Neue Abfangjäger
Unser Saab 35 OE - DRAKEN ist ein Überschall-Abfangjäger. Er wurde 1985 als aktive bewaffnete Komponente für die Überwachung, Sicherung und Verteidigung des Luftraumes über dem österreichischen Hoheitsgebiet kostengünstig beschafft. In einem "Zwei-Generationen Konzept" wurde fixiert, dass der Draken als Einstieg in die Technologie von Überschallluftfahrzeugen dienen soll und Mitte der neunziger Jahre ersetzt wird.Mittlerweile steht der Draken am Ende seiner Lebenszeit - er ist bis zu achtunddreißig Jahre alt – und der Betriebsaufwand für die Aufrechterhaltung der Lufttüchtigkeit ist höher als der von neuen Flugzeugen.
Die letzten DRAKEN müssen spätestens 2005 außer Dienst gestellt werden. Österreich ist mittlerweile der einzige Staat, der dieses Flugzeug noch betreibt.
Nachbeschaffung
In einem Pflichtenheft wurden die operativen und logistischen Erfordernisse für ein Nachfolgemuster des DRAKEN beschrieben. Geplant ist die Beschaffung von dreißig Flugzeugen, davon vierundzwanzig Einsitzer und sechs Doppelsitzer einschließlich der erforderlichen Bewaffnung.Vorgesehen ist ferner die Beschaffung der zum Betrieb der Flotte notwendigen Bodenausrüstung, Ersatzteile, Ausbildung und die Anpassung der Infrastruktur.
Gebrauchte Flugzeuge, wie seinerzeit beim DRAKEN, sind zur Beschaffung nicht vorgesehen. Die Flugzeuge müssen mindestens dreißig Jahre genutzt werden können, eine längere Nutzung wird angestrebt.
Da die Einführung eines neuen Flugzeugmusters bis zu fünf Jahre benötigt, muss aufgrund des bevorstehenden Beginns der Außerdienststellung der DRAKEN - die ersten DRAKEN müssen ab 2003 abgestellt werden - eine Übergangslösung durch die Hersteller angeboten werden.
Beschaffungsverfahren
Die auf Grundlage des Pflichtenheftes erstellte vorläufige Leistungsbeschreibung für einen DRAKEN-Nachfolger wurde mit einem „Request for Information“, also einer Anfrage um Informationen an die in Betracht kommenden Hersteller übersandt. Die angeschriebenen Hersteller wurden aufgefordert, Angaben* zur Überprüfung der vorläufigen Leistungsbeschreibung auf Erfüllbarkeit,
* über den Richtpreis entsprechend dem gewünschten Lieferumfang zur Aktualisierung des erforderlichen Budgetbedarfes sowie
* zur Realisierbarkeit der Lieferung von rasch verfügbaren Flugzeugen nach dem Beginn der Außerdienststellung der DRAKEN.
zu machen.
Kontaktiert wurden die amerikanischen Firmen Boing und Lockheed-Martin, der französische Hersteller Dassault, der schwedische Hersteller SAAB- BAE Systems und die Firma EADS (European Aeronautic Defence and Space Company).
Auf Grund der eingelangten Antworten wurde die Leistungsbeschreibung überarbeitet. Die Beschaffungskosten werden voraussichtlich zirka zwanzig Milliarden Schilling betragen.
Die Einleitung der Beschaffung erfolgt auf Basis der überarbeiteten Leistungsbeschreibung, nachdem der politische Auftrag erteilt wurde und die finanziellen Mittel sichergestellt sind.
Die Firmen werden aufgefordert, innerhalb einer angemessenen Frist ein konkretes Angebot vorzulegen (Angebotseinholung).
Die eingelangten Angebote werden durch eine Expertenkommission des Bundesheeres bewertet (Bestbieterermittlung).
Ein weiterer Aspekt sind die durch die Bieter anzugebenden Gegengeschäfte, deren Volumen ein Mehrfaches der Kaufsumme ausmachen soll. Nach der Abklärung der wirtschaftlichen Aspekte (Offset-Pakete) bezüglich Kompensation, Technologietransfer und einer breiten wirtschaftlichen Zusammenarbeit folgt die Entscheidungsfindungsphase.
Die entgültige Typenentscheidung wird noch für den Herbst des heurigen Jahres erhofft, sodass die Vertragsverhandlungen bis zum Jahresende abgeschlossen werden können.
Abfangjägertypen
Folgende Flugzeugtypen kommen für die Nachfolge des DRAKEN in Betracht:* die F-18E/F „Super Hornet“ von Boeing, USA
* die F-16 C/D Block 50/52 „Fighting Falcon“ von Lockheed-Martin, USA
* der Eurofighter „Taifun“ der EADS, EU
* die „Mirage“ 2000-5Mk.2 von Dassault Aviation, F
* der JAS 39C/D „Gripen“ von Saab BAE-Systems, S
Der Eurofighter „Taifun“ wurde erst vor kurzem in den engeren Kreis in Betracht kommender Modelle einbezogen, da die Firma EADS bestätigte, dass im Falle einer Entscheidung zugunsten des Eurofighters die ersten Flugzeuge bereits ab 2004 auslieferbar wären.
Die MIG-29SMT „Fulcrum“ kam nicht in die engere Auswahl, weil sie nicht den militärischen Forderungen des österreichischen Bundesheeres entsprach.
Abschließend hoffen wir, dass wir ihnen bald über eine Typenentscheidung der künftigen Abfangjäger in der Zeitschrift Miliz Info berichten können und dass unser Luftraum auch in den nächsten Jahrzehnten eigenständig überwacht und gesichert werden kann.
OR Ing. Thomas Schweiger, LzW