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Die schwere Pioniermaschinenausstatung der neuen PiBauKp/AuslE der Pionierbataillone

Trotz budgetärer Einsparungen ist es in den letzten Jahren, unter anderem Dank eines Schulterschlusses der Pionierverantwortlichen aller Ebenen gelungen, nach Jahren wieder Erneuerungen im Bereich der Pionierbaukompanie (PiBauKp) für Auslandseinsätze (AuslE) der Pionierbataillone umzusetzen.

In TD Heft 2/2007 wurde über den neuen Baggerlader JCB 4CX "Sitemaster" berichtet. Mit der Einführung dieses Baggerladers begann die längst fällige Erneuerung der österreichischen Pioniermaschinenflotte. Anstelle bloß einer neuen Maschine werden nun erfreulicherweise zehn neuen Maschinentypen eingeführt.

Voraussetzung für diese Erneuerung war die Aufstellung einer Pioniereinheit, die im Rahmen der "Gemeinsamen Außen- und Sicherheitspolitik" (GASP) unter anderem die Fähigkeit besitzen soll, in Auslandseinsätzen Feldlager wie das Camp Casablanca im Kosovo, zu errichten .

Camp Casablanca wurde zwar durch österreichische Pionierkräfte aufgebaut, jedoch war dessen Errichtung hauptsächlich der Improvisationskunst unserer Soldaten zu verdanken. Auf der Basis der damals gemachten Erfahrungen (Lessons learned) konnte nun eine Pioniereinheit nach dem GASP-Anforderungsprofil zweckmäßig ausgestattet werden. Unter Einbindung sämtlicher Spezialisten (miteinbezogen die Erbauer von Camp Casablanca und die damaligen Zugskommandanten) wurden die Unterlagen für den hierzu erforderlichen Maschinenpark erarbeitet und Technische Leistungsbeschreibungen (TBs) erstellt.

Mittlerweile dauert diese Zusammenarbeit mehr als drei Jahre und führte zu einem beachtlichen Ergebnis.

Beschaffungsablauf

Das Österreichische Bundesheer (ÖBH) ist, wie andere Ressorts auch, als öffentlicher Auftraggeber bei Beschaffungsvorhaben an das Bundesvergabegesetz (BVergG) gebunden. Selbst die Beschaffung von geringen Stückzahlen verläuft hier nicht einfach, da Pioniermaschinen meist eine Preisobergrenze überschreiten, die eine europaweite Ausschreibung erfordert. In der Praxis heißt das, ob man nun z. B. 400 Stück Unimog oder drei Stück Teleskoplader beschaffen möchte, die Arbeit, speziell in der Vorbereitung, ist die gleiche. Lediglich bei der Abnahme ergibt sich aufgrund der geringeren Stückzahl ein geringerer Arbeitsaufwand.

Die Auftragsvergabe

Das Amt für Rüstung und Wehrtechnik (ARWT) wird von der zuständigen Systemabteilung Fahrzeuge, Gerät und persönliche Ausrüstung (FGP) mit der Erstellung von Technischen Leistungsbeschreibungen beauftragt.

Die jeweilige TB wird in Kraft gesetzt, und die zuständige Systemabteilung FGP erstellt nach Sicherstellung der budgetären Mittel einen Akt (Einleiter zur Beschaffung), der beinhaltet, wie viele Maschinen welcher Art beschafft werden sollen.

Gleichzeitig wird eine Bewertungskommission gebildet, die in weiterer Folge kommissionell zu entscheiden hat, welcher Bieter den Auftrag (Zuschlag) erhält. Federführende Mitglieder dieser Bewertungskommission sind die zuständige Systemabteilung FGP und die Kaufmännische Abteilung (KA) sowie des ARWT und meist auch Vertreter der Truppe. Wird die Beschaffung über die Bundesbeschaffungsgesellschaft abgewickelt, dann wirkt die KA nicht im Beschaffungsvogang mit.

Nach einem vorgegebenen Aktenlauf wird die Ausschreibung meist durch die KA veröffentlicht.

Nun haben Lieferanten die Möglichkeit die Ausschreibungsunterlagen anzufordern und ein Angebot zu erstellen, wobei die Mindestfristen für die Angebotslegung durch das BVergG vorgegeben sind.

Nach der offiziellen Angebotseröffnung wird durch die Bewertungskommission festgestellt, welche Angebote aus rein formalen Gründen auszuschließen sind.

Jeder der dann noch verbleibenden Anbieter hat der Kommission ein Vorführgerät zur Verfügung zu stellen, anhand dessen die praktische Eignung des Gerätes sowie die technischen Angaben des Bieters überprüft und bewertet werden (Musterprüfung).

Nach dem so genannten Bestbieterprinzip werden nun der Preis und die erreichten Bewertungspunkte durch ein kompliziertes Rechenverfahren (Kosten-Nutzwert-Analyse) gegenübergestellt und somit der Bestbieter ermittelt (Preis-Leistungs-Verhältnis).

Nach der Auftragserteilung, der so genannten "Erteilung des Zuschlages", die jedem noch verbliebenen Bieter zur Kenntnis gebracht werden muss, gibt es noch die so genannte Stillhaltefrist, innerhalb derer jeder dieser Bieter einen Einspruch erheben kann.

Nach Ablauf der Stillhaltefrist ist der Auftrag bestätigt und der Auftragnehmer (Produzent oder Händler) stellt die zeitgerechte Lieferung der Maschinen sicher. Nach Fertigstellung der Maschinen werden diese technisch abgenommen. Dabei werden die Übereinstimmung des Konfigurationsstandes mit der Bestellung, alle Maschinenfunktionen sowie das mitgelieferte Zubehör und die Dokumentation geprüft. Fertigungsfehler oder verdeckte Mängel können im Zuge einer Abnahme nur selten entdeckt werden und sind daher eine Frage der Gewährleistung und Garantie. Bei den vorliegenden Beschaffungen erstrecken sich die Garantiefristen auf Zeiträume von drei bis viereinhalb Jahren.

Nach der Auslieferung der Maschinen an ein Heereslogistikzentrum erfolgt die Erstellung von Zubehörsätzen und Umsetzung sonstiger Begleitmaßnahmen (Zulassung zum Verkehr und dergleichen).

In Absprache mit dem ARWT und der Lieferfirma wird nun die Firmenerstschulung, bei der Fahrer, Fahrlehrer und Mechaniker eingeschult werden, geplant und schlussendlich durch die zuständige Systemabteilung FGP einberufen. Diese Schulungen finden meist bei einem der Bedarfsträger statt, wobei bereits unmittelbar im Anschluss an die Schulung die Geräte von den künftigen Gerätebesitzern mitgenommen werden bzw. dort verbleiben.

Damit ist das eigentliche Beschaffungsvorhaben abgeschlossen. Aufgrund der, während der Schulung gewonnenen Erfahrungen, wird eventuell noch erforderliches Zubehör ergänzt. Zuletzt wird die Technische Dienstvorschrift für das Bundesheer erstellt (TDVBH).

Der soeben beschriebene Ablauf dauert in den meisten Fällen ungefähr ein bis zwei Jahre. Laufen mehrere Beschaffungen gleichzeitig, verlängern sich auch die Zeiträume.

Technische Leistungsbeschreibung

Der Begriff der "Technischen Leistungsbeschreibung" existiert eigentlich nur im ÖBH. Im BVergG ist nur von einer Leistungsbeschreibung die Rede und dafür gibt es technische Spezifikationen. Diese technischen Spezifikationen sind am ehesten mit der im ÖBH eingeführten TB vergleichbar. Da z. B. für keine der zu beschaffenden schweren Pioniermaschinen (sPiMasch) "Militärische Pflichtenhefte" der Abteilung Strukturplanung (StruktPl) vorgelegen sind, mussten die Eckdaten jeweils aus den Erfahrungen der bisherigen Auslandseinsätze abgeleitet, mit den Bedürfnissen der zukünftigen Nutzer abgestimmt und mit der StruktPl und dem FGP abgeglichen werden. In einer TB werden technische Forderungen gestellt, deren Einhaltung - abgeleitet von militärischen Einsatzvorgaben - im Rahmen der vorliegenden Gesetze und Normen erforderlich ist. Für die Erreichung der gestellten Forderungen können insgesamt bis zu 1 000 Punkte (100 Prozent) vergeben werden. Man unterscheidet Muss-, Mindest- und Soll-Forderungen.

Bei Muss-Forderungen ist das Erreichen eines technischen Wertes bzw. das Vorhandensein einer technischen Ausstattung gefordert. Die Erfüllung dieser Forderungen ist durch ledigliches Erreichen des vorgegebenen Wertes oder das Vorhandensein der geforderten Ausstattung gegeben. Ein Überschreiten dieser Anforderungen fließt nicht in die Bewertung ein. Bei Nichterfüllung auch nur einer Muss-Forderung ist das Angebot auszuscheiden. Bei Erreichen aller Muss-Forderungen wird ein in der TB festgelegter Punktestand vergeben.

Bei Mindest-Forderungen ist ebenfalls das Erreichen eines technischen Wertes bzw. das Vorhandensein einer technischen Ausstattung maßgeblich. Hierbei werden jedoch über die Forderung hinausgehende Mehrleistungen mit zusätzlichen Punkten bewertet. Die Punkte werden meist durch Interpolieren (Errechnen von Werten) ermittelt oder fix für das Vorhandensein gewisser Ausstattungen vergeben.

Soll-Forderungen beschreiben technische Ausstattungen, die zwar nicht unbedingt erforderlich sind, jedoch den Nutzwert erhöhen und daher je nach Grad der Erfüllung eine Vergabe weiterer Punkte ermöglichen können. Zu jeder TB gibt es einen Bewertungskatalog anhand dessen während des gesamten Bewertungsverfahrens die erreichten Punkte durch die Mitglieder der Bewertungskommission ermittelt werden. Nach Vorliegen der so ermittelten Ergebnisse wird nun abschließend mit der bereits erwähnten Kosten-Nutzwert-Analyse das beste Angebot ermittelt.

Welche Maschinen für welchen Zweck?

Die Pionierbaukompanie der Pionierbataillone gliedert sich in den Pionierbauzug (PiBauZg), den Feldlagerbauzug (FLgrBauZg), den Straßenbauzug (StrBauZg) und den Pioniermaschinenzug (PiMaschZg), wobei alle Teileinheiten außer dem PiBauZg mit schweren Pioniermaschinen ausgestattet sind. Grundsätzlich ist für jedes Pionierbataillon eine PiBauKp vorgesehen, wobei vorerst aus Geldmangel nur eine Kompanie ausgestattet wird. Der StrBauZg und der PiMaschZg werden geräteausstattungsmäßig vorerst beim Pionierbataillon 2 (PiB2) und der FLgrBauZg beim Pionierbataillon 3 (PiB3) aufgestellt. Nahezu alle Maschinen sind mit einem Zubehörsatz, der einen Wartungssatz und einen Werkzeugsatz beinhaltet, einer Klimaanlage, einer Standheizung, einem Kaltstartpaket, nach Möglichkeit einer 24V Startanlage, Verzurrösen für eine Kreuzverzurrung und diversen Zusatzausrüstungen ausgestattet. Dadurch wird ein einheitlicher technischer Standard erreicht.

Mobilbagger Volvo EW 180C

Der 20,1 t schwere Mobilbagger hat in der Transportstellung eine Gesamtlänge von 8,80 m, ist 2,54 m breit und 3,17 m hoch. Zu seiner Ausrüstung zählen ein 60 cm sowie ein 110 cm Tieflöffel, ein 180 cm Grabenräumlöffel, ein Hydraulikhammer "Atlas Copco" MB1200 sowie ein Sortiergreifer "Kinshofer" D20H, die alle über eine hydraulische Schnellwechselvorrichtung angebaut werden können. Als Besonderheit ist die Schnellwechselplatte so konstruiert, dass alle Anbaugeräte auch um 180° verdreht aufgenommen werden können, wodurch z. B. die Tieflöffel auch als Hochlöffel Verwendung finden. Mobilbagger sind schnelle und wendige Erdbewegungsmaschinen, welche vor allem im Kanalbau unentbehrlich sind. Der für den Straßenmarsch taugliche Mobilbagger kann darüber hinaus mit einem Lasthaken auch als Behelfskran verwendet werden.

Walzenzug Bomag BW213DH4-BVC

Der 14,9 t schwere Walzenzug hat eine Gesamtlänge von 5,8 m, ist 2,25 m breit und 2,97 m hoch. Zu seiner Ausrüstung zählen ein GPS Ortungssystem, das im Zusammenhang mit einem elektronischen Aufzeichnungs- und Überwachungssystem (BCM) bei einer Genauigkeit von wenigen Zentimetern die geleistete Verdichtungsarbeit lückenlos dokumentiert und eine entsprechende Auswertung sicherstellt. Obwohl die Walze für den StrBauZg/PiB2 beschafft wurde, wurde die Firmenerstschulung aus folgenden Überlegungen auf dem Truppenübungsplatz Allentsteig (TÜPl A) durchgeführt. Um am oben angeführten BCM vernünftig auszubilden, war das Vorbereiten einsatznaher Baustellen für Walzarbeiten erforderlich. Am TÜPl A wurde für diesen Zweck im Bereich der Schießbahn Thaures ein Straßenstück und im Lager Kaufholz ein Parkplatz vorbereitet, um eine effiziente Schulung zu gewährleisten. Obwohl hier nur eine Maschine zur Verfügung stand konnte auf einen nahezu typengleichen Walzenzug aus dem Maschinenpark des TÜPl A zurückgegriffen werden, was speziell die Schulung der Fahrer extrem erleichterte. Die Fähigkeit zum Straßenbau war vor dieser Beschaffung für lange Zeit aus dem Spektrum der österreichischen Pioniertruppe verbannt gewesen, jedoch musste man im Kosovo-Einsatz feststellen, dass in einem vom Krieg verwüsteten Land die Erfüllung der Aufgabe des Straßenbaues zur Verbesserung der eigenen Beweglichkeit ein absolutes Muss für Pioniere darstellt. Da natürlich mit Walzen alleine nichts getan ist, ist der Walzenzug als Einheit mit dem nachfolgend beschriebenem Grader zu sehen.

Grader Volvo G930

Der 18,3 t schwere Grader hat inklusive Frontschild und Heckaufreißer eine Gesamtlänge von 8,85 m, ist 2,65 m breit und durch eine höhenreduzierte Fahrerkabine nur 3,13 m hoch. Da einer der beiden beschafften Grader ohnedies für den TÜPl A vorgesehen ist, wird auch diese Firmenerstschulung voraussichtlich im Mai 2010, nicht zuletzt auch wegen des großen Platzangebotes für Graderarbeiten, auf dem TÜPl A durchgeführt werden.

Beim Volvo Grader handelt es sich um ein in Kanada produziertes Gerät, das auf dem europäischen Markt relativ neu ist. Der Volvo Grader ist ein "Büffel", denn wo andere Grader mit zuschaltbarem Vorderachsantrieb schon lange stecken und den Schild nicht mehr verschwenken können, wühlt sich der Volvo Grader noch immer ohne jede Anstrengung und vor allem ohne Vorderachsantrieb, durch das Erdreich. Obwohl der Volvo Grader der kleinste seiner Art ist (in Kanada z. B. dürfte man beim Straßenbau in anderen Dimensionen denken), bedeutet er im Vergleich zu seinem Vorgängermodell, bezogen auf die Leistungsfähigkeit, einen technologischen Quantensprung für die österreichischen Pioniere.

Teleskoplader Manitou MLT 627 Turbo Compact

Der 6 t schwere Teleskoplader hat mit angebautem Gabelträger eine Gesamtlänge von 5,89 m, ist 2,01 m breit und durch eine höhenreduzierte Fahrerkabine nur 2,21 m hoch. Zu seiner Ausrüstung zählen eine Erdschaufel mit Zähnen, eine Universalschaufel ohne Zähne, ein hydraulisch seitenverschiebbarer Gabelträger und ein Lasthaken mit einer Tragfähigkeit von drei Tonnen, die alle über eine hydraulische Schnellwechselvorrichtung angebaut werden können. Teleskoplader sind schnelle und aufgrund der Allradlenkung äußerst wendige geländegängige Mehrzweckgeräte, die vor allem beim Umschlag von Gütern unentbehrlich sind. Eines der zahlreichen Probleme beim Errichten von Camp Casablanca war, dass alle Container mehr oder weniger manuell be- und entladen werden mussten. Mit dem nun beschafften Teleskoplader, der selbst in einem Container Platz findet, können aus allen Winkeln eines 20-Fuß ISO Containers Paletten ein- bzw. ausgeladen werden.

Minibagger JCB 8040Z

Der 4,3 t schwere Minibagger hat in der Transportstellung eine Gesamtlänge von 5,1 m, ist 1,98 m breit und 2,56 m hoch. Er stellt quasi den "kleinen Bruder" der bei den Pionieren eingeführten Hydraulik-Raupenbagger der Marke Samsung (21,8 t) dar. Der Minibagger ist mit einem Gummiketten-Laufwerk ausgestattet und weist analog zum bereits beschriebenen Mobilbagger im Zubehör je einen 30 cm und einen 60 cm Tieflöffel, einen 120 cm Grabenräumlöffel, einen 265 kg schweren Hydraulikhammer, einen Sortiergreifer "Kinshofer" D05HPX und einen Lasthaken für Hebeeinsätze auf. Wie beim Mobilbagger können die Tieflöffel auch als Hochlöffel verwendet werden.

Kompaktlader Komatsu SK820-5

Der ca. drei Tonnen schwere Kompaktlader hat mit angebauter Standardschaufel eine Gesamtlänge von 3,42 m, ist 1,73 m breit und 2,25 m hoch. Zu seiner Ausrüstung zählen neben der Erdschaufel mit abnehmbarer Schneidkante, ein mechanischer Gabelträger mit Lastenschutzgitter und ein über die Zusatzhydraulik verschwenkbarer Schneeschild. Kompaktlader des Vorgängermodells "Bobcat" 553 kamen bereits bei dem KFOR-Einsatz 1999 zur Anwendung. Damals wurden noch ein anbaubarer Frontbagger mit einem Aktionsradius von 180° und ein Erdbohrer mitbeschafft, die sich beide in Handhabung und Effizienz als Anbaugeräte für einen Kompaktlader als nicht optimal erwiesen haben. Um den Frontbagger zu ersetzen, wurde gleich ein vollwertiger Minibagger beschafft. Beim Erdbohren mit den meisten Kompaktladern muss der Lader aufgrund der Hubkinematik bei zunehmendem Vorschub nachgesetzt werden. Erdbohren ist aber eine unverzichtbare Fähigkeit für den Lagerbau. Deshalb wird versucht, den Zubehörsatz der bereits beschafften Baggerlader JCB 4CX mit einem geeigneten Erdbohrer mit Mäkler (ein Mäkler ist die Führungs- und Tragschiene eines Rammbären; ein Rammbär ist ein Gerät zum einschlagen z. B. von Pfählen ins Erdreich; Anm.) zu ergänzen.

Frontmuldenkipper Wacker Neuson 6001

Der 4,2 t schwere knickgelenkte Frontmuldenkipper hat bei einer Nutzlast von beachtlichen sechs Tonnen eine Gesamtlänge von 4,47 m, ist 2,33 m breit und mit seinem abklappbaren Überrollbügel 3,09 m hoch. Diese auch "Dumper" oder "Japaner" genannten Fahrzeuge verfügen über eine schwenk- und kippbare Mulde, welche vor allem in schwierigen und beengten Verhältnissen ein beachtliches Umschlagen von Erdreich ermöglichen. Das Vorgängermodell des österreichischen Erzeugers Ebbs & Radinger wurde 1999 für den Bau von Camp Casablanca beschafft und hat sich dort bestens bewährt. Deshalb wurde dieser Muldenkipper beschafft. Abgesehen von der Bewährung im Feldlagerbau haben die Frontmuldenkipper auch bereits bei diversen Assistenzleistungen im Inland ihre Flexibilität unter Beweis gestellt. Sie zeichneten sich bei der Firmenerstschulung insbesondere durch eine Höchstgeschwindigkeit von über 30 km/h und eine extreme Geländegängigkeit aus. Als weitere Besonderheit sind Frontmuldenkipper die einzigen selbstfahrenden schweren Pioniermaschinen ohne Fahrerkabine. Hier sitzt der Fahrer im Freien.

Selbstfahrender Betonmischer

Beim selbstfahrenden Betonmischer musste die Ausschreibung, aufgrund formaler Fehler in den Angeboten, wiederholt werden und ist derzeit noch nicht abgeschlossen. Bei der Errichtung vom Camp Casablanca wurde mit mehreren stationären Umkehrmischern gearbeitet. Der fertige Beton musste danach zur jeweiligen Bedarfsstelle verbracht werden. Hierzu war nahezu durchgehend ein Kompaktlader und, mangels anderer Fahrzeuge, mindestens ein Frontmuldenkipper eingesetzt. Ein selbstfahrender Betonmischer kann seine Mischtrommel mit seiner eigenen Ladeschaufel mit Wiegeeinrichtung mit Zuschlagsstoffen und Zement befüllen und aus seinem eingebauten Wassertank über eine Wasseruhr die entsprechende Wassermenge zumischen. Der Wassertank kann sowohl mit Leitungswasser als auch über eine eingebaute Saugpumpe befüllt werden. Während der Fahrt vom Lagerort des Zementes und der Zuschlagsstoffe werden beim ausgeschriebenen Model 3,5 Kubikmeter Beton einbaufertig gemischt. An der Einbaustelle kann der Beton über eine schwenkbare Mischtrommel und eine Auslaufschurre direkt und dosiert eingebracht werden.

Teleskoplader Manitou MRT 2150 Privilege

Der je nach Anbaugerät ca.16,5 t schwere Teleskoplader (Beitragstitelbild) mit drehbarem Oberwagen hat mit angebautem hydraulischen Gabelträger eine Gesamtlänge von 7,18 m, ist ohne ausgefahrene hydraulische Abstützungen 2,43 m breit und unabgestützt 3,05 m hoch. Teleskoplader dieser Art wurden notwendig, da die Erfahrungen aus dem Kosovo-Einsatz gezeigt haben, dass kaum geeignete Mittel zum Verlasten von Gütern oder Containern vorhanden waren. Teleskoplader gehören bei anderen Armeen längst zur Standardausstattung im Pionier- und Logistikbereich. Da diese Geräte universell und vor allem als Geräteträger jeglicher Art einsetzbar sind, wurde eine Menge Zubehör mitbeschafft, das das Einsatzspektrum der Pioniere erheblich erweitert. Es wurden zwei, hauptsächlich durch die Zusatzausstattung unterschiedliche Konfigurationen beschafft, da als Bedarfsträger die Pioniere und die ABC-Abwehrtruppe festgelegt wurden. Alle Geräte verfügen über eine Erdbauschaufel, eine Universalschaufel, einen hydraulisch seitenverschiebbaren Gabelträger, einen Lasthaken von fünf Tonnen Tragkraft und eine hydraulische funkfernsteuerbare Kranwinde derselben Tragkraft, womit man bei einer Gesamtausladung des ausfahrbaren Teleskoparmes über eine bisher unerreichte Ausladung von mehr als 20 m sowohl an Griffweite als auch an Hubhöhe verfügt. Die Pioniere verfügen zusätzlich über einen großen mechanischen Gabelträger mit dem auch 20-Fuß ISO Container bewegt werden können. Zusätzlich können ISO Container noch mit einer eigens dafür vorgesehenen Lasttraverse bewegt werden.

Die Arbeitsbühne

Ein Highlight in der neuen Pionierausstattung ist die für 400 kg zugelassene Arbeitsbühne. Sie ist von 2,40 m auf 4 m Breite veränderbar und für bis zu drei Personen zugelassen. Im Teleskoparm ist ein Stromversorgungskabel eingezogen und am Teleskoparm selbst ist ein Stromaggregat angebaut. Mit dieser zusätzlich verschwenkbaren Bühne ist auch eine Arbeitshöhe von über 20 m möglich.

Die ABC-Abwehrtruppe verfügt zur Erfüllung ihrer Einsatzaufgaben anstelle der Pionierzusatzausstattung über einen 3-D Arbeitskorb, mit dem bis zu zwei Personen in einer beachtlichen Höhe von bis zu 30 m ihre Arbeiten verrichten können.

Gleichzeitig kann der Korb durch Negativaufnahme auch als Brückenuntersichtgerät (zur Kontrolle bzw. Arbeit an der Brückenunterseite) verwendet werden. Beim Arbeiten mit der Bühne und dem Korb können sämtliche Steuerfunktionen nur über die Fernsteuerung von der Bühne und dem Korb aus betätigt werden.

Baggerlader JCB 4CX

Der Baggerlader JCB wurde bereits im TD-Heft 2/2007 beschrieben. Es handelt sich um einen Abruf einer bereits vorangegangenen Ausschreibung, um endlich die vorgegebenen Stückzahlen gemäß Materialorganisationsplan zu erreichen.

Aus budgetären Gründen wurden die Maschinen jedoch nicht mit militärischem Anstrich, sondern in handelsüblichem Gelb ausgeführt. Dafür verfügt jeder Baggerlader, zusätzlich zu drei verschiedenen Tieflöffeln und einem Grabenräumlöffel, über einen Hydraulikhammer und einen Sortiergreifer.

Ausblick

Das Gerät für eine der drei Kompanien ist nun nahezu vollzählig zugelaufen. Man weiß natürlich, dass die Ausstattung nur einer Kompanie nicht zufriedenstellend sein kann. Wie stellt man eine Rotationsausbildung sicher, wenn sich die Kompanie im Einsatz befindet? Was tun bei einem Geräteausfall? Für diese Fälle verfügt jedes der drei Pionierbataillone über eine PiBauKp, und alle vorher beschriebenen Geräte wurden mit der Möglichkeit (Option) ausgeschrieben, noch weitere Geräte desselben Typs zu beschaffen. Für das Jahr 2010 sind bereits die Abrufe für eine zweite Kompanie geplant. Doch schon die bereits beschafften Geräte erhöhen das Einsatzspektrum der Pionierwaffengattung erheblich, womit im Hinblick auf die Aufstellung der beiden noch fehlenden Kompanien nichts anderes zu tun ist, als mit entsprechender Zuversicht nach vorne zu blicken.


Autor: Amtsdirektor Mjr Ing. Roland Haller, Jahrgang 1967. Einrückungstermin Jänner 1988; Unteroffizier beim Landwehrstammregiment 22; Nachhollaufbahn zum Milizoffizier; 2003 Auslandseinsatz (KFOR); zurzeit beordert als S3 im Jägerbataillon W 1 "Hoch und Deutschmeister". Absolvierung einer Abendschule-HTL/Abteilung für Maschinenbau; seit 1998 Referent für Pioniermaschinen & Gerätetechnik im Amt für Rüstung und Wehrtechnik.

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