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Task Force 18

Das Kaderpräsenzbataillon in seinem ersten Einsatz

Das erste Kaderpräsenzbataillon des Österreichischen Bundesheeres, die Task Force 18, verlegte geschlossen in den Auslandseinsatz. Geführt wird diese vom Jägerbataillon 18 aus St. Michael in der Obersteiermark.

Im Jahr 2007 erweiterte das Bundesheer die Kaderpräsenzeinheiten (KPE) um ein Bataillonskommando (BKdo) sowie um eine Stabskompanie (StbKp), die zusätzlich zu den vorhandenen Infanteriekräften aufgestellt wurden. Die Task Force 18 (TF18) mit Sitz des Kommandos beim Jägerbataillon 18 in St. Michael besteht aus Kaderpräsenzkompanien der Jägerbataillone 17, 24 und 25 sowie aus Teilen der Stabskompanie der Jägerbataillone 18 und 19. Aus diesen Teilen entstand somit erstmals in der Geschichte des Bundesheeres ein Kaderpräsenzbataillon.

Dieses Kaderpräsenzbataillon hatte seine ersten Bewährungsproben bei den Übungen "Pacemaker07" und "Pacemaker08" in Allentsteig, wo die Task Force 18 einer NATO-Evaluierung unterzogen wurde, die für das Bataillon positiv ausfiel.

Ein weiterer Auftrag der TF18 war die Aufstellung des Manöverbataillons "Dulje" im 19. österreichischen KFOR-Kontingent (AUCON19/KFOR). Primär für Ersteinsätze ausgebildet und bereitgestellt, leistete die Masse der Task Force 18 gemäß dem Phasenplan der KPE-Soldaten einen sechsmonatigen Auslandseinsatz im Kosovo. Dort kamen die Soldaten auch der für alle Kaderpräsenzsoldaten geltenden vertraglichen Verpflichtung nach: der mindestens sechsmonatigen Auslandsverwendung während des dreijährigen Verpflichtungszeitraums.

Aufstellung und Ausbildung

Für den ersten Einsatz des präsenten Bataillonskommandos waren noch vor der tatsächlichen Aufstellungsphase einige Fragen zu lösen. Aufgrund der Verantwortlichkeit des Kommandos der TF18 für den Heimatverband Jägerbataillon 18 (siehe Beitrag "Jägerbataillon 18" in diesem Heft) war eine Lösung für die weitere Führung und der zurückbleibenden Teile der Stabskompanie des Jägerbataillons 18 zu finden. Aus den eingebrachten Varianten wurde jene gewählt, die die temporäre Installierung eines verminderten Bataillonskommandos unter Einteilung des Personals "über Stand" (diese Personen werden ohne einen fixen Arbeitsplatz im Bataillon dienstverwendet) sowie die Dienstzuteilung von Fremdkader vorsah. Aufgrund dieser Lösung mussten jedoch innerösterreichische Aufgaben des Verbandes gleichsam "in den Einsatzraum mitgenommen" werden. Das führte zu einer detaillierten Arbeitsaufteilung zwischen dem in St. Michael verbliebenen "Rumpfkommando" und dem im Einsatzraum befindlichen Kommando. Die längerfristigen Planungen wie zum Beispiel Jahres- und Personalplanungen sowie Kursplanungen und die Bearbeitung grundlegender Führungsunterlagen wurden generell durch die im Kosovo eingesetzten Soldaten erledigt. Um das "laufende Geschehen", die Durchführung des täglichen Dienstbetriebes, sowie um kleinere Planungsaufgaben kümmerte sich das Rücklasskommando in der Heimat. Die Variante des Militärstrategischen Konzeptes des Bundesheeres, wonach das territorial zuständige Militärkommando bei einem Einsatz der präsenten Kräfte die im Inland gebliebenen Teile weiter ausbildet und führt, kam somit nicht zum Tragen.

Während der Aufstellungsphase zeigten sich markante Unterschiede zu herkömmlichen Kontingenten. Die personelle Befüllung der Elemente schwankte zwischen neunzig und hundert Prozent! Das minimierte die Einteilung von FORMEIN-Soldaten (Soldaten aus bereits formierten Einheiten) und den so genannten "Verlängerern" (ihres Auslandseinsatzes) im Einsatzraum auf einige wenige Spezialisten und Mannschaftsfunktionen. Weiters unterschieden sich die Organisationspläne der bereitgestellten Elemente der KPE in Teilbereichen von den im Einsatzraum verfügten Organisationsplänen. Darüber hinaus waren einige Positionen im Bataillonskommando für die Partnernation Schweiz reserviert.

All das bekam aber das Kommando der Task Force 18 durch seine innovative und detaillierte Personalplanung, die auch die Vorkenntnisse der einzelnen Soldaten berücksichtige, rasch in den Griff. Schon bei den ersten Formierungsbesprechungen stellte sich heraus, dass auch im Bereich der Ausbildung maßgebliche Inhalte, die grundsätzlich für die Ausbildung von FORMEIN-Soldaten vorgesehen waren, gestrichen werden konnten. Denn die vorab absolvierten Ausbildungsgänge, sowohl der Einzelsoldaten als auch von Organisationselementen bis zur Bataillonsebene beinhalteten bereits viele Bereiche wie z. B. die Kraftfahrausbildung, die allgemeine militärische Ausbildung, die Ausbildung an einzelnen Waffen inklusive der dazugehörigen Schießen.

Die Einsatzvorbereitung begann am 1. September 2008 mit der Zusammenziehung der Task Force in Götzendorf im Zentrum Einsatzvorbereitung. Die Phase der Vorbereitung für einen Einsatz von KPE-Teilen ist mit 30 Tagen festgelegt. Etwa eine Woche diente allgemeinen und einsatzraumspezifischen Einweisungen sowie der Zusammenführung der Task Force. Eine weitere Woche wurde für eine gemeinsame Übung der österreichischen Teile und parallel dazu zur Erstellung des Einsatzbefehls genutzt. Schon in dieser Phase konnten die Vorteile der bereits über einen langen Zeitraum zusammenarbeitenden Einheiten erkannt werden. Die Phase des Kennenlernens und der Vereinheitlichung der Abläufe konnte entfallen, und die Stabsarbeit lief ab, wie sie in vielen Übungen und im täglichen Dienstbetrieb trainiert worden war. Auch die unterstellten Kompanien einschließlich aller "handelnden Personen" waren bereits bekannt, und der Force-Kommandant konnte auf deren hohes Leistungsniveau zählen. Die dritte Woche der Einsatzvorbereitung prägten die handwerklichen Vorbereitungen der Verlegung sowie die feierliche Verabschiedung des Kontingentes am 19. September 2008 in Leoben.

Der Einsatz

Die Übernahme der Führungsverantwortung im österreichischen Camp Casablanca verlief äußerst professionell und endete am 28. September 2008 mit einer feierlichen Kommandoübergabe, mit der der Task Force 18 auch die von der Schweiz gestellten Kräfte unterstellt wurden. Das Bataillon "Dulje" bestand damit aus einem Bataillonskommando (KPE), einer Stabskompanie (KPE), zwei österreichischen gepanzerten Jägerkompanien (KPE) und einer schweizerischen gepanzerten Infanteriekompanie. Diese dritte Kompanie bestand zu mehr als 80 Prozent aus Milizsoldaten der schweizerischen Armee.

In dieser Phase begann auch die Integration der Spezialfunktionen im Bataillonskommando, die im Organisationsplan eines österreichischen Jägerbataillons (KPE) nicht abgebildet sind, nämlich die des Rechtsberaters, des Psychologen, des Militärseelsorgers und des Veterinärs. Diese "neuen" Stabsmitglieder mussten in den bereits seit mehr als zwei Jahren zusammengespielten Bataillonsstab integriert werden. Diese Integration bedurfte nur einer kurzen Gewöhnungsphase und erfolgte mit der kameradschaftlichen Unterstützung der Leiter der Führungsgrundgebiete und des restlichen Bataillonsstabes.

Auch einige herkömmliche Verfahren sowie die Raumordnung im Kommando des Manöverbataillons "Dulje" mussten an die Verfahren der Task Force 18 angepasst werden. Es hätte nämlich keinen Sinn gemacht, bewährte, bereits eintrainierte Verfahren und Abläufe für sechs Monate zu ändern - und nach Einsatzende wieder zurück zu ändern. Mit der Übernahme der bisherigen Verfahren des Manöverbataillons "Dulje" wäre ein massiver Vorteil des Systems KPE (Nutzung bereits eingeübter Verfahren und Abläufe) verloren gegangen.

Das Kommando des Jägerbataillons 18 (als Task Force 18) verlegte den Dienstort einige hundert Kilometer in den Süden und erledigte dort seine Aufgaben. Die Zusammenarbeit mit den österreichischen Kompanien verlief aus den bereits erwähnten Gründen unkompliziert und professionell. Die schweizerische Infanteriekompanie musste sich hingegen erst in den Verbund der Task Force eingliedern und sich deren Verfahren aneignen. Die schweizerischen Kameraden konnten nach einer kurzen Phase der Gewöhnung mit den Kaderpräsenzkompanien gut Schritt halten. Aufgrund des hohen Ausbildungsstandes innerhalb des Bataillons konnte in vielen Fällen auf die Ausfertigung schriftlicher Befehle verzichtet werden. Als zentrale Informationsbasis wurde vor allem das tägliche, durch den Bataillonskommandanten abgehaltene Morgenbriefing genutzt.

Die Lage im Verantwortungsbereich stellte sich als sehr ruhig und stabil dar; daher begannen zusätzlich zur aktuellen Einsatzführung die Planungen für eine Übungssystematik, um alle Fähigkeiten der Soldaten, die sie in ihrer KPE-Ausbildung erworben hatten, zu erhalten. Festgelegt wurde eine Übung pro Monat im Bataillonsrahmen unter bestmöglicher Einbindung der Unterstützungskräfte der Multinationalen Brigade Süd. Diese Maßnahme erleichterte auch eine rasche, lückenlose Integration der Soldaten der schweizerischen Infanteriekompanie, deren Können anfangs noch nicht genau eingeschätzt werden konnte. Übungsziele waren unter anderem

  • das Beziehen von Verfügungsräumen inklusive Aufnahme oder Abgabe von Kräften innerhalb und außerhalb des Bataillons,
  • die Verteidigung des Camps,
  • die Aktivierung des Sperrensystems in Orahovac,
  • die Durchführung von Transportbegleitungen,
  • der Schutz einer Konferenz sowie
  • die Evakuierung eines Liasion and Monitoring Teams (LMT).

Die Themen wurden im Laufe des Einsatzes geplant und unter Leitung des Bataillonskommandanten geübt. Besonders hervorzuheben ist dabei die Übungsdurchführung im "freien Gelände" in enger Zusammenarbeit mit den Einsatzkräften der Kosovo Police (bestehend aus Einheimischen) und den Bereitschaftseinheiten (internationale Polizeikräfte für den Ordnungseinsatz) der EULEX (unter diesem Akronym werden verschiedene Rechtsstaatlichkeitsmissionen der EU bezeichnet; EU Rule of Law Mission in Kosovo).

Im Laufe des Einsatzes wurde jede der drei Jäger- bzw. Infanteriekompanien über mehrere Wochen an andere Brigaden bzw. an das Hauptquartier KFOR in Pristina abgegeben. Die Manöverkompanien absolvierten diese Abstellungen aufgrund der neuen Herausforderungen und der Abwechslung im Soldatenalltag besonders gerne, trotz der meist schlechteren Infrastruktur und einer eingeschränkten Verbindung in die Heimat. Eine der Erfahrungen, die sich im Kosovo bestätigte, ist somit: Soldaten der KPE wollen in den Einsatz gehen und nehmen dafür auch bewusst Härten in Kauf.

Auch in der Disziplin der Truppen zeigte sich deren hoher Professionalitätsgrad. Die (wenigen) Disziplinarstrafen lagen deutlich unter dem Durchschnitt. Die Regelungen hinsichtlich Alkoholkonsum und sportlicher Betätigung wurden eingehalten, und die zu Beginn und am Ende des Einsatzes durchgeführten Leistungsüberprüfungen zeigten durchwegs Verbesserungen der Kondition der Soldaten. Wesentlich für die Disziplin erwies sich auch, dass für die KPE-Soldaten nach Einsatzende die KPE - anders als im System FORMEIN - bei ihrer Rückkehr in die Heimat als Einheit bestehen bleibt. Konflikte und disziplinäre Verfehlungen im Einsatz könnten negative Auswirkungen auf den weiteren Dienstbetrieb in der Heimat haben. Die Kommandanten aller Ebenen haben somit ein vitales Interesse, ihre Organisationselemente möglichst gut durch den Einsatz zu bringen.

Bezogen auf den Kosovo-Einsatz verliefen die sechs Monate ähnlich wie bei vielen Kontingenten davor. Hervorzuheben ist allerdings die Umstellung der Einsatzführung weg von der motorisierten Patrouille hin zur Fußpatrouille mit leichter Bewaffnung, um einen besseren Zugang zur Bevölkerung zu erhalten. Die bereits erwähnten zahlreichen Übungen vor Ort garantierten den Erhalt der Fähigkeiten der Soldaten. Vorfälle im Einsatz wurden von den Soldaten so professionell behandelt, dass in keiner Phase Unruhe aufkam.

Während des Einsatzes des 19. Kontingentes wurden die deutsch-österreichischen "Operational Reserve Forces" (ORF) in verschiedener Gliederung zweimal im Bereich der Task Force 18 aufgenommen. Weil eine Kompanie der "Operational Reserve Forces" eine KPE-Einheit der Task Force 18 war und man sich somit kannte, konnten diese Aufnahmen reibungslos und schnell erfolgen. Auch freute man sich im Bataillon, im Einsatzraum "alte Bekannte" zu treffen.

Auf einen Blick

Das System KPE hat sich bei dieser Entsendung (19. Kontingent/KFOR) eindeutig bewährt. Die hohe Leistungsbereitschaft und Leistungsfähigkeit der Task Force 18 wurde durch alle Überprüfenden, die vielen Besucher und nicht zuletzt das vorgesetzte Kommando der Multinationalen Brigade Süd und den Kommandanten der KFOR mehrfach bestätigt. Der Einsatz der Task Force 18 (KPE) war somit sehr erfolgreich. Die Task Force 18 war das erste Kaderpräsenzbataillon des Österreichischen Bundesheeres, das geschlossen in den Auslandseinsatz verlegte - aber sicher nicht das letzte.


Autor: Major Karl-Heinz Tatschl MSD, Jahrgang 1966. Militärakademie von 1991 bis 1994; ab 1994 Zugskommandant und stellvertretender Kompaniekommandant beim Pionierbataillon 2; ab 1996 Kompaniekommandant/Jäger beim Jägerregiment 10/Jägerbataillon 18, ab 1999 Kompaniekommandant Stabskompanie/Jägerbataillon 18. 2003 bis 2007 Kommandant des Jahrganges Fürst Esterházy an der Militärakademie. Seit 2007 stellvertretender Bataillonskommandant Jägerbataillon 18 und stellvertretender Kommandant Task Force 18. Absolvent des 8. Führungslehrgangs 2; Heeresbergführergehilfe und Flugretter. Auslandseinsätze als S2 bei UNDOF in Syrien, als stellvertretender Bataillonskommandant bei AUCON19/KFOR sowie bei verschiedenen Übungen von SHIRBRIG.

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