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Psychologie: Mehr Sicherheit im Einsatz durch Crew Ressource Management

Das Crew Ressource Management (CRM) hat seine Wurzeln im Cockpit Ressource Management der Luftfahrt. Dieses basiert auf der Erkenntnis, dass Flugunfälle größtenteils die Folge menschlicher Fehlleistungen sind.

Über viele Jahre stand im Bereich der Flugsicherheit die Lösung technischer Probleme im Vordergrund. Erst auf der Konferenz der International Air Transport Association (IATA) im Jahre 1975 wurde klar festgestellt, dass der menschliche Faktor in der Flugsicherheit zunehmend wichtiger wird. Die Notwendigkeit entsprechender Schulungen wurde 1977 auf dramatische Art bestätigt, als sich in Teneriffa durch den Zusammenstoss zweier Boing 747 das mit 583 Toten bis heute schlimmste Unglück in der Luftfahrt ereignete. Unfälle wie dieser waren bzw. sind oft das Ergebnis einer Anhäufung von Kommunikationsfehlern in Verbindung mit einer ungünstigen Kombination von Persönlichkeiten im Cockpit (z. B. zwei junge, relativ unerfahrene Piloten). Diese Erkenntnis führte zur Einführung von Human Factor-Trainings.

Letzteres beschäftigt sich besonders mit der Schnittstelle Mensch - Maschine und mit den Problemen, die dadurch auftreten, dass steigende technische Betriebssicherheit einen höheren Komplexitätsgrad bedingt und damit Missverständnisse immer wahrscheinlicher werden (deutlich mehr Bedienungselemente als zuvor, kompliziertere Verfahren, häufiger Wechsel der Betriebssysteme, mehr Schnittstellen zu anderen Systemen usw.). Um in diesem Bereich effizient zu arbeiten, ist es notwendig, Menschen aus verschiedenen Bereichen wie Technik, Medizin, konkrete Anwendung und Psychologie "an einen Tisch" zu bringen. Dabei kommen die verschiedenen Seiten der menschlichen Leistungsfähigkeit am besten zum Tragen. Während der Mediziner sein spezielles Wissen über die Physiologie und Pathologie einbringt, beurteilt der Psychologe die Leistungsgrenzen des Menschen aus dem Wissen über die psychischen Grundfunktionen (Wahrnehmung, Denken und Problemlösen, Lernen und Gedächtnis, Persönlichkeit, Emotion und Motivation). Der Techniker bringt sein Wissen um die mechanischen Zusammenhänge und die physikalischen und chemischen Grundgesetze ein. Das alles beurteilt schließlich der Anwender (Operator) hinsichtlich der Umsetzung in die Praxis.

Gleichzeitig mit den ersten Schulungen im Crew Ressource Management entstand auch der Ausdruck "No Tech Skills" (bzw. Non Technical Skills). Damit werden jene für eine sichere Arbeitsdurchführung erforderlichen Fähigkeiten bezeichnet, die der Mensch neben den für die Bedienung der Maschinen wichtigen Fähigkeiten zusätzlich benötigt. Im Bereich der Luftfahrt (Piloten) wurden dabei folgende Bereiche genannt und geschult:

  • Kooperation und Kommunikation;
  • Führung und Management;
  • Situations-Aufmerksamkeit;
  • Risikoeinschätzung und Entscheidungsfindung;
  • Stressmanagement, verbunden mit richtiger Ernährung und Sport.

In der Praxis zeigte sich schnell, dass die anfängliche Beschränkung der "No Tech Skills" auf die Piloten nicht ausreichte. So kam es sukzessive zu einer Erweiterung auf die durch Crew Ressource Management geschulten Berufssparten (Flugsicherer, Techniker usw.). Anfangs lag das Schwergewicht auf der Fehlervermeidung und damit auch auf fehlerverzeihenden Systemen, später erkannte man den Zusammenhang zwischen Fehlern und dem Lernprozess. Fehler galten seit dieser Erkenntnis als wichtige Chance etwas zu lernen.

Doch auch dieser Ansatz griff noch zu kurz, deshalb erweiterte man den Ansatz um das "Resilience Engineering". Bei diesem geht es darum, auch potentielle Bedrohungen in einem Betrieb zu erkennen, obwohl vielleicht noch gar keine Fehler aufgetreten sind.

Für das Österreichische Bundesheer bedeutet dies, dass besonders in Zeiten der Ressourcen-Knappheit und der steigenden Anforderungen bei Einsätzen, aber auch mit der Einführung von modernen hochkomplexen Waffensystemen wie zum Beispiel dem Eurofighter "Typhoon" ein besonderes Augenmerk auf die Resilienz (etwa: Fehlertoleranz) des Unternehmens und damit die Sicherheitskultur gelegt werden muss. Im Bereich der Militärfliegerei wird dies bereits durch intensive Crew Ressource Management-Schulungen berücksichtigt.

Eine Erweiterung des "Resilience Engineering" auf die gesamte Einsatzstruktur aller mit technischen Systemen arbeitenden Soldaten wäre aber dringend notwendig, um die Unfallgefahr in Einsätzen weiter zu verringern.

Autor: Oberrat Mag. Michael Mikas

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