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Der Vorbereitungslehrgang für Unteroffiziersanwärter (III)

Im dritten und letzten Teil der Beitragsserie über den ersten Vorbereitungslehrgang an der Heeresunteroffiziersakademie wird der Kurs aus Sicht des Lehrgangsleiters analysiert. Dabei werden insbesondere die gewonnenen Erkenntnisse dargelegt und ein vorsichtiger Blick in die Zukunft gewagt.

Rückblick

Am 8. Jänner 2007 rückten 87 junge Unteroffiziersanwärter in die Towarek-Schulkaserne ein, um den Vorbereitungslehrgang zu absolvieren. 65 der am Ende insgesamt 70 zur Zulassungsprüfung für den Unteroffizierslehrgang angetretenen Anwärter für einen Unteroffiziersarbeitsplatz konnten die Aufnahmekriterien erfüllen. Damit war die Erfolgsquote des ersten Vorbereitungslehrganges bei weitem höher als selbst von Optimisten erwartet.

Die Teilnehmer des Lehrganges waren "die besten" KIOP-(Kräfte für Internationale Operationen-)Soldaten, denen die Möglichkeit gegeben wurde, sich für die Unteroffizierslaufbahn zu qualifizieren. In der ersten Kurswoche wurde der individuelle Leistungsstand aller Aspiranten durch Testungen analog der derzeit gültigen Zulassungsprüfung für den Unteroffizierslehrgang ermittelt. Neben der Selbstorientierung für die Soldaten sollte dieser Schritt vorrangig der möglichst effizienten Einteilung zu Förder- bzw. Leistungsgruppen dienen. Parallel erfolgte durch das Heeressportzentrum eine umfangreiche Testung der körperlichen Voraussetzungen und der Leistungsfähigkeit. Diese wurde am Ende des Lehrganges wiederholt, um so die einschlägige Entwicklung während der Ausbildung nachvollziehen zu können.

Diese erste Eignungstestung wies vor allem in den Gegenständen Karten- und Geländekunde, Deutsch und 2 400m-Lauf auf teils eklatanten Förderungsbedarf hin. Äußerst positiv war das Ergebnis aber zum Beispiel im Bereich Waffen- und Schießdienst, was auf den sehr hohen Praxisanteil der bisherigen Ausbildung der Unteroffiziersanwärter auf der Ebene des Einzelsoldaten zurückzuführen ist.

Die Förderung in den Gegenständen Deutsch und Mathematik war für den militärischen Ausbildungskader eine Besonderheit. Die Gruppen mit besonders intensivem Förderbedarf wurden von zivilen Lehrern mit entsprechenden Fachqualifikationen unterrichtet, alle Übrigen mit geringeren Einstiegsproblemen von Kaderangehörigen der Heeresunteroffiziersakademie. In Mathematik etwa standen neben Schlussrechnungen auch Beispiele aus dem militärischen Alltag, beispielsweise aus dem Pioniersprengdienst entnommene Ladungsberechnungen, oder anregende Denksportaufgaben auf dem Lehrplan.

Anfangs festgestellte Defizite im Gegenstand Karten- und Geländekunde konnten durch Praxisarbeit mit Karte, Bussole und Planzeiger relativ rasch behoben werden.

Natürlich waren auch in der Körperausbildung Leistungsgruppen zu bilden, wobei eine möglichst intensive Betreuung und Begleitung durch Fachpersonal im Zentrum des Interesses der Lehrgangsleitung stand. Alle Trainingsschritte wurden durch das Lehrpersonal aufgezeichnet und dokumentiert, um als kursführende Stelle am Ende des Lehrganges aussagefähig zu sein.

Höhepunkte der Ausbildung

24-Stunden-Kampftag

Gleich zu Beginn der zweiten Kurswoche ließ der Abteilungsleiter den gesamten Lehrgang nach der Standeskontrolle alarmieren. Mit Alarmpackordnung (25 kg Rückengepäck und Waffe) wurde im gesicherten Fußmarsch von Enns auf den Truppenübungsplatz Treffling - eine Distanz von etwa 30 Kilometern - marschiert. Nach intensiven psychischen und physischen Belastungen während der Nacht standen am nächsten Vormittag die Gefechtsformen im Gruppenrahmen auf dem Dienstplan. Danach wurde wieder in die Towarek-Schulkaserne nach Enns verlegt.

Ziel dieses 24-Stunden-Kampftages war es, neben der körperlichen auch die psychische Belastbarkeit der Teilnehmer zu überprüfen. Daher war während der gesamten Übung auch eine Psychologin des Heerespsychologischen Dienstes zugegen.

Verlegung nach Allentsteig

In der fünften Woche verlegte der Lehrgang geschlossen - dieses Mal mit Fahrzeugen - auf den Truppenübungsplatz Allentsteig. Ausbildungsinhalte waren - ein Gruppengefechtsschießen, - ein 25 Kilometer langer Orientierungsmarsch, - eine Kampfmittelbelehrung, - das Überwinden eines Waffen- und Schießdienstparcours und - das Führen während eines Gefechtsdiensttages.

Da die Lehrgangsteilnehmer KIOP-Soldaten waren, hatten sie den für den Einstieg in den Unteroffizierslehrgang üblichen Chargenkurs (in Zukunft Militärische Führung 1 - MilFü 1) mit der integrierten Kommandantenausbildung auf unterster Ebene nicht absolviert. Darum wurde besonders bei der Einteilung als Kommandant intensiv auf eine ständige Rochade bei allen sich bietenden Gelegenheiten geachtet.

Abschlussübung

In der siebenten Woche endete die Kommandantenausbildung mit der Abschlussübung. Auch während dieser Übung wurden gezielt körperliche und psychische Belastungen gesetzt, um am Schluss ein möglichst genaues Bild der Unteroffizierseignung der Kandidaten zu erhalten. Die Woche endete mit einer intensiven Wiederholung in allen Fördergegenständen, um so optimale Voraussetzungen für die Zulassungsprüfung der Folgewoche zu schaffen.

Zulassungsprüfung

In der letzten Ausbildungswoche wurde schließlich die eigentliche Zulassungsprüfung abgenommen. Dies geschah im Wechsel mit einer verkürzten psychologischen Überprüfung durch den Heerespsychologischen Dienst, sofern die psychologische Eignung zum Unteroffizier im Vorfeld noch nicht festgestellt wurde.

Feedback

Am Ende des Lehrganges wurde ein persönliches Feedback durch Zugskommandanten und Psychologen gegeben, wobei mit den Lehrgangsteilnehmern - Beobachtungen, - allgemeine Eindrücke, - aber auch die von den Ausbildern getroffenen Bewertungen besprochen wurden.

Nach Bekanntgabe der Prüfungsergebnisse verließen mit 65 Teilnehmern wesentlich mehr Kandidaten mit einem positiven Ergebnis die Heeresunteroffiziersakademie, als in der Vorbereitungsphase erwartet wurde. Ende August 2007 kehrten viele von ihnen als Teilnehmer des 19. Unteroffizierslehrganges zurück.

Erkenntnisse

Schon während des Kurses zeigte sich ein erhöhter Bedarf an Flexibilität hinsichtlich der Zuordnung von Unterrichtseinheiten zu konkreten Ausbildungsinhalten. Der Ausbildungsstand der Kandidaten für einen Platz im Unteroffizierslehrgang war völlig unterschiedlich, und gerade der recht gut gelungene Ausgleich hinsichtlich der Kenntnisse machte den ersten Vorbereitungslehrgang aus Sicht der Heeresunteroffiziersakademie zu einem Erfolg. Erste curriculare Anpassungen wurden auf Basis der Erkenntnisse aus diesem Pilotlehrgang bereits zur Umsetzung vorgeschlagen. Zusätzliche Verbesserungen können erst eingeleitet werden, wenn sich das konkrete Bild der zu erwartenden Zielgruppe am Vorbereitungslehrgang nach weiteren Lehrgängen verdichtet hat.

Bei den abschließenden Befragungen der Teilnehmer (Feedback für die Ausbilder) wurde vor allem der Bedarf nach einer verstärkten Förderung in den Gegenständen Deutsch und Mathematik genannt. Das Engagement des gesamten Lehrkörpers wurde gewürdigt. Aber auch die Lehrer und Ausbilder zeigten sich vom Engagement der Lehrgangsteilnehmer positiv überrascht.

Die Zukunft

Anpassungen und Abstimmungen mit der vorangegangenen Chargenausbildung bei der Truppe werden immer wieder notwendig sein. Erste kleinere Verschiebungen bei den Ausbildungszielen gab es bereits im Jahr 2007 im Bereich des Waffen- und Schießdienstes. An der Grundidee des Vorbereitungslehrganges wird dabei jedoch nicht gerüttelt.

Künftig ist geplant, allen Anwärtern für die Laufbahn des Unteroffiziers - inklusive einer vom Heerespsychologischen Dienst attestierten Unteroffizierseignung - den Zugang zum Vorbereitungslehrgang zu eröffnen. Dies sollte jedoch - unabhängig von der Ausbildung bei der Truppe - nach dem abgeleisteten Grundwehrdienst sein. Nicht jeder wurde in Richtung Kommandant geschult. Inwieweit sich dieser liberale Ansatz auf die Überprüfbarkeit der Kommandanteneignung in den Lehrgängen mangels Vorkenntnissen und Erfahrungen auswirken wird, kann derzeit noch nicht bewertet werden.

Dienstrechtlich wird daran gedacht, in Zukunft die Vergabe von Planstellen bzw. die Übernahme als Militärperson auf Zeit vom bestandenen Vorbereitungslehrgang und einer damit verbundenen Kursplatzzuweisung am Unteroffizierslehrgang (MilFü 2) abhängig zu machen.

Das zentral angeordnete und durchgeführte Assessment im Rahmen des Vorbereitungslehrganges durch eine professionell begleitende Beobachtung und die Zulassungsprüfung nach einem intensiven Förderangebot schaffen die Voraussetzung für ein faires Vergabeverfahren bei den Arbeitsplätzen für junge Unteroffiziere.

Bewertung

Der Vorbereitungslehrgang ist ein wesentlicher Baustein für die Kaderentwicklung im Österreichischen Bundesheer. Der erste Vorbereitungslehrgang darf als voller Erfolg betrachtet werden. Die Zukunft der neuen Unteroffiziersausbildung in Österreich hat damit bereits im Frühjahr 2007 begonnen.

___________________________________ ___________________________________ Autor: Major Klaus Heller, Jahrgang 1969, 1992 Ausmusterung an der Theresianischen Militärakademie. Verwendung als Ausbildungsoffizier und Kompaniekommandant einer Jägerkompanie in Freistadt, seit 1996 an der Heeresunteroffiziersakademie als Lehrgangsleiter in der Lehrabteilung 1, zuständig für die Unteroffiziersgrundausbildung. Auslandseinsätze in Bosnien und Afghanistan sowie Dienstverwendungen als Abteilungsleiter und S3 der Akademie.

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Erfahrungen eines Kursteilnehmers - Auszug

"Am 3. Jänner 2007 rückte ich für acht Wochen zum ersten Vorbereitungslehrgang an die Heeresunteroffiziersakademie in Enns ein. Ich fuhr mit gemischten Gefühlen nach Oberösterreich, da ich nicht genau wusste, was auf mich zukommen würde. Doch sehr schnell wurde mir klar, dass dies endlich einmal ein Kurs war, der wirklich Sinn machte. Ich wusste zwar, welche Themen für die Aufnahmsprüfung zum 19. Unteroffizierslehrgang zu lernen waren, doch die genauen Anforderungen konnte ich nur erahnen. Auf dem Vorbereitungslehrgang wurde genau und gezielt auf die einzelnen Prüfungsthemen eingegangen. … Die Lehrunteroffiziere scheuten auch nicht davor zurück, sich nach Dienstschluss - also unbezahlt - mit uns hinzusetzen und offene Fragen zu klären. Auf diesem Weg einen herzlichen Dank an sie! Auch sportlich wurden wir durch die Sportunteroffiziere und die Angehörigen des Heeressportzentrums gefördert, wobei ich anmerken möchte, dass ich mir persönlich noch mehr Sport gewünscht hätte. Zum Abschluss kann ich nur sagen, dass ich nach dem Kurs mit viel Selbstvertrauen in mein Können zur Aufnahmsprüfung ging und diese problemlos absolvierte. Dieser Vorbereitungslehrgang gibt jedem Unteroffiziersanwärter eine echte Chance, seinen Berufswunsch zu verwirklichen." (Zugsführer Michael Cacic, Aufstellungsstab Kommando Militärstreife/Militärpolizei)

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