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AIRPOWER09

Am 26. und 27. Juni 2009 fand auf dem Militärflugplatz Fliegerhorst Hinterstoisser in Zeltweg zum vierten Mal die AIRPOWER statt. Diese zählt zu den größten Luftfahrtveranstaltungen Europas. Präsentiert wurde die Leistungsfähigkeit der österreichischen Luftstreitkräfte und Spezialeinsatzkräfte sowie ausländischer Luftstreitkräfte und ziviler Kunstflugstaffeln.

Nach vier Jahren Pause war es endlich soweit - Europas beste Airshow (2005 vom European Airshow Council ausgezeichnet), veranstaltet vom Österreichischen Bundesheer in Partnerschaft mit dem Land Steiermark und mit der Firma Red Bull, ging in die nächste Runde. Zwei Tage lang hatten die Besucher Zeit, sich bei freiem Eintritt die österreichischen und ausländischen Militärflugmaschinen und die kuriosesten Fluggeräte aus der "Flying Bulls"-Flotte (Sammlung von flugfähigen historischen Luftfahrzeugen) in der Luft und am Boden aus nächster Nähe anzusehen.

Die AIRPOWER09 war auch Anlass, die AB-206 "Jet Ranger" (ein Schulungs- und Verbindungshubschrauber) des Bundesheeres nach 40 Jahren Einsatzbetrieb würdevoll und offiziell zu verabschieden. Die elf Hubschrauber werden durch acht "Alouette" III ersetzt.

Die Show

Am 26. Juni, um 0900 Uhr eröffneten drei Saab 105 OE und ein Alpha Jet von Red Bull im Formationsflug die AIRPOWER09.

Heinz Prüller moderierte mit verschiedenen Spezialisten die einzelnen Vorführungen, die auch live auf Großbildschirme übertragen wurden. Die Flugshow bot fast im Minutentakt Highlights der Luftfahrt und des fliegerischen Könnens, wie etwa den niederländischen F-16-Piloten Captain Ralph Aarts. Er musste für seine anspruchsvolle Vorführung (Display) zwischen den Bergen das Potenzial seiner F-16 fast bis zur Gänze ausnutzen und bewegte sich dabei im Langsamflug mit nur 200 km/h sowie im schnellen Überflug mit 1 100 km/h beinahe an der Überschallgrenze von 0,95 Mach. Die Belastung, die dabei auf seinen Körper wirkte, schwankte zwischen plus neun g und minus drei g.

Ein wenig langsamer aber keinesfalls unspektakulärer ging es bei den Vorführungen der Hubschrauber zu. Vor allem das Display des BO-105 (ein kunstflugtauglicher Hubschrauber) der Flying Bulls versetzte die Zuseher in Staunen. Atemberaubende Flugmanöver, kombiniert mit dem Ausreizen der Technik (z. B. Rückenflug), sorgten für eine unglaubliche Helikopter-Akrobatik. Beeindruckend war aber auch die Hubkraft der österreichischen S-70 "Black Hawks". Sie müssen seit den Stürmen "Cyrill", "Emma" und "Paula" eine weitere Aufgabe im Katastropheneinsatz bewältigen, nämlich den Abtransport von Baumstämmen. Bis zu vier Tonnen Außenlast kann die S-70 entweder am Seil oder im Netz transportieren. Eine besondere Schwierigkeit beim Abtransport von Baumstämmen stellt die Sitzposition des Piloten dar, denn diese befindet sich vier Meter vor der Außenlasthaken-Luke. Der Pilot ist daher auf die genaue Einweisung durch ein Besatzungsmitglied (meist Techniker) angewiesen, um das Seil exakt zum Transportobjekt zu bringen. Bei der Vorführung wurden binnen Minuten insgesamt 2,5 Tonnen schwere Bäume mittels Würgeschlinge befestigt und vom "Katastrophenort" abgeflogen.

Bei einer Evakuierungsübung zeigten die Angehörigen des Jagdkommandos, des Jägerbataillons 25 und der Luftstreitkräfte das perfekte Zusammenspiel der eingesetzten Kräfte. Nach einer Fernaufklärung sprangen aus einer C-130 "Herkules" 50 Soldaten mit Waffe, Ausrüstung und Gepäck ab, um gefährdete österreichische Staatsangehörige aus einem Krisengebiet zu evakuieren.

Eine Luftraumüberwachungsdemonstration zeigte klar die fliegerische Überlegenheit des Eurofighters "Typhoon". Nach dem Eindringen eines nicht identifizierten Luftfahrzeuges (simuliert durch eine C-130 "Herkules") und der Alarmierung durch die Radarstation "Goldhaube" erfolgte der Alarmstart von zwei Eurofightern zu einem so genannten "Priorität Alpha-Einsatz". Binnen Minuten befanden sich die Jets beim Luftfahrzeug und zwangen es zur Landung.

Welches Potenzial im Eurofighter steckt, zeigte auch ein italienischer Pilot bei seinem Solo-Display. Schier unglaubliche Wendungen, Rollen, Loopings und Senkrechtflüge vollführte er am Himmel.

Die vier Teilnehmer der Red Bull Air Race Demonstration glänzten durch ihre Beherrschung der Propellermaschinen, kombiniert mit fliegerischem Feingefühl, was bei diesem Luftrennen über den "Sieg" entschied.

Ein Soloprogramm des Red Bull Air Race Weltmeisters Hannes Arch erwies sich als Demonstration höchster Flugkunst. Doch auch weniger spektakuläre Überflüge trafen den Geschmack des Publikums. Kein Wunder, handelte es sich dabei unter anderem um Experimentalflugzeuge wie die Bede BD-5 (ein einsitziges Kleinflugzeug in Ganzmetallbauweise mit einem Schubpropeller) oder die Gyroflug SC01 (ein Sportflugzeug aus glasfaserverstärktem Kunststoff) und um Marschall Titos ehemalige DC-6B - nun im Besitz von Red Bull - sowie um eine silbern glänzende B-25 "Mitchell" (ein im Zweiten Weltkrieg eingesetzter U.S.-Bomber).

Welche Fähigkeiten in Propellermaschinen stecken, zeigte nicht nur die österreichische C-130 "Herkules", sondern auch die Casa C-295 (ein taktisches Transportflugzeug mit Propellerantrieb), die mit einer Rolle, Steilflügen und senkrechtem Abfallen Richtung Landebahn für Begeisterung sorgte.

Das siebenköpfige Breitling Jet Team, die größte zivile Kunstflugstaffel in Europa und die erste, die mit Strahlflugzeugen fliegt, absolviert mit ihren Aero L-39 "Albatros" rund 50 Auftritte pro Jahr. Es beeindruckte mit der Exaktheit und vor allem der Ruhe, mit der die einzelnen Figuren geflogen wurden.

Die Turkish Stars der türkischen Luftstreitkräfte hatten ihren ersten Auftritt 1993. Sie sind genauso wie die Patrouille Suisse der Schweizer Luftwaffe eine der wenigen Kunstflugstaffeln, die ihre Vorführungen mit Kampfflugzeugen (NF-5A) fliegen. Mit exaktem Formationsflug, begleitet vom Programm der zwei Solopiloten, zauberten sie fantastische Formationen in den Himmel.

Eine Fokker Dr. I (ein deutscher Dreidecker von 1917), eine Messerschmitt Bf 109 (1939), eine Lockheed P-38L "Lightning" (1941) - um nur einige zu nennen - erinnerten an längst vergangene Zeiten. Dem gegenüber bot die Boeing E-3A AWACS (Airborne Warning and Control System) modernste Aufklärungstechnik der Gegenwart.

Für Verwunderung sorgte das Spiegelflugteam BLANIX, das mit zwei Segelflugzeugen lautlos und, nur von der Thermik bewegt, akrobatische Figuren flog (u. a. ein Herz).

Den Abschluss der Veranstaltungstage bildete die Vorführung der Patrouille Suisse, eines Kunstflugteams der Schweizer Luftwaffe, das seit 1964 besteht, aber aufgrund der sehr strengen Auslegung der Neutralität erst seit 1978 auch im Ausland sein Programm fliegen darf. Die Piloten sind Angehörige verschiedener Flugstaffeln des schweizerischen Berufsfliegerkorps oder Flugverkehrsleiter der Schweizer Flugsicherung. Sie trainieren von März bis Oktober mit ihren rot-weißen Northrop F-5 "Tiger" II zwei bis drei Tage pro Woche, um bei ca. 20 jährlichen Displays europaweit ihr Publikum zu verblüffen.

Das Rahmenprogramm

Neben dem Showprogramm wurden am Fliegerhorstgelände zahlreiche andere Attraktionen geboten, darunter eine Leistungsschau der österreichischen und europäischen Luft- und Raumfahrtindustrie und Forschung (z. B. der CAMCOPTER der Firma Schiebel als autonome Aufklärungsplattform) und des luftfahrtspezifischen Bildungswesens in Österreich (z. B. Bundesfachschule für Flugtechnik, Johanneum Graz, Flieger- und Fliegerabwehrtruppenschule).

In Profi-Flugsimulatoren konnten die Besucher einen Jet steuern und ihr Können unter Beweis stellen. Mutige hatten die Möglichkeit, von einem 65 Meter hohen Bungee-Kran zu springen, und im Playstation-Hangar gab es Spielspaß ohne Ende für alle Jungen und Junggebliebenen. Eine Go-Kart-Bahn rundete das Zusatzangebot ab.

Ein weiteres Highlight bildete die Militärluftfahrtausstellung im Hangar 8, die am 27. Juni im Zuge der AIRPOWER09 ihren hunderttausendsten (!) Besucher begrüßte.

Fazit

Rund 280 000 Besucher kamen an den Flugtagen zur AIRPOWER09. Damit war ein neuer Zuschauerrekord erreicht worden. 50 000 Nächtigungen wurden in der Umgebung (Murtal) während der zwei Showtage verzeichnet, dazu kamen tausende Camper.

Insgesamt nahmen 173 Fluggeräte aus 19 Nationen teil. Die 500 Piloten lobten vor allem die reibungslose und gute Organisation rund um die AIRPOWER09, die "steirische Gastfreundschaft" sowie die einzigartige Atmosphäre. Die Kosten wurden zu gleichen Teilen zwischen dem Bundesheer, dem Land Steiermark und Red Bull aufgeteilt.

Bei eventuellen Flugunfällen wäre ein 29-köpfiges Spezialisten-Notfallteam (ERTA - Emergency Response Team Air) mit drei Hubschraubern bereit gestanden. Diese hätten Maßnahmen zur Rettung der Crew und zur Absicherung der Unglücksstelle eingeleitet, bis weitere zivile Hilfskräfte eingetroffen wären.

2011 soll wieder eine Flugshow wie diese stattfinden. Das schöne Wetter wurde schon bestellt!


Autor: Helmut Gekle, Jahrgang 1959. 1980 zum Korpsartilleriebataillon 1 in Gratkorn eingerückt, 1984 EF-Ausbildung, bis 1989 Zeitsoldat-Offizier beim Jagdpanzerbataillon 4, ab 1990 Pressereferent und Wissenschaftsjournalist an der Universität Graz, 2002 Rückkehr zum Bundesheer als Leiter der Betreuung & Öffentlichkeitsarbeit beim Zentrum Einsatzvorbereitung in Götzendorf. Auslandseinsätze: 1995 u. 1997/1998 UNFICYP, 1999/2000 UNDOF. Freier Autor, bis dato zwölf Bücher veröffentlicht, davon sieben Krimis (darunter der UN-Krimi "Weiße Tauben"), fünf Satiren. Initiator der Reihe "Kunst im Einsatz".

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