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Operational Capabilities Concept Evaluation and Feedback

Während der internationalen Gefechtsübung "INVITEX PACEMAKER 2007" vom 26. November bis zum 7. Dezember 2007 wurden österreichische Kaderpräsenzeinheiten einer "Self-Evaluation Level 1" hinsichtlich der multinationalen Zusammenarbeitsfähigkeit unterzogen. Nun stellt sich die Frage, was das Operational Capabilities Concept Evaluation and Feedback (OCC E&F) Programme ist.

Im Zuge des Washingtoner Gipfels 1999 wurde das Operational Capabilities Concept (OCC) aufgrund der Erfahrungen aus den Einsätzen auf dem Balkan als neues Element des Partnerschaft für den Frieden-(PfP-)Programmes entwickelt.

Das OCC versucht, die einsatzbezogenen Fähigkeiten zu verstärken, um die Interoperabilität der militärischen Kräfte der Partnernationen und die multinationale Befähigung der maßgeschneiderten Kräfte im Rahmen von NATO-geführten Friedenseinsätzen zu erhöhen.

Ziel von OCC E&F

7. Juli 2005: "The OCC E&F Programme is intended as a structured process consisting of the thorough examination of capabilities and performances against appropriate defined NATO standards and criteria. It represents the evolution of the OCC E&F programme by enriching it towards similar NATO procedures. The E&F programme aims to improve, through evaluation and feedback, the level of interoperability and operational effectiveness of declared Partner forces and/or capabilities of staffs, units, and force components with regard to their overall capability. Indirectly, it confirms the validity and reliability of training systems, procedures, programmes and objectives." [The expression "appropriate NATO standards" includes Military Tasks for Interoperability (MTIs), NATO Task List (NTL) und ACO Forces Standards (AFS).] Das OCC-Programm wird von vier Säulen getragen:

  • Pool of Forces and Capabilities;
  • Evaluation and Feedback Mechanisms;
  • Peacetime Functional Working Relationships and Liaison Arrangements (Education, Training, Mission) and
  • Enabling Mechanisms (Status of Force Agreement/SOFA, Host Nation Support/HNS, Airspace, Transit and Legal Arrangements).

Das Programm beinhaltet zwei Evaluierungsebenen (Levels):

Level 1: Konzentriert sich auf die Interoperabilität. Diese wird in Bezug auf die Ausbildung, Schulung, Organisation, Strukturen und Ausrüstung der einzelnen Einheiten überprüft.

Level 2: Konzentriert sich auf die Evaluierung der militärischen Fähigkeiten.

Bei der Überprüfung wird das Hauptaugenmerk auf die Fähigkeiten, Fertigkeiten und die Auftragserfüllung der Einheiten gelegt. Jeder Level enthält zwei Arten von Evaluierungen:

Self-Evaluation: Diese Art der Evaluierung wird durch die jeweilige Nation durchgeführt. Die Planung und Vorbereitung sowie die Gestellung der Evaluierungsteams liegen in der Verantwortung der Partnernation. Die NATO unterstützt in der Vorbereitungsphase und entsendet auf Einladung Beobachter zur Self-Evaluation.

NATO-Evaluation: Die Evaluierung wird von der NATO nach Antrag der Partnernation durchgeführt. Die Partnernation ist für die Auswahl einer dementsprechenden Übung verantwortlich, um eine Evaluierung ausrichten zu können. Die Evaluierung wird in enger Koordinierung mit der Partnernation durchgeführt.

Evaluierung der österreichischen Kaderpräsenzeinheit Gemäß der Umsetzungsweisung der Einsatzvorbereitung des Bundesministeriums für Landesverteidigung sind alle für internationale Einsätze vorgesehenen Kräfte nach dem OCC E&F Programme zu evaluieren.

Die Evaluierung erfolgte einerseits in Vollziehung mehrerer ressortinterner Erlässe unter Abstützung auf das OCC-Evaluierungsprogramm und andererseits entsprechend der Durchführungsbestimmungen der Truppenausbildung (DBTA).

Der Evaluierungsumfang

Folgende Kaderpräsenzeinheiten (KPE) wurden bereits der Self-Evaluation Level 1 unterzogen:

  • eine Panzergrenadierkompanie (KPE);
  • eine Aufklärungskompanie (KPE);
  • ein Hubschraubertransportelement.
  • ein Jägerbataillon (KPE) bestehend aus Bataillonskommando, Stabskompanie und 1. bis 3. Jägerkompanie.

Nachstehende Military Tasks for Interoperability (in Originalsprache angeführt) wurden evaluiert; G steht für General Military Tasks for Interoperability (Sea, Land, Air):

G.1.2 - Develop a Communication and Information System (CIS).

G.1.3 - Use NATO Voice Procedures.

G.1.4 - Use an Operational Language.

G.1.5 - Use Information Technology.

G.1.7 - Establishing Liaison Team.

G.1.8 - Use NATO Approved Maps, Charts and Map Symbology.

G.1.9 - Submit Reports and Returns.

G.2.3 - Operate Under NATO Rules of Engagements (ROE).

G.4.5 - Meet NATO Standards for Medical Support.

G.4.6 - Train Personnel on Medical Treatment Standards.

G.4.7 - Evacuate Casualties.

G.5.4 - Explosive Ordnance Disposal (EOD).

L steht für Military Tasks for Interoperability (Land Forces):

L.2.2 - Conduct Offensive Operations.

L.2.3 - Conduct of Road Movement.

L.2.4 - Operate with Helicopters.

L.2.5 - Conduct Reconnaissance.

L.3.1 - Call Indirect Fire Support.

L.5.1 - Conduct Security Operations.

A steht für Military Tasks for Interoperability (Air Forces):

A.1.2 - Use NATO/ICAO (International Civil Aviation Organization) Standard Radio Communication Procedures and Terminology.

A.1.3 - Apply NATO Airspace Control Doctrine.

A.1.4 - Use NATO/ICAO Standard Air Navigation Procedures.

A.2.8 - Conduct Air Transport Operations.

A.2.11 - Use ICAO/NATO Standard Aircraft Marshalling Signals and Procedures.

Damit diese Vielfalt an Military Tasks for Interoperability und die hohe Anzahl an Einheiten evaluiert werden konnten, wurde nachstehende Evaluierungsorganisation eingenommen:

Der Evaluation Director, das Evaluation Directorate und das Liaison Team wurden aus der Stabsabteilung Controlling & Inspizierung vom Streitkräfteführungskommando gestellt. Jeder zu evaluierenden Einheit wurde ein Evaluierungsteam zugeteilt, das durch einen auf dem Gebiet OCC E&F Programme erfahrenen Offizier geführt wurde. Jedes Team bestand aus drei Offizieren.

Das Bewertungsverfahren

Durch die NATO C3 Agency wurde ein OCC E&F Tool in Form einer Datenbank zur Unterstützung des OCC E&F Programme entwickelt und den Partnernationen zur Verfügung gestellt. Mit den Hauptfunktionen dieses Tools können

  • Evaluierungen geplant,
  • Daten gesammelt und
  • die Evaluierungsergebnisse aufgezeichnet werden.

Dadurch kann den Partnernationen ein Feedback hinsichtlich der Interoperabilität der eingemeldeten Einheiten geliefert werden. Die Bewertung erfolgt nur auf der Basis dieser Datenbank. Für alle Military Tasks for Interoperability sind Überprüfungslisten vorhanden, und diese gliedern sich in drei Ebenen:

  • Task (Hauptaufgabe);
  • Subtask (Unteraufgabe);
  • Element (Einzelaufgabe).

Die Evaluierungsteams überprüfen die ihnen zugeordneten Einheiten je nach Übungsphase und den im Einlagenkatalog festgelegten Aufgaben. Die in den Überprüfungslisten angeführten Elements wurden gezielt überprüft. Alle Beobachtungen, Interviews und sonstigen Eindrücke hielten die Evaluatoren in den Überprüfungslisten fest. Diese Feststellungen wurden in Evaluierungspausen in die Datenbank übertragen.

Waren alle Elemente einer Subtask einer Evaluierung unterzogen, konnte eine Zusammenfassung auf Subtask-Ebene durchgeführt werden. In der gleichen Vorgangsweise wurde auf Task-Ebene vorgegangen. Das Evaluation Directorate ermittelte aus den Teilergebnissen aller Evaluierungsteams ein Gesamtergebnis für die jeweilige zu evaluierende Einheit.

Für jede Einzelaufgabe/Unteraufgabe/Hauptaufgabe sind vier Beurteilungsgrade möglich:

  • I/Interoperable;
  • PI/Partially Interoperable;
  • NI/Not Interoperable;
  • NE/Not Evaluated.

Die Mehrzahl aller Einzelaufgaben konnte mit "Interoperable", nur Teile mit "Partially Interoperable" bewertet werden. Einige wenige Punkte mussten mit "Not Interoperable" beurteilt werden. Jene Einzelaufgaben, die mit "Partially Interoperable" bewertet wurden, waren auf Ausbildungsmängel zurückzuführen. Alle "Not Interoperable" bewerteten Einzelaufgaben mussten auf die Nichtumsetzung von NATO-Standards oder auf fehlende Ausrüstungsgegenstände zurückgeführt werden.

Die Zusammenfassung aller Einzelaufgaben und Unteraufgaben ergab ein sehr gutes Evaluierungsergebnis. Die meisten Military Tasks for Interoperability konnten mit "Interoperable" bewertet werden. Ein "Not Interoperable" musste nicht vergeben werden.

Durch die evaluierten Einheiten wurde ein hohes Maß an Professionalität und Motivation geboten. Trotz schwieriger Rahmenbedingungen (anspruchsvolle Gefechtssituationen, ungünstige Witterungsverhältnisse, Schlafentzug und unbekanntes Gelände) ist es den Einheiten gelungen, ihr Leistungsvermögen und ihre Fähigkeiten im Rahmen einer Crisis Response Operation unter Beweis zu stellen. Die Einheiten haben die Evaluierung grundsätzlich positiv abgeschlossen. Die festgestellten Lücken sind in der weiteren Folge im Zuge der Ausbildung bzw. durch die Beschaffung der fehlenden Ausrüstungsgegenstände zu schließen.

Way Ahead!

Der nächste Schritt für die im Zuge der Self-Evaluation Level 1 evaluierten Einheiten wird die NATO-Evaluierung Level 1 im April 2008 sein. Nach positivem Abschluss dieses Evaluierungszyklus können die Einheiten einer Level 2-Evaluierung unterzogen werden. Der derzeitige Planungsstand weist diese Evaluierung im Jahr 2009 aus. Bis zu dieser Evaluierung sind die Umsetzung aller NATO-Standards und die Zuführung der fehlenden Ausrüstungsgegenstände abzuschließen.


Autor: Oberst Emmerich Bauer, MSD, Jahrgang 1955. Ausmusterung an der Theresianischen Militärakademie als Panzeroffizier, Verwendung als Zugskommandant, Kompaniekommandant, S4, S3 und stellvertretender Bataillonskommandant. 1994 bis 2002 Kommandant des Panzerbataillons 14, 2001 bis 2002 Kommandant der Task Force DULJE im Kosovo. 2002 bis 2006 Mech-Truppenoffizier im Kommando Landstreitkräfte, seit 2006 Fachoffizier Inspektion Kampfunterstützungstruppe sowie Point of Contact/OCC E&F und Evaluierungsdirektor/OCC E&F im Streitkräfteführungskommando.

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