nicht mehr praktisch durchgeführt hat. Seine Erfahrungen hat er aber nicht vergessen!

Dieser Überlegung folgend und der (Personal)Not gehorchend, hat Oberösterreich eine jährlich stattfindende, einwöchige Katastropheneinsatzschulung für genau diesen Personenkreis eingeführt.

Katastropheneinsatzgerät

Durch die Auflösung der ehemaligen Sperrorganisation, darunter auch der Pionier-Fluss-Sperrkompanien an der Donau, wurde u. a. das Mobilmachungslager Ottensheim frei. Direkt beim Kraftwerk Ottensheim (Oberösterreich, ca. 8 km flussaufwärts von Linz) gelegen, dient es nun als hochwassersicherer, umzäunter und beheizbarer Ort zur Lagerung von Einsatzgerät.

Bis es soweit war, bedurfte es allerdings einiger Überzeugungsarbeit. Auch stellte sich die Frage, wer dieses Katastrophengerätelager verwalten sollte, denn in Organisationsplänen wurde bisher darauf nicht eingegangen.

Anlässlich der jährlichen Sicherheitskonferenz des Landes wurden im Jahr 2000 unter Gegenrechnung der erbrachten Leistungen im Brückenbau Gelder für den Ankauf von Einsatzgerät erwirkt. Das Katastrophenlager in Ottensheim füllte sich mit Motorsägen, Schlauchbooten, einer Sandsackfüllmaschine, Schutzbekleidung und vielen anderen notwendigen Dingen.

Beim Jahrhunderthochwasser von 2002 kam dieses Gerät erstmals zum Einsatz. Hier zeigte sich, dass das bereits beschaffte Gerät gut für diesen Katastrophe geeignet war und den eingesetzten Soldaten ihre Arbeit mit größerer Effizienz (Boote, Motorsägen) und Sicherheit (Schutzbekleidung) ermöglichte. Es zeigte jedoch auch, dass vor allem geeignetes Kaderpersonal fehlte, obwohl zum damaligen Zeitpunkt ca. doppelt so viele Pioniere wie heute verfügbar waren. Die damals eingesetzten Soldaten kamen vom Pionierbataillon 2 aus Salzburg und von den Pionierkompanien aus Kirchdorf und Linz-Ebelsberg. Aufgrund des Hochwassers 2002 wurde weiteres Katastropheneinsatzgerät beschafft und damit das Lager Ottensheim weiter aufgefüllt.

Die offizielle Übergabe der Einsatzgeräte erfolgte am 17. September 2003 durch den Landeshauptmann von Oberösterreich, Dr. Josef Pühringer, an den Militärkommandanten von Oberösterreich, Generalmajor Mag. Kurt Raffetseder.

Einsatzgerechte Ausbildung

Am 25. September 2003 standen oberösterreichische Pioniere nach einem Felssturz im Bereich Hinterstoder, der die Verbindung zur Bundesstraße 138 (Pyhrnpass-Bundesstraße) blockierte, im Einsatz. Gebraucht wurden dabei Sprengspezialisten, aber auch Alpinisten. Der Einsatz zeigte u. a. auch die Notwendigkeit, das noch vorhandene Fachpersonal dahingehend laufend zu schulen. Dies ergab sich vor allem aus den durchgeführten Felssprengungen und der dazu erforderlichen Absturzsicherung. Erfahrungen aus dem Einsatz am Pyhnpass konnten in diese Ausbildung einfließen.

2004 wurde erstmalig eine Kaderfortbildung zum Thema Katastropheneinsatz in die Ausbildungsplanung aufgenommen und durchgeführt. In diese wurden Erfahrungen der letzten Einsätze sowie eine Auffrischung von Kenntnissen in der Nautik, im Sprengdienst, Brückenbau und in der Fälltechnik eingebracht.

Die Katastropheneinsatzausbildung bewährte sich u. a. in Weißenbach am Attersee. Dort drohte nach einem Felssturz ein 50-Tonnen-Felsblock auf Häuser zu stürzen. Das unmittelbar darunter befindliche Hotel und die angrenzenden Häuser wurden behördlich evakuiert. Die Pioniere seilten sich von einem Hubschrauber ab, um den Felsen so zu sprengen, dass kein Sachschaden an den angrenzenden Häusern entstehen konnte.

Bei der ersten Kaderfortbildung im Mai 2004 stellte sich heraus, dass eine Teilnehmerzahl von 57 Personen zu hoch war. Der Grund waren Unterschiede in der Qualifikation der einzelnen Teilnehmer. Künftige Fortbildungen wurden daher auf Soldaten mit umfangreichen Befähigungen im Wasserfahren und Sprengen sowie Erfahrung im Brückenbau beschränkt.

Die nächste Kaderfortbildung im Juni 2005 hatte aufgrund der gestiegenen qualitativen Anforderungen nur mehr 32 Teilnehmer (vier Offiziere und 28 Unteroffiziere). Einige Kursteilnehmer kamen damals schon aus den Bundesländern Salzburg und Niederösterreich. Gelehrt bzw. geübt wurden Rette- und Bergesprengen, Sicherheitsbestimmungen, Erfahrungen aus dem letzten Hochwassereinsatz in Laussa, der Einsatz von "Power-Bristar" (ein nicht-explosiver Sprengstoff - wirkt erschütterungsfrei durch langsame Ausdehnung), der "Safe-T-Cut" (Sprengverfahren mit Sprengschnur für Baumsprengungen) sowie der praktische Einsatz von Motorsägen und Winden.

Im Mai 2006 nahmen 36 Soldaten (acht Offiziere und 28 Unteroffiziere) an dieser nunmehr jährlichen Kaderfortbildung teil. Die Kommandanten aus dem Assistenzeinsatz "Schneedruck" des vergangenen Winters trugen ihre Erfahrungen vor, die von der Statikberechnung von Häusern (Abschätzen der Einsturzgefahr) bis hin zu den notwendigen Sicherungsmaßnahmen reichten.

Vor allem die "Höhen- und Tiefenrettung" (eine Aufgabe des Rette- und Bergezuges der ABC-AbwKp, bei der Personen mit entsprechend geprüftem Gerät ab- oder aufgeseilt werden) fordert neben Mut auch die Anwendung entsprechender Knotentechnik und Sicherungsmaßnahmen. Den Höhepunkt bildete deshalb eine Rette- und Bergeübung an der Traun. Jeder der Teilnehmer wurde von einem Hubschrauber mittels Seilwinde "geborgen". Besonders der Lufttransport der aufgeblasenen Schlauchboote verlangte dabei auch von den Hubschrauberpiloten großes Geschick.

Die im Mai 2007 stattgefundene Katastropheneinsatzübung hatte 28 Teilnehmer (fünf Offiziere und 23 Unteroffiziere). Bei dieser Übung wurden die Erfahrungen aus dem Einsatz nach dem Sturmtief "Kyrill" aufgearbeitet.

Ein Ausbildungsschwerpunkt war dabei die Vermeidung von Gefahren durch "verspannte" Bäume (Bäume die durch äußere Einflüsse wie das Holz eines Bogens gespannt sind und von denen durch die Möglichkeit des peitschenartigen Zurückschnellens eine große Gefahr aus geht). Diese Gefährdung tritt v. a. als Folge von Sturmschäden sowie in sehr steilen Hanglagen des Alpenvorlandes auf.

Auch das für diese Fälle bestgeeignete Sprengsystem Arrow-Cut (siehe Folgekapitel) wurde vorgestellt. Geübt wurden u. a. auch die Schallortung, das Bergen von Verletzten mittels Dreifuß- und Seilbahntechnik sowie aus einem auf der Donau fahrenden Boot mittels Hubschraubers.

Die vorläufig letzte Katastrophenschulung erfolgte im Mai 2008. Die Teilnehmerzahl war auf 18 Soldaten (zwei Offiziere und 16 Unteroffiziere) geschrumpft. Das zu schulende Kaderpersonal (Fachpersonal) wurde aufgrund anderer dienstlicher Anforderungen für diese Schulung nicht mehr freigestellt.

Hauptthema war das Sprengen von Stahl mittels ziviler Schneidladungen. Dafür wurde auf dem Truppenübungsplatz Treffling (Ortschaft in der Umgebung von Linz) eine Stahlträgerbrücke durch den Baupionier- und Katastropheneinsatzzug/Stabskompanie Militärkommando Oberösterreich errichtet und von den Kursteilnehmern fachgerecht gesprengt.

Ebenfalls geübt wurden der Einsatz von Verschüttetensuchgeräten, darunter eine Search Cam (für den Such- und Rettungseinsatz entwickelte ferngesteuerte Kamera), die Zusammenarbeit mit Suchhunden sowie das richtige Abseilen.

Das Arrow-Cut-System

Das in Österreich entwickelte ArrowCut-System ermöglicht es, Bäume, die aus Sicherheitsgründen von Personen nicht erreicht werden können, gefahrlos zu durchtrennen, z. B.

  • bei Hochwasser, wenn ein Baum eine Brücke verlegt (Verklausung), oder
  • nach einem Sturm, wenn ein "verspannter" Baum, an unzugänglicher Stelle nur durch eine gezielte Sprengung beseitigt werden kann, oder
  • im Gebirge, wenn das Anbringen einer Sprengladung an einem absturzgefährdeten Baum einfach zu gefährlich wäre. Dieser Umstand kann durch möglichen Steinschlag, die labile Lage des Stammes, oder die Unzugänglichkeit der Sprengstelle eintreten.

Mit einer Armbrust wird ein Pfeil mit einem dünnen Tragseil auf den zu sprengenden Baum geschossen. Nach Spannen des Tragseiles wird ein metallfreier "Sprengstoffwagen" mit dem notwendigen Sprengstoff - ähnlich einer Seilbahn - an den Stamm gebracht. Die Sprengladung aus plastischem Sprengstoff legt sich an den Baumstamm und kann sodann ferngezündet werden. Damit können Bäume (bis zu 80 cm Durchmesser) zuverlässig und glatt durchgesprengt werden. Der Richtungseffekt ermöglicht es dem Sprengmeister, die Gefahr für ein eventuell daneben befindliches Objekt zu minimieren. (Erfunden wurde der Arrow-Cut von Vizeleutnant Christian Baumann und Georg Rösslhummer sowie vom Autor dieses Beitrages; Anm. d. Red.) Das Arrow-Cut-System ist der Holzzange des in Schweden entwickelten Safe-T-Cut deshalb überlegen, weil es auf Distanzen von bis zu 20 Metern einsetzbar ist und Bäume fast jeden Durchmessers durchtrennen kann. Erfunden wurde es zur Beseitigung von großen Bäumen, welche sich bei Hochwasser vor Brücken legen können.

Dagegen empfiehlt sich der Einsatz des Safe-T-Cut-Systems nur bei Entfernungen bis ca. vier Meter und bei Baumdurchmessern bis zu 30 cm, abhängig von der Baumart und der örtlichen Situation. Damit schafft das in Österreich entwickelte Arrow-Cut-System neue Lösungsmöglichkeiten bei extremen Einsatzsituationen.

Diese Methode der Sprengung auf Distanz ist aber auch im militärischen, oder sicherheitspolizeilichen Einsatz anwendbar. Aufgrund der hohen Treffergenauigkeit der Armbrust könnten alle Arten von Holz, aber auch Kunststoffteile als Verankerung und somit als Ziel, wie z. B. Türrahmen, Fensterkreuze, Dachsparren, dienen. Ein Sprengtrupp im Häuserkampf muss sich keinem feindlichen Feuer mehr aussetzen um eine Zutrittssprengung durchzuführen. Eine Deckung im Nachbarhaus genügt, um von dort bis zu fünf Kilogramm plastischen Sprengstoff an die Sprengstelle zu schießen!

Es ist daher überlegenswert in Jäger- und Pionierbataillonen das Arrow-Cut-System einzusetzen. Sondereinsatzkräfte können von der fast lautlosen und mit moderner Optik ausrüstbaren Armbrust ebenfalls profitieren.

Auf einen Blick

Nur wiederholtes praktisches Üben und das Auffrischen von einsatzwichtigen Handgriffen gewährleisten den entsprechenden kompetenten Einsatz bei Katastrophen. Die bisher durchgeführten fünf Kaderfortbildungen zu diesem Thema haben allerdings gezeigt, dass die Anzahl der kompetenten Katastrophenhelfer in Oberösterreich sinkt.

Katastropheneinsatz beginnt - wie bereits beschrieben - mit dem raschen Einsatz von Erkundungskommanden. In Oberösterreich ist es derzeit noch möglich, die Erkundungsteams im eigenen Bundesland bereitzustellen.

Nach dem "Ausspielen" der Baupionier- und Katastropheneinsatzzüge der Stabskompanie des Militärkommandos Oberösterreich wird man entscheiden müssen, welches der drei Pionierbataillone Österreichs zu Hilfe gerufen werden muss.

Die Prognosen für die nächsten zehn Jahre sind eher trist: Der Klimawandel, wird vermutlich zu vermehrten und immer stärkeren Naturkatastrophen führen, und viele der derzeit noch vorhandenen geschulten Kadersoldaten werden aufgrund ihres Alters nicht mehr einsatzbereit sein. Die "Reserven" (Kaderpersonal mit Pionierkenntnissen) werden damit aufgebraucht sein. Es ist deshalb besonders wichtig, jeden dieser erfahrenen Männer möglichst lange einsatzbereit und auf einem optimalen Ausbildungsstand zu halten.

Die Heranbildung von jungen Pionierunteroffizieren ist eine wichtige Forderung für die Zukunft.

Aufgrund des Mangels an "Allround-Pionieren" (Pioniere die Wasserfahren, das Brückenbauen und das Sprengen beherrschen) wird man bei Katastrophen auf die Aufbietung von Milizpionieren nicht mehr verzichten können. Die Pionierkompanie Oberösterreich (Milizeinheit) ist dabei die "Eiserne Reserve". Ihr Kaderpersonal ist sehr engagiert, kompetent und motiviert und tritt heuer zur zweiten Waffenübung zusammen. Die Mobilisierung dieser Kompanie kann jedoch bis zu zwei Wochen dauern.

Das Krisen- und Katastrophenschutzmanagement der Streitkräfte sollte deshalb klare Prioritäten festlegen - personelle zur Förderung qualifizierter Katastrophenhelfer und finanzielle zur Vorbereitung des erforderlichen Gerätes. Nur dann wird es auch in der Zukunft heißen:

"Pioniere wie immer! Sie haben uns aus der Not gerettet!"


Autor: Oberst Alfred Piberhofer, Jahrgang 1956, Ausgemustert 1979 nach Melk zum (damaligen) Heerespionierbataillon, 1981 zum (damaligen) Landwehrstammregiment 41 nach OÖ versetzt, ab 1982 mit der Aufstellung des Landwehrstammregiment 44 in der Ramsau beauftragt, seit 1983 in Kirchdorf als Kommandant einer Jägerkompanie und ab 1985 mit der Aufstellung einer Pionierkompanie beauftragt. Seit 1997 als Pi&SpO/MilGeo im Militärkommando Oberösterreich eingeteilt. Übungsleiter von Milizübungen des Jägerbataillon 14 und 16, Kommandant des JgB14.

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