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Psychologie: Falsch verstandene Kameradschaft Alkohol-Co-Abhängigkeit

Ein fiktives Fallbeispiel: Ein Soldat steht seit längerem unter starkem Druck, und er trinkt wiederholt Alkohol, um sich Erleichterung zu verschaffen. Infolge dessen erledigt er Aufträge nicht oder nur mehr unordentlich. Manchmal fällt der Soldat aus oder ist im Krankenstand. Seine Kameraden springen immer wieder für ihn ein und übernehmen Dienste - man hält ja zusammen und will nicht unkameradschaftlich sein. Bei Überprüfungen werden Ausreden und "Notlügen" erfunden, um den Kameraden zu decken ...

Seine Alkoholfahne riecht zwar jeder, aber wie soll man damit umgehen? Nach Dienst wird gemeinsam fortgegangen, und jeder lädt zu einer Runde ein, denn keiner will als knauserig gelten. Auch der betroffene Soldat wird eingeladen mitzutrinken.

Alkohol ist ein gesellschaftlich anerkanntes Suchtmittel. Zirka 7 500 Alkoholtote gibt es jährlich in Österreich. Schon das zeigt das ganze "Dilemma Alkohol".

Alkoholismus ist eine Krankheit!

Von harmlosem Alkoholkonsum spricht man, wenn Alkohol gelegentlich für Genusszwecke getrunken wird. Alkoholmissbrauch hingegen ist, wenn Alkohol in großen Mengen, über einen längeren Zeitraum hinweg getrunken wird, zur Entspannung oder als Durstlöscher.

Bei Alkoholsucht verspürt der Betroffene bereits einen starken Drang, Alkohol trinken zu müssen, und es fällt ihm schwer aufzuhören.

Es treten körperliche Entzugserscheinungen bei Beendigung des Alkoholkonsums auf, wodurch in weiterer Folge immer größere Alkoholmengen benötigt werden, um die ursprünglichen - vermeintlich positiven - Wirkungen zu erhalten. Das krankhafte Suchtverhalten bestimmt ab dann den Tag. Eigene Pflichten, Aufgaben und Interessen werden vernachlässigt.

Das Leid der Co-Abhängigen

Völlig unterschätzt ist die so genannte Alkohol-Co-Abhängigkeit (Mit-Abhängigkeit). Damit sind nicht andere Alkoholiker gemeint, sondern die privaten und beruflichen Bezugspersonen eines Alkoholikers. Alkohol-Co-Abhängige unterstützen und fördern das Suchtverhalten meist unbewusst und ohne Absicht - und verhindern dadurch eine effektive Behandlung. So wie in dem dargestellten Beispiel: Der Alkoholmissbrauch wird aus falsch verstandener Kameradschaft gedeckt oder die missbräuchliche Weiterverwendung durch Einladungen zum Mittrinken sogar unterstützt und gefördert. Damit wird dem Alkoholiker nicht geholfen, sondern sein Suchtverhalten mit Hilfe Co-Abhängiger aufrechterhalten.

Typisch für Co-Abhängige sind die Problemvermeidung (nicht direktes Ansprechen des Trinkverhaltens) und das Beschützen des Betroffenen. Ebenso üblich ist die Übernahme von Pflichten und Aufgaben, die eigentlich dem Betroffenen obliegen. Das alltägliche Leben und "Funktionieren" des Abhängigen wird so aufrechterhalten, und die volle Tragweite des Alkoholmissbrauchs bleibt verborgen. Das kann so weit gehen, dass eine aktive Unterstützung der Sucht, etwa durch Beschaffung von Alkohol, bzw. eine passive Unterstützung durch ein "stillschweigendes Akzeptieren" stattfindet. Alkoholiker schätzen die "Hilfe" ihrer Co-Abhängigen und zeigen das auch. Das macht es für Co-Abhängige so schwer, überhaupt zu erkennen, dass ihre "Hilfe" eigentlich schadet. Sie müssen auch damit rechnen, dass sie Undank vom Abhängigen ernten, wenn sie ihre Unterstützungen ihm gegenüber einstellen.

Wege aus der Co-Abhängigkeit

Als Kamerad, Vorgesetzter, Freund, Partner und/oder Familienangehöriger ist man mitbetroffen und oft in diesem Teufelskreis zwischen "Helfen wollen, aber nicht wissen wie richtig" gefangen. Grundsätzlich gelten immer ein Ja zur Person und ein Nein zur Sucht.

Co-Abhängige sollten sich nur um die eigenen Alltagsaufgaben und Probleme kümmern und nicht die Aufgaben und Probleme des Betroffenen übernehmen. Es ist wichtig, sich der eigenen Wünsche und Bedürfnisse - und auch des eigenen Trinkverhaltens - bewusst zu werden. Das ermöglicht ein eigenes konsequentes Handeln und ein klares Nein zur Sucht.

Dem Betroffenen sollten allerdings keine Vorhaltungen und Vorwürfe gemacht werden, denn Alkoholismus ist eine Krankheit und ein vielschichtiges Problem.

Alkoholiker und Co-Abhängige sind damit in der Regel überfordert. Das macht professionelle Hilfe erforderlich.

Beratung und Informationen

Das Anton-Proksch-Institut (www.api.or.at) bietet Informationsabende und Einzelberatungen auch für Angehörige an. Ebenso kann eine Kontaktaufnahme mit dem Helpline-Service (0810/200 104) des Österreichischen Bundesheeres oder den Anonymen Alkoholikern (www.anonyme-alkoholiker.at) Hilfe verschaffen. Es ist immer ein Zeichen von Stärke, sich professionelle Hilfe zu holen; als Alkoholiker und auch als Alkohol-Co-Abhängiger!

Autoren: Dr. Christoph Kabas, Mag. Cornelia Belik

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