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Psychologie: Der Brigadepsychologe bei der 4. Panzergrenadierbrigade

Am 1. Oktober 2007 startete das Projekt "Brigadepsychologe bei der 4. Panzergrenadierbrigade" in Linz-Ebelsberg. Ausschlaggebend dafür war u. a., dass der Kommandant der 4. Brigade, Brigadier Mag. Robert Prader, ab Mai 2008 die MNTF S (Multinational Task Force South) im Kosovo kommandieren wird und eine beträchtliche Zahl der Soldaten von AUCON/KFOR 18 aus dem Befehlsbereich der 4. Brigade stammt. Dabei handelt es sich um einen großen Teil der Soldaten der MNTF S mit Sitz in Prizren sowie um das Maneuverbattalion Dulje (MNB D) im Camp Casablanca in Suva Reka, das durch Oberstleutnant Hans-Otto Hrbek, Kommandant des Panzerbataillons 14 in Wels, geführt wird.

Für die Arbeit eines Psychologen im In- und Ausland ist der persönliche Kontakt zu den Soldaten immens wichtig. Durch vertrauensbildende Maßnahmen und eine positive Einstellung zum Psychologen können belastende Themen, die den Soldaten in der Ausübung seiner Tätigkeiten beeinträchtigen könnten, angesprochen und mit dem Psychologen bearbeitet werden. Diese Maßnahmen sind gerade in der Vorbereitungsphase eines Einsatzes besonders wichtig. Durch die ständige Präsenz des Psychologen in den einzelnen Verbänden und Einheiten kann eine Basis des Vertrauens geschaffen werden. Das Ziel ist, den Truppenpsychologen zu einem gewohnten Bestandteil eines Verbandes werden zu lassen und seine Fähigkeiten zur Gesunderhaltung der Soldaten zu nützen.

Im Mittelpunkt meiner Aufgabe als Truppenpsychologe steht der Mensch. Dieser wird in Konfliktsituationen oder in stark belastenden Phasen seines Lebens nur zu oft allein gelassen, sei es bewusst oder unbewusst. Die erlebte Hilflosigkeit des Betroffenen und seines sozialen Umfeldes kann zu extremen Beeinträchtigungen in dessen Leben führen.

Damit sich der Soldat ganz dem Dienst widmen kann, darf er nicht durch psychische Belastungen abgelenkt werden. Denn Fehler im Einsatz, im Umgang mit der Waffe oder im Straßenverkehr, herbeigeführt durch Unachtsamkeit oder durch Ablenkung, können gravierende Auswirkungen nach sich ziehen und den Soldaten selbst sowie seine Kameraden gefährden.

Der Brigadekommandant ist bestrebt, dass seine Soldaten psychisch wie physisch gesund in den Einsatz gehen und auch wieder unversehrt nach Hause kommen. Im Einsatzraum müssen sie den täglichen Belastungen wie Stress (Hitze, Kälte), Lebensumstände der Bevölkerung, Leben auf engstem Raum, große Entfernung von zu Hause usw. gewachsen sein. Um diesen Belastungen entgegenzuwirken, wird auch die Familienbetreuung, die derzeit durch das Streitkräfteführungskommando (Oberstleutnant Otto Just) koordiniert und von den Militärkommanden umgesetzt wird, von der 4. Brigade unterstützt. Denn Partnerschaftsprobleme sind eine der häufigsten Ursachen für Selbstmordversuche unter Soldaten. Nur ein Soldat, der ohne einen Rucksack von Problemen im Ausland Dienst versieht, ist auch zu 100 Prozent konzentriert, belastbar und einsetzbar.

Um die Tätigkeiten des Brigadepsychologen ausführen zu können, sind entsprechende fachspezifische Ausbildungen erforderlich. Diese ermöglichten mir in den letzten Monaten als Brigadepsychologe die Betreuung und Behandlung bei Burnout, Mobbing und Depressionen, aber auch die Unterstützung bei zwischenmenschlichen Konflikten, die Nachbereitung von Vorfällen in der militärischen Ausbildung und das Wiederherstellen der psychischen Gesundheit der involvierten Personen.

Zusätzlich sollte der Brigadepsychologe auch über militärisches Hintergrundwissen (Verwendung als Offizier oder Unteroffizier) verfügen, gilt es doch Kommandanten zu beraten und Soldaten bestmöglich und kompetent zu betreuen.

Viele Soldaten verbinden mit der Militärpsychologie vornehmlich Auswahlverfahren und Eignungsprüfungen. Der Truppenpsychologe ist jedoch für die Betreuung der Soldaten und nicht für die Personalauswahl verantwortlich, denn diese Bereiche müssen streng voneinander getrennt werden, um das Vertrauensverhältnis zu den Soldaten nicht zu beeinträchtigen. Der Brigadepsychologe ist aufgrund des Psychologengesetzes zur Verschwiegenheit verpflichtet. Das bedeutet, dass er gegen die Ethik und Verschwiegenheitspflicht verstoßen würde, wenn er ohne die Zustimmung des Klienten in der persönlichen Beratung anvertraute Daten an Dritte weitergibt.

Rückblickend zeigen die gewonnenen Erfahrungen, dass die Installation des Psychologen auf der Ebene der Brigade eine sehr sinnvolle und wichtige Maßnahme zur Gesunderhaltung der Truppe ist. Bei Bedarf ist er rasch verfügbar und kann durch seine Expertise eine Stütze für den Kommandanten sein. Psychische Beschwerden und daraus resultierende Spätfolgen wie psychosomatische Erkrankungen können dadurch früher erkannt werden. Durch die Vernetzung mit anderen Einrichtungen des Gesundheitssystems kann der Betroffene so schnell wie möglich stabilisiert und auf seinem Arbeitsplatz reintegriert werden. Damit trägt der Brigadepsychologe einen wesentlichen und unverzichtbaren Anteil zur Erhaltung der Gesundheit und der Einsatzbereitschaft der Soldaten bei.

Autor: Mag. Helmut Auer, Brigadepsychologe

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