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Evangelische Militärseelsorge

Im Beitrag über die römisch-katholische Militärseelsorge wurde bereits auf die evange-lische Militärseelsorge Bezug genommen. Vieles haben beide Militärseelsorgen - wie unsere Kirchen - gemeinsam.

Entwicklung

Seit Aufstellung des Bundesheeres ist auf Grund des Wehrgesetzes den Angehörigen des österreichischen Bundesheeres die freie Religionsausübung zugesichert. Um diese für die Menschen "im militärischen Gewaltverhältnis" zu gewährleisten, gibt es eigene katholische und evangelische Militärseelsorger. Diese haben ihren Auftrag von den Kirchen und üben ihre Seelsorgetätigkeit im eigenen Verantwortungsbereich und als Teil der kirchlichen Gesamtarbeit aus. Die Militärseelsorger erhalten ihren Dienstauftrag vom römisch-katholischen Militärbischof beziehungsweise vom Evangelischen Oberkirchenrat, wodurch die Freiheit der Verkündigung im Heer nach dem Grundsatz einer "freien Kirche im freien Staat" sichergestellt ist.
Nach der Aufstellung des neuen österreichischen Bundesheeres wurde daher mit 1. Februar 1957 eine eigene evangelische Militärseelsorge eingerichtet. Zwischen dem Bund und der evangelischen Kirchenleitung ist vereinbart, daß in jeder der sieben evangelischen Superintendenzen Österreichs ein eigener Militärpfarrer bei dem dort befindlichen höheren Kommando angestellt sein soll. Auch wurden viele Seelsorger auf nebenamtlicher Grundlage um ihre Mitarbeit gebeten. Meist ist es ein Netz von etwa 30 Pfarrern, über das ganze Bundesgebiet gezogen, die im Einvernehmen mit den hauptamtlichen Kräften und den kirchenleitenden Stellen segensreich tätig sind.

Organisation

Die Leitung der evangelischen Militärseelsorge erfolgt im Auftrag und im Einvernehmen mit dem Evangelischen Oberkirchenrat durch den Militärsuperintendenten, der dem evangelischen Militärsorgeamt bzw. der Militärsuperintendentur vorsteht und die Arbeit des Kollegiums der sieben Militärpfarrer und der nebenamtlichen Kollegen koordiniert. Er sorgt sich auch um die Gewinnung, Ermächtigung, Anstellung, Aus- und Weiterbildung der Seelsorger und auch des geistlichen Hilfspersonals im Sinne der Genfer Rotkreuzabkommen gemeinsam mit seinen Mitarbeitern. In geistlichen Belangen untersteht die Militärseelsorge der Kirche, in Verwaltungs- und Versorgungseinheiten den zuständigen Kommandostellen. Als Militärseelsorger werden nur geistliche Amtsträger bestellt, die von der Kirchenleitung hiezu schriftlich ermächtigt sind.
Die Seelsorger werden im allgemeinen als "Pfarrer" angesprochen und sind durch das Tragen des Kreuzes als Berufszeichen deutlich von den Soldaten zu unterscheiden.
Die Finanzierung der Militärseelsorge erfolgt sowohl durch den Staat als auch die Kirche. Der Bund besoldet das hauptamtliche Personal und seine Aktivitäten, stellt die Kanzleien, die Kirchenräume und Lehrsäle zur Verfügung und gibt die Mittel und Behelfe für Gottesdienste, Unterrichte und Seminare für Soldaten und Seelsorger. Die Kirche sorgt insbesondere für die Entschädigung nebenamtlicher Militärpfarrer, vortragender Referenten, die Anschaffung von Verteilschriften und vieles andere mehr.

Aufgaben

Die Militärseelsorge wendet sich an alle Heeresbediensteten und ihre Familien, vor allem aber an die Rekruten und Berufssoldaten in ihren besonderen Lebensumständen und Aufgaben. Die Mitglieder der Soldatengemeinde bleiben dabei mit ihren Familienangehörigen kirchenrechtlich in ihren Zivilgemeinden verankert. Dennoch wird der Militärpfarrer immer wieder zu pastoralen Diensten wie Taufen, Trauungen, Beerdigungen, aber auch Soldatenkonfirmationen im Einvernehmen mit den Zivilpfarrern gebeten. Einer der hauptamtlichen Militärseelsorger übernimmt regelmäßig auch die Seelsorgebesuche bei den UN-Soldaten in Zypern, Syrien, Israel usw. Erstmals hat die Evangelische Kirche in Österreich von April bis Oktober 1996 einen ihrer Pfarrer, Géza Molnár, über sechs Monate als Seelsorger nach Bosnien entsandt, mit all den damit verbundenen schweren Erfahrungen eines solchen Einsatzes.
Seit Einführung des Milizsystems hat auch die evangelische Militärseelsorge ihre Arbeit in diesem Bereich aufgenommen. Mit dem Aufbau und der Organisation der evangelischen "Milizseelsorge" im gesamten Bundesgebiet ist der stellvertretende Militärsuperintendent beauftragt. Dabei ist es das Ziel, bei Übungen oder in einem Einsatzfall die Erreichbarkeit und die Anwesenheit von Seelsorgern bei den Soldaten sicherzustellen. Die hauptamtlichen Militärseelsorger sind Bundesangestellte. Sie tragen je nach ihren Aufgaben Uniform oder Zivil, sie haben keine Dienstgrade, aber ähnlich wie Religionslehrer im Bundesdienst einen "Amtstitel", der ihrem Dienstalter und ihrer Aufgabenstellung entspricht. Die nebenamtlichen Mitarbeiter tragen zivile Kleidung, können aber im Rahmen der Milizarmee ebenfalls nach einer entsprechenden Einweisung Uniform tragen, um auf diese Weise, gleich wie die hauptamtlichen Militärpfarrer, dem Soldaten in seinem Dienst bei Übungen oder auch anläßlich der Dienstleistung bei Einsätzen im Rahmen der Vereinten Nationen nach den Regeln der Genfer Konvention des Roten Kreuzes uniformiert folgen zu können, ohne "Kombattanten" zu sein. Die Seelsorge an Soldaten wird aber auch durch eigene Militärlektoren sowie durch die ausgedehnten Tätigkeiten der "Arbeitsgemeinschaft Evangelischer Soldaten" ausgeübt bzw. unterstützt.
Der Militärpfarrer bietet heute vor allem in der Dienstzeit, weniger an Sonn- und Feiertagen, eigene Gottesdienste für die Soldatengemeinde an. Einen ganz großen Teil seiner Arbeitszeit wendet er aber für das lebenskundliche Gespräch auf, das in jedem Monat ein bis zwei Stunden lang den Soldaten angeboten wird. Dabei werden besonders Berufs- und Lebensfragen aus der Sicht des christlichen Glaubens nach den Methoden der Erwachsenenbildungsarbeit angesprochen und Lösungsmöglichkeiten erarbeitet. Die besondere Situation der Evangelischen in Österreich macht es erforderlich, daß die zahlenmäßig kleineren Gruppen zusammengefaßt werden, um im Einzelnen das Gruppen- und Zusammengehörigkeitsbewußtsein zu wecken und zu stärken. Die verantwortlichen Stellen im Bundesministerium für Landesverteidigung sprechen das demokratische Prinzip offen aus, daß Minderheiten zu ihrem Überleben die Unterstützung der größeren Gemeinschaft brauchen. So werden Soldaten über die einzelne Einheit hinaus zu Unterrichtsgruppen zusammengeführt, desgleichen Berufssoldaten etwa halbjährlich zu Kadertagen eingeladen, bei denen Informationen, Exkursionen, aber auch Begegnungen mit Persönlichkeiten des religiösen, kirchlichen, militärischen und politischen Lebens angeboten werden. Zweimal im Jahr findet ein einwöchichiges wehrethnisches Seminar statt.

Militärpfarrer

Die Ausbildung der Militärpfarrer erfolgt durch eigene Einführungskurse. Dabei sollen sie vor allem mit dem Milieu und den Berufs- und Lebensproblemen ihrer Gemeinde vertraut gemacht werden, aber auch Theologie, Auftrag und Zielsetzung dieser besonderen Aufgabe erarbeiten. Dem dienen auch die Fortbildung in eigenen Konventen und Konferenzen sowie die vielfachen internationalen und ökumenischen Kontakte und Veranstaltungen.

Militärpfarradjunkt

Große Bedeutung wird der Fortbildung des Seelsorgehilfspersonal, den Militärpfarradjunkten zugemessen, die aus dem Unteroffizierskorps der Armee stammen und in ihm weiterhin verwurzelt bleiben. Sie werden jährlich bis zu zwei Wochen lang zu Fortbildungskursen einberufen. Auch sie stehen, wie die Militärseelsorger, unter dem Schutz der Genfer Konvention.

Arbeitsgemeinschaft Evangelischer Soldaten

Die "Arbeitsgemeinschaft Evangelischer Soldaten" steht in den einzelnen Seelsorgebereichen sowie auch bundesweit den Seelsorgern in ihrer Arbeit seit nunmehr über eineinhalb Jahrzehnten mit ihren Diensten treu zur Seite.
Österreichische Militärpfarrer und Soldaten nehmen immer wieder auch an Veranstaltungen der benachbarten Militärseelsorgen im Ausland teil. Diese Verbindungen sind von größtem Wert und bringen starke Anregungen für die eigene Arbeit im Bereich der Bemühungen um Ökomene und Frieden.
Es gibt im soldatischen Lebensbereich nie ein Zuviel an Seelsorge. Die militärische Übung führt den Menschen immer an Einsatzbedingungen heran, die ihm ganzheitlich Außerordentliches abverlangen - als Geführter und Führer - und Einzelne oder ganze Gruppen meist ungewollt in Grenzsituationen bringen. Dies gilt vor allem auch für Auslandseinsätze.

Ausblick

Bei alledem soll die Verbindung mit der übrigen "zivilen" Kirche gehalten werden durch gegenseitige Einladung, Besuch und Beteiligung an kirchlichen Veranstaltungen, im Besonderen durch Gottesdienste und Vorträge. Militärseelsorge ist auch in Österreich eine besondere Ausformung des Auftrages des auferstandenen Jesus Christus: "Gehet hin in alle Welt!" Sie hat dabei vor allem den jungen wehrpflichtigen Men-schen mit seinen Lebensfragen, aber auch den älteren Berufssoldaten mit seinen besonderen Berufsproblemen vor Augen und verkündet die frohe Botschaft vom Frieden Gottes unter den Menschen, dank einer demokratischen Gesellschaftsordnung auch in der Welt des Heeres.

MilSupIntdt Dr. Julius Hanak

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